28.01.2010 | EM 2010 |
Filip Jicha - der Star der Handball-EM. |
Und einen bodenständigen, bescheidenen Menschen dazu. Es freue ihn, dass es so gut für seine Tschechen laufe, "und natürlich bin ich froh, dass auch bei mir ganz gut klappt", sagt er. Das, so Jicha, sei vor allem ein Verdienst von Coach Martin Liptak. "Er lässt uns auf dem Spielfeld allein entscheiden. Unser Trainer schenkt uns großes Vertrauen, wir zahlen es ihm mit Leistung zurück."
Fünf Spiele in nur acht Tagen haben Spuren hinterlassen. Jichas Augen tragen Ringe, nur mühselig quält sich der Zwei-Meter-Mann im Foyer des Teamhotels "Grauer Bär" in einen Sessel. "Ich habe kaum geschlafen, erst ab etwa 3.30 Uhr", erzählt er. Nichts Außergewöhnliches, das gehe ihm nach intensiven Spielen immer so. Ja, intensiv war die Partie gegen Polen, die Jicha und seine Tschechen erst in allerletzter Sekunde nach großem Spiel mit 34:35 abgeben mussten. "Ärgerlich", zürnt er, "es sind nur Kleinigkeiten, die uns fehlen, aber die müssen wir abstellen."
Jichas Augen glänzen, wenn er über seine Nationalmannschaft spricht. "Wir sind ein verschworener Haufen mit großem Zusammenhalt." Dabei habe er zu Beginn des Turniers noch geschmunzelt über die Zusammensetzung des Kaders. Inzwischen gibt es große Ziele. "Die Olympischen Spiele in London, das ist mein großer Traum." Vorher will Filip Jicha gegen Deutschland, das heute auf Holger Glandorf (schwere Prellung des Oberschenkelknochens) verzichten muss, gewinnen und nach ein paar Erholungstagen bei seinen Eltern in Pilsen die gute Form und das Selbstvertrauen mit nach Kiel hinüberretten. "Ich freue mich auf den THW und meine Freunde im Club. Ich glaube, dass wir mit der neuen Mannschaft noch viel erreichen werden." Das Vakuum, das Führungsspieler Stefan Lövgren hinterlassen hat, will Jicha schließen helfen. "Das traue ich mir zu." Aber wird er auch den Anfragen von anderen Clubs und Beratern, die nach seiner riesigen EM-Performance schon jetzt an ihn herangetragen werden, standhalten? Das sei kein Problem, entgegnet Filip Jicha. "Ich behandle das alles mit Respekt, aber ich spiele in einem Team, in dem schon alles stimmt." Fast noch wichtiger aber sei ihm, dass er und seine Freundin sich in Kiel pudelwohl fühlten. "Uns gefallen die Menschen im Norden. Weg wollen wir nicht."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 28.01.2010)
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