22./23.01.2009 - Letzte Aktualisierung: 23.01.2009 | WM 2009 |
Update #1 | KN-Bericht, Stimmen und Fotos ergänzt ... |
Michael Kraus erzielte 7/1 Tore. |
Pascal Hens traf fünf Mal, links Marcin Lijewski. |
Carsten Lichtlein zeigte bei 17/1 Paraden (Quote: 43 Prozent) eine starke Leistung. |
Auch nach der Pause setzte das DHB-Team gegen die mit zahlreichen Bundesliga-Legionären angetretenen Polen die ersten Akzente. Carsten Lichtlein steigerte sich im deutschen Tor beinahe in einen Rausch, entnervte gemeinsam mit der Abwehr um Roggisch und Preiß gleich reihenweise den wurfgewaltigen polnischen Rückraum. Eine Steigerung im Vergleich zu den ersten Spielen beim WM-Turnier zeigte auch der Angriff: Ruhig wurde nun auf die Chance gewartet, abgeklärt der Abschluss gesucht. Und wenn es einmal schnell gehen musste, zeigte Nachrücker Christian Schöne erneut, dass seine Nominierung gerechtfertigt war.
Christian Schöne (5 Tore) vor Slawomir Szmal. |
Holger Glandorf erzielte sechs Treffer. |
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Ich bin zufrieden mit unserer Leistung, wir hatten der ersten Halbzeit zwar Probleme, aber heute sollte ich nicht kritisch sein. Dass ich Lichtlein Bitter vorgezogen habe, war eine Bauchentscheidung - vielleicht auch ein wenig Glück. Aus den bisherigen WM-Spielen nehmen wir die ganz wichtige Erkenntnis mit, dass wieder auf Augenhöhe mit weltbesten Teams sind. Die Handball-Bundesliga sollte sich übrigens Gedanken machen. Wenn man hört, wie die Begeisterung in Deutschland wieder wächst und die Einschaltquoten steigen, muss man sich die Bedeutung der Nationalmannschaft für die Sportart erneut vor Augen führen.
Die Wende zum deutschen Sieg stellte sich nach unserer 9:8-Führung ein. Aber gab auch viele harte Schiedsrichterentscheidungen mit Hinausstellungen. Ich verstehe den Welthandballverband nicht, dass er unerfahrene Schiedsrichter für solch' wichtige Spiele ansetzt. Darüber muss man reden.
Unser Erfolg ist für mich keine Überraschung, wir haben konzentriert agiert und unser Spiel durchgebracht. Möglich, dass die Hilfestellung von Mazedonien, das uns mit dem Sieg über Russland einen Punkt für die Hauptrunde beschert hat, ein kleiner Motivationsschub war.
Ich bin sehr stolz über diesen Sieg. Heute hat wieder jeder für jeden gekämpft, das zeichnet unsere junge Mannschaft aus. Allerdings haben wir es uns in der ersten Halbzeit selbst schwer gemacht und uns durch viele Zeitstrafen selbst dezimiert. Wir waren sehr gut auf die Polen eingestellt, haben uns bei der WM von Spiel zu Spiel gesteigert. Ich hoffe sehr, dass es so weitergeht.
Keine Ahnung, warum es bei mir so gut läuft. Ich realisiere meinen überraschenden WM-Auftritt aber nach und nach und bin einfach nur glücklich.
Carsten hat super gehalten, außerdem haben wir es geschafft, erneut sehr diszipliniert zu spielen. Die Polen wussten oft gar nicht mehr, wo der Ball war.
Aus den Kieler Nachrichten vom 22.01.2009:
An der Adria greift das Team von Bundestrainer Heiner Brand, der amtierende Weltmeister, erneut nach den Sternen. Zwei Siege aus drei Spielen gegen Serbien (morgen), Norwegen (Sonntag) und den ebenfalls noch ungeschlagenen Europameister Dänemark (Dienstag/ jeweils um 17.30 Uhr bei RTL) würden reichen, um ins Halbfinale einzuziehen. Klar, dass die total verjüngte DHB-Auswahl ihren Coup über den Endspielgegner von 2007 gestern in der Sporthalle von Varazdin minutenlang ausgelassen feierte. "Wir gehen stur unseren Weg weiter, nur von Spiel zu Spiel zu schauen", lüftete Dominik Klein einen Teil des Erfolgsgeheimnisses. Daran wolle man auch weiter festhalten, ergänzte der THW-Linksaußen. Und: "Ich bin mir sicher, da ist noch Luft nach oben." Das hört sich gut an für die deutsche Handball-Fangemeinde.
Hatte doch vorher kaum jemand einen Pfifferling auf die stark verjüngte Auswahl gesetzt. Selbst der Bundestrainer zeigte sich überrascht - oder er tat nur so. "Wir ziehen mit vier Punkten in die Hauptrunde, großartig", meinte Heiner Brand und runzelte seine Stirn: "Vor einer Woche noch hatte ich diese Entwicklung nicht für möglich gehalten."
Die Höhe der Niederlage, die Art und Weise, hatte auch im polnischen Team niemand erwartet. Trainer Bogdan Wenta schon gar nicht. Der ehemalige Flensburger Co-Trainer gebärdete sich ein weiteres Mal als Rumpelstilzchen an der Seitenlinie und hatte Glück, dass er nicht auf die Tribüne geschickt wurde. "Angst fressen Seele auf", heißt ein Filmtitel des verstorbenen Regisseurs Rainer-Werner Fassbinder. Die Polen schlüpften gestern (wieder einmal) in diese Rolle, spielten ohne Feuer und Mumm und ließen sich später fast ohne Gegenwehr den Schneid abkaufen.
Der von Heiner Brand zum Favoriten abgestempelte Gegner, der ohne Punkt aussichtslos in Zadar an den Start gehen muss, begann zwar ordentlich, biss sich von Minute zu Minute aber an der immer aggressiver agierenden deutschen Abwehr fest. Dabei musste Brand sich sorgen, weil das unerfahrene portugiesische Schiedsrichtergespann Cacador/Nicolau für jede Kleinigkeit Zeitstrafen verteilte und der Mittelblock mit Sebastian Preiß und Oliver Roggisch schon nach 25 Minuten mit je zwei Zeitstrafen vor dem Ausschluss stand. Doch auch diese beiden verinnerlichten jene Attribute, die das Team in Kroatien tragen: Disziplin gepaart mit der Bereitschaft, alles zu geben. Zwar sah Preiß am Ende doch noch die Rote Karte nach dritter Zeitstrafe, da aber war die Partie längst entschieden.
Bis zur eigenen 9:8-Führung in der 22. Minute hielten die Polen dagegen, dann kassierten sie durch Schöne, Hens und Jansen drei Tore in Unterzahl. Deutschland ging mit einer 14:11-Führung in die Pause und baute den Vorsprung gegen die bereits Mitte der zweiten Hälfte resignierenden Polen kontinuierlich aus. Das Überraschungsmoment bleibt dabei weiter eine unberechenbare Stärke in der DHB-Auswahl. Tauchte mit dem achtfachen Torschützen Christian Schöne gegen Mazedonien ein Mann aus dem Nichts auf, so avancierte gestern der Lemgoer Torhüter Carsten Lichtlein zum "Spieler des Tages". 17 Bälle machte die sonstige Nummer zwei hinter Johannes Bitter unschädlich. Vorne bereiteten vor allem die Tore von Kraus (7), Glandorf (6) und erneut Schöne (5) den Weg zum fünften deutschen WM-Sieg. Und mancher Fan träumt schon wieder von einem Wintermärchen.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 23.01.2009)
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