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24./25.01.2010 - Letzte Aktualisierung: 25.01.2010 EM 2010

Deutschland startet mit Niederlage gegen Frankreich in die Hauptrunde

Update #1 Fotos, Stimmen und KN-Bericht ergänzt ...

Ärger bei Christian Sprenger, nachdem er mit einem Gegenstoß an Thierry Omeyer scheiterte.
Klicken Sie zum Vergrößern! Ärger bei Christian Sprenger, nachdem er mit einem Gegenstoß an Thierry Omeyer scheiterte.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat bei der Europameisterschaft in Österreich das erste Hauptrundenspiel verloren. Gegen Olympiasieger und Weltmeister Frankreich bot das DHB-Team allerdings eine über weite Strecken beherzte Leistung, geriet aber durch eine Schwächephase zu Beginn der zweiten Halbzeit entscheidend in Rückstand. Letztlich kämpfte sich Deutschland gegen wenig überzeugende Franzosen noch einmal heran, die 22:24 (10:12)-Niederlage konnte aber nicht mehr abgewendet werden. Damit steht die Mannschaft von Heiner Brand mit nun 1:5 Punkten mit dem Rücken zur Wand, das Halbfinale muss die Mannschaft nun abschreiben
Heiner Brand begann gegen die offensive französische Deckung mit Nikola Karabatic an offensiver Position ohne Lars Kaufmann und schickte Michael Haaß und Michael Kraus gemeinsam aufs Parkett. Zunächst aber fand keine der Mannschaften ins Angriffsspiel, die beiden Abwehrreihen diktierten die Partie. Besonders die deutsche Abwehr wusste anfangs zu gefallen und zwang den Weltmeister zu technischen Fehlern, die Jansen, Kaufmann und Sprenger mit drei schnellen Toren zur 6:4-Führung Deutschlands (14.) nutzten.

Erst danach kam Frankreich besser ins Spiel, zwei Karabatic-Treffer sorgten für den Ausgleich. Die Mannschaften und auch die Torhüter Bitter und Omeyer bewegten sich auf Augenhöhe. Die zwei Treffer, die Frankreich bis zum Seitenwechsel an Vorsprung aufbauten konnten, resultierten aus zwei vergebenen Gegenstößen Sprengers und auch aus einigen strittigen Entscheidungen der rumänischen Schiedsrichter.

Thierry Omeyer bejubelt eine seiner 13 Paraden.
Klicken Sie zum Vergrößern! Thierry Omeyer bejubelt eine seiner 13 Paraden.
Doch zu Beginn der zweiten Halbzeit erwischte die deutsche Nationalmannschaft fünf rabenschwarze Minuten. Zwei Paraden Omeyers gegen Müller und Theuerkauf, zwei technische Fehler - mit fünf Treffern in Folge zog Frankreich auf 17:10 (35.) davon. Das DHB-Team schien sich nun bereits aufgegeben zu haben, lediglich die Außen Gensheimer und Schöne nutzten ihre Einsatzzeiten, um sich zu empfehlen. Die Franzosen verpassten in der Folgezeit, den Vorsprung weiter auszubauen, ließen im Angriffsspiel weiterhin ihre Klasse vermissen. So stand es nach einer weiteren Einzelaktion von Karabatic 22:15 nach 48 Minuten.

Doch plötzlich kam Deutschland wieder ins Spiel. Der enttäuschende Holger Glandorf traf endlich, Jansen legte mit zwei Treffern nach. Plötzlich glaubte das DHB-Team wieder an seine Chance und kämpfte wieder verbissener in der Abwehr. Kraus per Gegenstoß und erneut Glandorf verkürzten gar auf 20:22, doch der Anschlusstreffer wollte einfach nicht fallen: Jansen warf einen Siebenmeter gegen Karaboue an den Innenpfosten. Stattdessen machten Joli und Sorhaindo am Ende alles klar.

(Sascha Krokowski)

 

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

 


Stimmen zum Spiel:

Heiner Brand gegenüber den KN:
Ich habe die Franzosen schon stärker erlebt, das kann aber auch an unserer engagierten Leistung gelegen haben, dass sie sich nicht entfalten konnten. Die Nachricht vom Tod Velykys hat keinen Einfluss mehr auf unser Spiel gehabt.
Johannes Bitter gegenüber den KN:
Dass wir nach der Pause fünf Tore in Folge gefangen haben, hat uns das Genick gebrochen. So etwas darf nicht passieren. Da müssen alle wach sein, und da muss sich einer hinstellen und etwas sagen.
Claude Onesta, Trainer Frankreich gegenüber den KN:
Ich bin froh über die Punkte und habe heute ein hochqualitatives Spiel gesehen.
Christoph Theuerkauf gegenüber den KN:
In Bezug auf die Schiedsrichterleistungen spricht die Statistik eine klare Sprache. Wenn das das Niveau einer EM sein soll, verstehe ich nichts mehr.
Michael Haaß gegenüber den KN:
Die Franzosen stehen in der Abwehr mit ihren Riesen unglaublich kompakt. Wir haben uns gegen die offensive 5:1-Deckung zudem viel schwerer als gegen Schwedens defensive 6:0 getan.
Holger Glandorf gegenüber den KN:
Wir hatten auch Pech, wäre Jansen beim Siebenmeter nicht leicht weggerutscht, hätte es anders ausgehen können. Aber Kampf und Leidenschaft von uns machen mich stolz.
Guillaume Gille gegenüber den KN:
Klar habe ich an meinen ehemaligen Mitspieler Oleg Velyky gedacht. Bei der Schweigeminute für ihn hatte ich Schüttelfrost.

Gruppe 2, 1. Spieltag: 24.01.10, So., 16.30: Deutschland - Frankreich: 22:24 (10:12)

Flagge GER Deutschland:
Bitter (1.-60., 15 Paraden), Heinevetter (bei fünf Siebenmetern, 2/2 Paraden); Gensheimer (1), Roggisch, Müller (1), Strobel, Theuerkauf (1), Glandorf (4), Christophersen (n.e.), Jansen (5/2), Späth, Kraus (2), Schöne (2), Sprenger (1), Kaufmann (4), Haaß (1); Trainer: Brand
Flagge FRA Frankreich:
Karaboue (bei einem Siebenmeter, keine Parade), Omeyer (1.-60., 13 Paraden); Fernandez (2), Dinart, G. Gille, B. Gille (1), Narcisse (3), Joli (7/7), Karabatic (5), Junillon (n.e.), Abalo (2), Sorhaindo (1), Guigou (2), Bosquet (1), Ostertag; Trainer: Onesta
Schiedsrichter:
Din / Dinu (Rumänien)
Zeitstrafen:
Deutschland: 4 (Glandorf (15.), Jansen (36.), Müller (39.), Roggisch (43.));
Frankreich: 1 (Guigou (43.))
Siebenmeter:
Deutschland: 3/2 (Jansen gegen Karaboue an den Pfosten (55.));
Frankreich: 9/7 (Heinevetter hält Joli (43.) und Guigou (56.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1 (6.), 1:2, 2:2, 2:4 (10.), 6:4 (14.), 6:7 (18.), 7:7, 7:9, 9:9 (24.), 9:11, 10:11, 10:12;
2. Hz.: 10:17 (35.), 11:17, 11:18, 12:18, 12:19 (39.), 13:19, 13:20 (45.), 14:20, 14:21, 15:21, 15:22 (49.), 20:22 (54.), 20:23, 21:23, 21:24, 22:24.
Zuschauer:
8200 (ausverkauft) (Olympiahalle, Innsbruck (AUT))

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 25.01.2010:

Ohne Glück und Routine

Die deutsche Mannschaft hat keine Medaillenchance mehr - Zu hohe Fehlerquote
Innsbruck - Die Handball-Europameisterschaft in Österreich trägt das Motto "magic moments". Der magische Augenblick, der notwendig gewesen wäre, um den hohen EM-Favoriten Frankreich zu besiegen, stellte sich gestern nicht ein. Deutschland unterlag dem Olympiasieger mit 22:24 (10:12).

Weil Polen im Anschluss mit 32:26 gegen Spanien gewann, ist die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) aus dem Medaillenrennen heraus. Das Team von Bundestrainer Heiner Brand kann maximal noch fünf Punkte erreichen, Frankreich und Polen haben bereits fünf Zähler auf ihrem Konto - und die direkten Vergleiche gegen diese Teams hat die DHB-Auswahl verloren. Für Deutschland geht es in den letzten beiden EM-Spielen morgen gegen Spanien und am Donnerstag gegen Tschechien nur noch um eine gute Platzierung.

"Wir hatten heute eine realistische Chance, die Franzosen zu schlagen", resümierte Bundestrainer Heiner Brand nach einer über weite Strecken sehr zerfahrenen Partie. In der ersten Halbzeit, so Brand weiter, hätten seine Spieler aber zu viele klare Chancen ausgelassen. "Zu Beginn des zweiten Abschnitts gab es dann diesen schlimmen Durchhänger."

Nach einer Gedenkminute für den am Vortag verstorbenen Ex-Nationalspieler Oleg Velyky übernahmen zunächst die deutschen Fans das Kommando in der Innsbrucker Olympiahalle. Gefühlt trafen 5000 Deutsche auf 20 Franzosen, die DHB-Auswahl hatte quasi ein Heimspiel. Dennoch fanden die Franzosen besser ins Spiel, führten 4:2 und drehten einen 4:6-Rückstand bald in eine neue Führung um. Fluss kam indes nie ins Spiel, dem Weltmeister fehlte mit einem blassen Nikola Karabatic an der Spitze die Frische, bei den jungen Deutschen war die Fehlerquote zu hoch.

Gift brachte gleich die erste Angriffsaktion ins Spiel, als der Hamburger Torsten Jansen THW-Torhüter Thierry Omeyer nach einem Tempogegenstoß mitten ins Gesicht traf. Omeyer rastete fast aus, ließ sich nur schwer von seinen Mitspielern besänftigen. "Toto Jansen ist ein Weltklassespieler, der trifft doch völlig frei nicht den Kopf, oder?" fragte der 33-jährige Welthandballer des Jahres. Kaputt habe ihn diese Aktion allerdings nicht gemacht, "das hat mich eher noch angespornt", sagte Omeyer mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Der Vergleich mit Deutschlands Nummer eins, Johannes Bitter, ging unentschieden aus, die Anfangsphase der zweiten Halbzeit dagegen klar an Frankreich. Einige unverständliche Schiedsrichterpfiffe des rumänischen Gespanns Din/Dinu und die deutsche Schläfrigkeit sorgten für fünf Franzosen-Tore in Folge. Als Abalo in der 35. Minute zum 17:10 traf, war bereits eine gewisse Vorentscheidung gefallen.

Zwar legte das Brand-Team wieder einmal Tugenden wie Kampfgeist und eisernen Willen in die Waagschale, zu mehr als einer vagen Hoffnung reichte es indes nicht. Die gab es in der 54. Minute, nachdem Glandorf zum 20:22 verkürzt hatte, die Halle war wieder da, aber das Glück war verschwunden. Ausgerechnet in dieser Phase jagte Torsten Jansen den Ball von der Siebenmeterlinie an den Pfosten. Ausgerechnet - denn bisher hatte der Hamburger bei Strafwürfen stets eine blütenweiße Weste bewahrt. Da in der Folge ausgerechnet den Routiniers Kraus und Glandorf böse Abspielfehler passierten, ließ das deutsche Team den Moment der möglichen Wende ungenutzt. Jolis siebter verwandelter Strafwurf führte die Franzosen dann endgültig auf die Siegerstraße und machte die Tür zum Halbfinale weit auf.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 25.01.2010)


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