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03.03.2010 Mannschaft

Zebra: Schritt für Schritt - Marcus Ahlm

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Marcus Ahlm.
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Ruhig wurde es im weiten Rund der Sparkassen-Arena, als Marcus Ahlm beim letzten Spiel vor der EM-Pause das Mikrofon in die Hand nahm und sich bei den mehr als zehntausend Fans für die Unterstützung im aus Kieler Sicht recht stürmischen Jahr 2009 bedankte - eine Ansprache, die beim Publikum großen Anklang fand und Ahlm erstmals richtig öffentlich in seiner neuen Rolle als Kapitän des THW Kiel zeigte.
Der Schwede hatte die Kapitäns-Binde am Anfang der Saison übernommen und trat damit in die Fußstapfen von Stefan Lövgren, der seine Karriere beendete und mit seiner Familie zurück in die schwedische Heimat zog. Ein knappes halbes Jahr als Sprecher und Vertreter der Mannschaft ist seitdem vergangen - und Ahlm fühlt sich in seiner neuen Position sichtlich zu Hause. "Ich habe immer viele Meinungen zu vielen Sachen, insofern fühle ich mich wohl, wenn ich das ausdrücken darf", so der 31-jährige Kreisläufer. Natürlich kämen immer wieder Vergleiche zwischen ihm und Lövgren auf, doch das sieht Ahlm gelassen. Es sei völlig normal, dass zwei Spieler miteinander verglichen werden. Natürlich gäbe es Unterschiede zwischen ihm und Lövgren, der acht Jahre lang die Kapitänsbinde der Zebras trug, doch könne man verschiedene Dinge auf verschiedene Arten und Weisen lösen, ohne dass man gleich besser oder schlechter sei, erzählt der Kapitän. Viel zu ändern gab es nicht, die groben Strukturen in der Mannschaft seien die gleichen geblieben wie unter Lövgrens Amtszeit. Doch die Ansprache an die Fans war ein Novum. "Wir wollten uns mit der Mannschaft für die Unterstützung im vergangenen Jahr bedanken, das für alle nicht ganz einfach war."

Das Vertreten der Mannschaft auf und neben dem Spielfeld bedeutet ein hohes Maß an Verantwortung. Doch das ist kein Problem für den Schweden, der seit mehr als sechs Jahren ein fester Bestandteil der Zebraherde ist. "Alle Spieler, die Erfahrung im Verein haben und lange dort spielen, übernehmen automatisch mehr Verantwortung. Ich glaube, der Schritt ist dann einfacher zu machen." Nicht nur im Beruf, sondern auch im privaten Bereich ist die Verantwortung des Zwei-Meter-Mannes gestiegen - Ahlm wurde im vergangenen Jahr zum zweiten Mal Vater. Die Frage, ob er auch durch das Vater-Sein auf den Kapitänsposten vorbereitet wurde, bejaht er. "Ich denke generell, dass neue Rollen, ob privat oder beruflich, eine Person formen. Solche Erfahrungen aus dem Privatleben helfen schon, Erfahrungen setzten einen Menschen ja zusammen." Einen Konflikt zwischen den Spielern mit Kindern und den kinderlosen Akteuren sieht er nicht - aber schon eine Herausforderung für ihn als Kapitän. "Da gibt es dann verschiedene Interessen, die berücksichtigt sein wollen. Familienväter und ledige Spieler haben natürlich unterschiedliche Vorstellungen über viele Sache,n und so muss man natürlich manchmal Kompromisse finden." Auch das gehört zu den neuen Aufgaben, denen sich Ahlm widmen muss.

Dass nicht alles von Anfang an reibungslos klappte, ist für ihn kein Wunder. Marcus Ahlm sieht seine neue Position als Entwicklungsprozess. "Ich denke, dass sich jeder immer irgendwie verbessern will und sich weiterentwickelt - es kommen immer wieder neue Sachen auf einen zu." Und die Entwicklung, die Ahlm seit seiner Ankunft in Kiel gemacht hat, ist spürbar. "Die Anfangszeit ist mit heute nicht zu vergleichen. Als ich nach Kiel kam, war das für mich das erste Jahr im Ausland, und ich kannte niemanden. Ich wusste nicht so recht, was auf mich zukommt, obwohl ich im Vorfeld viel gehört hatte. Ich war am Anfang ziemlich oft alleine hier, weil meine Frau zu der Zeit noch in Schweden studiert hat." Doch hat sich das geändert, der Lebensmittelpunkt der Familie Ahlm liegt nun vollständig in Kiel. "Jetzt haben wir hier ein komplettes Leben mit zwei Kindern, wovon eins den Kindergarten besucht", beschreibt er den Unterschied. Die Geburt der Kinder habe für die Ahlms viele weitere positive Effekte auch außerhalb der eigenen vier Wände gehabt: "Erst mit den Kindern wurden wir hier voll integriert. Durch die Kinder sind wir viel mehr in Kontakt mit der Umgebung gekommen und haben hier viele deutsche Freunde gewinnen können."

Marcus Ahlm fühlt sich reif für die neuen Aufgaben und die gestiegene Aufmerksamkein an seiner Person. Denn auch mit dem Kieler Publikum kommt der neue Kapitän nun mehr in Kontakt. Eine wichtige Aufgabe, betont der Kapitän, aber nicht immer ließen sich die Wünsche der Fans einfach erfüllen. "Wir haben das Glück, dass viele Fans zu den Auswärtsspielen fahren. Wir sind dafür sehr dankbar und würden dies gern auch öfter zeigen. Aber nach den Spielen ist dies nicht immer im gewünschten Umfang möglich, da wir durch das höhere Interesse am Handball auch immer mehr von den Medien verlangt werden." Diesen Entwicklungs-Prozess sieht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Natürlich ist das gut für die Entwicklung des Handballs, aber es ist schade, dass dadurch weniger Zeit für die Zuschauer nach den Spielen ist." Umso mehr hofft Marcus Ahlm, am Saisonende wieder vor die Kieler Anhänger treten zu können. Dann mit einer Rede als Kapitän und Deutscher Meister.

ZEBRA:
Diese Saison wurde aus THW-Sicht oft als "Jahr eins nach Lövgren" betitelt. Ist die Lücke, die er gerissen hat, schon geschlossen worden?
Marcus Ahlm:
Mit Stefan Lövgren hat Kiel zu Saisonbeginn eine zentrale Spielerpersönlichkeit verloren. Stefan war immer sehr verbunden mit dem Verein und mit der Mannschaft, er fehlt uns schon. Aber das sind wir auch auf eine Weise gewöhnt, Spieler kommen und gehen. Das bringt der Profisport so mit sich. Aber natürlich ist Stefan eine besondere Person in Kiel und ein besonderer Spieler sowieso.
ZEBRA:
Wie fällt bei Ihnen das Fazit für die Hinrunde des THW Kiel aus?
Marcus Ahlm:
Ich denke, dass wir in der Hinrunde viele gute Ergebnisse erzielt haben. Wir haben nicht immer gut gespielt, aber bis auf das Spiel gegen Balingen-Weilstetten kurz von Weihnachten haben wir unsere Punkte geholt - die Partie war für uns eine große Enttäuschung. Pech für uns war es, dass Daniel Narcisse so lange verletzt ist. Gerade bei so einem zentralen Spieler ist das natürlich schade.
ZEBRA:
Größter Konkurrent ist derweil der HSV. Das machte sich besonders bei den harschen Tönen im Zuge der Partie kurz vor Weihnachten bemerkbar.
Marcus Ahlm:
Ich denke, dass das ganz natürlich ist, denn momentan streiten sich zwei Mannschaften um den Titel. Gegen den HSV wie auch gegen Flensburg ist es ein Derby, und da wird die Stimmung immer etwas extra aufgeheizt.
ZEBRA:
Hat der HSV das bessere Team?
Marcus Ahlm:
Nein. Ich weiß nicht, wer das behauptet. Hamburg hat vielleicht eine etwas größere Breite in der Mannschaft als wir, aber eigentlich ist das egal. Die meisten Spieler von uns waren mit in Österreich bei der Europameisterschaft, wie bei Hamburg auch. Jetzt müssen wir schauen, dass wir mit denjenigen, die mit bei der EM waren, gut in die Rückrunde starten.
ZEBRA:
Wer wird Deutscher Meister?
Marcus Ahlm:
Der THW Kiel.

(Von Rika Finck, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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