Aus den Kieler Nachrichten vom 15.11.2010:
Kiel. Zwei Rücktritte in einem Monat: Ist
Noka Serdarusic amtsmüde?
Oder stecken andere Gründe hinter seinen
Demissionen in Slowenien? Der ehemalige
Meistertrainer des THW blickt zurück auf sein
kompliziertes Intermezzo im Land des Vize-Europameisters
von 2004.
Mit
Noka Serdarusic sprach Frank Schneller.
- Kieler Nachrichten:
-
Erst Ihr Rücktritt als slowenischer Nationalcoach, jetzt der
Abschied aus Celje - sind Sie amtsmüde oder ausgebrannt?
- Noka Serdarusic:
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Nein, überhaupt nicht. Ich will weitermachen und werde wieder als
Trainer arbeiten.
- Kieler Nachrichten:
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Also verspüren Sie keine Abnutzungserscheinungen - vor allem
nach all den gesundheitlichen Problemen?
- Noka Serdarusic:
-
Ich und kein Bock mehr auf Handball - das gibt es nicht.
Ich mach jetzt zwar erst einmal Pause, aber nächstes Jahr
will ich wieder eine Aufgabe anpacken. Ich bin fit.
- Kieler Nachrichten:
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Die Handballszene ist überrascht, dass Sie es nicht länger
ausgehalten haben in Celje, nachdem Sie als Nationalcoach
Ihren Hut nahmen. Warum sind Sie gescheitert?
- Noka Serdarusic:
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Ich bin nicht gescheitert, ich bin nur konsequent. Womit
Sie recht haben ist, dass in Slowenien eine Erwartungshaltung
vorherrscht, die überzogen ist. Sowohl in Bezug auf
das Nationalteam, als auch in Celje. Die Uhren ticken dort
anders.
- Kieler Nachrichten:
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Sie sollen Probleme mit Ihrem Spielmacher Uros Zorman gehabt haben?
- Noka Serdarusic:
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Ich soll mit Uros Zorman Probleme gehabt haben - und ja,
die hatte ich. Wie jeder Trainer vor mir sie mit ihm hatte,
aber während manche Herren im Umfeld wollten, dass wir
ihn rausschmeißen, habe ich ihn aufgrund seines handballerischen
Potenzials und seiner Klasse bei aller Konfrontation
nicht verteufelt. Ich wollte sein Potenzial ausschöpfen,
habe ihn zum Kapitän gemacht und er weiß, wie
ich zu ihm stehe, da bin ich sicher.
- Kieler Nachrichten:
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Ihr Sportdirektor Roman Pungartnik
sagte, die Ergebnisse haben nicht gestimmt, darum
habe er Ihren Rücktritt angenommen ...
- Noka Serdarusic:
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Was soll so eine Aussage? Das ist oberflächlich. Man muss
schon relativieren können - und wollen. In der aktuellen
Meisterschaft haben wir erst sieben Spiele gehabt, von denen
ich vier gar nicht mitgemacht habe, weil ich gesperrt
war bzw. im Krankenhaus lag. Zwei von diesen sieben Partien
haben wir verloren, eine davon mit mir auf der Bank.
Mir ging es wochenlang dreckig, so dass ich erst jetzt, wo
ich mich wieder fit fühle und meine Werte wieder besser
sind, uneingeschränkt eingreifen konnte.
- Kieler Nachrichten:
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Was ist jetzt? Wo wollen Sie anheuern, was haben Sie vor?
- Noka Serdarusic:
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Ich besuche jetzt meine Familie und Freunde in Mostar,
Montpellier und Hamburg. Bis Weihnachten ist erst einmal
Ruhe und Urlaub angesagt, dann aber wird mir der
Urlaub bestimmt schon stinken. Wenn es soweit ist, werde
ich sehen, welche Möglichkeiten
sich mir bieten.
- Kieler Nachrichten:
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Ist mit Ihrer Rückkehr nach Deutschland zu rechnen? Können
Sie sich das überhaupt vorstellen, nach allem, was war?
- Noka Serdarusic:
-
Klar kann ich das. Ich muss ja dahin gehen, wo ich mich als
Trainer verständigen kann. Die Sprache ist wichtig. Da
kommt nur die Region des ehemaligen Jugoslawiens und
der deutschsprachige Raum in Frage. Eine Rückkehr nach
Deutschland ist nicht auszuschließen.
- Kieler Nachrichten:
-
Was wird aus dem Prozess, der auch noch im Raum steht und
Ihnen mit Blick auf ein Engagement in der Bundesliga womöglich
im Wege steht?
- Noka Serdarusic:
-
Ich hoffe, dass das bis Jahresende geklärt und beendet ist
und ich anschließend in Ruhe irgendwo wieder arbeiten
kann. Mehr sage ich nicht dazu.
- Kieler Nachrichten:
-
Es geht das Gerücht um, Sie könnten gemeinsam mit Nikola Karabatic
beim HSV anheuern ...
- Noka Serdarusic:
-
Ach ja? Sie sagen es: Das ist ein Gerücht, nicht Stand der
Dinge.
(Das Gespräch führte Frank Schneller, aus den Kieler Nachrichten vom 15.11.2010)
Eine ausführliche Version des Interwies gibt es bei handball-world.