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28.08.2010 Bundesliga

Zebra-Journal: Der Bundesliga-Check mit Stefan Kretzschmar

"Kretzsche" bleibt das Gesicht des Handballs

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.08.2010:

Stefan Kretzschmar war als Spieler das Gesicht des deutschen Handballs, tat der Sportart gut, weil er einerseits ein Weltklasse-Linksaußen war, aber auch als Typ auffiel und den Handball im Gespräch hielt. Handball ist "Kretzsches" Leben, wohl auch, weil Mutter Waltraud und Vater Peter ebenfalls Nationalspieler waren.
Im Sommer 2004 trat Stefan Kretzschmar nach Silber bei den Olympischen Spielen und 218 Länderspielen aus der Nationalmannschaft zurück, 2007 beendete er seine Bundesliga-Karriere beim SC Magdeburg, stieg als Sportdirektor ins Management des ehemaligen Meisters ein, beendete diese Tätigkeit aber 2009 wegen Meinungsverschiedenheiten. Sein Herz schlägt dennoch weiter kräftig für den Handball. Privat lebt der erklärte Berlin-Fan in Magdeburg. Seine Beziehung mit der Schwimmerin Franziska van Almsick füllte von 2000 bis 2004 die bunten Seiten. Das "Traumpaar" trennte sich, und Stefan Kretzschmar ist seit Juli 2009 zum zweiten Mal mit der Kubanerin Maria de los Angeles Mayea Linares (36) verheiratet. Die erste Ehe würde nach fünf Jahren 2003 geschieden. Das Paar hat zwei Kinder, Lucie-Marie (9) und Elvis Ernesto (2). Für das "Zebra-Journal" macht der 37-jährige Handball-Experte des TV-Senders Sportl, anhand der Tabelle aus der vergangenen Saison, den Bundesliga-Check und beantwortet einige Fragen.

Mit Handball-Experte Stefan Kretzschmar sprach Reimer Plöhn.

Zebra-Journal:
Herr Kretzschmar, was machen Sie nach Beendigung Ihrer Tätigkeit als Sportdirektor in Magdeburg beruflich?
Stefan Kretzschmar:
Der Job als Handball-Experte bei Sportl füllt meine Zeit aus. Die Belastung hat sich durch das zweite Spiel pro Woche verdoppelt. Außerdem kümmere ich mich um den Traditionsclub DHfK Leipzig. Da geht es gut voran. Der Verein ist in die Dritte Liga aufgestiegen, hat von der Insolvenz von Concordia Delitzsch profitiert und viele gute Spieler bekommen. Eine reizvolle Aufgabe. Leipzig ist traditionell eine Handballstadt, hat eine super Arena und ein tolles Umfeld. Wir wollen mit dem Verein ganz nach oben.
Zebra-Journal:
Was verbindet Sie noch mit Magdeburg?
Stefan Kretzschmar:
Ich lebe dort mit meiner Familie, zum SCM als Club gibt es keine Beziehung mehr, außer zu einigen Spielern, die ich noch treffe. Der Abschied als Sportdirektor ist mir nach all dem Theater hinter den Kulissen nicht schwer gefallen, ich habe einiges gelernt, bin relativ geräuschlos abgetreten. Obwohl, nach 13 Jahren schließt man nie ganz ab. Das war ein großes Kapitel meines Lebens, da steckte viel Herzblut drin. Es gab danach Angebote von änderen Clubs, aber die spielten für mich keine wichtige Rolle.
Zebra-Journal:
Hat es in Ihrer Zeit als Spieler einmal Kontakte mit dem THW gegeben?
Stefan Kretzschmar:
Ja, aber das war bereits im Spätherbst meiner Karriere. Es gab mal Gespräche mit Trainer Noka Serdarusic. Er wollte mich für die Position Rückraum Mitte holen. Hat sich aber bald wieder zerschlagen.
Zebra-Journal:
2007 ist Deutschland Weltmeister geworden, hat die Bundesliga den Ball aufgenommen, sehen Sie eine positive Entwicklung der Sportart?
Stefan Kretzschmar:
Seit 2007 sind nicht viele Fehler gemacht worden. Das Einzige, was der ungebremsten Entwicklung nach oben einen Abbruch getan hat, war die Kieler Affäre. Und da werden sich die Betroffenen noch häufiger fragen lassen müssen, warum sie das ausgelöst haben, das war sicher alles andere als gut für den Handball. Ansonsten muss man sagen, dass sich die Liga sehr professionell vermarktet, Geschäftsführer Frank Bohmann macht wirklich einen guten Job, und der TV-Vertrag mit Sportl ist natürlich auch Gold wert, weil so viele Spiele live übertragen werden, das hat keine andere Mannschaftssportart. Die besten Spieler der Welt, bis auf Karabatic, spielen in der Bundesliga, die Hallen sind voll, der HSV hat einen neuen Dauerkartenrekord, über den Kieler Dauerkartenrekord brauchen wir nicht mehr zu reden, schon seit 15 Jahren nicht mehr. Nein, ich glaube, dass sich das Produkt noch weiter nach vorn entwickeln wird, vielleicht auch mit der Hilfe einer Kooperation mit Amerika, wenn die HBL Senderechte an die USA verkauft. Mal sehen, was da noch geht. Insgesamt ist das eine tolle Entwicklung, die unser Sport macht; das find' ich gut.

Der Zebra-Journal-Liga-Check mit Stefan Kretzschmar


THW Kiel:
Das Team des THW Kiel.
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Vor kurzem hätte ich noch gesagt, dieser THW ist uneingeschränkter Favorit auf die Meisterschaft, nach der schweren Verletzung von Daniel Narcisse schränke ich das aber ein wenig ein. Trotzdem bleiben die Kieler die Übermannschaft - weltweit. Ein großartiges Team. Allein der Rückraum. Von den besten fünf Spielern der Welt auf dieser Position sind vier in Kiel. Der fünfte ist für mich Nikola Karabatic, jetzt in Montpellier. Dieser bombastische Kieler Rückraum hat auch in der vergangenen Saison den Unterschied gemacht. Beeindruckend war zudem die Leistung von Christian Zeitz, der in der Schlussphase für den verletzten Kim Andersson in die Bresche gesprungen ist. Von "Zeitzi" hätte ich so eine große Leistung am allerwenigsten erwartet. Der war sensationell. Und ganz neu: Er hat abgeklärt, mit ganz wenigen Fehlern gespielt. Großes Potenzial liegt zudem in der Person Aron Palmarsson. Für mich das größte Talent im Welthandball - das konnte ich auch bei der Junioren-EM in Bratislava feststellen. Bei Alfred Gislason ist dieser junge Mann in guten Händen.

Tipp: Kiel ist wieder Titelfavorit, wird aber in einen engen Dreikampf mit Hamburg und den Rhein-Neckar-Löwen verstrickt sein.

HSV Hamburg:
Das Team des HSV Hamburg.
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Die nächste wird keine einfache Saison für den HSV werden. Martin Schwalb absolviert sein letztes Jahr als Trainer, außerdem verlassen die Lijewski-Brüder den Club. Man weiß also, dass einige wichtige Leute im kommenden Jahr nicht mehr dort sind. Das könnten einige als Alibi nehmen, nicht mehr 100 Prozent zu geben. Ungefährlich ist diese Situation nicht, vor allem nicht in einem Team, das in den letzten Jahren ohnehin nicht so gefestigt war. Das gibt Angriffspunkte. Von der Zusammensetzung her aber ist das Team Spitze, mit den Rhein-Neckar-Löwen zusammen die zweitbeste Mannschaft der Liga. Der HSV hat es vor allem geschafft, sein Diva-Gehabe abzulegen, Punkte bei den sogenannten Kleinen werden nicht mehr verschwendet. Eigentlich haben sie nur ein wichtiges Spiel abgegeben - und das war natürlich gegen Kiel zu Hause. Da hat sich die ganze Saison entschieden, wenn sie das gewinnen, dann sind sie deutscher Meister. So aber spricht man erneut davon, dass es der HSV wieder nicht geschafft hat, obwohl es die beste Saison in der Vereinsgeschichte war. Ob es daran lag, dass der HSV nicht mit Druck umgehen kann, ist schwer zu sagen. Aber sie sind dann limitiert, der einzelne Spieler hat versagt. Beim THW sind dann ein paar Spieler da, die Verantwortung und die Pille übernehmen. Beim HSV hat man das Gefühl, dass sich dann ein, zwei Spieler verstecken. Jetzt haben sie aber mit Duvnjak einen, der diese Siegermentalität auch hat.

Tipp: Der HSV spielt mit Kiel und den Löwen um den Titel.

SG Flensburg-Handewitt:
Das Team der SG Flensburg-Handewitt.
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Für mich waren die Flensburger neben Gummersbach die Überraschung der Liga. Der große Teamgeist hat sie ausgezeichnet, und in diesem Jahr können es die Flensburger wieder schaffen. Über den Teamspirit hat die Mannschaft überragende Spiele abgeliefert. Allerdings waren die Veröffentlichungen um den Wechsel von Trainer Per Carlen nach Hamburg nicht gut. Die Art und Weise halte ich für bedenklich. Wenn Carlen sich hinstellt und sagt, das sei alles Quatsch und im Februar kommt heraus, dass doch schon unterschrieben ist, dann wird er vom Hof gejagt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Flensburger Fan das verzeiht. Aber alles das ist vage. Die Flensburger können eine gute Saison spielen, sie haben mit Szilagyi einen tollen Mann geholt. Als Persönlichkeit wird ihnen allerdings Lars Christiansen fehlen, wenn so einer den Verein verkörpert wie Christiansen, der fehlt natürlich. Ich glaube aber, dass man das sportlich mit Anders Eggert einigermaßen auffangen kann.

Tipp: Flensburg wird sich mit Lemgo um Platz vier streiten.

Rhein-Neckar-Löwen:
Das Team der Rhein-Neckar-Löwen.
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Die Löwen werden in den Meisterschaftskampf eingreifen können. Das müssen sie auch, denn die Zeit der Akklimatisierung in der Bundesliga die ist vorbei. Man hat gut eingekauft mit Gunnarsson, Lund, Cupic und Schmid. Man hat sich gut verstärkt, und jetzt wird sich entscheiden, ob das ein Team wird, vor dem alle Angst haben müssen, oder ob das wieder ein verlorenes Jahr bleibt. Fest steht eins, wenn die Löwen dieses Jahr keinen Titel gewinnen, dann ist es definitiv ein verlorenes Jahr. Sie haben zweifellos gute Spieler in ihren Reihen. Zum Beispiel Uwe Gensheimer. Das ist zweifellos der talentierteste Linksaußen, den wir in Deutschland haben, der hat soviel Wurf Varianten, kann auch aus dem Rückraum schießen. Auch von seiner Mentalität her, kann er der nächste Linksaußen für Deutschland werden.

Tipp: Die Löwen greifen in den Titelkampf ein.

VfL Gummersbach:
Das Team des VfL Gummersbach.
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Für mich, als ehemaligem Gummersbacher, gibt es immer noch eine Ecke im Herzen, die Sympathie für den VfL empfindet. Ich hatte drei Jahre dort gespielt, daher ist es normal. Ich halte es aber für absolut unmöglich, dass die noch einmal so einen Husarenritt hinlegen wie in der vergangenen Saison. Durch den Abgang von Szilagyi und Gunnarsson traue ich es denen nicht noch einmal zu. Das war für letztes Jahr schon der Wahnsinn, was die geleistet haben, und dieses Mal glaube ich, dass sie durchaus zu kämpfen haben, um einstellig in der Tabelle zu bleiben. Letztes Jahr sind sie alle über sich hinausgewachsen, das war eines der größten Phänomene im Handball. Das passiert nicht wieder.

Tipp: Ein Platz zwischen sieben, acht, neun.

FA Göppingen:
Das Team von Frisch Auf Göppingen.
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Frisch Auf Göppingen profitiert, so glaube ich, von den handballerischen Fähigkeiten des Trainers. Velimir Petkovic holt natürlich jedes Mal das Optimale aus der Mannschaft heraus, und schafft es, ehemalige Problemkinder super zu integrieren und absolut auf die Erfolgsstraße zurückzuführen. Siehe Kaufmann, ein Mann der in Lemgo überhaupt nicht zum Zuge gekommen ist. Oder Haaß, der ist der Mittelmann in Deutschland geworden. Er hat einen wie Mimi Kraus überholt, zumindest in der Spielführung. FAG wird eine gute Rolle spielen, die Mannschaft ist absolut ausgeglichen.

Tipp: Es dürfte für Platz sechs reichen.

TBV Lemgo:
Das Team des TBV Lemgo.
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Lemgo muss sich auf die Fahne schreiben, gegen Flensburg um Platz vier zu kämpfen. Mehr gibt der Etat nicht her mit der Firma Provital, die dort die ganzen Fäden zieht. Früher wurde der Club "TBV Deutschland" genannt, alle Nationalspieler waren in Lemgo, das ist zuletzt verwässert worden, gerade, weil Mimi Kraus jetzt nach Hamburg gegangen ist. Die Mannschaft hat aber die Qualität, Platz vier zu erreichen. Das Ziel, wieder an die Pforten der Champions League zu klopfen, werden sie aber verfehlen. Allerdings muss man abwarten, was in Hamburg nach Rudolphs Ankündigung, finanziell aussteigen zu wollen, passiert. Aber im Prinzip kann Lemgo das nicht aufholen, zu den Etats der Großen fehlt ein Drittel. Die werden die Lücke nicht schließen können.

Tipp: Platz vier oder fünf.

TV Großwallstadt:
Das Team des TV Großwallstadt.
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Beim TVG erwarte ich noch mal eine Steigerung im Vergleich zum letzten Jahr, sie haben ja den Europacup noch erreicht. Für meine Begriffe haben die eine gute Mannschaft, nichts "Überragendes", aber eine gute Durchschnittsmannschaft mit Talenten drin. Man muss ja in der Liga alles vom ökonomischen Standpunkt aus betrachten, was ist möglich, und was kann man sich demzufolge leisten. Großwallstadt muss sich bei der zweiten Garnitur von Spielern umgucken, um sich zu verstärken. Ansonsten haben sie beste Bedingungen mit dem Leistungszentrum HBLZ, haben mit Michael Biegler einen hervorragenden Trainer. Das ist schon die halbe Miete. Mehr ist in Großwallstadt nicht möglich. Ich finde, dass dort eine neue Handball-Euphorie entfacht worden ist im Aschaffenburger Raum, und mit dem Europacup haben sie sich selber belohnt und eine super Saison gekrönt.

Tipp: Platz sechs oder sieben.

Füchse Berlin:
Das Team der Füchse Berlin.
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Prinzipiell muss man sagen, dass das Projekt superwichtig ist, für den deutschen Handball allgemein. Dass die Hauptstadt den Handball hat, ist für uns und die Liga wichtig, und deswegen find ich es auch super, was da passiert. Letztes Jahr haben sie ganz knapp das Saisonziel verfehlt. Man muss eigentlich in Berlin immer einen Schritt nach vorn machen, um das Publikum zu halten. In Berlin zählt nur, wenn du vorne mitspielst. Wenn du hinten oder im Mittelfeld bist, interessiert das keinen. Deswegen hat man dort einen ganz hohen Anspruch. Mit den beiden Neuzugängen Christophersen und Petersson haben Sie auf jeden Fall im Angriff neue Power dazubekommen, die sie auch brauchten. Der Rückraum war so ein bisschen die Achillesferse der Berliner, jetzt haben sie da zwei absolute Shooter bekommen, hinten hält Heinevetter die Kiste in überragender Manier eigentlich meistens sauber. Die große Stärke der Berliner war immer eine gute Abwehr. So glaube ich, dass sie auf Platz fünf, sechs einlaufen konnten. Die großen Fleischtöpfe hat Manager Bob Hanning bisher nicht an Land ziehen können, das ist schwer in Berlin. Dadurch war das Budget begrenzt, und deswegen ging es bisher nur in kleinen Schritten voran. Bob hat aber was Gutes und vor allem Gesundes gemacht. Und er ist jemand, der wie kein Zweiter als Pionierarbeiter die Leute für Projekte begeistern kann. Das können selten Menschen so in der Form wie er. Die Nachhaltigkeit muss jetzt gesetzt werden, das ist die nächste Herausforderung für ihn.

Tipp: Platz fünf oder sechs.

TuS N-Lübbecke:
Das Team des TuS N-Lübbecke.
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Das ist für mich letztes Jahr so ein bisschen die Enttäuschung gewesen, die haben eine wirklich gute Mannschaft, oder besser, sie haben keine gute Mannschaft sondern gute Einzelspieler. Die haben auch die ökonomischen Möglichkeiten, um so starke Spieler wie Frank Löke oder Michael Jurecki und mit Alexandros Alvanos sogar einen überragenden Mann zu binden. Das was dabei rausgekommen ist, ist für diese Mannschaft zu wenig. Soll sich was ändern, muss die Mannschaft besser zusammenspielen, auf den Schultern von Jurecki lastet zu viel Verantwortung. Beim Final Four zum Beispiel haben sie hervorragend gespielt, sind über sich hinausgewachsen. Aber das waren nur wenige Highlights, die sie in Lübbecke hatten, in der Saison haben sie nur ein oder zwei Äuswärtspunkte geholt, das ist natürlich zu wenig für einen so stark besetzten Kader. Der Grundstein, um Spiele zu gewinnen, das ist ein alter Hut, der wird in der Abwehr gelegt. Da muss die Steigerung kommen.

Tipp: Schwer zu sagen, einstellig könnte es werden, aber ob's klappt?

SC Magdeburg:
Das Team des SC Magdeburg.
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Meine Mannschaft, da muss ich natürlich vorsichtig sein (lacht). Ich bin einfach mal gespännt, was die Truppe auf die Beine stellt mit dem neuen Trainer Frank Carstens. Da hat man ja viel Gutes gehört. Vier Neuverpflichtungen sind gekommen, mit Natek ein sehr erfahrener Mann auf der halbrechten Position, mit Landsberg ein erfahrener Kreisläufer. Zsolt Balogh ist ein ungarischer Linkshänder, den habe ich mit 18 Jahren gesehen, da war er ein großes Talent. Ich bin sehr gespannt auf ihn. Damir Doborac ist aus Sarajewo gekommen, ein Rückraumspieler links, auf dieser Position wird aber wohl van Olphen die Nummer eins sein. Ich habe aber ein gutes Gefühl, die Jungs haben ein gutes Trainingslager gehabt, aber ich glaube es wird ein ganz schwieriges Unterfangen am Ende einstellig in der Tabelle dazustehen. Der einzige Trumpf, den der SCM ausspielen kann, ist die Halle. Wenn die Zuschauer zurückkommen und man das Publikum begeistern kann, dann haben sie ein extremes Plus auf ihrer Seite. Insgesamt bin ich aber sehr zuversichtlich, dass es für Magdeburg langsam wieder nach oben geht. Da ist jetzt eine neue, gute Führungsmannschaft. Wenn man weiß, wo der neue Chef herkommt, nämlich von der Investitionsbank Sachsen-Anhalt, dann dürfte man auch die regionale Wirtschaft wieder begeistern können. Er hat gute Kontakte, und so wird in absehbarer Zeit wieder was möglich sein. Sicher ist, Magdeburg lebt Handball. Aufpassen muss man auf den Fußball, der bewegt sich etwa auf gleichem Niveau, man teilt sich gerade die Stadt so ein bisschen.

Tipp: Ein Platz so um die zehn herum.

MT Melsungen:
Das Team von MT Melsungen.
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Melsungen ist für mich so 'ne zusammengekaufte Mannschaft, die relativ wenig Charakter hat. Muss man so sagen. Viele Legionäre, vorwiegend aus Griechenland, die dort spielen und gutes Geld verdienen. Und das aber nur zu 50 Prozent rechtfertigen. Vom Talent her können diese Spieler viel, viel mehr. Das krankt wohl auch daran, dass es keine Mannschaft ist, da baut man auf Einzelspieler - und fertig. Da muss man ganz anders den Hebel ansetzen, die können mal super und dann wieder den größten Dreck spielen. Da war keine Linie zu erkennen. Ich finde, man hat sich auch nicht intelligent verstärkt, man guckt nicht, ob die Team-Chemie auch passt.

Tipp: Untere Tabellenhälfte.

HSG Wetzlar:
Das Team der HSG D/M Wetzlar.
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Oft als graue Maus verschrien, werden die einen Sprung nach vorne machen. Die HSG macht aus ihren Möglichkeiten immer das Optimale, ob das früher Dotzauer war oder jetzt Michael Roth. Das ist ein Club, der arg vergangenheitsgebeutelt ist, fast die Lizenz nicht bekommen hat, in die Insolvenz gehen musste. Das aber alles gut hinter sich gebracht hat dank der Region, jetzt gesund dasteht und einen Kader hat, der nicht schlecht ist. Eine unangenehme Mannschaft, nicht leicht zu bespielen. Der Vorteil ist die bedingungslose Aggressivität in der Abwehr, mit Nikolai Weber steht ein guter Torwart dahinter. Die können zu Hause die eine oder andere Überraschung setzen. Das ist nicht mehr so 'ne graue Maus.

Tipp: Zwischen zehn und zwölf.

TSV Hannover-Burgdorf:
Das Team des TSV Hannover-Burgdorf.
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Hannover hat in der letzten Saison schon das Optimale gemacht, weil sie nicht abgestiegen sind. Sie haben ein paar gute Angriffsspieler mit Przybecki, Bedzikowski. Viel mehr fallen mir gar nicht mehr ein. Das spricht dafür, dass Hannover wirklich ein unbeschriebenes Blatt ist. Sie haben jetzt aus Lemgo mit Svavarsson einen guten Kreisläufer verpflichtet, haben sich auch sonst ein wenig verstärkt. Man muss sehen, welche Rolle der Trainerwechsel von Aron Kristjansson für Carstens spielt.

Tipp: Für Hannover geht es nur darum, nicht abzusteigen.

HBW Balingen-Weilstetten:
Das Team von HBW Balingen-Weilstetten.
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Balingen lebt extrem von der Begeisterung, auch von ihrem Trainer Rolf Brack, der gerne unorthodoxe Sachen macht. Dabei kann ich die Sache mit den sieben Feldspielern nicht mehr hören, weil das so sinnlos glorifiziert worden ist. Es hat vom Effektivitätsgedanken so wenig Gegenwert. In der Liga haben wir oft genug erlebt, dass dieses Ding richtig nach hinten losgegangen ist, wie zuletzt in Hamburg oder gegen Kiel. Nein, da sollte man mal andere Maßstäbe anlegen. Aber prinzipiell holt Brack wie wenige in der Liga das Optimale aus dem Team heraus. Er hat zwei große Pluspunkte in Balingen. Der eine ist die kleine Halle, dieser Hexenkessel, Und dann hat er ein paar Spieler wie Ettwein oder Strobel, die ganz nicklig, hart spielen, am Rande der Legalität. Und das ist für manche Mannschaften nicht einfach, die stolpern dann in Balingen. Ich bin früher auch nie gerne dorthin gefahren, war nicht meine Lieblingsreise. Aber für die Liga und für uns bei Sportl ist es Gold wert, wenn dieses gallische Dorf auf einmal die großen Römer aus Kiel schlägt. Als mir das gesimst wurde, dachte ich, die wollen mich verkohlen.

Tipp: Ich hoffe, sie bleiben wieder drin.

DHC Rheinland:
Das Team des TSV Dormagen.
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Aus Dormagen wurde DHC Rheinland. Die Namensänderung wurde aus finanziellen Gründen vollzogen, um die regionale Wirtschaft hinter sich zu bringen. Man hat auch schon einige Partner mit ins Boot holen können. Dieses Projekt ist nicht uninteressant, ist eine Ausbildungsstätte für junge Spieler. Einige der größten Talente Deutschlands sind hier zu finden. Trotzdem wird diese Mannschaft gegen den Abstieg spielen. DHC hat aber mit Kay Wandschneider einen sehr guten Trainer, die würde ich ungern abstürzen sehen in die Zweite Liga, weil ich glaube, dass sie es wert sind, in der Ersten Liga zu überleben. Warum? Es wird ganz ehrlich an der Basis gearbeitet. So etwas finde ich immer sympathisch.

Tipp: Ich hoffe, sie bleiben drin.

HSG Ahlen-Hamm:
Das Team der HSG Ahlen-Hamm.
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Die sind schwer für mich einzuschätzen. Sie haben sich mit ein paar Routiniers verstärkt, nichts Hochkarätiges, aber gut. Trotzdem wird ihnen wohl die Klasse fehlen, es kann von Anfang an nur um den Klassenerhalt gehen. Ich hab' da mal mit Magdeburg im Pokal verloren, in der Halle ist viel Euphorie, dieser Faktor kann eine positive Rolle spielen. Hier sind viele durchschnittliche Spieler versammelt, wenn aber dieses Team als Mannschaft nicht zusammenwächst, wird es keine Chance haben. Die müssen sich vom ersten Tag an bewusst werden, dass jeder Punkt einer gegen den Abstieg ist. Und die müssen alle zu Hause geholt werden, denn auswärts wird das nichts.

Tipp: Der Klassenerhalt wird schwer.

TSG Friesenheim:
Das Team der TSG Friesenheim.
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Das tut mir natürlich mehr als leid, aber es wäre wirklich ein Wunder, wenn die in der Liga bleiben würden. Das wird für diese Mannschaft ein großes Abenteuer. Die wenigen Siege sollten sie feiern, ihr Punktekonto wird auf der Positivseite nicht sehr hervorstechen. Ich weiß gar nicht, ob die Friesenheimer als Zielsetzung überhaupt den Klassenerhalt ausgegeben haben? Der ist wirklich hart an der Grenze, der Kader. Da hat man nicht mehr groß investiert, sondern ist fast mit der Mannschaft in die Erste Liga reingegangen, mit der man aufgestiegen war. Eigentlich gilt Friesenheim als Kooperationsmannschaft für die Rhein-Neckar Löwen, doch den Löwen nützt es nur etwas, wenn Friesenheim in der Zweiten Liga spielt. Jetzt sind sie eher Konkurrent. Die Halle bekommt Friesenheim sicher öfter voll. Wenn Kiel oder die Hamburger kommen, ich glaub, dann wird sie brennen.

Tipp: Abstiegskandidat.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 28.08.2010)


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