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11.01.2012 EM 2012

Kieler Nachrichten: Spieler-"Leasing": EHF zahlt 266 Euro

Handball-Vereinen ist die Abstellgebühr zu gering

Aus den Kieler Nachrichten vom 11.01.2012:

Vom 15. bis 29. Januar 2012 findet die EM 2012 in Serbien statt.
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Köln/Kiel. Bundestrainer Martin Heuberger hat die letzte Personalentscheidung vor der Handball-Europameisterschaft getroffen: Ergebnis: Torhüter Martin Ziemer vom Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten wird nicht nach Serbien fliegen. "Martin hat sich hervorragend präsentiert, im Training viel Engagement und Ehrgeiz gezeigt. Letztlich gab die größere Erfahrung unserer beiden Torhüter Silvio Heinevetter und Carsten Lichtlein den Ausschlag", sagte Heuberger. Damit steht der 16er-Kader für die am Sonntag beginnende EM fest, in der die DHB-Auswahl in der Vorrunde auf Tschechien (15. Januar), Mazedonien (17. Januar) und den WM-Vierten Schweden (19. Januar) trifft.
Währenddessen geht die von Jesper Nielsen begonnene Diskussion am Geldfluss der Verbände an die Vereine für das Abstellen der Nationalspieler weiter. Der Finanzier des dänischen Topclubs AG Kopenhagen und Sponsor des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen hatte die Europäische Handball-Föderation (EHF) dafür kritisiert, "die Arbeitskraft von anderen zu nehmen und nicht dafür zu bezahlen".

Das ist zwar nicht ganz korrekt, da die Clubs nicht leer ausgehen, doch der Betrag, den die EHF pro Einsatz eines Spielers zahlt, besitzt eher symbolischen Charakter: 266 Euro. Damit erhalten Vereine maximal 2128 Euro, wenn ein Akteur mit seinem Team das Halbfinale erreicht. Zum Vergleich: Bayern München kassierte für seine Profis bei der Fußball-WM 2010 in Südafrika rund 590 000 Euro.

"Es ist zwar ein Fingerzeig in die richtige Richtung, aber damit können wir nicht zufrieden sein. Wenn sich der Handball weiter so entwickelt, wird sich die Summe erhöhen müssen", fordert Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL). THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt denkt noch weiter: "Mir geht es weniger um die Summe, die wirklich nicht sonderlich hoch ist. Schließlich ist es wichtig, die Nationalmannschaft zu fördern, die das Aushängeschild unserer Sportart ist. Ich halte es für wichtiger, dass darüber nachgedacht wird, ob es nicht ausreicht, WM und EM nicht alle zwei Jahre, sondern nur alle vier Jahre zu veranstalten. Damit wäre uns Vereinen auch schon geholfen."

In einem olympischen Jahr stehen die Handballer ihren Clubs rund 120 Tage nicht zur Verfügung, bestätigt Bohmann. Die Bundesligisten sind davon besonders betroffen. In den 16 EM-Teams stellen die deutschen Vereine mit 106 der insgesamt 448 Spieler das größte Kontingent.

Die EHF und der Weltverband IHF kommen den Clubs zumindest ein Stück weit entgegen. Bei der EM 2010 in Österreich zahlte die EHF erstmals 266 Euro pro Einsatz eines Akteurs. Insgesamt schüttete der Verband rund 400 000 Euro aus. Die IHF belohnte nach der WM 2011 in Schweden Clubs mit rund 790 000 Euro. Die Höhe der Gebühren richtet sich nach dem Abschneiden der Nationen. Darüber hinaus gab es Pauschalen für die Vorbereitungszeit. Im Grundlagenvertrag mit der HBL hat sich zudem der Deutsche Handball-Bund verpflichtet, der Liga Abstellgebühren für die Nationalspieler zu zahlen. Bis zu 130 000 Euro werden pro Jahr fällig.

(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 11.01.2012)


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