19./20.01.2010 - Letzte Aktualisierung: 20.01.2010 | EM 2010 |
Update #2 | Fotos, KN-Bericht und KN-Splitter ergänzt ... |
Ernste Miene: Heiner Brand konnte mit dem Turnierstart seiner Mannschaft alles andere als zufrieden sein. |
An ihm lag's nicht: Johannes Bitter entschärfte viele Würfe der Polen. |
Dies zeigte sich auch zu Beginn der zweiten Halbzeit, als sich die DHB-Auswahl nicht entscheidend heranpirschen konnte. Das lag auch wieder an Szmal, der glänzend hielt. Die deutschen Angreifer machten es ihm aber auch leicht, schlossen viel zu schnell ab und ließen so guten Möglichkeiten gar nicht erst erstehen. Die ponische Mannschaft konnte sich so Tor um Tor absetzen, beim 12:18 (40.) drohte dem deutschen Team, in dem Brand munter weiter die Akteure durchtauschte, sogar ein Desaster zum EM-Auftakt. Auch zehn Minuten vor dem Ende führte Polen noch mit sechs Toren - jedoch schien jetzt ein Ruck durch die Brand-Auswahl gehen. Endlich einmal wurde versucht, schnell zu spielen. Endlich schloss der Rückraum einige Angriffe konsequent ab. Da auch Bitter nun wieder einige Bälle zu fassen bekam und die deutsche Abwehr etwas beweglicher agierte, kam das DHB-Team doch noch einmal heran: Kraus, Haaß und Kaufmann verkürzten binnen drei Minuten auf 20:22 (55.), Polen konterte mit einem Kempa. Zwei Minuten vor dem Ende, Kaufmann saß nach einem erneuten Fehlwurf und dem folgenden Frustfoul auf der "Sünderbank", klaute sich Sprenger in Unterzahl den Ball und verwandelte den Tempogegenstoß zum 22:24 - doch immer wussten die Polen mit einer Antwort aufzuwarten. Als Rosinski mit einem Billardtor den 27. Treffer für Polen (60.) erzielen konnte, war die Partie endgültig entschieden und der deutsche Fehlstart perfekt.
Morgen trifft die DHB-Auswahl in Innsbruck um 18.10 Uhr auf die von Noka Serdarusic trainierten Slowenen. Das ZDF überträgt die Partie live, im Handballbahnhof Kiel wird zudem wieder ein Public Viewing angeboten.
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Vom Kampfgeist her hat die Leistung heute 100-prozentig gestimmt, und es war bewundernswert, wie meine Mannschaft nach dem Rückstand beinahe noch zurück gekommen wäre. Was wir in der ersten Hälfte im Angriff gespielt haben, geht hingegen gar nicht. Wir haben die Angriffe ohne Vorbereitung abgeschlossen. Wir müssen lernen, zu spielen und Geduld zu haben. Nur ein bisschen mehr Disziplin hätte gereicht, und wir wären mit einem ausgeglichenen Ergebnis in die Halbzeit gegangen. Wenn wir den Polen nicht so viele Bälle geben, werfen sie nicht so viele Tore.Aber Polen hat verdient gewonnen, da gibt es keinen zweifel. Wir hatten praktisch keine Chance zu gewinnen. Vom Kampfgeist her waren wir ebenbürtig, aber Cleverness und Konsequenz haben gefehlt.
Wir kamen nicht in die richtige Wurfposition. Morgen müssen wir viel mehr ohne Ball spielen und einiges besser machen.
Wir haben sehr früh abgeschlossen und es nie geschafft, unser Spiel aufzuziehen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.01.2010:
Es wäre kein Wunder, wenn das EM-Ende schon so früh käme, sagte Johannes Bitter. "Unser Team ist noch nicht wirklich eingespielt. Aber um das Ausscheiden zu verhindern, müssen und werden wir gegen Slowenien gewinnen." Der Hamburger Torhüter war gestern bester deutscher Spieler, pushte seine Kollegen mit wacher Körpersprache und hielt insgesamt 18 Bälle auf, darunter zwei Siebenmeter von Bielecki und Tluczinski. Es war ein Spiel kompromissloser Abwehrreihen und überragender Torhüter. Auch bei den Polen befand sich mit Slawomir Szmal der herausragende Mann im Tor, der Rhein-Neckar Löwe stand ebenfalls 18 Mal im Weg, wurde zum Schrecken für die deutschen Angreifer.
Handballspiele zweier Mannschaften auf Augenhöhe werden zumeist in den Schlussminuten entschieden, doch in der Innsbrucker Olympiahalle fiel eine Vorentscheidung kurz vor dem Seitenwechsel, als die junge deutsche Mannschaft drei grausame Minuten fabrizierte. Kurz nach dem 8:8 (27.) durch Lars Kaufmann kassierten die Polen eine Zeitstrafe, alles war bereitet für eine deutsche Pausenführung. Statt aber in Überzahl entschlossen auf Chancen zu warten, die Angriffe auszuspielen, suchte ein kollektiver Blackout den deutschen Angriff heim. Nacheinander warfen der Kieler Sprenger, Kaufmann und Müller überhastet, unkonzentriert am Tor vorbei oder Szmal an. Diese Fehler bestrafte Karol Bielecki mit "drei wunderbaren Toren" (Trainer Bogdan Wenta) auf grausame Art und Weise. Als das unsicher leitende dänische Schiedsrichterpaar Olesen/Pedersen zur Pause pfiff, führte Polen mit 12:8. Auf den Zuschauerrängen hatten rund 2000 deutsche gegenüber 1000 polnischen Fans ein zahlenmäßiges Plus, an Lautstärke übertrafen die Polen das gegnerische Lager aber schon jetzt deutlich.
"Wir waren in vielen Phasen nicht in der Lage, das Tempo herauszunehmen. Dieses Spiel haben wir eindeutig im Angriff verloren", analysierte Bundestrainer Heiner Brand nach der Partie mit nachdenklicher Miene. Dass auf der Mittelposition überraschend Michael Haaß den Vorzug vor Michael Kraus bekam, begründete Brand mit "dem Spiel in unserer Abwehr. Dazu stehe ich".
Die Fehler von gestern muss die DHB-Auswahl heute abstellen, kämpferisch allerdings war ihr nichts vorzuwerfen. Selbst nach dem zwischenzeitlichen 12:18 (40.) schlug das Brand-Team zurück, fand beim 20:22 durch den siebenfachen Torschützen Kaufmann (57.) sogar wieder Anschluss. Doch die Polen fanden auf alles eine Antwort - auch weil sie im Angriff mit Bielecki, Jaszka oder Kristof Lijewski die besseren Alternativen zu bieten hatten.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 20.01.2010)
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.01.2010:
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 20.01.2010)
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