25./26.01.2009 - Letzte Aktualisierung: 26.01.2009 | WM 2009 |
Update #1 | KN-Bericht, KN-Splitter und Stimmen ergänzt ... |
Der erstmals im Turnier eingesetzte Silvio Heinevetter zeigte im deutschen Tor eine starke Leistung. |
Holger Glandorf war mit sechs Toren bester deutscher Schütze. |
Nachdem Samdahl nach dem Seitenwechsel Norwegen schnell mit 13:12 in Führung brachte, begann das DHB-Team seine stärkste Phase: Glandorf glich mit seinem dritten von insgesamt sechs Treffern aus, Preiß brachte Deutschland nach schönem Glandorf-Pass dann erstmals in Führung. Als Schöne und Kaufmann mit einem 106km/h-Geschoss das Ergebnis sogar auf 16:13 schraubten, winkte bereits das Halbfinal-Ticket.
Michael Kraus zog sich nach einer ersten Diagnose möglicherweise einen Außenbandriss zu und musste vom Spielfeld ins Krankenhaus gebracht werden. |
Das DHB-Team ließ sich aber auch von diesem Schicksalsschlag nicht aus der Bahn werfen: Sieben Minuten lang kassierte es keinen Gegentreffer und ging seinerseits durch zwei Glandorf-Kracher wieder in Front. Auch die rote Karte gegen Tiedtke nach einem Ellenbogencheck gegen Jensen und den Ausgleich des nun aufdrehenden Kristian Kjelling steckte der Titelverteidiger weg und war durch einen Rückraumtreffer von Hens und einen schönen Dreher von Dominik Klein beim 22:20 noch immer im Soll.
Nach einem vermeintlichen Ellenbogencheck gegen Johnny Jensen sah Kreisläufer Jens Tiedtke die rote Karte. |
Hoffnung keimte noch einmal auf, als Samdahl ein technischer Fehler unterlief, Dominik Klein per Gegenstoß verkürzte und Norwegens Coach Robert Hedin nach verbaler Entgleisung seine Mannschaft auf fünf Feldspieler dezimierte. Doch wieder war es Kristian Kjelling, der auf der Gegenseite zum 25:23 erfolgreich war. Heiner Brand nahm 55 Sekunden vor Schluss eine Auszeit, sein Team brauchte zwei Tore. Die Partie schien aber verloren, als wenig später die Würfe von Kaufmann und Strobel geblockt wurden.
DHB-Trainer Heiner Brand war außer sich über die Leistung der slowenischen Unparteiischen Krstic / Ljubic. |
Im zweiten Spiel der Gruppe II besiegte Polen die Mannschaft Serbiens souverän mit 35:23 (21:7). Im dritten Spiel des Tages schlug Dänemark Mazedonien erwartungsgemäß mit 32:24 (13:12). Am Dienstag trifft Deutschland im entscheidenden letzten Gruppenspiel auf Dänemark, RTL überträgt die Partie (Anwurf: 17.30 Uhr) live.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Es war das erwartet enge Spiel, uns fehlten später mit den verletzten Kraus und Hens zwei wichtige Eckpfeiler. Wir hatten genau wie die Norweger einen starken Torhüter und eine starke Defensive. Aber wir haben verloren, das ist der Unterschied.
Wir sind sehr, sehr froh, gewonnen zu haben gegen diesen starken Weltmeister. Mein Team hat super in der Abwehr gespielt und hatte mit Ege einen tollen Torwart.
Wir starteten mit 0 Punkten in die Hauptrunde, haben uns aber nie aufgegeben und jetzt die Chance, doch noch ins Halbfinale einzuziehen.
Wir waren einfach nicht clever genug, unseren knappen Vorsprung über die Zeit zu retten, haben dann vorne zu viele Chancen ausgelassen.
Ein Sieg hätte drin sein können, uns fehlte ein Quäntchen Glück.
Die umstrittene Szene drehte sich wohl darum, ob es einen Freiwurf oder Einwurf geben sollte. Die Schiris wollten wohl einen Einwurf haben. Dabei muss ein Fuß auf der Linie stehen, das war wohl nicht der Fall. Der Tag Ruhe wird uns helfen, alles zu verarbeiten. Gegen Dänemark geht es von vorne los.
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2009:
Bereits am Sonnabend ließ die DHB-Auswahl gegen Serbien fünf Sekunden vor Schluss den Ausgleichstreffer zum 35:35 zu, einen Zähler unnötig liegen. Die Niederlage gegen Norwegen aber tat richtig weh. Heute ist Ruhetag in Zadar, morgen will die DHB-Auswahl mit einem Sieg (17.30 Uhr, RTL) ihre zweite Chance gegen Dänemark nutzen. Allerdings: Heiner Brand muss auf den mit Außenbandriss im Sprunggelenk ausgeschiedenen Spielmacher Michael Kraus ganz verzichten, Rückraum-Riese Pascal Hens zog sich eine Muskelverhärtung im linken Oberschenkel zu. "Es hat geknallt, da wusste ich gleich, das war's", sagte Kraus über die Szene in der 44. Minute, als ihn Stian Vatne bei einem Wurfversuch gestoßen hatte. Der Einsatz des Hamburgers Hens steht in den Sternen, erst nach Abschluss der Hauptrunde könnte Brand zwei Spieler nachnominieren. "Wir haben gegen Norwegen verloren, Dänemark interessiert mich einen Scheiß", polterte der angeschlagene Torjäger, den es nach 19 Minuten erwischte.
Hens' Zorn war nachvollziehbar, sein Chef machte dem aufgestauten Ärger mit Furcht erregender Pose Luft. So aufgeregt hat wohl noch niemand den Bundestrainer erlebt. Wutentbrannt stapfte Heiner Brand auf das Spielfeld, hängte sich als Schattenmann mit erhobener Faust und der Mimik eines bitterbösen Waldschrates an die Fersen der Auslöser der Szenen, die Schiedsrichter. Dann besann er sich, trottete total enttäuscht zur Bank zurück. Er habe noch nie in seinem Leben jemanden geschlagen, sagte Brand später. "Das wollte ich natürlich auch heute nicht. Aber ich musste mich irgendwie abreagieren."
19 Sekunden Restspielzeit zeigte die Hallenuhr, als die Norweger nach dem Anschlusstreffer von Lars Kaufmann den Ball ins Spiel zurückbrachten - in der sicheren Annahme, die Partie gewonnen zu haben. Gegen die aufgerückte deutsche Abwehr aber rutschte Linksaußen Havard Tvedten an der Seitenlinie aus. Der Ball trudelte über die Linie, es blieben elf Sekunden. Was folgte, wirkte bizarr, unverständlich. Die slowenischen Schiedsrichter Krstic/Ljubic griffen ein und spielten Schicksal. Christian Schöne wollte den Ball, in der Annahme eines gepfiffenen Freiwurfes, schnell nach vorne bringen. Er wurde zurückgepfiffen. Zweiter Versuch, die Uhr lief weiter, noch ein Pfiff. Schöne versuchte es erneut, noch aufgeregter. Dritter Pfiff, drei, zwei, eins, Schluss! Entsetzen in den deutschen Gesichtern, die Norweger bejubelten ihren Sieg über den Weltmeister.
"Einwurf oder Freiwurf, keiner wusste es. Die Schiris hätten mindestens Time Out geben müssen, ich verstehe gar nichts", wunderte sich Rechtsaußen Schöne. Man müsse sich schämen, so etwas zu pfeifen, "das zeugt nicht von sportlichem Verhalten", sagte Brand. "Ich glaube schon, dass es Schiebung war", zürnte Torhüter Carsten Lichtlein. "Ich weiß nicht, was das war, die haben uns verarscht, wollten uns nicht im Halbfinale sehen", schimpfte Hens. TV-Experte Markus Baur merkte an: "Wenn man an so vielen Abenden in der Kneipe gesehen wird wie die beiden, dann kann man auch nicht mehr erwarten." Verrat witterte gar Vlado Stenzel, kroatischer Weltmeistertrainer der deutschen Mannschaft von 1978. "Die Slowenen sind bei uns bekannt dafür, dass sie bescheißen. Heute haben wir es wieder gesehen."
Es wurde auch Handball gespielt zwischen den beiden Teams, die über die gesamte Spielzeit absolut auf Augenhöhe agierten. Die Brand-Maßnahme, Silvio Heinevetter erstmals ins Tor zu stellen, machte sich bezahlt. 17 Bälle stoppte der Magdeburger, sein Gegenüber, der Ex-Kieler Steinar Ege brachte es sogar auf 19 Rettungstaten, vor allem in der Schlussphase steigerte sich der 36-Jährige zum Matchwinner. Beim 20:22 stoppte er Preiß vom Kreis, Jansen vom Siebenmeterpunkt und Kleins Konter. Die Norweger zogen auf 24:22 davon. Paraden, die den Unterschied zwischen Jubel und Trauer ausmachten.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2009)
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2009:
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2009)
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