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16.01.2012 EM 2012

Kieler Nachrichten: Wird Zeitz 2015 ein "Handball-Katarer"?

Scheichs locken Spieler und Trainer ins WM-Team

Aus den Kieler Nachrichten vom 16.01.2012:

Vom 15. bis 29. Januar 2012 findet die EM 2012 in Serbien statt.
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Katar/Nis. Die Handball-WM in Katar wird erst 2015 ausgerichtet. Doch die Scheichs sind schon jetzt ein heißes Thema. "Wenn es einen guten Spieler oder großen Namen gibt, dann werden wir ihn in das Team aufnehmen", bestätigte Verbandspräsident Ahmed Mohammed Al-Shaabi entsprechende Pläne. Angesichts des laschen Regelwerks kein Märchen. Wer rechtzeitig plant und große Schecks ausstellt, kann sich ein All-Star-Team kaufen. "Wer bereits für seine Nationalmannschaft spielt, müsste jetzt drei Jahren aussetzen", sagte Al-Shaabi. "Wer noch kein Länderspiel bestritten hat, wäre sofort spielberechtigt." Was bedeuten würde, dass die Scheichs jene Spieler streichen müssen, die am Wochenende im EM-Einsatz waren.
Der dänische Nationalspieler Nikolaj Markussen bestätigte, ein Angebot erhalten zu haben. Von einer Million Euro ist die Rede. Eines, das Ulrik Wilbek grübeln lässt. "Wir denken nun alle über die EM-Absagen in letzter Minute nach", sagte der dänische Nationaltrainer. So hätten einige Slowenen, darunter der Ex-Kieler Vid Kavticnik, "komische Entschuldigungen" gewählt. Wilbek wunderte sich auch über die Herz-Operationen von Jonas Källman (Schweden) und Arpad Sterbik (Spanien). "Man weiß, dass ihr Trainer der Trainer von Katar werden soll."

Tatsächlich ist Talant Duschebajew (Atletico Madrid) der Wunschkandidat. Doch Alfred Gislason glaubt nicht, dass vorgeschobene Operationen den Weg in die Wüste ebnen sollen. Ob er sich vorstellen könne, eine solche Mannschaft zu trainieren? "Wir sind Profis, nichts ist ausgeschlossen." Zumal er seine Nationalität nicht aufgeben müsste. "Ich könnte Isländer bleiben", sagte der Trainer des THW Kiel. Damit, möglicherweise seinen Landsmann Olafur Stefansson im Katar-Trikot erleben zu müssen, könne er sich aber nur schwer anfreunden. "Ich bin altmodisch, Länderspiele sollten zwischen Ländern ausgetragen werden."

Filip Jicha, der als Tscheche voraussichtlich nie eine Medaille gewinnen wird, würde sich von einem entsprechenden Angebot geehrt fühlen. Annehmen würde er es nicht. "Für ein Turnier seine Nationalität zu wechseln, schadet der Sportart."

Ein heißer Katar-Kandidat ist Christian Zeitz, der nach den Olympischen Spielen 2008 aus der deutschen Nationalmannschaft zurückgetreten ist. "Dann bin 35 Jahre alt. Wer weiß, ob ich dann noch spielen kann." Einen derartigen Tapetenwechsel wollte Zeitz aber nicht grundsätzlich ausschließen. Der Linkshänder des THW Kiel begrüßt es zudem, dass die WM auch einmal "in einem exotischen Land" ausgetragen werde. "Wichtig ist nur, dass dort ernsthaft Handball betrieben wird. Das ist noch nicht der Fall." Gehen die Pläne in Erfüllung, wird sich das ändern. Auf die schnelle Art und in der Farbe des Geldes.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 16.01.2012)


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