26.09.2011 | Mannschaft |
Milutin Dragicevic. |
Der 44-Jährige, in Mannheim Beobachter des Kieler Sieges, zuckt angesichts der Formkrise seines Schützlings mit den Schultern, wirkt ratlos. Auch über das Verhalten der THW-Verantwortlichen, mit denen es nicht möglich gewesen sei, eine schnelle Lösung zu finden. Im März hätte er Uli Derad, dem ehemaligen Manager, einen unterschriftsreifen Vertrag mit Silkeborg vorgelegt. Aber zu einer Unterschrift sei es nie gekommen. "Es war auch nicht hilfreich, dass sich so viele über ihn in den Medien geäußert haben." Das hätte es früher nicht gegeben, sagt Bratic und meint die Zeiten mit Ex-Manager Uwe Schwenker, mit dem er gut befreundet ist.
"Auch wir wollen eine schnelle Lösung", sagt Klaus Elwardt. Der neue Manager saß im März noch im Aufsichtsrat des THW. Dass es damals einen Vertrag mit Silkeborg gegeben haben soll, sei ihm neu. "Wenn sich ein Verein findet, kann Milutin gehen. Aber bislang hat sich noch keiner gefunden."
Er, Bratic, hätte mit Constanta, FA Göppingen, AG Kopenhagen und der MT Melsungen verhandelt. Mit dem VfL Gummersbach, zu dessen Trainer Sead Hasanefendic er ein sehr enges Verhältnis hat, wollte er im Tausch sogar den Kieler Wunschspieler Patrick Wiencek auslösen. Der THW sei über seine Bemühungen stets informiert gewesen. Nur seien die Kieler nicht bereit gewesen, eine Abfindung zu bezahlen. Silkeborg beispielsweise hätte Dragicevic mit offenen Armen aufgenommen, sagt Bratic. "Aber sie konnten sein Kieler Gehalt nicht komplett übernehmen."
Grund wäre das dänische System, das Handballer mit einem niedrigen Steuersatz von 26 Prozent anlocken würde. "Wer allerdings drei Jahre in der dänischen Liga gespielt hat, zahlt dann fast den dreifachen Satz", sagt Bratic, dessen Klient drei Jahre in Silkeborg war und nun fünf Jahre im Ausland bleiben müsste, um erneut den niedrigen Steuersatz beanspruchen zu können.
Dragicevic, der im Sommer 2010 nach Kiel kam, kassiert ein monatliches Netto-Gehalt von schätzungsweise 15 000 Euro. Da er einen Vier-Jahres-Vertrag unterschrieben hat, werden sich seine Lohnkosten für den THW auf eine Million Euro summiert haben, sollte sich keine Lösung finden. Zu Zahlen will sich Bratic nicht äußern, sagt nur, dass der Verein eine "hohe sechsstellige" Summe sparen könnte, wenn er Dragicevic für seine Gehaltseinbußen abfinden würde. Inzwischen, so Bratic, sei allerdings auch eine Rückkehr nach Silkeborg schwierig geworden, weil der dänische Vizemeister nun Robert Arrhenius unter Vertrag genommen hat. "Das Geld wollten sie eigentlich für Milutin ausgeben."
Und Dragicevic? "Die Situation ist unverändert schwierig, weil die Vereine ihre Kader längst komplettiert haben", sagt der Serbe. "Wenn sich einer findet, werde ich den THW um eine Freigabe bitten." Bis dahin werde er alles dafür tun, seinen Kieler Kollegen zu helfen.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 26.09.2011)
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