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08./09.01.2012 - Letzte Aktualisierung: 09.01.2012 EM 2012

Deutschland verliert letzte Generalprobe gegen Ungarn

Update #1 KN-Bericht ergänzt ...

Vom 15. bis 29. Januar 2012 findet die EM 2012 in Serbien statt.
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Ohne das erhoffte zweite Erfolgserlebnis reist die deutsche Handball-Nationalmannschaft zur Europameisterschaft nach Serbien. 22 Stunden nach dem 36:33-Erfolg in Bremen gegen den WM-Siebten Ungarn unterlag das DHB-Team am Sonntagnachmittag in der ausverkauften Magdeburger GETEC-Arena den Magyaren knapp mit 21:22 (11:13). Beste deutsche Torschützen waren der Flensburger Lars Kaufmann und der zukünftige THW-Kreisläufer Patrick Wiencek mit jeweils vier Treffern.
Bundestrainer Martin Heuberger begann mit derselben Startformation wie bei seinem Premierensieg am Vortag. Doch seine Mannschaft konnte diesmal nicht ihr Spiel aufziehen. Die Gäste spielten konzentrierter, machten im Aufbau kaum Fehler und ließen somit keine Gegenstöße zu. Und aus dem gebundenen Spiel offenbarten die Deutschen große Schwächen. So kam das DHB-Team in den ersten 23 Spielminuten nur auf sieben Treffer, lag zu diesem Zeitpunkt mit 7:11 hinten. Immerhin konnte der Rückstand bis zum Seitenwechsel noch ein wenig verkürzt werden. Garanten dafür waren zum einen der für Heinevetter ins Tor beorderte Carsten Lichtlein sowie Gummersbachs Kreisläufer Patrick Wiencek, der nach einem Ballgewinn in der Abwehr seinem zukünftigen Vereinskameraden Christian Sprenger per Gegenstoß das 10:12 ermöglichte und kurz vor dem Pausenpfiff selbst zum 11:13 traf.

Nach Wiederanpfiff sorgte Lars Kaufmann sogar für den zwischenzeitlichen 16:16-Ausgleich, doch in Überzahl zogen die Ungarn wieder auf 18:16 davon. Damit begann aber die stärkste Phase des DHB-Teams: 13 Minuten lang musste Carsten Lichtlein nicht mehr hinter sich greifen, die Deutschen drehten in dieser Zeit scheinbar das Spiel. Als Patrick Wiencek in der 50. Spielminute zum 20:18 traf, schien der zweite Sieg an diesem Wochenende greifbar nahe. Doch wie schon beim Supercup vermochte es die deutsche Mannschaft in der Schlussphase nicht, den Vorsprung über die Zeit zu retten. In den letzten zehn Minuten gelang den Gastgebern nur noch ein Tor, während Krivokapic eine halbe Minute vor Schluss den Siegtreffer für die Magyaren setzte.

Bundestrainer Martin Heuberger war zumindest mit der Abwehrleistung seiner Mannschaft zufrieden: "Wir haben uns vorgenommen, in der Abwehr und in der Rückzugsphase besser zu spielen. Da haben wir sehr gute Dinge gezeigt, aber unser Angriff lief nicht gut", so Heuberger nach dem Spiel. Mittelmann Michael Haaß mahnte trotz verpatzter Generalprobe zur Ruhe: "Wir sollten uns nicht verrückt machen lassen - es hat an Kleinigkeiten gelegen. Wir gehen trotzdem selbstbewusst in die EM."

Diese beginnt für die deutsche Mannschaft am kommenden Sonntag, den 15. Januar im serbischen Nis. Auftaktgegner ist dann die tschechische Nationalmannschaft um die beiden Kieler Filip Jicha und Daniel Kubes. Das ZDF überträgt die Partie (Anpfiff 17:20 Uhr) live, im Kieler Hauptbahnhof wird das Spiel - wie alle Spiele der deutschen Handball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft - live auf einer 15 Quadratmeter großen Leinwand übertragen.

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie bitte auch den KN-Bericht zu den beiden Testspielen.

08.01.11, So., 16.15: Deutschland - Ungarn: 21:22 (11:13)

Deutschland:
Heinevetter, Lichtlein, Ziemer; Hens (2), Gensheimer (3/3), Roggisch, Klein, Pfahl, Wiencek (4), Theuerkauf (1), Glandorf (2), Christophersen, Groetzki, Strobel, Kaufmann (4), Sprenger (2), Haaß (3); Trainer: Heuberger
Ungarn:
Tatai, Mikler; Ilyes (3), Szöllösi (1), Csaszar (7), T. Mocsai, G. Ivancsik (2), T. Ivancsik, Harsanyi (1/1), Putics, Krivokapic (2), Laluska, Nagy (1), Katzirz (1), Vadkerti, Zubai, Schuch, Ancsin (4); Trainer: L. Mocsai
Schiedsrichter:
Martin Gjeding / Mads Hansen (Dänemark)
Zeitstrafen:
Deutschland: 6 (1x Haaß, 2x Wiencek, Pfahl, Roggisch);
Ungarn: 4 (Katzirz, Zubai, Vadkerti, Szöllösi)
Siebenmeter:
Deutschland: 3/3;
Ungarn: 1/1
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1 (1.), 2:1 (4.), 3:6 (10.), 7:8 (17.), 7:11 (23.), 9:11 (25.), 10:13 (30.), 11:13;
2. Hz.: 12:13 (32.), 13:15 (35.), 16:16 (37.), 16:18 (38.), 19:18 (44.), 20:18 (50.), 20:20 (53.), 21:20 (54.), 21:22 (60.).
Zuschauer:
7.050 (ausverkauft) (GETEC-Arena, Magdeburg)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 09.01.2012:

Die Handballer müssen ihre zwei Gesichter vereinigen

In den letzten EM-Testspielen pendelte das Nationalteam zwischen Zuversicht und Angst
Magdeburg. Wer dachte, die deutsche Handball-Nationalmannschaft wäre nach dem 36:33 (18:16)-Sieg am Sonnabend gegen Ungarn auf dem richtigen Weg, der irrte. Das Team von Bundestrainer Martin Heuberger bewies, dass es in der Lage ist, beide Gesichter an einem einzigen Wochenende zu zeigen. Das zuversichtliche in Bremen. Das ängstliche in Magdeburg, bei der gestrigen 21:22 (11:13)-Niederlage gegen denselben Gegner.

Mit Zuversicht wollten die Deutschen am kommenden Freitag zur Europameisterschaft nach Serbien reisen, die für sie am Sonntag (17.30 Uhr) mit der Partie gegen Tschechien beginnen wird. In Bremen, so schien es, hatten sie die Bremse gelöst. "Jetzt kann ich es ja zugeben", sagte ein erleichterter Heuberger nach der erfrischenden Vorstellung. "Die letzten Niederlagen haben an den Nerven gezerrt. An meinen auch." Der neue Chef hatte jüngst beim Supercup seine Länderspiele eins, zwei und drei verloren.

Ein Pluspunkt war Sven-Sören Christophersen gewesen, der zum "X-Faktor" werden könnte. Unter Heuberger-Vorgänger Heiner Brand war der gebürtige Lübecker nur Notnagel. Seine Vielseitigkeit sei ihm stets zum Vorwurf gemacht worden, sagt Christophersen, der von dem Trainerwechsel profitierte. Heuberger könnte sich den Rechtshänder der Füchse Berlin gut als Mittelmann vorstellen und schätzt ihn "als Bank" in der Deckung. Eine Kombination, die nicht viele Rückraumspieler im EM-Kader zu bieten haben. Gestern schaute er zu - und fehlte der Mannschaft.

In Bremen hatte Lars Kaufmann zugesehen. Ein Indiz dafür, dass der Flensburger jener Kandidat sein wird, der bis Freitagabend aus dem 17-köpfigen Kader gestrichen muss? Heuberger blockte ab. Er wolle erst die letzten Trainingseinheiten abwarten. Gestern wurde Kaufmann für den verletzten Pascal Hens (leichte Knieprellung) eingewechselt und zeigte immerhin den Willen, den letzten Strohhalm ergreifen zu wollen.

Die Ungarn, tags zuvor von jeder Leidenschaft für ihren Sport befreit, hatten von ihrem Trainer Lajos Mocsai offenbar eine Gute-Nacht-Geschichte der besonderen Art zu hören bekommen. Diesmal packten seine Spieler, die mit ihrer Statur alle passable Leibwächter abgeben würden, in der Deckung kraftvoll zu. Und im Angriff genügte den hünenhaften Gästen, von denen einige etwas ungelenk wirkten, das Einmaleins. Ball fangen und in der mit 7200 Zuschauern ausverkauften Magdeburger Arena mit Wucht auf das deutsche Tor werfen, in dem ein erneut enttäuschender Silvio Heinevetter dem erneut überzeugenden Carsten Lichtlein diesmal schon nach 22 Minuten weichen musste.

Möglich, dass sich die Rollenverteilung nach den Ungarn-Spielen grundsätzlich verändert hat. "Das Rennen ist offen", bestätigte Heuberger, der gestern in der Entwicklung seiner Mannschaft "keinen Rückschritt" erkannt haben wollte und ein Lob für gute Abwehrarbeit aussprach. Sollte es gelingen, den Bremen-Angriff und die Magdeburg-Deckung zeitgleich in einem Spiel zu präsentieren, sei er zuversichtlich, bei der EM das Ticket für eines der drei Olympia-Qualifikationsturniere lösen zu können.

Weil die Ungarn gestern verstärkt auf ihre zweite Garde setzten, bot sich den Deutschen immerhin noch die Gelegenheit, die Zahlen des Schreckens zu schönen. Auch, weil die Ungarn zwischen der 38. und 51. Minute gar nicht mehr trafen. Gute Gäste eben. Bessere hätten die Deutschen als EM-Test nicht finden können, zumal die Ungarn in ihrer Spielanlage den Tschechen ähneln sollen. Wenn dem so ist, werden Pascal Hens & Co. am Sonntag das Bremen-Gesicht brauchen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 09.01.2012)


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