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03.-07.11.2011 - Letzte Aktualisierung: 07.11.2011 Nationalmannschaft

Supercup: Deutschland verliert alle drei Spiele und wird Letzter

Update #5 Letzte Aktualisierung: KN-Berichte vom 7.11.

Der DHB-Supercup findet vom 03. bis 06.11.2011 in Berlin, Hannover und Halle/Westfalen.
Klicken Sie für weitere Infos! Der DHB-Supercup findet vom 03. bis 06.11.2011 in Berlin, Hannover und Halle/Westfalen.
Das DHB-Team hat bei der siebzehnten Auflage des Supercups ohne Punktgewinn den letzten Platz belegt. Nach den Niederlagen am Donnerstag gegen Dänemark (26:29) und am Samstag gegen Schweden (22:25) reichte es auch im dritten Spiel unter Neu-Bundestrainer Martin Heuberger nicht zum Sieg. Gegen Spanien, das bereits vor der Partie als Turniersieger feststand, setzte es am Sonntag in Halle/Westfalen eine 23:27 (9:11)-Pleite.
Den zweiten Platz sicherte sich die schwedische Nationalmannschaft, die Vize-Weltmeister Dänemark am Sonntag mit 26:23 (13:10) besiegte.

Die nächsten deutschen Testspiele für die Europameisterschaft in Serbien finden erst im Januar statt, wenn das DHB-Team zweimal auf Ungarn trifft.


Deutschland unterliegt Dänemark

Vor nur 4.428 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle erwischte das DHB-Team einen starken Start: Bis Mitte der ersten Halbzeit erarbeiteten sich die Deutschen, bei denen Dominik Klein in der Startformation stand und sich in der Abwehr vorgezogen um Dänen-Star Mikkel Hansen kümmerte, eine 10:5-Führung. Ulrik Wilbek reagierte, stellte seinerseits auf eine 5:1-Deckung um und nahm Hansen zunächst aus dem Spiel. Und der Vize-Weltmeister, der auf Rene Toft Hansen aufgrund einer Fußverletzung verzichten musste, ließ nun nur noch vier Tore bis zum Seitenwechsel zu und verkürzte bis auf 14:13.

In der zweiten Halbzeit wechselte die Führung mehrfach. Als Theuerkauf und Groetzki zum 20:18 (43.) trafen, schien eine Überraschung gegen Dänemark möglich. Doch das DHB-Team vergab wenig später die Chance, auf drei Treffer davonzuziehen. Stattdessen trumpften nun die routinierten Dänen auf und gingen ihrerseits mit 23:21 (51.) in Führung. Die Deutschen, bei denen mit Patrick Groetzki (6) und Uwe Gensheimer (5/2) die beiden Außen der Rhein-Neckar Löwen die meisten Treffer erzielten, durften bis zum 23:24 hoffen, doch als Svan Hansen und Lindberg schließlich auf 26:23 erhöhten, war die Partie entschieden.

Mit dem Einsatz seines Teams war Martin Heuberger vollauf zufrieden: "Meine Mannschaft hat aufopferungsvoll gekämpft. Manchmal hatten wir Pech, machmal waren wir zu ungeduldig - da müssen wir ruhiger werden und weiterspielen, bis es eine hundertprozentige Chance gibt." Ulrik Wilbek lobte seine junge Garde: "Die letzten 45 Minuten haben wir ganz gut in der Abwehr gestanden. Und auch mit den jungen Leuten im Rückraum waren wir gut. Bis auf Thomas Mogensen waren alle unter 25."

Lesen Sie auch den ausführlichen Bericht der Kieler Nachrichten.

03.11.11, Do., 18.30: Deutschland - Dänemark: 26:29 (14:13)

Deutschland:
Heinevetter, Ziemer; Hens (2), Gensheimer (5/2), Roggisch, Klein, Pfahl (1), Wiencek, Theuerkauf (4), Heinl, Glandorf (4), Christophersen (1), Groetzki (6), Müller, Strobel (1), Kaufmann, Richwien, Haaß (2); Trainer: Heuberger
Dänemark:
Landin, Rasmussen, Green Krejberg; Mogensen, Mads Christiansen (1), Toudahl, Oechsler (1), Lauge Schmidt, Markussen (5), Knudsen (3), Nöddesbo, Svan Hansen (4), Lindberg (5/3), Hansen (5), Nielsen, Green Jensen (1), Irming Andersen (4); Trainer: Wilbek
Schiedsrichter:
Vaclav Horacek / Jiri Novotny (Tschechien)
Zeitstrafen:
Deutschland: 2 (Hens, Gensheimer);
Dänemark: 3 (2x Knudsen, Oechsler)
Siebenmeter:
Deutschland: 3/2 (Gensheimer verwirft gegen Landin);
Dänemark: 3/3
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0 (1.), 2:2 (2.), 4:2 (5.), 7:4 (9.), 10:5 (14.), 11:8 (22.), 13:9 (24.), 13:12 (28.), 14:13;
2. Hz.: 15:13 (32.), 15:15 (35.), 15:17 (38.), 18:18 (41.), 20:18 (44.), 21:23 (51.), 23:26 (56.), 24:28 (57.), 26:29.
Zuschauer:
4.428 (Max-Schmeling-Halle, Berlin)
 

Schlechte Chancenverwertung gegen Schweden

Zum zweiten Spiel der deutschen Handball-Nationalmannschaft unter Neu-Bundestrainer Martin Heuberger strömten immerhin über 7.000 Zuschauer in die Hannoveraner TUI Arena. Und diese erlebten eine torarme, aber zumindest spannende Partie gegen Schweden. Die von Staffan Olsson und Ola Lindgren betreuten Skandinavier hatten zunächst den besseren Start und legten bis Mitte der ersten Halbzeit eine 7:4-Führung vor. Doch danach ließ Carsten Lichtlein im Tor fast eine Viertelstunde lang keinen Gegentreffer mehr zu. Das DHB-Team ließ zwar seinerseits viele Chancen liegen, schaffte aber nicht nur durch zwei Strafwürfe Gensheimers und ein Tor Glandorfs den Ausgleich, sondern ging durch Dominik Klein und einen Heber Patrick Wienceks, mit vier Treffern bester Feldtorschütze seiner Mannschaft, gar mit 9:7 in Führung. Mit seinem zweiten Treffer besorgte Klein letztlich kurz vor der Sirene den 10:8-Pausenstand.

Nach dem Seitenwechsel erhöhte die DHB-Auswahl den Vorsprung sogar bis auf fünf Tore, weil Carsten Lichtlein sich weiter steigerte und sogar einen Strafwurf Petersens parieren konnte. Doch nach dem 16:11 durch Wiencek riss bei den Deutschen komplett der Faden. Die Schweden, bei denen Spielmacher Jonas Larholm mit sieben Toren überragte, kamen mit einfachen Treffern durch Gegenstöße und Strafwürfe binnen acht Minuten zum 17:17-Ausgleich. Die Mannschaft von Martin Heuberger fing sich zwar wieder, bis zum 22:22 (58.) blieb die Partie ausgeglichen. Doch während sich die Deutschen in der Schlussphase nicht mehr steigern konnten, nutzten die Schweden Ballgewinne in der Abwehr zu zwei Gegenstößen, die Robin Andersson und Mattias Zachrisson zur Entscheidung einnetzten.

Trainer Martin Heuberger war unzufrieden nach dem Spiel: "Die Niederlage war vermeidbar, weil wir 16:11 geführt und das Spiel vermeintlich sicher im Griff hatten. Aber wir haben es nicht geschafft, strukturiert und diszipliniert weiterzuspielen. Jeder muss sich der Verantwortung für den Ball mehr bewusst sein. Gerade mit einer Führung im Rücken müssen wir mehr Selbstbewusstsein und Cleverness zeigen. In diesen Situationen fehlt ein Leader, aber da geht es nicht um ein, zwei Spieler - da ist die gesamte Mannschaft gefragt. Dass wir zu vielen Chancen kommen, ist ein gutes Zeichen. An den Stresssituationen, die so ein Spiel entscheiden, müssen wir jedoch arbeiten."

05.11.11, Sa., 13.45: Deutschland - Schweden: 22:25 (10:8)

Deutschland:
Lichtlein, Ziemer; Hens (1), Gensheimer (5/4), Roggisch, Klein (2), Pfahl (1), Wiencek (4), Theuerkauf, Heinl (1), Glandorf (3), Christophersen (1), Müller, Strobel, Kaufmann (1), Richwien (1), Haaß (2), Spatz; Trainer: Heuberger
Schweden:
M. Andersson, Sjöstrand; R. Andersson (1), Jernemyr, L. Karlsson (3), Ekberg (5/3), Stenbäcken (1), Larholm (7), T. Karlsson, Fahlgren, Petersen (3), K. Svensson (1), Barud, Zachrisson (2), Nilsson (1), Nielsen (1); Trainer: Olsson/Lindgren
Schiedsrichter:
Hlynur Leifsson / Anton Palsson (Island)
Siebenmeter:
Deutschland: 4/4;
Schweden: 4/3 (Lichtlein hält gegen Petersen)
Zeitstrafen:
Deutschland: 4 (Müller, Wiencek, Haaß, Kaufmann);
Schweden: 2 (Stenbäcken, Nilsson)
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2 (5.), 3:4 (10.), 4:7 (14.), 6:7 (15.), 8:7 (21.), 9:7 (29.), 10:8;
2. Hz.: 10:9 (31.), 13:9 (33.), 15:10 (37.), 16:14 (41.), 17:17 (48.), 19:20 (52.), 22:22 (58.), 22:25.
Zuschauer:
7.176 (TUI Arena, Hannover)
 

Deutschland zieht auch gegen Turniersieger Spanien den Kürzeren

7.100 Zuschauer strömten ins Gerry Weber Stadion in Halle/Westfalen, obwohl es im Spiel zwischen Deutschland und Spanien um nichts mehr ging: Deutschland stand bereits als Letzter fest, den Iberern war nach den Siegen über Schweden und Dänemark der Turniersieg nicht mehr zu nehmen. Dennoch hatte sich die Mannschaft von Martin Heuberger natürlich vorgenommen, endlich den ersten Sieg unter dem Neu-Bundestrainer einzufahren.

Doch der WM-Dritte erwischte gleich den besseren Start und setzte sich früh auf 11:5 (20.) ab. Vor allem durch etliche Paraden Silvio Heinevetters kam das DHB-Team aber bis zur Pause wieder auf 9:11 heran.

Nach dem Seitenwechsel erhöhte Spanien zunächst wieder den Druck, erhöhte bis zur 36. Spielminute auf 16:12. Doch Deutschland kämpfte sich dank weiterer Heinevetter-Paraden und einem starken Holger Glandorf im Angriff nicht nur heran, sondern ging acht Minuten vor Schluss sogar mit 21:20 in Führung. Wie schon in den Spielen zuvor schaffte es das DHB-Team aber wieder nicht, in der "Crunchtime" gegenzuhalten: Romero und Guardiola trafen postwendend für die Iberer, nach dem 21:23 durch Rocas war die deutsche Gegenwehr erneut erloschen.

Martin Heuberger war trotz der dritten Niederlage im dritten Spiel nicht komplett unzufrieden: "Es war ein ordentliches Spiel unserer Mannschaft. Letztendlich bringen wir uns immer selbst um den Lohn unserer Arbeit. Es ist normal, dass man Bälle verwirft - aber in der Vielzahl der freien Möglichkeiten darf das nicht sein. In der Abwehr haben wir sehr gut gekämpft und Spanien zu Fehlern verleitet. Unsere 21:20-Führung haben wir leicht verschenkt. Wir müssen lernen, eine Führung oder Spielstände besser zu verwalten. Ich bin trotz der drei Niederlagen zuversichtlich, denn ich habe sehr viel Positives gesehen."

06.11.11, So., 15.30: Deutschland - Spanien: 23:27 (9:11)

Deutschland:
Heinevetter, Lichtlein; Hens, Gensheimer (1), Roggisch, Klein (2), Pfahl (4), Wiencek, Theuerkauf, Heinl, Glandorf (5), Christophersen, Müller (2), Strobel (2), Kaufmann (1), Richwien (6), Haaß, Spatz; Trainer: Heuberger
Spanien:
Sierra, Sterbik; Rocas (3), Maqueda (2), R. Entrerrios (2), Aguirrezabalaga (2), Sarmiento, Aguinagalde (3), R. Garcia (3/1), Ugalde (1), Romero (3/1), Canellas (3), Montoro, Morros (1), Rivera Folch (2), Guardiola (2); Trainer: Rivera
Schiedsrichter:
Hlynur Leifsson / Anton Palsson (Island)
Siebenmeter:
Deutschland: 2/0 (Gensheimer scheitert an Sterbik und Sierra);
Spanien: 4/2 (Heinevetter hält gegen Romero und Rocas)
Zeitstrafen:
Deutschland: 7 (3x Roggisch, Kaufmann, Wiencek, Pfahl, Klein);
Spanien: 3 (Guardiola, Rivera, Aguinagalde)
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0 (1.), 1:2, 3:2 (8.), 3:5 (11.), 4:7 (13.), 4:8 (16.), 4:9 (17.), 5:11 (20.), 8:11 (24.), 9:11;
2. Hz.: 9:12 (31.), 10:14 (33.), 12:16 (36.), 18:19 (48.), 20:20 (50.), 21:20 (52.), 21:23 (54.), 23:25 (58.), 23:27.
Zuschauer:
7.100 (Gerry Weber Stadion, Halle/Westfalen)
 

Spielplan:

Do., 03.11.2011 (Max-Schmeling-Halle, Berlin)
18.30 Uhr Deutschland-Dänemark :26:29(14:13) Bericht | Statistik
20.30 Uhr Schweden-Spanien :23:25(10:14)
Sa., 05.11.2011 (TUI Arena, Hannover)
13.45 Uhr Deutschland-Schweden :22:25(10:8) Bericht | Statistik
15.45 Uhr Dänemark-Spanien :26:29(13:14)
So., 06.11.2011 (Gerry Weber Stadion, Halle/Westfalen)
15.30 Uhr Deutschland-Spanien :23:27(9:11) Bericht | Statistik
17.20 Uhr Dänemark-Schweden :23:26(10:13)
Tabelle
PlatzNationPunkteTore
1.Spanien6:081:72
2.Schweden4:274:70
3.Dänemark2:478:81
4.Deutschland0:671:81

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 04.11.2011:

Nur ein erster Puzzlestein

Deutschland verliert zum Auftakt des Handball-Supercups in Berlin mit 26:29 gegen Dänemark
Berlin. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat ihr erstes Spiel mit Bundestrainer Martin Heuberger verloren. Zum Auftakt des Supercups (3. bis 6. November) unterlag sie gestern in Berlin den Dänen mit 26:29 (14:13).

Seit dem 1. Juli ist Martin Heuberger im Amt. Der Neue, der einräumte, vor dem Anpfiff nervös gewesen zu sein. Der Neue, der sich etwas einfallen lassen muss, ist der Alte, Heiner Brand, doch gegangen, weil ihm nichts mehr einfiel. Eine neue Mannschaft, das war Heuberger schnell klar, würde er nicht aus dem Hut zaubern können. Das Personal, das sich in Schweden blamiert hatte, war das beste, das der deutsche Handball zu bieten hat. Also entschied er, den Kader in nahezu identischer Form zum Supercup einzuladen.

Was ihm blieb, war die Kopfarbeit. An der richtigen Einstellung hatte es in Schweden gehapert. Doch in den jüngsten Länderspielen gegen Island und Österreich, in denen die Deutschen den Weg zur Europameisterschaft in Serbien geebnet hatten, war bereits deutlich geworden, dass es diesen Teamgeist noch gibt. Heuberger ist einer, der mitreden lässt. Ein Demokrat. Die Hierarchien sind flacher geworden, die Verantwortung für die Spieler größer. Sie wissen alle, dass ihnen die überragenden Individualisten fehlen, die beispielsweise die Dänen besitzen. "Wir haben keinen Mikkel Hansen", sagte Heuberger gestern. "Und den können wir uns auch nicht schnitzen. Wir müssen auf das Kollektiv setzen." Wenn die Deutschen in Serbien das Olympia-Ticket lösen wollen, wird ihnen das nur als Einheit gelingen. Um das zu formen, quartierte Heuberger seine Mannschaft in den vergangenen drei Tagen in den Tiefen Brandenburgs ein. Auf Schloss Liebenberg, eine Autostunde von Berlin entfernt. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) das idyllisch gelegene Gut als Erholungsstätte genutzt. Inzwischen, liebevoll renoviert, dient es als Tagungsstätte. Um einen Geist zu finden, gibt es keinen besseren Ort. Auch die Handballer wurden hier fündig.

Das neue Wir-Gefühl hatte schon vor dem Härtetest gegen die starken Dänen eine erste Hürde zu nehmen. Beim Absingen der Hymnen blickten Dominik Klein & Co auf eine schwarze Wand. Am Sonntag, beim Liga-Gipfel zwischen Kiel und den Füchsen, war die 9000 Zuschauer fassende Max-Schmeling-Halle ausverkauft gewesen. Für den Supercup mussten zwei der drei Oberränge mit Tüchern verhüllt werden, um die Leere in der zur Hälfte gefüllten Arena zu verbergen.

Auch nach dem Anpfiff verschmolz der Einzelne im Kollektiv. Wer auf der Bank saß, ballte die Faust, um gelungene Aktionen der Spielenden zu feiern. Der gestrige Auftritt war ein Puzzlestein bei diesem Findungsprozess, auch wenn die Dänen eine Nummer zu groß waren. "Zumindest in der ersten Viertelstunde haben wir gezeigt, was wir uns vorgenommen haben", sagte Klein. "Da hat auch in der Abwehr jeder für den Nebenmann gekämpft. Emotionen und Körpersprache stimmten." Den Dänen genügte anschließend aber eine Umstellung der Deckung, um den Gastgeber auszuhebeln.

Morgen können die Heuberger-Schützlinge in Hannover (13.45 Uhr, TUI Arena) einen weiteren Puzzlestein ins neue Mannschaftsbild einbauen. Zweiter Gegner im Supercup ist Schweden mit "Zebra" Andreas Palicka.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.11.2011)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.11.2011:

Bundestrainer Heuberger lässt Kapitän "Pommes" Hens auf der Bank schmoren

Berlin. Als sich der Handball-Tross gestern auf den Weg nach Hannover machte, hatte ausgerechnet Kapitän Pascal Hens allen Grund zu schmollen. Bei der missglückten Premiere des neuen Bundestrainers Martin Heuberger gegen Dänemark (26:29) hatte "Pommes" zunächst auf der Bank geschmort. Obwohl sich Heuberger vor dem zweiten Supercup-Auftritt heute (13.45 Uhr/ARD) gegen den WM-Vierten Schweden einen weiteren kleinen Seitenhieb nicht verkneifen konnte, weiß er um die Qualitäten seines Kapitäns. Es war keine direkte Kritik an seinem Kapitän, aber eine bemerkenswert klare Ansage, zu der sich Heuberger in den Katakomben der Berliner Schmelinghalle hinreißen ließ. "Wir haben keinen Nikola Karabatic, wir haben keinen Mikkel Hansen und wir haben keinen Filip Jicha - Spieler, die auch mal ein einfaches Tor erzielen", sagte Heuberger. Hens dürften die Worte seines neuen Dienstherren gar nicht geschmeckt haben.

Der Weltmeister von 2007 hatte am Donnerstagabend die stärkste Phase der deutschen Mannschaft aus ungewohnter Perpektive erlebt - als Zuschauer. Hens nahm die Entscheidung gelassen. "Jeder bekommt seine Chance", sagte der Hamburger trocken. Ungeachtet seiner vorübergehenden Degradierung weiß der 31-Jährige um seinen Stellenwert im Team. Der Routinier warnt aber auch davor, zu viele Änderungen vorzunehmen. "Wir haben kaum Zeit bis zur EM. Alles umzuschmeißen wäre deswegen falsch", sagte Hens. Als Hauptmanko für das schwache Abschneiden bei den zurückliegenden Turnieren hat er fehlende Konstanz ausgemacht. Genau an jener Konstanz will Trainer Heuberger feilen - und vertraut dabei auf seinen Kapitän. "Pascal ist mit seiner Erfahrung ein ganz wichtiger Spieler. Er soll das Team führen", sagte Heuberger. Vielleicht schon gegen Schweden wieder von Beginn an.

Fehlen wird allerdings Rechtsaußen Patrick Groetzki, der sich einen Meniskusriss zugezogen hat und nächste Woche operiert werden soll. Für den Mannheimer rückt der Großwallstädter Michael Spatz nach.

(aus den Kieler Nachrichten vom 05.11.2011)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 07.11.2011:

Die große Ratlosigkeit im Angriffsspiel

DHB-Auswahl bei Heuberger-Debüt nur Letzter
Halle. Neuer Trainer, alte Sorgen - die deutsche Handball-Nationalmannschaft war auch beim Supercup nicht in der Lage, konstant Leistungen auf gehobenem Niveau abzuliefern. Nach Niederlagen gegen Dänemark (26:29), Schweden (22:25) und Cup-Sieger Spanien (23:27) wurde sie beim Debüt von Bundestrainer Martin Heuberger Letzter. "Für die Psyche der Mannschaft war dieses Turnier nicht so toll", sagte Kapitän Pascal Hens.

Dabei war der Terminplan perfekt. Gestern, am abschließenden Spieltag, trafen die Deutschen auf Spanien. Als Rahmen für ein mögliches Finale ist kaum ein Ort besser geeignet als Halle in Westfalen. Hier legten die Deutschen den Grundstein für das WM-Gold 2007. Hier feierten sie im März eine Wiederauferstehung, als sie Island in berauschender Art mit 39:28 besiegten und den Weg zur EM in Serbien (15. bis 29. Januar 2012) ebneten.

Die 7100 Zuschauer standen auch gestern zur Nationalmannschaft, doch der Funke sprang nicht über. Und das gegen eine spanische Mannschaft, die sich nicht übermäßig anstrengen musste. Die bescheidene Angriffsleistung der Deutschen war nicht überraschend, ähnelte sie doch denen, die sie in den ersten Supercup-Auftritten gezeigt hatte. Steht der Gegner erst einmal am eigenen Torkreis, kehrt die große Ratlosigkeit ein. Gegen Spanien hatte diese noch einen besonderen Grund. "Wir haben uns intensiv auf ihre offensive Deckung vorbereitet", sagte Heuberger. "Und dann haben sie eine defensive gespielt."

Neu war gestern die über weite Strecken bescheidene Abwehrleistung. Einzige Ausnahme war Silvio Heinevetter, der schon vor der Pause 14 Bälle pariert hatte. Symptomatisch war eine Szene in der 28. Minute, als er innerhalb von Sekunden drei Würfe der Spanier parierte, die relativ ungehindert ihr Glück versuchen durften. Anschließend leitete der Berliner einen Tempogegenstoß über Dominik Klein ein, doch dessen optimistischen Pass konnte Lars Kaufmann nicht fangen.

Auch Heuberger war schon vor dem Supercup klar gewesen, dass seine Mannschaft in Serbien nur eine gute Rolle spielen kann, wenn die Abwehr steht. Gelingt das, sind über die schnellen Außen die einfachen Tore möglich. Fraglich ist noch, ob Rechtsaußen Patrick Groetzki, gegen Dänemark ein Lichtblick, seinen Meniskusriss im linken Knie rechtzeitig auskuriert haben wird.

Mit einer stabilen Deckung hatten sich die Deutschen gegen die starken Dänen und die mittelmäßigen Schweden Fünf-Tore-Führungen erarbeitet. Ein Polster, das sie stets zu Übermut verleitete. "Das machen sie nicht mit Absicht", sagte Heuberger. "Aber sie müssen sich in diesen Stress-Situationen der Verantwortung um den Ball bewusster werden." Er wünsche sich mehr Cleverness. Eher ein taktisches Foul zur rechten Zeit als das hastige Bemühen, den Vorsprung auszubauen. Bei seiner intensiven Ursachenforschung habe er den Grund für die Wankelmütigkeit noch nicht gefunden. Er möchte deshalb mit den Betroffenen diese Szenen analysieren. "Ich will wissen, was die Spieler darüber denken. Sie stehen auf dem Feld, nicht ich." Trotz des ernüchternden Abschneidens beim Supercup glaubt er nicht, dass die Deutschen den Kontakt zur Weltspitze verloren haben. "Uns fehlt nur ein Schritt." Noch gibt es zwei Möglichkeiten, diesen zu machen: Am 7. und 8. Januar sind die Ungarn Gegner in den letzten EM-Testspielen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.11.2011)


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