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19./20.01.2012 - Letzte Aktualisierung: 20.01.2012 EM 2012

Deutschland löst Hauptrundenticket durch souveränen Sieg gegen Schweden

Mit 4:0 Punkten in die Hauptrunde

Update #2 KN-Bericht und Stimmen ergänzt ...

Vom 15. bis 29. Januar 2012 findet die EM 2012 in Serbien statt.
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Mit der mit Abstand bislang besten Turnierleistung hat die deutsche Handball-Nationalmannschaft die Hauptrunde bei der Europameisterschaft in Serbien erreicht. Am Donnerstag schlug das DHB-Team die zuvor ungeschlagenen Schweden souverän mit 29:24 (20:15). In Belgrad trifft die Mannschaft von Trainer Martin Heuberger nun auf den Gastgeber (Samstag), Vizeweltmeister Dänemark (Montag) und die Polen (Mittwoch).
Durch den anschließenden Sieg Mazedoniens gegen Tschechien (27:21) eroberten die Deutschen sogar noch den ersten Rang in der Gruppe B. Da Filip Jicha, Daniel Kubes und Co. damit ausgeschieden sind, nimmt das DHB-Team 4:0 Punkte mit nach Belgrad. Die Chancen für das Erreichen eines Olympia-Qualifikationsturniers stehen damit so gut wie nie zuvor.

Gegen Schweden startete Heuberger wieder mit Silvio Heinevetter für Carsten Lichtlein im Tor. Kapitän Pascal Hens musste erneut zunächst auf der Bank Platz nehmen. Gegen angeknockte Schweden - Torhüter Sjöstrang fehlte mit Magen- und Darmproblemen, auch Spielmacher Dalibor Doder konnte nicht mitwirken - erwischte das deutsche Team einen Start nach Maß: Durch zwei Groetzki-Treffer von außen sowie Toren von Haaß und Glandorf legte der Welmeister von 2007 ein 4:2 vor. Und obwohl Uwe Gensheimer in der Anfangsphase gleich dreimal an Andreas Palicka scheiterte, ließ sich der Rhein-Neckar Löwe nicht aus dem Konzept bringen und schraubte den Spielstand mit vier Treffern in Folge gar auf 8:3 (10.). Das Selbstvertrauen bei der Mannschaft wuchs von Minute zu Minute, es klappten Spielzüge und Kreisanspiele, aber vor allem wurden immer wieder die Außen gekonnt eingesetzt.

Die Skandinavier fanden hingegen nur schleppend in die Partie. Die Abwehr fand in der ersten Halbzeit gar nicht statt, so dass der arme Palicka bereits nach fünfzehn Minuten durch den nachnominierten Mattias Andersson ersetzt wurde - der aber ebenfalls kaum einen Ball parieren konnte. Immerhin lief es bei den Schweden langsam im Angriff besser: Kim Andersson, von Kaufmann immer wieder früh gestört, glänzte mit klugen Pässen besonders auf den effizienten Lundström, Mittelmann Jonas Larholm und der bärenstarke Kim Ekdahl du Rietz trafen aus dem Rückraum. Letzterer war es auch, der seine Mannschaft nach 25 Minuten erstmals wieder bis auf drei Treffer heran brachte (13:16), doch der gut aufgelegte Christophersen, Sprenger aus spitzem Winkel und Gensheimer per Gegenstoß konterten zum 19:13, so dass es mit einer beruhigenden 20:15-Führung in die Kabinen ging.

War der erste Durchgang ein Angriffsfeuerwerk auf beiden Seiten, sollte sich die zweite Halbzeit als Abwehrschlacht herausstellen. Die Schweden hatten dabei den besseren Start: Mattias Andersson ermöglichte mit vier Paraden, dass Ekdahl du Rietz und Nilsson auf 17:20 verkürzen konnten, ehe Gensheimer mit seinem neunten (und letzten) Treffer die über fünfminütige Torflaute seiner Mannschaft beendete. Mehrfach noch sollte das Team von Ola Lindgren und Staffan Olsson bis auf drei Treffer herankommen, doch immer wieder bremsten sich die Skandinavier mit technischen Fehler am Fließband selbst aus. Zudem zeigte auch Silvio Heinevetter immer mal wieder tolle Paraden. So wurde das deutsche Team trotz nur neun eigenen Treffern im zweiten Durchgang nicht mehr nervös. Auch nicht, als die Schweden Lundström und den diesmal schwachen Rechtsaußen Ekberg in der Abwehr vorzogen. Als Lundström seinen Wurf an den Innenpfosten setzte und Christophersen auf der Gegenseite zum 28:23 (52.) traf, war die Partie bereits entschieden.

(Sascha Krokowski)

 

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

DHB-Spieler Oliver Roggisch gegenüber den KN:
Für so ein Spiel muss man einen Arsch in der Hose haben, den hatten wir. Wir sind von den Medien zuletzt zerrissen worden, teilweise auch zu Recht. Aber: Der Zusammenhalt in dieser Mannschaft ist einfach außergewöhnlich.
DHB-Spieler Christian Sprenger gegenüber den KN:
Wir haben von Anfang an konzentriert gespielt und eine gute Wurfquote gehabt. Jetzt sind wir einfach nur froh darüber, dass wir nach Belgrad fahren dürfen.
DHB-Spieler Dominik Klein gegenüber den KN:
Wir haben uns an die taktischen Vorgaben gehalten, ruhig und diszipliniert gespielt - das müssen wir für die Zukunft abspeichern.
DHB-Spieler Patrick Groetzki gegenüber den KN:
So viele Fehler haben die Schweden in ihren ersten Spielen nicht zusammen gemacht, aber wir haben sie dazu mit einer guten Abwehr gezwungen. Ich habe auch nach dem Tschechen-Spiel daran geglaubt, dass wir die Hauptrunde erreichen können. Wichtig ist, immer positiv zu denken.
Schwedens Spieler Kim Andersson gegenüber den KN:
Man hat gemerkt, dass die Deutschen unbedingt im Turnier bleiben wollten. Wir waren heute nicht richtig da, weit davon entfernt, ein gutes Spiel zu machen. Immer, wenn es noch einmal eng wurde, haben wir die falschen Entscheidungen getroffen.

Gruppe B, 3. Spieltag: 19.01.12, Do., 18.15: Deutschland - Schweden: 29:24 (20:15)

Flagge GER Deutschland:
Heinevetter (1.-60., 13/1 Paraden), Lichtlein (n.e.); Hens (1), Gensheimer (9/4), Roggisch, Klein (n.e.), Pfahl (2), Wiencek, Theuerkauf, Glandorf (1), Christophersen (4), Groetzki (5), Sprenger (2), Kaufmann (3), Haaß (2); Trainer: Heuberger
Flagge SWE Schweden:
M. Andersson (15.-60., 10 Paraden), Palicka (1.-15., 5 Paraden); Lundström (3), K. Andersson (1), Jernemyr, Ekberg (4/3), Doder (n.e.), Stenbäcken, Larholm (6), Karlsson, Jakobsson (n.e.), Petersen, Ekdahl du Rietz (8), Barud (n.e.), Nilsson (2); Trainer: Olsson/Lindgren
Schiedsrichter:
Nenad Krstic / Peter Ljubic (Slowenien)
Zeitstrafen:
Deutschland: 5 (2x Roggisch, Wiencek, Glandorf, Kaufmann);
Schweden: 2 (Lundström, Jernemyr)
Siebenmeter:
Deutschland: 4/4;
Schweden: 4/3 (Heinevetter hält Ekberg)
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 3:1, 3:2, 5:2 (6.), 5:3, 8:3 (10.), 8:4, 9:4, 9:5, 11:5, 11:7 (16.), 12:7, 12:8, 13:8, 13:9, 15:9 (21.), 15:11, 16:11, 16:13 (26.), 19:13, 19:14, 20:14, 20:15;
2. Hz.: 20:17 (34.), 22:17, 22:19 (40.), 23:19, 23:20, 24:20, 24:21 (47.), 25:21, 25:22, 26:22, 26:23 (50.), 28:23 (52.), 28:24, 29:24.
Zuschauer:
2.800 (Sportski Centar Cair, Nis (SRB)))

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.01.2012:

29:24 - die Mannschaft lebt

Schweden düpiert, von Tschechiens Niederlage profitiert: Deutschland ohne Verlustpunkt in der Hauptrunde
Nis. Wer hätte das gedacht? Nach dem 29:24 (20:15)-Erfolg gegen Schweden dürfen die deutschen Handballer tatsächlich wieder davon träumen, bei den Olympischen Spielen in London dabei sein zu dürfen. Wer nach der peinlichen Vorstellung gegen die Tschechen (24:27) darauf zehn Euro gewettet hatte, kann nun Hauskredite im großen Stil auslösen.

Beeindruckend. Auf dieses Wort lässt sich die Leistung verdichten. Mutlos gegen die Tschechen, mit Herz Mazedonien (24:23) besiegt, mit schönem Handball die Schweden entzaubert. Sollte diese Dramaturgie Absicht gewesen sein, sollte Martin Heuberger Hollywood-Regisseur werden, zumal sein Team ohne Verlustpunkt in die Hauptrunde einzog, da Mazedonien die Tschechen gestern Abend 27:21 besiegte. "Es freut mich einfach, dass die Mannschaft lebt", sagte der gelöst wirkende Bundestrainer.

Das letzte Vorrundenspiel begann für die Deutschen wie das vorletzte - mit einem Pfeifkonzert. Die mazedonischen Fans wünschten ihnen eine Niederlage. Das geschah nicht aus tiefer Abneigung, dazu ist ihr Wesen ein zu fröhliches. Wer Fremdsprachen lernt ("Deutschland, auf Wiedersehen"), der kann auch rechnen. Eine deutsche Niederlage hätte ihre Chancen erhöht, die Hauptrunde zu erreichen. Und da wollten die Mazedonier hin.

Ihre Pfiffe perlten aber an den Deutschen ab. Warum auch nicht, hatten diese doch zwei Tage zuvor Nervenstärke im Hexenkessel "Hala Cair" bewiesen. Die "Leasing-Fans" der Schweden waren aber nicht die einzige Hürde. Der gestrige Abend bescherte dem DHB-Team ein Rendevouz mit der Vergangenheit. Eine, die jenes Bild des Ex-Bundestrainers Heiner Brand schuf, der mit knallrotem Kopf, wippenden Schnauzbart und geballter Faust die Schiedsrichter Nenad Krstic und Peter Ljubic bestürmt hatte. Die Slowenen hatten bei der WM 2009 das vorletzte Hauptrundenspiel der Deutschen gegen Norwegen verpfiffen. Ein Remis, und Brand & Co. wären im Halbfinale gewesen. Sie verloren jedoch mit einem Tor.

Es gelang ihnen, auch dieses Kapitel auszublenden. Zumal die Unparteiischen offenbar gewillt waren, Wiedergutmachung zu leisten. Damit den Erfolg zu erklären, würde aber die Leistung der Deutschen zu Unrecht schmälern. In einer rasanten Partie bestimmten sie von Beginn an das Geschehen. Die Fehlerquote der Schweden war erstaunlich, die Präzision von Uwe Gensheimer ebenfalls. Der Linksaußen warf acht seiner neun Tore in der ersten Halbzeit. Hellwach schnappten sich die Deutschen zudem jeden Abpraller. Es war zu spüren, dass in dieser Mannschaft der Glaube heranreift, gemeinsam einen Karren bewegen zu können, der tief im Morast gesteckt hatte.

Die Schweden mussten kurzfristig auf Torhüter Johan Sjöstrand (Magen-Darm-Virus) verzichten. Doch Mattias Andersson, zuletzt nur Tribünengast, ersetzte ihn gut. An ihm lag es nicht, dass der Rekord-Europameister sein erstes EM-Spiel verlor. Vielmehr fanden die Skandinavier kein Rezept gegen eine starke deutsche Deckung, hinter der Silvio Heinevetter glänzte. Eine Schlüsselszene war sein gehaltener Siebenmeter gegen Niclas Ekberg (26.). Eine Phase, in der die Schweden nach einem Sechs-Tore-Rückstand auf 14:16 hätten verkürzen können.

Es war ein Sieg, an dem jeder einen Anteil hatte. Bestes Beispiel war der Hammerwurf von Pascal Hens zum 25:21 (48.). Der Kapitän hatte gegen Mazedonien nur zugesehen, auch gestern stand er nicht in der Start-Sieben. Egal, als er gebraucht wurde, war er da. Und nicht nur er. Die Entscheidung fiel zehn Minuten vor dem Ende, als die Deutschen in Unterzahl doppelt trafen und Ekberg an Heinevetter scheiterte. Eine 28:23-Führung ließen sie sich nicht mehr nehmen.

Der Lohn: Da Tschechien am späten Abend Mazedonien unterlag, reist das DHB-Team heute mit 4:0 Punkten im Gepäck als Gruppensieger nach Belgrad und trifft in der Hauptrunde auf Serbien (4:0 Punkte), Polen (2:2) und Dänemark (0:4). Der erste Gegner ist morgen vermeintlich auch der schwerste - die Gastgeber mit Momir Ilic vom THW Kiel.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.01.2012)


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