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20.01.2012 EM 2012

Kieler Nachrichten: "Bam Bam", der sanfte Haudrauf

Patrick Wiencek ist Hoffnungsträger am Kreis

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.01.2012:

Patrick Wiencek wird im Sommer ein "Zebra".
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Nis. Als Christian Schwarzer nach der WM 2007 seine Karriere beendete, hinterließ er am Kreis eine große Lücke. Seitdem war in der deutschen Nationalmannschaft keiner in der Lage, sie zu schließen. Mit Patrick Wiencek, der im Sommer zum Rekordmeister THW Kiel wechseln wird, könnte sich das ändern.
Am Kreis steht derzeit die größte Baustelle. Christoph Theuerkauf ist flink, kann aber keine Sperren stellen und auch nicht decken. Er muss für Oliver Roggisch ausgewechselt werden, der kein Angriffsspieler ist. Zwei halbe Kreisläufer versuchen, was ein Wiencek bald allein lösen könnte. Der blonde Hüne geht mit dieser Rolle unaufgeregt um. Natürlich sei er in seinem Innersten ein wenig nervös, aber das würde er nicht zeigen, sagt Wiencek, der am Tag nach dem 24:23-Sieg gegen Mazedonien erstmals von Journalisten umlagert wurde. Der gebürtige Duisburger hatte innerhalb von zwei Minuten zwei wichtige Tore geworfen und den Traum vom Erreichen der Hauptrunde gerettet. Er blickt gelassen aus 2,01 Metern Höhe herab, spricht mit leiser Stimme, sein Handschlag ist sanft.

Ehrlich erzählt er eine Geschichte, die für einen Handballer in Deutschland ungewöhnlich ist. Als Quereinsteiger war er vor drei Jahren von Martin Heuberger ins Junioren-Team berufen worden und prompt Weltmeister geworden. Bis dato war er kaum aufgefallen. Als C-Jugendlicher hatte er sich aus der Niederrhein-Auswahl abgemeldet. Handball, Auswahl, Schule - ihm sei einfach alles zu viel geworden.

Vor vier Jahren verpflichtete ihn der TuSEM Essen, doch eingesetzt wurde der Anlagenmechaniker beim Oberligisten TV Jahn Hiesfeld. Eine Nominierung für die deutsche A-Nationalmannschaft, in der er am 1. Dezember 2009 gegen Weißrussland sein Debüt geben sollte, war noch eine Fata Morgana.

Dann stürzte Essen in die Insolvenz, die Arrivierten flüchteten und Wiencek rückte nach. Er sollte helfen, den Traditionsclub zu retten. Und er half. So gut, dass der VfL Gummersbach sich für ihn erwärmte und nun der THW. Wiencek wird außergewöhnliches Talent nachgesagt. Er würde, so sein einstiger VfL-Kollege Adrian Wagner, in der Deckung immer richtig stehen. Dass er im Mittelblock nicht nur steht, trug ihm den Spitznamen "Bam Bam" ein. Jenes Kerlchen aus der Serie "Familie Feuerstein", das sich mit einer Riesenkeule durch die Steinzeit prügelt. "Wahrscheinlich heiße ich so, weil ich in der Abwehr draufhaue", sagt der 22-Jährige.

Wiencek hat stürmische Zeiten erlebt. So schickte ihn VfL-Trainer Sead Hasanefendic aus der Trainingshalle nach Hause, als er erfuhr, dass Wiencek nach Kiel wechseln würde. Und nicht nur das - er suspendierte ihn für drei Monate. "Den ersten Ärger kann ich verstehen", sagt Wiencek. "Die Suspendierung fand ich übertrieben." Sicher, es wäre ein Fehler gewesen, dem THW zuzusagen, ohne mit den VfL-Verantwortlichen gesprochen zu haben. "Aber an der Situation hätte sich nichts geändert. Ich wäre sowieso nach Kiel gegangen."

Die ungewollte Freizeit hatte der Formel-1-Fan genutzt, um seinen in Duisburg-Walsum lebenden Eltern bei Renovierungsarbeiten zu helfen. Mit Konsequenzen: Die Bohrmaschine spielte verrückt und verdrehte seine Hand derart, dass er sie sich brach. "Das war unglücklich", sagt Wiencek und wirkt dabei so, als würde er seinem Vater, der Maurer ist, jederzeit wieder auf dem Bau helfen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.01.2012)


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