17./19.01.2009 - Letzte Aktualisierung: 19.01.2009 | WM 2009 |
Update #1 | KN-Bericht und Stimmen ergänzt ... |
Dominik Klein führte nach dem Ausfall von Michael Kraus über weite Teile der ersten Halbzeit Regie. |
Kurz vor Anpfiff in Varazdin. |
Stark kam Heiner Brands Team aus der Kabine zurück. Mit einem guten Johannes Bitter im Rücken, steigerte sich die Abwehr. Nur sechs Gegentreffer kassierte die DHB-Auswahl bis zur 51. Minute, Deutschland führte urplötzlich und hochverdient mit 25:20. Russland stellte nun seine Abwehr um, Pascal Hens wurde nun kaltgestellt, wobei die Russen das ein oder andere Mal Glück mit den Entscheidungen des dänischen Schiedsrichtergespanns hatten. Klare Fouls wurden nicht abgepfiffen, stattdessen kassierte die deutsche Mannschaft Zwei-Minuten-Strafen und einen unberechtigten Siebenmeter, den Filippov 35 Sekunden vor dem Schlusspfiff zum Endstand verwandelte. Ein letzter Wurfversuch von Glandorf wurde geblockt - das war's.
(Christian Robohm)
In den beiden weiteren Spielen der Gruppe C schlug Polen Algerien klar mit 39:22 (17:8), während Mazedonien knapp Tunesien mit 24:25 (14:13) unterlag.
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Das war ein starkes Spiel von uns, viele hatten uns diese Leistung gar nicht zugetraut. Der Sieg war doch schon in Sack und Tüten. Das Unentschieden ist wie ein Deja-vu-Erlebnis von Peking. Es tut weh, diesen Punkt nicht mitgenommen zu haben.
Heiner Brand hatte wohl vor der Partie tief gestapelt, um die jungen Spieler zu schützen und ihnen den Druck zu nehmen. Ich hatte mit einem Sieg gerechnet, das Unentschieden passt mir nicht, wir wollten gewinnen. Die Russen haben wie erwartet sehr aggressiv gespielt, aber mir ist kein Spiel zu hart, auf diesem Niveau ist es erst interessanter Handball.
Ein toller Turnierstart. Den späten Ausgleich könnte man auch als Schockerlebnis bezeichnen. Aber wenn wir uns nach jedem Schock hängen lassen, hätten wir hier nichts zu suchen.
Bei Russland sind einige Ochsen drin. Leider waren wir nicht clever genug, mit der Leistung insgesamt dürfen wir aber sehr zufrieden sein, das war eine klare Steigerung zum letzten Testspiel gegen Spanien.
Aus den Kieler Nachrichten vom 19.01.2009:
Neun Minuten zuvor hatte der Lemgoer Sebastian Preiß mit seinem ersten und einzigen Torerfolg das 25:20 und die vermeintliche Vorentscheidung erzielt. Es kam anders: Eine Flut von Fehlern vereitelte den erhofften Traumstart. Hätte ihm vorher jemand das Unentschieden angeboten, "ich hätte angenommen", sagte Heiner Brand später mit grimmiger Miene. "Nach diesem Spielverlauf kann ich aber nicht zufrieden sein."
In seiner Analyse nahm der Bundestrainer vor allem seine jüngsten Spieler in Schutz. Michael Müller oder Martin Strobel hätten ihr Bestes gegeben, aber beide seien natürlich noch nicht in der Lage, Leistungen abzurufen wie etablierte Kräfte vom Schlage eines Michael Kraus oder Pascal Hens. Der Rückraumschütze war mit neun Toren erfolgreichster Schütze, benötigte für seine Erfolge aber 17 Versuche. Gemeinsam mit seinem Hamburger Teamkollegen Torsten Jansen (sieben Tore bei acht Versuchen) war das HSV-Duo jedoch die einzige unberechenbare Größe für Russlands Abwehrbollwerk, das sich mit rustikaler Härte wehrte und insgesamt neun Zeitstrafen einsammelte.
Verlass war zudem auf die Abwehr, die in Torhüter Johannes Bitter, auch Hamburger, einen bärenstarken Rückhalt besaß. Ansonsten war vieles verbesserungswürdig. Das galt auch für den Kreis. Sebastian Preiß, ehemaliger Kieler und jetzt für Lemgo aktiv, startet erstmals als Nummer eins auf dieser Position in ein großes Turnier. Christian Schwarzer und Andrej Klimowets sind endgültig ausgeschieden, stehen dem gebürtigen Erlanger nicht mehr im Weg.
Mit Preiß war Heiner Brand nicht immer freundlich umgegangen. 2007 setzte er seinen jüngsten Kreisläufer nach durchaus guten Leistungen in Vor- und Hauptrunden ab dem Halbfinale auf die Tribüne und zog bei der Nominierung für den Olympia-Kader noch einmal die Oldies Schwarzer und Klimowets vor. Ein schwerer Schlag für Preiß - im Nachhinein erwies sich diese Maßnahme als Fehleinschätzung. "Das habe ich abgehakt, ich schaue nur noch nach vorne", sagt der Lemgoer. Der 27-Jährige setzt fest auf einen Stammplatz im DHB-Trikot. Bei seinem Heimatclub spiele er vorn und hinten, "also komplett, das ist ein Vorteil." Anlaufschwierigkeiten hatte Preiß gegen die Russen trotzdem. In der Abwehr kam er bisweilen einen Schritt zu spät, vorne war er zugedeckt und kaum anspielbar. Heiner Brand reagierte und setzte nach 20 Minuten auf Jens Tiedtke, dem nichts gelang. Preiß kam zurück, holte zwei Siebenmeter heraus und war an drei Zeitstrafen gegen die Russen beteiligt. Sein Tor zum 25:20 hätte die Partie fast entschieden.
Aber eben nur fast. Das Glück ist dem 100-Kilo-Mann im Nationaltrikot nicht hold. Noch nicht. "Ich benötige Spielpraxis", beharrt Preiß. Mangels ernsthafter Konkurrenz könnte er diese Unterstützung bekommen. Ehemalige Mitstreiter möchte er nämlich nicht mehr im Kader sehen. "Nein", sagt er. "Ich vermisse niemanden."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.01.2009)
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