Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Dass
Filip Jicha maßgeblichen
Anteil am Erfolg der Tschechen bei der
Europameisterschaft in Österreich
hatte, hatte sich auch bis zu Bundestrainer Heiner Brand
herumgesprochen. Brand griff im nahezu bedeutungslosen
letzten
Hauptrunden-Spiel gegen Tschechien
zur etwas unorthodoxen Manndeckung, um den Kieler Halblinken
im roten Dress der Tschechen nicht zur Entfaltung kommen zu
lassen. Der Erfolg war gering: Als es darum ging, Gesicht zu
zeigen, war
Jicha auch gegen Deutschland
kaum zu stoppen. Sechs Tore erzielte
Jicha
- und beinahe hätte sein Wurf noch den Sieg gegen Deutschland
bedeutet. Doch sein Landsmann Karel Nocar fing
Jichas
Wurf auf den verwaisten deutschen Kasten ab, statt eines finalen
Sieges gab es nur ein Remis. "Er ist eben der beste deutsche
Torhüter", nahm
Filip Jicha nach der Partie
das Missgeschick seines Kollegen gelassen. "Wir sind zufrieden und
haben die
EM genossen", bilanzierte
Jicha die "tollen Tage in Österreich".
Tage, die den Kieler Rückraumspieler zum Star der EM werden ließen.
Jicha sei das Herz und die Seele des Teams,
schrieben die großen Zeitungen in dessen Heimatland über den Auftritt
des Zebras, der mit seinen Mannschaftskollegen eine wahre
Handball-Euphorie in Tschechien auslöste. In der "Todesgruppe" D
hatten
Jicha und Co. nach der derben
25:37-Auftaktschlappe gegen Spanien gegen Frankreich beim 20:21 nur
hauchdünn eine Sensation verpasst, waren letztlich durch ein
deutliches 33:26 gegen Ungarn in die Hauptrunde eingezogen. Nach dem
37:35 gegen Slowenien träumten die Fans in der Heimat schon den
Halbfinal-Traum, den die favorisierten Polen nach großem tschechischen
Kampf beim 35:34 jedoch beendeten. "Es sind nur Kleinigkeiten, die
uns fehlen, aber die müssen wir abstellen", ärgerte sich
Jicha nach der verpassten Halbfinal-Chance
- und doch war der 27-Jährige der große Gewinner der EM. "Die Zuschauer
sehen in diesen Tagen den besten
Jicha, den
es je gab", schwärmten nicht nur die Kieler Nachrichten über die
Leistung des Kieler Rückraumspielers. Dieser hatte dem Turnier wie
kein anderer Akteur seinen Stempel aufgedrückt: Im Schnitt 8,8 Tore
erzielte
Jicha, sicherte sich mit insgesamt
53 Treffern souverän die Torjägerkone der EM. Mit elf Steals führte
Jicha eine weitere Wertung an, mit 24
"Assists" war er auch erfolgreicher Vorlagen-Geber für seine Nebenleute
und in dieser Statistik nur von zwei Spielern zu schlagen, deren Teams
durch die Halbfinal- beziehungsweise Finalteilnahme zwei Spiele mehr
aufzuweisen hatten.
Die herausragende Leistung Filip Jichas war
auch den Offiziellen der EHF nicht verborgen geblieben. Gleich dreimal
ehrten sie den "Kieler Tschechen", neben der Auszeichnung für den besten
Torschützen wurde Jicha auch als bester Halblinker in das All-Star-Team
der Europameisterschaft berufen. Außerdem wurde Jicha
mit der Auszeichnung zum "Wertvollsten Spieler der EM" die höchste Ehre
zuteil. Doch ausruhen will sich der Tscheche auf diesen Lorbeeren nicht.
"Die Olympischen Spiele in London sind mein großer Traum", hofft der
27-Jährige auf eine goldene Zukunft mit der Nationalmannschaft. Dass die
Qualifikation für Olympia mit dieser tschechischen Nationalmannschaft kein
Traum bleiben muss, dessen ist sich Jicha
bewusst. "Wir sind ein verschworener Haufen mit großem Zusammenhalt, das
macht uns so stark." Und Trainer Martin Liptak wisse, wie man das Team
zu Top-Leistungen bringen könne: "Er lässt uns auf dem Spielfeld allein
entscheiden. Unser Trainer schenkt uns großes Vertrauen."
Doch nicht nur mit der Nationalmannschaft hat Filip Jicha
Großes vor. "Nach dem Ende der Europameisterschaft werde ich wieder alles
für den THW Kiel geben", kündigte Jicha an. Er
freue sich nach der Zeit in Österreich auf die Rückkehr zu seinen Freunden
beim THW Kiel. "Ich glaube, dass wir mit der neuen Mannschaft noch viel
erreichen werden", geht Jicha die neuen Aufgaben
optimistisch an. "Ich spiele in einem Team, in dem schon alles stimmt", fühlt
sich der Tscheche pudelwohl im Norden. Und auch den gestiegenen Begehrlichkeiten
anderer Clubs erteilt der Mann der EM eine Absage: "Uns gefallen die Menschen
hier. Weg wollen wir nicht."
(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)