Gegen die international nicht zur Handball-Elite zählenden Brasilianer tat sich die deutsche Mannschaft in der ersten Hälfte mehr als schwer. In der Abwehr wurde den Südamerikanern zu viel Platz gelassen - die Folge der mangelnden Aggressivität im Abwehrverbund waren leichte Gegentreffer. Da auch das Angriffsspiel des Brand-Teams von Fehlern gespickt war, gelang es den Deutschen nicht, den Gegner überzeugend in Schach zu halten. Erst in der Schlussphase der ersten Hälfte gelang es dem DHB-Team, sich ein wenig abzusetzen.

"In der Halbzeitpause ist es etwas lauter in der Kabine geworden", berichtete Kapitän Michael Kraus von der taktischen Besprechung - und die Worte Heiner Brands fruchteten offenbar. In der Abwehr machten Oliver Roggisch und Manuel Späth die Mitte "dicht", dahinter sorgten Carsten Lichtlein und Silvio Heinevetter mit einigen feinen Paraden für Verdruss auf der Bank der Brasilianer. Nur acht Tore ließ die deutsche Abwehr nach dem Wiederanpfiff zu. Schnell gelang es dem DHB-Team, sich abzusetzen. Das Tempospiel lief dabei vor allem über Gensheimer und Christian Sprenger. Der Kieler Rechtsaußen verwandelte jede seiner vier Chancen zum Teil sehenswert. Da nun auch der deutsche Rückraum ein wenig mehr Druck auf die gegnerische Abwehr ausüben konnte, geriet der Erfolg im letzten Testspiel vor der Europameisterschaft nicht mehr in Gefahr.

"Mit der ersten Halbzeit konnten wir gar nicht zufrieden sein, nach der Ansprache in der Pause lief es dann deutlich besser", zog Kraus doch noch ein positives Fazit der Vorbereitungspartie.

Voraussichtlich am Donnerstag wird Heiner Brand seinen endgültigen Kader für die EM benennen. Die deutschen Nationalspieler können dann zwei drei Tage bei ihren Familien genießen, ehe am Sonntag die jeweils individuelle Reise zum Vorrunden-Spielort Innsbruck ansteht. Das Auftaktspiel der deutschen Mannschaft gegen die polnische Auswahl findet dann am 19. Januar um 18.30 Uhr statt.

(Christian Robohm)

Lesen Sie bitte auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 13.01.2010:

Brand muss auf deutliche Steigerung hoffen

34:22 über Brasilien - Aber Handballer offenbarten bei letztem EM-Test viele Schwächen

Mannheim - Trotz einer zeitweise erschreckend schwachen Leistung haben die deutschen Handballer eine letztlich erfolgreiche EM-Generalprobe gefeiert.

Sechs Tage vor dem Anpfiff der Europameisterschaft in Österreich (19. bis 31. Januar) kam das Team von Bundestrainer Heiner Brand gegen Panamerikameister Brasilien in Mannheim zu einem 34:22 (17:14)-Sieg, sucht aber weiter nach seiner Turnierform. Der überragende Uwe Gensheimer (10 Tore/Rhein-Neckar Löwen) und Christian Sprenger (4 Tore/Kiel) waren vor 11 000 Zuschauer die erfolgreichsten Werfer der DHB-Auswahl, die knapp eine Woche vor dem Auftakt gegen Polen am 19. Januar noch etliche Schwächen offenbarte.

Besonders in der Abwehr ließ es der unkonzentriert agierende WM-Fünfte lange an Einsatzbereitschaft vermissen, was Brand sichtbar in Rage brachte. Erst durch eine deutliche Leistungssteigerung nach dem Wechsel konnte der letztlich klare Erfolg unter Dach und Fach gebracht werden. Brand nutzte den abschließenden Test nach einem zehntägigen Trainingslager in Herrsching/Ammersee mit insgesamt vier Länderspielen (zwei Siege/zwei Niederlagen) für letzte Experimente. Bis Donnerstag will der Gummersbacher noch drei Spieler streichen und seinen endgültigen 16-köpfigen EM-Kader benennen, der sich am Sonntag nach drei Tagen Heimaturlaub vor Ort in Innsbruck trifft.

Gegen den WM-21. aus Brasilien konnte sich vor allen Dingen Wackelkandidat Gensheimer empfehlen. Der Linksaußen nutzte sämtliche Torchancen und war bereits in der ersten Halbzeit bester deutscher Werfer. Gensheimer rangelt noch mit Dominik Klein (Kiel) um ein EM-Ticket. "Das Spiel war sehr wichtig für mich, da ich am Wochenende wegen einer Verletzung nicht die Chance hatte, mich auszuzeichnen. Es liegt aber nicht in meiner Hand, ob ich dabei bin", sagte Gensheimer.

Erst in der 36. Minute konnte sich das Brand-Team erstmals mit fünf Toren (20:15) absetzen und baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus.

(Aus den Kieler Nachrichten vom 13.01.2010)