05.06.2010 | Mannschaft |
Geblieben ist der außergewöhnliche Siegeswille, der offenbar wie ein Flaschengeist von einer THW-Mannschaft an die nächste weitergereicht wird. Ob Umbruch oder nicht - dieser Geist lässt die Kieler immer um Titel mitmischen. Er ermöglichte 2007 das Triple, obwohl der Kader nur aus sieben Feldspielern und dem 42-jährigen russischen Leiharbeiter Andrej Xepkin bestand. Mit dieser Überzeugung, große Endspiele auch unter widrigsten Umständen gewinnen zu können, siegten die Kieler vor zwei Wochen in Hamburg, holten zuletzt beim "Final4" hoffnungslose Rückstände gegen Weltklasse-Teams wie Ciudad Real und den FC Barcelona auf. "Egal, wer von der Bank kommt, er haut sich voll rein", sagte Dominik Klein nach dem 36:34-Sieg gegen Barcelona, der so typisch war für das Wesen dieser Mannschaft. Der eingewechselte Henrik Lundström traf mit einem Tor zum 26:28, das alles mathematische Wissen über Winkel auf den Kopf stellte. Oder Igor Anic, der kräftige Kreisläufer, der erstmals in seiner Karriere den Manndecker gab. Und das gegen Ausnahme-Könner Siarhei Rutenka. "Ich weiß nicht, ob die Deckung gut gearbeitet hat", sagte Anic später. "Ich habe mich nie umgedreht." Oder Börge Lund, der in der Abwehr für den völlig ermatteten Jicha in die Bresche sprang und zum wichtigen 27:29 traf. Oder Peter Gentzel (41), der Siebenmeter-König Juan Garcia bei dessen zehnten Strafwurf den Zahn zog. Oder Christian Zeitz, der den Verein verlassen wollte, weil er im Schatten von Kim Andersson kein Licht mehr sah und bei seinen Einsätzen auch nicht den Eindruck vermittelte, dass mit ihm noch Großes zu bewegen sei.
Die THW-Verantwortlichen hatten sich bereits nach einem Nachfolger ab 2011 umgesehen und mit Kristof Lijewski (HSV) gefunden. Doch der Pole sagte ab, weil die Löwen ihn mit 380 000 Euro netto pro Jahr entlohnen wollten und damit 100 000 Euro mehr bezahlen werden, als der THW es wollte. Wer weiß, vielleicht wird Zeitz nun sein eigener Nachfolger. Auch der aktuelle Zeitz ist, mal wieder, ein Symbol für den besonderen Teamgeist. Wer gebraucht wird, ist einfach zur Stelle.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 05.06.2010)
(05.06.2010) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |