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22.03.2010 Bundesliga

Bundesliga: Favoritensiege mit viel Mühe

Am vergangenen Wochenende konnten sich im Rahmen des 24. Spieltags die Favoriten knapp behaupten: Sowohl der HSV Hamburg (32:31 gegen Lemgo) als auch die Rhein-Neckar Löwen (27:26 gegen Hannover) mussten vor heimischem Publikum allerdings lange um den doppelten Punktgewinn zittern. Der nächste THW-Gegner Frisch Auf Göppingen gewann eine enge Partie bei Aufsteiger TuS N-Lübbecke mit 34:32 (19:20) und der VfL Gummersbach siegte im Duell der Altmeister beim TV Großwallstadt mit 26:25 (14:14).
Hier der Überblick über die Artikel der Kieler Nachrichten vom 22.03.2010:

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.03.2010:

Lijewski rettet HSV Hamburg

Tabellenführer gewinnt Krimi gegen Lemgo
Hamburg - Er hatte den entscheidenden Wurf pariert. Aber Johannes Bitter jubelte nicht. Er trat wütend gegen den Pfosten. Andere Profis des HSV Handball standen Sonnabendabend fassungslos auf dem Spielfeld der mit 13 000 Fans ausverkauften ColorLine-Arena, trotz des 32:31 (17:10)-Sieges gegen den TBV Lemgo, mit dem die Hanseaten ihre Tabellenführung (45:5 Punkte) gegenüber dem THW Kiel (40:6) ausbauten.

Ungläubig rekapitulierten sie die letzten zehn Minuten, in denen sie einen 29:20-Vorsprung tatsächlich noch aus der Hand gegeben hatten. "Keiner weiß, was da geschehen ist", sagte Krzysztof Lijewski, dessen Treffer 15 Sekunden vor ultimo die zwei Punkte doch noch rettete. "Das passiert keiner Mannschaft der Welt, nicht mal einem Zweitligisten", haderte auch Nationalspieler Pascal Hens mit dem Einbruch. "Das dürfen wir einfach nicht so leichtfertig weggeben." <ü> Der HSV benötigte zudem die Hilfe der Schiedsrichter Sebastian Wutzler/Lars Schaller, die in der letzten Minute den Überblick verloren hatten. Sie übersahen ein zeitstrafenwürdiges Foul an den Lemgoer Florian Kehrmann, bevor Lemgo durch den stark auftrumpfenden Jens Bechtloff ausglich - der nachfolgende schnelle Anwurf, der zum HSV-Siegtor führte, hätte nicht angepfiffen werden dürfen, um die Zeitstrafe zu verhängen. "Sie haben 59 Minuten gut, die entscheidende Minute aber schlecht gepfiffen", kritisierte Lemgos Trainer Volker Mudrow. "Ich gratuliere dem HSV zum Sieg, so kann man Meister werden."

HSV-Coach Martin Schwalb wollte das nicht kommentieren, versuchte aber, die starken ersten 50 Minuten in Erinnerung zu rufen. "Wir haben dann nur in den letzten Minuten versucht, alles wieder umzuwerfen."

Diesmal waren die Hamburger, die endlich zum ersten Mal die Deutsche Meisterschaft erringen wollen, glücklich einem Punktverlust entgangen, aber der fragile Zustand des Teams ist unübersehbar. Die desaströse 31:39-Heimniederlage vor ein paar Wochen gegen den VfL Gummersbach, der das Team schockte, wirkt offenbar nach. Schon beim Heimspiel gegen die Füchse Berlin (34:32) strahlten die Hamburger keine Souveränität aus, sondern blanke Unsicherheit. "Wir haben im Moment große Probleme, die Spiele zu gewinnen", sagte der polnische Halblinke Krzysztof Lijewski. "Einige von uns sind aufgrund der Belastung der Europameisterschaft und der langen Saison sehr müde."

Man dürfe das Spiel nicht an den letzten zehn Minuten festmachen, bemühte sich Schwalb, die positiven Elemente in den Vordergrund zu stellen. "Wir haben 50 Minuten lang die Halle zum Kochen gebracht, und wir sind Menschen, keine Maschinen." Allerdings müsse man schon sehr viele Fehler gleichzeitig machen, um einen Neun-Tore-Vorsprung zu verspielen.

"Am Ende hatten wir Schweine-Glück", meinte HSV-Rechtsaußen Hans Lindberg, mit sechs Treffern neben Blazenko Lackovic erfolgreichster HSV-Schütze.

Eine Vorentscheidung im Kampf um die Meisterschaft fällt in dieser Woche, wenn morgen der HSV bei der SG Flensburg und tags darauf der THW Kiel in Göppingen gastiert (jeweils live im DSF). HSV-Kapitän Guillaume Gille strahlte am Sonnabend wenig Zuversicht aus. "Wir haben in der Bundesliga noch nie in Flensburg gewonnen, das sagt schon alles", sagte der französische Olympiasieger. "Das wird ganz, ganz schwer. In Flensburg dürfen wir uns eine solche Schwächephase wie gegen Lemgo, wo wir uns in sieben, acht Minuten alles kaputt gemacht haben, nicht leisten." Auch Hens mahnte sein Team, die Konzentration hochzuhalten. "In Flensburg dürfen wir uns einen solchen Aussetzer nicht erlauben." Der Meisterschaftskampf in der Bundesliga, die seit fünf Jahren vom THW Kiel dominiert wurde, ist so spannend wie lange schon nicht mehr.

(von Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 22.03.2010)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.03.2010:

Sekunden vor dem Abpfiff: Groetzki erlöste Löwen

Starensemble aus Mannheim blamierte sich gegen Aufsteiger
Mannheim - Spannung pur in der Handball-Bundesliga: Die Rhein-Neckar Löwen, FA Göppingen und der VfL Gummersbach hatten am Wochenende Glücksgöttin Fortuna auf ihrer Seite.

So erlöste Patrick Groetzki seine Löwen beim mühsamen 27:26 (16:18)-Erfolg gegen den TSV Hannover-Burgdorf erst fünf Sekunden vor dem Abpfiff. Der Aufsteiger hatte vor mehr als 8000 Zuschauern in der Mannheimer SAP-Arena zwischenzeitlich sogar mit fünf Toren geführt (8:13/22.). 26:26 stand es in der letzten Minute, als das Duell zweier Ex-Kieler die Partie entschied: Piotr Przybecki scheiterte an Löwen-Torhüter Henning Fritz ("heute hat uns ein Glücksengel gerettet"), der Michael Müller bediente und der Linkshänder fand mit seinem Pass den jungen Rechtsaußen Groetzki - 27:26. "Wir spielen hier russisches Roulette, irgendwann trifft uns die Kugel", meinte Löwen-Star Olafur Stefansson. "Hannover hätte heute zwei Punkte verdient gehabt."

Ähnlich dramatisch verlief das traditionsreiche Duell zwischen dem TV Großwallstadt und dem VfL Gummersbach. Die Gäste aus dem Oberbergischen mussten gestern Abend in Aschaffenburg auf Mittelmann Viktor Szilagyi (Magenprobleme) und Rückraumspieler Drago Vukovic verzichten, der im Training mit Kreisläufer Robert Gunnarsson zusammengeprallt war und sich eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte. Doch der überragende Torhüter Goran Stojanovic verhalf den Gummersbachern schließlich zu einem umjubelten 26:25 (14:14)-Erfolg.

Ein ähnlicher Zittersieg gelang Frisch Auf Göppingen mit dem 36:34 beim TuS Nettelstedt-Lübbecke. "20 Gegentore in Halbzeit eins und 14 Gegentore nach der Pause, das spricht Bände", sagte FA-Trainer Velimir Petkovic zur notwendigen Abwehrsteigerung. Mit acht Treffern abermals erfolgreichster Schütze der Göppinger warf Lars Kaufmann sein Team auf Rang drei des Klassements (37:11).

(aus den Kieler Nachrichten vom 22.03.2010)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.03.2010:

Lars Christiansen: "Wir haben einen Lauf"

SG-Linksaußen träumt vor dem Gipfel gegen den HSV Hamburg noch von der Meisterschaft
Flensburg - Seit Monaten dreht sich alles um den Zweikampf in der Meisterschaft. Für Außenstehende ist daher die Rolle der SG Flensburg-Handewitt klar charakterisiert, wenn sie morgen um 20.15 Uhr in der heimischen Campushalle auf den HSV Hamburg trifft: Die Nordlichter können dem THW Kiel mit einem Sieg wertvolle Schützenhilfe leisten. Die Flensburger als "Steigbügel" für die "Zebras"?

Mit dieser Einschätzung macht man sich an der dänischen Grenze keine Freunde. "Das Duell zwischen Hamburg und Kiel ist uns doch total egal", protestiert SG-Linksaußen Lars Christiansen. "Wir sind doch noch selbst im Rennen, wenn wir gegen den HSV und im April auch in Kiel gewinnen sollten." Die Meisterschale Anfang Juni in Flensburg - das wäre sicherlich eine faustdicke Sensation. Schon jetzt sorgt das gute Abschneiden des Titelträgers von 2004 bei vielen Experten für Verblüffung. Kaum jemand hatte mit den Flensburgern in der Spitzengruppe gerechnet, sogar sie selbst hatten nur eine "Platzierung unter den ersten Fünf" als Saisonziel ausgegeben. Nun sind sie auf Champions-League-Kurs, beschäftigen sich offensichtlich aber nicht nur damit, den dritten Rang zu verteidigen. "Wir schauen nur nach oben", sagt Linkshänder Oscar Carlén selbstbewusst und taucht in die Psychologie ab: "Wenn man zurückschaut, verspürt man mehr Druck und hat Angst, Punkte zu verlieren."

Personell geht die SG, die seit der Europameisterschaft auf den dänischen Weltklasse-Kreisläufer Michael Knudsen (Knie) verzichten muss, ohne Veränderung in die Partie gegen den HSV. Mit Jungnationalspieler Jacob Heinl am Kreis haben die Flensburger in 2010 zwar alle fünf Bundesliga-Spiele gewonnen, eine Qualität wie Hamburg hatten die Gegner aber lange nicht. "Torwart, Abwehr, Gegenstoß und Angriff - alles muss bei uns klappen, wenn wir eine Chance haben wollen", vermutet SG-Trainer Per Carlén. Lars Christiansen zweifelt nicht an einer Umsetzung: "Wir haben im Moment einen Lauf." (nr)

(aus den Kieler Nachrichten vom 22.03.2010)


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