Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.08.2010:

Wachablösung? Pustekuchen. Der THW hatte intern eine Zäsur vollzogen, an Stärke aber eher zugelegt. Als sich die Saison zuspitzte, setzte der Rekordmeister nacheinander die Weltklasse-Teams von Ciudad Real, FC Barcelona und HSV Handball matt, nach dem letzten Zug beim TV Großwallstadt präsentierten die "Zebras" ihren Fans dann zum zweiten Mal die Champions-League-Krone und zum 16. Mal die Meisterschale. Ein Endspurt nach Maß, die Euphorie war grenzenlos.

Baumeister Alfred Gislason hatte gleich im ersteh Jahr nach dem Umbruch eine Weltklasse-Mannschaft aus dem Boden gestampft. Die Konkurrenz musste sich wieder einreihen und wird auch in der bevorstehenden Saison auf hoch ambitionierte "Zebras" treffen. Spielerisch ist bei den Kielern sogar noch Luft nach oben. Ein früher Dämpfer war allerdings die schwere Knieverletzung von Rückraum-Ass Daniel Narcisse, der sich gerade über eine schmerzfreie Vorbereitung gefreut hatte, als er beim Turnier in Lüneburg nach einem harmlosen Zweikampf einen Kreuzbandriss erlitt. Ein Schock für den armen Franzosen, ein Schock fürs gesamte Team. Doch schon einen Tag später reagierte der THW mit Spitzenleistungen auf den Rückschlag. Wie gewohnt rückte man in der Not zusammen. Narcisse wurde Anfang August operiert, vor Februar/März 2011 ist mit der Rückkehr von "Air France" aufs Spielfeld nicht zu rechnen.

Dass Kieler Siege und Titel chronisch geworden sind, ist zum Leidwesen der Mitkonkurrenten Realität. Dass aber Langeweile droht, lassen sich THW-Spieler und -Fans nicht einreden. Titel machen süchtig, nach diesem Credo leben die erfolgshungrigen "Zebras". Auch für die Spielzeit 2010/2011 ist das Team bestens gerüstet. Zwar suchen Igor Anic (Gummersbach) und Börge Lund (RN-Löwen) bei Konkurrenzclubs eine neue Herausforderung, Peter Gentzel ging in die Torhüter-Rente. Mit Milutin Dragicevic und Daniel Kubes aber haben sich die Kieler punktgenau verstärkt. Der Tscheche Kubes ("Mit der Station THW geht ein Traum in Erfüllung") dürfte der starken THW-Abwehr noch mehr Halt geben, und "Herkules" Dragicevic ("Ich fühle mich jetzt schon wohl in dieser Mannschaft") soll Kreisläufer-Kollege Marcus Ahlm mehr entlasten, als das zuletzt Igor Anic leisten konnte.

Der Terminkalender ist auch in der kommenden Saison größter Gegner aller Spitzenclubs. Rund 100 Spiele wird die überwiegende Mehrheit der "Zebras" inklusive Vorbereitung, Tests, Bundesliga, Pokal, Champions League und Nationalmannschaft nach dem letzten Spieltag am 4. Juni in Kiel gegen TuS N-Lübbecke absolviert haben. Dann wird wieder der Kuchen verteilt. Für die Wette, wer das größte Stück erwischen wird, ist Kiel auch 2011 bestimmt kein schlechter Tipp.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.08.2010)