THW-Logo
17.06.2011 Champions League

Zebra-Journal: Endstation Barcelona

THW Kiel scheiterte im Viertelfinale an starken Katalanen - Gislason vermutete Betrug

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 11.06.2011:

Viermal in Folge hatte der THW Kiel das Endspiel der Champions League erreicht, den Titel in den Jahren 2007 und 2010 gewonnen. Doch in der abgelaufenen Saison war für den Titelverteidiger bereits im Viertelfinale Endstation. Im Duell der Giganten revanchierte sich der FC Barcelona für die Final-Niederlage im Vorjahr. Die Katalanen siegten 27:25 und 36:33.
"Ein Tor Differenz wäre Pech oder Dummheit gewesen", sagte Filip Jicha nach der deutlichen Niederlage im Viertelfinal-Rückspiel. "So ist die Wahrheit eine andere: Sie waren einfach besser." Aus Spanien hatten die Kieler noch eine Portion Hoffnung mitgebracht, hatten sie mit zwei späten Toren doch einen Vier-Tore-Rückstand noch in eine verträgliche 25:27-Niederlage verwandelt. Doch im Rückspiel fanden die "Zebras" nie ihren Rhythmus, lagen gegen stark aufspielende Spanier teilweise mit acht Toren zurück. "Das war unser bestes Saisonspiel", sagte ein strahlender Magnus Jernemyr, schwedischer Abwehrchef der Katalanen. "Für Kiel tut es mir leid, eine solche Mannschaft sollte mit diesen Fans in Köln dabei sein." Tatsächlich standen die Zuschauer wie eine Wand hinter den Gastgebern, doch der Funke ließ sich nicht übertragen. Torhüter Thierry Omeyer, sonst ein Albtraum für die "Barca"-Stars, erwischte einen schwachen Tag. Und im Angriff unterliefen den Kielern Fehler in ungewohnter Anzahl. Immer dann, wenn der THW sich aufzurappeln schien, stand er sich auch schon wieder selbst im Weg.

Für Trainer Alfred Gislason trugen die Schiedsrichter Martin Gjeding und Mads Hansen die Schuld am bitteren Aus. Er warf ihnen in der Pressekonferenz vor, parteiisch gewesen zu sein. Anschließend ergänzte der wütende Isländer, dass er bereits am Vorabend gewusst hätte, dass seine Mannschaft diesmal in der Endrunde fehlen würde. Nach dem überraschenden Sieg der Rhein-Neckar Löwen in Montpellier wäre der THW der dritte Bundesligist im "Final4" gewesen. Das, so Gislason, sei nicht im Interesse der Europäischen Handball-Föderation (EHF) gewesen. Die Beschuldigten reagierten auf die Vorwürfe und leiteten ein Disziplinarverfahren ein. Die Kieler reagierten mit einer Stellungnahme, in der sie angeblich auf die Entgleisungen von Talant Duschebajew, Trainer von Ciudad Real, nach dem Halbfinal-Aus in der vorvergangenen Spielzeit verwiesen. Duschebajew, der der EHF nach der Niederlage gegen Kiel Bestechlichkeit vorgeworfen hatte ("Wir wissen, wo wir hier sind. Und wir wissen deshalb, wer ins Finale kommen sollte") wurde nicht bestraft.

Spanische Fiesta

Barcelona und Ciudad Real gönnen Bundesliga nur eine Nebenrolle
Erst Fußball, dann Handball: Der FC Barcelona hat sich die europäische Handball-Krone aufgesetzt und keine 24 Stunden nach den Fußballern des Vereins ebenfalls die Champions League gewonnen. Die Katalanen setzten sich im spanischen Finale des Final-Four-Turniers in Köln gegen Ciudad Real mit 27:24 (14:10) durch und feierten ihren siebten Titel in der europäischen Königsklasse (Bericht).

Im Halbfinale hatte der spanische Meister die Rhein-Neckar Löwen mit 30:28 bezwungen, Ciudad Real war durch einen 28:23-Erfolg gegen den deutschen Meister HSV Hamburg ins Endspiel eingezogen. Die Hamburger sicherten sich Platz drei durch einen 33:31-Sieg im kleinen Finale gegen die Löwen.

In einem temporeichen Finale setzte sich Barcelona vom 10:10 in der 21. Minute bis zur Halbzeit auf vier Tore ab. Besonders Torhüter Danijel Saric bot eine überragende Leistung. Auch nach der Pause tat sich der dreimalige Champions-League-Sieger Ciudad Real im Angriff schwer. Bis zur 40. Minute setzte sich Barcelona vorentscheidend auf 19:12 ab. Den Besiegten fehlte Torhüter-Ikone Arpad Sterbik, der sich im Halbfinale bereits nach wenigen Minuten so schwer verletzt hatte, dass er nicht mehr eingreifen konnte. Die Spieler des deutschen Meisters HSV Hamburg trösteten sich nach dem verpassten Sprung auf Europas Handball-Thron bei einem Abendessen mit ihren Frauen. "Ich bin ein bisschen traurig, aber das macht unsere Saison nicht kaputt", sagte Trainer Martin Schwalb nach der Niederlage vor 19 250 Zuschauern in der Kölner Lanxess-Arena gegen Angstgegner Ciudad Real.

Die enormen Kraftanstrengungen beim Kampf um den Gewinn der ersten deutschen Meisterschaft machte Schwalb für den enttäuschenden Auftritt seiner Mannschaft verantwortlich. Man verliere sehr viele Körner, wenn man wie der HSV unter Druck gestanden habe, deutscher Meister zu werden, so der Ex-Nationalspieler, der nach der Saison die Trainerbank verlässt und in Hamburg Geschäftsführer wird.

Bei den Löwen hatte nur Uwe Gensheimer einen Grund zu feiern: Der Linksaußen löste mit 118 Toren den Kieler Filip Jicha als Torschützenkönig der Champions League ab.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 11.06.2011)


(17.06.2011) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite