Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Nach einem verhaltenen Start entwickelten sich die Spieler
des THW Kiel in der vergangenen Spielzeit zu wahren
Supermännern. Nun bläst ein Trio zur Jagd auf die
schwarz-weißen Superhelden.
Das Kostüm war mit Bedacht gewählt. Eindrucksvoll hatte
der THW Kiel in der vergangenen Saison seine Kontrahenten
auf Distanz gehalten. Von einem Meisterschaftskampf war
nichts mehr zu sehen, einsam zogen die Kieler nach einem
etwas holprigen Start ihre Bahnen an der Spitze der
stärksten Liga der Welt. Und deshalb zeigten sich die
Zebras am Ende der Saison in ihren Superman-Kostümen
ihren Fans, feierten gemeinsam den 15. Titel und das
zweite Double in Folge. Doch auch Supermänner müssen sich
den geänderten Gepflogenheiten anpassen - und so steht
der THW Kiel nach dem Abgang von Lenker und Denker
Stefan Lövgren vor einem
Neuanfang. Da zudem
Vid Kavticnik
und
Nikola Karabatic nach
monatelangem Wechselpoker das Trikot von Montpellier HB
dem des deutschen Meisters vorzogen, wittert die Konkurrenz
Morgenluft: Wann, wenn nicht jetzt, sollte der in den
vergangenen Spielzeiten übermächtig wirkende THW Kiel
angeschlagen sein? Die Liga bläst deshalb zur Jagd auf
die Supermänner. Allen voran ein Trio, dass sich hohe
Ziele gesetzt hat. Der HSV Hamburg, die Rhein-Neckar Löwen
und der TBV Lemgo wollen in diesem Jahr endlich eine
Status-Änderung in der TOYOTA Handball-Bundesliga herbeiführen
und haben deshalb weder Kosten noch Mühen gescheut.
Die Hansestädter von der Elbe beispielsweise investierten -
trotz einer wegen einer Deckungslücke im Etat erst unter
Auflagen verspätet erteilten Lizenz - unlängst geschätzte
750000 Euro in das kroatische Super-Talent
Domagoj Duvnjak.
Zudem konnten die Hamburger mit Igor Vori einen weiteren
Star aus Kroatien unter Vertrag nehmen, der bei der
WM 2009 zum wichtigsten Spieler des
Turniers gewählt wurde. "Wir wollen in der neuen Saison in
jedem Wettbewerb ein Wörtchen bei der Titelvergabe mitreden",
gibt Trainer Martin Schwalb deshalb die Devise für die neue
Spielzeit aus. Allerdings haben die Hamburger mit Pascal Hens
(Fersen-Operation) und Bertrand Gille (Teilabriss der Achillessehne)
auch wieder zwei Sorgenkinder in ihrem Kader. "Wir hoffen, dass
Pascal bald wieder ins Team zurückkehren kann. Bertrand hingegen
wird uns die gesamte Hinrunde fehlen, das ist für den HSV sehr
bitter", bedauert der HSV-Trainer, dessen Verein mit einem
Rekord-Etat von 7,5 Millionen Euro in die Saison startet und
damit erstmals zumindest in dieser Wertung mit den Kielern
gleichzog.
Eine halbe Million weniger soll den Rhein-Neckar Löwen zur
Verfügung stehen - angesichts der potenten Sponsoren im Hintergrund
ist das aber wohl eher eine Richtzahl. "Wir haben uns auch bei
den großen Sponsoren deutlich verbessern können. Unser Etat ist
folglich auch größer als im Vorjahr", sagte Löwen-Manger
Thorsten Storm. Das stellte sich auch
im Werben um
Daniel Narcisse heraus.
1,3 Millionen Euro wollten die Löwen an Chambery HB überweisen,
damit "Air France" in Zukunft im Rhein-Main-Gebiet abhebt. Doch
der Franzose entschied sich doch lieber für den Deutschen Meister.
Aber auch ohne
Narcisse haben die Löwen
einen beeindruckenden Kader zur Verfügung. Herausragend dabei ist
natürlich Olafur Stefansson, der von Ciudad Real nach Mannheim
wechselte und den Weggang von Top-Torschütze Mariusz Jurasik
kompensieren wird. Aber auch Carlos Prieto, Bjarte Myrhol, Gabor
Ancsin, Michael Müller und Alexis Alvanos sind klangvolle Namen,
die zukünftig in Mannheim auf Torejagd gehen werden. Hinzu kommt
mit dem Trainergespann Ola Lindgren/Kent-Harry Andersson ein
erfahrenes Duo an der Seitenlinie. "Wir haben einen starken und
breiten Kader, der den ersten Titel holen kann. Aber Geduld und Ruhe
sind dabei wichtige Tugenden", gab
Storm
das Motto der Saison aus.
Ebenfalls zum Kreis der Zebra-Jäger gezählt werden muss der TBV
Lemgo, der mit Ferenc Ilyes nur einen Neuzugang integrieren muss
und auf einen eingespielten Kader zurückgreifen kann. Mit einem
Etat von geschätzten 6,4 Millionen Euro gehören die Ostwestfalen
inzwischen zu den großen Vier der Liga. "Wir haben in jedem Fall
das Potenzial, gegen jeden Gegner gewinnen zu können. Aber der THW,
der HSV und die Löwen sind uns noch ein paar Jährchen voraus",
stapelt TBV-Trainer Markus Baur tief.
Als Geheimtipp gilt in diesem Jahr die SG Flensburg-Handewitt.
"Die sollte man nicht abschreiben", weiß THW-Trainer
Alfred Gislason, "die SG wird für
positive Überraschungen sorgen." Die Jagd auf die Supermänner ist
eröffnet ...
(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)