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22./23.01.2009 - Letzte Aktualisierung: 23.01.2009 WM 2009

Deutschland mit Start-Ziel-Sieg gegen Polen - Gruppensieg!

Update #1 KN-Bericht, Stimmen und Fotos ergänzt ...

Michael Kraus erzielte 7/1 Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Michael Kraus erzielte 7/1 Tore.
Als Gruppensieger ist die deutsche Handballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Kroatien in die Hauptrunde eingezogen. Im abschließenden Spiel der Vorrunden-Gruppe C gewann die DHB-Auswahl in einer Neuauflage des WM-Finales 2007 gegen Polen nach einer tollen Leistung verdient mit 30:23 (14:11). Überragend agierten gegen den Vize-Weltmeister die deutsche Abwehr und vor allem Torhüter Carsten Lichtlein, der 17 schwere Bälle und einen Siebenmeter hielt. Bester Torschütze war der starke Spielmacher Michael Kraus mit 7/1 Treffern, wie am Vortag gegen Mazedonien überzeugte auch Holger Glandorf mit sechs Toren.
Pascal Hens traf fünf Mal, links Marcin Lijewski.
Klicken Sie zum Vergrößern! Pascal Hens traf fünf Mal, links Marcin Lijewski.
Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase war es das DHB-Team, das in dieser Partie erste Akzente setzte. Nach einer Viertelstunde führte Deutschland beim 7:5 erstmals mit zwei Toren - ein Zwischenschritt, der Selbstvertrauen verlieh. Immer wieder stieß Kraus in das Herz der polnischen Abwehr, während seine Rückraumkollegen Pascal Hens und Holger Glandorf zunächst nicht genügend Zielwasser getrunken hatten. Das war mit ein Grund, warum Polen zunächst wieder ausgleichen konnte. Doch davon ließ sich Brands Mannschaft nur wenig irritieren - in den letzten fünf Minuten der ersten Hälfte spielte Deutschland noch eine hochverdiente Drei-Tore-Führung heraus.
Carsten Lichtlein zeigte bei 17/1 Paraden (Quote: 43 Prozent) eine starke Leistung.
Klicken Sie zum Vergrößern! Carsten Lichtlein zeigte bei 17/1 Paraden (Quote: 43 Prozent) eine starke Leistung.

Auch nach der Pause setzte das DHB-Team gegen die mit zahlreichen Bundesliga-Legionären angetretenen Polen die ersten Akzente. Carsten Lichtlein steigerte sich im deutschen Tor beinahe in einen Rausch, entnervte gemeinsam mit der Abwehr um Roggisch und Preiß gleich reihenweise den wurfgewaltigen polnischen Rückraum. Eine Steigerung im Vergleich zu den ersten Spielen beim WM-Turnier zeigte auch der Angriff: Ruhig wurde nun auf die Chance gewartet, abgeklärt der Abschluss gesucht. Und wenn es einmal schnell gehen musste, zeigte Nachrücker Christian Schöne erneut, dass seine Nominierung gerechtfertigt war.

Christian Schöne (5 Tore) vor Slawomir Szmal.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Schöne (5 Tore) vor Slawomir Szmal.
Tor um Tor setzte sich die deutsche Mannschaft nun ab, eine Viertelstunde vor Schluss führte die DHB-Auswahl gar mit sieben Toren. Obwohl nach zahlreichen Zeitstrafen die Schlussphase fast permanent in Unterzahl agierend, zeigten "Brands Buben" den größeren Willen und die energischere Herangehensweise. Bestes Beispiel waren die Tore von Kraus und Glandorf in doppelter Unterzahl - als Schöne vier Minuten vor dem Ende mit einem Tempogegenstoß das 26:21 erzielte, war die Partie entschieden. Riesenjubel, Riesenerleichterung. Das Minimalziel "Hauptrunden-Einzug" hat die deutsche Mannschaft letztlich souverän gemeistert.

Holger Glandorf erzielte sechs Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Holger Glandorf erzielte sechs Treffer.
Dabei hatte Bundestrainer Heiner Brand nach dem Spiel gegen Polen gleich doppelten Grund zur Freude, denn im zweiten Spiel der Gruppe C hatte Russland zuvor gegen Mazedonien mit 30:36 (14:15) verloren. Dadurch qualifizierte sich Mazedonien neben Deutschland und Polen für die Hauptrunde. Da alle Teams die gegeneinander erzielten Punkte und Tore mit in die nächste Runde nehmen, blieb das Unentschieden zum WM-Auftakt gegn Russland ohne Folgen: Deutschland geht mit dem optimalen Punktepolster aus 4:0 Punkten in die kommenden Spiele. Dort sind nach einem Reise- und Ruhetag ab Samstag Europameister Dänemark, Norwegen und Serbien die nächsten Gegner. Und wer gesehen hat, wie sehr sich das deutsche Team in den letzten Tagen zu einer eingeschworenen Gemeinschaft entwickelt hat, kann vielleicht schon ein bisschen Träumen ...

(Christian Robohm)

 

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

 


Stimmen zum Spiel:

Heiner Brand gegenüber den KN:
Ich bin zufrieden mit unserer Leistung, wir hatten der ersten Halbzeit zwar Probleme, aber heute sollte ich nicht kritisch sein. Dass ich Lichtlein Bitter vorgezogen habe, war eine Bauchentscheidung - vielleicht auch ein wenig Glück. Aus den bisherigen WM-Spielen nehmen wir die ganz wichtige Erkenntnis mit, dass wieder auf Augenhöhe mit weltbesten Teams sind. Die Handball-Bundesliga sollte sich übrigens Gedanken machen. Wenn man hört, wie die Begeisterung in Deutschland wieder wächst und die Einschaltquoten steigen, muss man sich die Bedeutung der Nationalmannschaft für die Sportart erneut vor Augen führen.
Polens Trainer Bogdan Wenta gegenüber den KN:
Die Wende zum deutschen Sieg stellte sich nach unserer 9:8-Führung ein. Aber gab auch viele harte Schiedsrichterentscheidungen mit Hinausstellungen. Ich verstehe den Welthandballverband nicht, dass er unerfahrene Schiedsrichter für solch' wichtige Spiele ansetzt. Darüber muss man reden.
Dominik Klein gegenüber den KN:
Unser Erfolg ist für mich keine Überraschung, wir haben konzentriert agiert und unser Spiel durchgebracht. Möglich, dass die Hilfestellung von Mazedonien, das uns mit dem Sieg über Russland einen Punkt für die Hauptrunde beschert hat, ein kleiner Motivationsschub war.
Carsten Lichtlein gegenüber den KN:
Ich bin sehr stolz über diesen Sieg. Heute hat wieder jeder für jeden gekämpft, das zeichnet unsere junge Mannschaft aus. Allerdings haben wir es uns in der ersten Halbzeit selbst schwer gemacht und uns durch viele Zeitstrafen selbst dezimiert. Wir waren sehr gut auf die Polen eingestellt, haben uns bei der WM von Spiel zu Spiel gesteigert. Ich hoffe sehr, dass es so weitergeht.
Christian Schöne gegenüber den KN:
Keine Ahnung, warum es bei mir so gut läuft. Ich realisiere meinen überraschenden WM-Auftritt aber nach und nach und bin einfach nur glücklich.
Johannnes Bitter gegenüber den KN:
Carsten hat super gehalten, außerdem haben wir es geschafft, erneut sehr diszipliniert zu spielen. Die Polen wussten oft gar nicht mehr, wo der Ball war.

Gruppe C, 5. Spieltag: 22.01.09, Mi., 17.30: Deutschland - Polen: 30:23 (14:11)

Deutschland:
Bitter (3 Siebenmeter, 1 Parade), Lichtlein (59 Minuten, 17 Paraden); Hens (5), Roggisch, Klein, Müller, Strobel (1), Preiß (2), Tiedtke, Glandorf (6), Jansen (4/2), Kraus (7/1), Kaufmann, Schöne (5); Trainer: Brand
Polen:
Szmal (52 Minuten, 9 Paraden) Malcher (8 Minuten, 1 Parade); Jaszka, K. Lijewski, Kuchczynski (2), Bielecki (2), Siodmiak, B. Jurecki (4), Jurasik, M. Jurecki (4), Tluczynski (6/6), Jurkiewicz, M. Lijewski (3)
Schiedsrichter:
Cacador / Nikolau (POR)
Zeitstrafen:
Deutschland: 9 (3x Preiß, 2x Roggisch, Klein, Glandorf, Jansen, Kaufmann);
Polen: 5 ;
Rote Karten:
Deutschland: Preiß (3. Zeitstrafe (54.))
Siebenmeter:
Deutschland: 4/3 (Jansen vergibt);
Polen: 8/6 (Bitter hält Tluczynski, Lichtlein hält Tluczynski)
Spielfilm:
1. Hz.: 2:2 (5.), 4:4 (10.), 7:5 (15.), 8:8 (20.), 9:9 (25.), 14:11;
2. Hz.: 16:12 (35.), 20:14 (40.), 22:15 (45.), 24:18 (50.), 26:21 (55.), 30:23
Zuschauer:
4000 (Gradska dvorana, Varazdin (CRO))

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.01.2009:

Weltmeister schürt Traum von neuem Wintermärchen

Feiertag für deutsche Handballer nach 30:23-Triumph gegen Polen - Heiner Brand: "Großartig"
Varazdin - Mazedonien hatte gestern bei den Vorrunden-Finalspielen mit dem überraschenden 36:30-Triumph über Russland die Vorarbeit geleistet, die DHB-Auswahl nahm den Ball auf, landete einen 30:23 (14:11)-Sieg über Polen und zieht heute mit vier Pluspunkten, der maximalen Ausbeute, um in die Hauptrunde nach Zadar.

An der Adria greift das Team von Bundestrainer Heiner Brand, der amtierende Weltmeister, erneut nach den Sternen. Zwei Siege aus drei Spielen gegen Serbien (morgen), Norwegen (Sonntag) und den ebenfalls noch ungeschlagenen Europameister Dänemark (Dienstag/ jeweils um 17.30 Uhr bei RTL) würden reichen, um ins Halbfinale einzuziehen. Klar, dass die total verjüngte DHB-Auswahl ihren Coup über den Endspielgegner von 2007 gestern in der Sporthalle von Varazdin minutenlang ausgelassen feierte. "Wir gehen stur unseren Weg weiter, nur von Spiel zu Spiel zu schauen", lüftete Dominik Klein einen Teil des Erfolgsgeheimnisses. Daran wolle man auch weiter festhalten, ergänzte der THW-Linksaußen. Und: "Ich bin mir sicher, da ist noch Luft nach oben." Das hört sich gut an für die deutsche Handball-Fangemeinde.

Hatte doch vorher kaum jemand einen Pfifferling auf die stark verjüngte Auswahl gesetzt. Selbst der Bundestrainer zeigte sich überrascht - oder er tat nur so. "Wir ziehen mit vier Punkten in die Hauptrunde, großartig", meinte Heiner Brand und runzelte seine Stirn: "Vor einer Woche noch hatte ich diese Entwicklung nicht für möglich gehalten."

Die Höhe der Niederlage, die Art und Weise, hatte auch im polnischen Team niemand erwartet. Trainer Bogdan Wenta schon gar nicht. Der ehemalige Flensburger Co-Trainer gebärdete sich ein weiteres Mal als Rumpelstilzchen an der Seitenlinie und hatte Glück, dass er nicht auf die Tribüne geschickt wurde. "Angst fressen Seele auf", heißt ein Filmtitel des verstorbenen Regisseurs Rainer-Werner Fassbinder. Die Polen schlüpften gestern (wieder einmal) in diese Rolle, spielten ohne Feuer und Mumm und ließen sich später fast ohne Gegenwehr den Schneid abkaufen.

Der von Heiner Brand zum Favoriten abgestempelte Gegner, der ohne Punkt aussichtslos in Zadar an den Start gehen muss, begann zwar ordentlich, biss sich von Minute zu Minute aber an der immer aggressiver agierenden deutschen Abwehr fest. Dabei musste Brand sich sorgen, weil das unerfahrene portugiesische Schiedsrichtergespann Cacador/Nicolau für jede Kleinigkeit Zeitstrafen verteilte und der Mittelblock mit Sebastian Preiß und Oliver Roggisch schon nach 25 Minuten mit je zwei Zeitstrafen vor dem Ausschluss stand. Doch auch diese beiden verinnerlichten jene Attribute, die das Team in Kroatien tragen: Disziplin gepaart mit der Bereitschaft, alles zu geben. Zwar sah Preiß am Ende doch noch die Rote Karte nach dritter Zeitstrafe, da aber war die Partie längst entschieden.

Bis zur eigenen 9:8-Führung in der 22. Minute hielten die Polen dagegen, dann kassierten sie durch Schöne, Hens und Jansen drei Tore in Unterzahl. Deutschland ging mit einer 14:11-Führung in die Pause und baute den Vorsprung gegen die bereits Mitte der zweiten Hälfte resignierenden Polen kontinuierlich aus. Das Überraschungsmoment bleibt dabei weiter eine unberechenbare Stärke in der DHB-Auswahl. Tauchte mit dem achtfachen Torschützen Christian Schöne gegen Mazedonien ein Mann aus dem Nichts auf, so avancierte gestern der Lemgoer Torhüter Carsten Lichtlein zum "Spieler des Tages". 17 Bälle machte die sonstige Nummer zwei hinter Johannes Bitter unschädlich. Vorne bereiteten vor allem die Tore von Kraus (7), Glandorf (6) und erneut Schöne (5) den Weg zum fünften deutschen WM-Sieg. Und mancher Fan träumt schon wieder von einem Wintermärchen.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 23.01.2009)


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