15.11.2010 | Bundesliga |
Hansen gegen Chrischa Hannawald. Der 39-Jährige war kurzfristig verpflichtet worden, weil Henning Fritz sich von einem Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel erholt. Fritz, so war zu hören, wird am Sonntag aber wieder im Tor stehen können. Dann, wenn die Löwen in der Champions League beim THW Kiel (17.15 Uhr) antreten. Hannawald, bekannt für seine unorthodoxen Paraden und die kurzen Hosen, ist in der Königsklasse gesperrt, er wird dem Team von Gudmundur Gudmundsson gegen den Titelverteidiger nicht helfen können. In Flensburg konnte er es. Für den enttäuschenden Welthandballer Slawomir Szmal hatte Hannawald bereits zwei Siebenmeter von Anders Eggert gehalten. Zwei Gründe, warum die Mannheimer in dieser 58. Minute noch eine Siegchance hatten. Doch Hansen verwandelte eiskalt.
"Mit diesen Schiedsrichtern war es sehr schwer für uns", ärgerte sich Gudmundsson über Ralf Damian und Frank Wenz, die bei einigen Entscheidungen tatsächlich kein Herz für Tiere zeigten. Derart gereizt gönnte der Isländer auch seinem Kollegen Ljubomir Vranjes kein Lob. Er hätte im Spiel der Flensburger "nichts Neues" erkannt. Das wollte Vranjes, am Dienstag noch Teammanager der SG, auch gar nicht auf seine Fahnen schreiben. "Ich bin kein Zauberer", sagte der Schwede. "Dieser Sieg war auch einer von Per."
Gemeint war Per Carlen, dessen Sohn Oscar trotz einer schwachen ersten Halbzeit gefeiert wurde. In Flensburg haben auch die Fans Gewissheit, dass der Linkshänder seine letzte Saison bei der SG spielt. Aber weil er sie mit Herz begeht, wird er, der von Holger Glandorf (Lemgo) ersetzt werden könnte, trotzdem geliebt. "Wir haben als Mannschaft gekämpft, und die Halle hat das honoriert", meinte Viktor Szilagyi. "An diesem Sieg hatten alle ihren Anteil, auch die, die nur wenig gespielt haben." Vielleicht war das der kleine Unterschied zu den Mannheimern, die diesen letzten Biss vermissen ließen. "Das ist eine starke Auswärtshalle, hier kann man verlieren", sagte Kreisläufer Robert Gunnarsson. "Der Unterschied war nur ein Tor, das ist nicht viel." Die Gäste, das war nicht überraschend, stellten die besseren Individualisten. So traf Karol Bielecki, erblindet auf einem Auge, siebenmal. Der überragende Linksaußen Uwe Gensheimer warf gar zehn Tore - doch der Eindruck blieb, dass die vielen Häuptlinge besonders im Angriff noch ihre Rollen und eine Hierarchie suchen. Was die Löwen wert sind, wird sich bis zum 1. Dezember zeigen. Dann haben sie dreimal gegen Kiel und einmal gegen Hamburg gespielt.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.11.2010)
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