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18.01.2010 EM 2010

Kieler Nachrichten: Frankreich ist der Topfavorit

THW-Trainer Alfred Gislason bewertet die EM-Teilnehmer - Viele Teams sind auf Augenhöhe

Aus den Kieler Nachrichten vom 18.01.2010:

Morgen folgt der Startschuss zur 9. Handball-Europameisterschaft in Österreich. Deutschland trifft im ersten Vorrundenspiel der C-Gruppe um 18.30 Uhr (ZDF) auf Polen. Sieben Spieler von Rekordmeister THW stehen in den Aufgeboten der insgesamt 16 Teilnehmerländer. Trainer Alfred Gislason beurteilt die Medaillen-Chancen seiner Spieler.
Nach der Last-Minute-Ausbootung von Dominik Klein steht mit Christian Sprenger nur ein Kieler Akteur im Kader von Bundestrainer Heiner Brand. Der ehemalige Magdeburger benötigte verletzungsbedingt einen langen Anlauf, jetzt ist er die Nummer eins auf Rechtsaußen. "Christian ist Deutschlands bester Mann auf diesem Posten", bestätigt auch Gislason. "Ich hoffe nur, dass er bei diesem Turnier mehr Glück hat und von Verletzungen verschont bleibt."

Als Favorit der deutschen Gruppe nennt der Isländer Schweden, "obwohl alle vier Teams fast auf Augenhöhe sind." Schweden habe aber seine Talsohle durchschritten und sei mit dem Trainergespann Staffan Olsson/Ola Lindgren wieder auf dem Weg an die Weltspitze. Kim Andersson, Linkshänder im THW-Rückraum, spiele dabei eine wichtige Rolle. Für Deutschland sei entscheidend, so Gislason, wie die Mannschaft starte. "Hens und Preiß werden vermisst, Glandorf ist zudem angeschlagen. Glückt aber ein guter Beginn, kann das Team ins Rollen kommen. Man kennt ja die deutschen Tugenden."

Topfavorit auf den EM-Titel ist für den THW-Coach Frankreich, der aktuelle Olympiasieger und Weltmeister. Spätestens seit dem souveränen 24:19-Finalsieg im Februar 2008 in der Höhle des Löwen bei WM-Gastgeber Kroatien sitzen die Franzosen fest auf dem Welthandball-Thron. Leistungsträger in der Mannschaft von Trainer Claude Onesta sind die beiden Kieler Thierry Omeyer und Daniel Narcisse. Außerdem wird Ex-THW-Star Nikola Karabatic dem Turnier seinen Stempel aufdrücken. "An den Franzosen geht kein Weg vorbei, sie haben viele komplette Spieler, hinten und vorne kaum Schwächen", singt Gislason ein Loblied auf "les bleus". Wichtig sei allerdings, ob und wie der Hamburger Bertrand Gille nach seiner Verletzung integriert werden könne.

Auch den Norwegern, die mit THW-Mittelmann Börge Lund ins Turnier ziehen, traut Gislason eine gute Rolle zu. "Sie haben in der Vorbereitung tolle Spiele gezeigt. Das Halbfinale sollte möglich sein." Ein Zwischenziel, das er seinen isländischen Landsleuten, den Silbermedaillengewinnern von Peking, ebenfalls zutraut. Gislason weiß, wovon er spricht, stand er doch selbst von 2006 bis 2008 neben seinem Club-Engagement als Auswahltrainer für die Nordländer in der Verantwortung. Mit dem 19-jährigen Youngster Aron Palmarsson ist ein Kieler für Island dabei. "Aron wird wohl nur sporadisch Einsätze bekommen", glaubt Gislason. "Im Moment fehlt ihm die Form."

Außenseiterrollen traut er den Teams seiner Rückraum- Asse Filip Jicha (Tschechien) und Momir Ilic (Serbien) zu. Die Tschechen, so Gislason, hätten eine sehr starke erste Sieben, könnten aber mit Verlauf des Turniers Federn lassen. "Der Substanzverlust ist zu hoch, auch Filip wird ständig in Abwehr und Angriff gefordert sein." Den Serben, "die individuell stark besetzt sind", traut er ein gutes Turnier zu, "wenn sie sich mannschaftlich zusammenraufen."

Alfred Gislason erwartet eine "spannende EM mit vielen Mannschaften auf gleich hohem Niveau." Einen Geheimtipp hat der Isländer auch: Spanien. "Das ist eine Supermannschaft, die mit Torhüter Sterbik als Rückhalt viel erreichen kann."

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 18.01.2010)


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