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21./22.01.2009 - Letzte Aktualisierung: 22.01.2009 WM 2009

Deutschland nach klarem Sieg gegen Mazedonien in der Hauptrunde

Update #1 KN-Bericht, KN-Splitter und Fotos ergänzt ...

Holger Glandorf - hier beim Wurf - war mit neun Toren bester deutscher Schütze.
Klicken Sie zum Vergrößern! Holger Glandorf - hier beim Wurf - war mit neun Toren bester deutscher Schütze.
Die deutsche Handballnationalmannschaft hat bei der Weltmeisterschaft in Kroatien vorzeitig die Qualifikation für die Hauptrunde erreicht. Im vierten Spiel der der Vorrunden-Gruppe C gewann die DHB-Auswahl nach einer deutlichen Steigerung in der zweiten Hälfte gegen das Überraschungsteam aus Mazedonien letztlich klar mit 33:23 (13:14). Bester Werfer des deutschen Teams war Holger Glandorf, bei dem mit neun Toren aus 13 Versuchen der Knoten endgültig geplatzt scheint. Ein starkes Spiel machte auch der nachnominierte Christian Schöne, der bei neun Versuchen achtmal traf.
Nach diesem Ellenbogencheck an Dominik Klein sah Mazedoniens Topscorer Kiril Lazarov die rote Karte.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nach diesem Ellenbogencheck an Dominik Klein sah Mazedoniens Topscorer Kiril Lazarov die rote Karte.
Dominik Klein erzielte ein Tor. In einer wichtigen Szene spielte Klein allerdings die Hauptrolle: Eine Viertelstunde vor dem Ende ließ sich Mazedoniens Superstar Kiril Lazarov bei einer 22:20-Führung für Deutschland ausgerechnet gegen den Kieler Linksaußen zu einer Tätlichkeit hinreißen, die mit Rot geahndet wurde. Ohne Lazarov blieb der zuvor brandgefährliche Angriff der Mazedonier stumpf - der Weg für die deutsche Mannschaft in die Hauptrunde war frei.

Zuvor hatte die deutsche Mannschaft eine Halbzeit lang große Probleme mit den Mazedoniern, die sich vor allem auf die Wurfgewalt von Kiril Lazarov verlassen konnten, den die deutsche Abwehr zu keiner Zeit in den Griff bekam. Achtmal traf der Halbrechte vor der Pause in das von Johannes Bitter gut gehütete Tor der DHB-Auswahl. Diese schwächte sich durch zum Teil überflüssige Zwei-Minuten-Strafen selbst und musste zweimal in doppelter Unterzahl mitansehen, wie Mazedonien wieder die Oberhand gewinnen konnte. Mit einem 13:14-Rückstand aus Sicht der Deutschen wurden die Seiten gewechselt.

Der für den verletzten Christian Sprenger nachnominierte Christian Schöne zeigte eine starke Partie und traf achtmal.
Klicken Sie zum Vergrößern! Der für den verletzten Christian Sprenger nachnominierte Christian Schöne zeigte eine starke Partie und traf achtmal.
Die Pause schien vor allem der deutschen Abwehr gut getan zu haben, die ihr Augenmerk nun auch auf Kiril Lazarov lenkte. Immer wieder blieb der Mazedonier nun in der dichtgestaffelten deutschen Verteidigung hängen, während im Angriff vor allem die rechte Seite zu glänzen wusste. Michael Kraus, er erzielte sieben Tore, ordnete seine Reihen, Holger Glandorf besorgte mit Schöne den Rest. Nach Lazarovs Roter Karte war Mazedoniens Gegenwehr gebrochen - Tor um Tor zog die deutsche Mannschaft davon und feierte einen am Ende zu hoch ausgefallenen, aber dennoch verdienten Erfolg.

Im zweiten Spiel der Gruppe C schlug Russland die Mannschaft Algeriens knapp mit 29:28 (17:14) und blieb damit auf Hauptrundenkurs. Im dritten Spiel des Tages schlug Polen Tunesien mit 31:27 (16:11). Mit einem Sieg im abschließenden Gruppenspiel gegen die Polen am Donnerstag könnte sich Deutschland eine gute Ausgangsposition für die Hauptrunde erarbeiten. Das Spiel beginnt um 17.30 Uhr, RTL überträgt die Partie live.

(Christian Robohm)

 

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

 


Stimmen zum Spiel:

Heiner Brand gegenüber den KN:
Das war eine sehr konzentrierte Leistung meiner Mannschaft, die beste bisher bei der WM. Nach Lazarovs Roter Karte dachte jeder, dass es von allein gehen würde, aber es hat noch gedauert. Endlich klappte es heute mit den schnellen Gegenstößen.
Christian Schöne gegenüber den KN:
Ich saß am Dienstag um 18 Uhr vor dem Fernseher und hab den Eid von Obama gesehen, als Heiner Brand anrief. Dann ging alles ganz schnell. Ich habe 14 Tage lang keinen Ball in der Hand gehabt, wäre mit Frisch Auf Göppingen aber sowieso nach Kroatien ins Trainingslager gereist. Das Spiel gegen Polen wollten wir uns anschauen. Jetzt darf ich dabei sein, eine tolle Entwicklung. Eine solch prima Torquote von acht aus neun hatte ich im DHB-Trikot noch nie.
Dominik Klein gegenüber den KN:
Ich bin gestern Nacht um vier mit Durchfall aufgewacht, dann kam es überall heraus. Dr. Hallmeier hat dann die ganze Zeit an meinem Bett gewacht. Jetzt will ich nur noch Infusionen zu mir nehmen und ganz schnell den verlorenen Schlaf wieder aufholen. Gegen Polen wird wieder Gas gegeben.
Sebastian Preiß gegenüber den KN:
Wir haben Lazarov ein wenig gereizt, irgendwann tickt er immer aus, die Rote Karte war hochverdient, ich habe kein Mitleid.
Holger Glandorf gegenüber den KN:
Christian Schöne kommt angereist und macht so ein Riesenspiel, einfach toll. Ich bin froh, dass es auch bei mir gut geklappt hat nach den Schwierigkeiten zu WM-Beginn.
Johannnes Bitter gegenüber den KN:
Ein bisschen Druck ist jetzt weg. Aber wir müssen die Polen schlagen, damit wir eine realistische Chance in der Hauptrunde haben. Gegen uns sind die Polen immer besonders heiß.
Kiril Lazarov gegenüber den KN:
Wir hatten viel Respekt vor den Deutschen, zu viel, würde ich sagen. Die Niederlage ist nicht das Ende für uns. Gegen Russland werden wir für eine Überraschung sorgen.

Gruppe C, 4. Spieltag: 21.01.09, Mi., 17.30: Mazedonien - Deutschland: 23:33 (14:13)

Mazedonien:
Ristovski (30 Minuten, 5 Paraden), Angelov (30 Minuten, 8 Paraden); K. Lazarov (9/3), Temelkov (7), Dimovski (2), F. Lazarov (1), Mitkov (1), Alusovski (1), Makaloski (1), Mojsovski (1), Markovski, Stoilov, Mirkulovski, Gjorgonovski
Deutschland:
Bitter (60 Minuten, 15 Paraden), Lichtlein (1 Siebenmeter, 0 Paraden); Hens (1), Roggisch, Klein (1), Müller (1), Strobel, Preiß (3), Tiedtke, Glandorf (9), Jansen (3/1), Kraus (7/1), Kaufmann (2), Schöne (8); Trainer: Brand
Schiedsrichter:
Opava / Valek (CZE)
Zeitstrafen:
Mazedonien: 6 Deutschland: 7 (3x Roggisch, Preiß, Glandorf, Jansen, Schöne);
Rote Karten:
Mazedonien: Lazarov (Tätlichkeit (45.));
Deutschland: Roggisch (3. Zeitstrafe (54.))
Siebenmeter:
Mazedonien: 5/3 (Bitter hält Makalovski, F. Lazarov vorbei);
Deutschland: 3/2 (Jansen vergibt)
Spielfilm:
1. Hz.: 3:2 (5.), 5:3 (10.), 7:6 (15.), 10:10 (20.), 11:12 (25.), 14:13;
2. Hz.: 15:16 (35.), 17:17 (40.), 20:22 (45.), 22:25 (50.), 22:28 (55.), 23:33
Zuschauer:
3800 (Gradska dvorana, Varazdin (CRO))

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.01.2009:

Weltmeister nutzt Lazarovs Dummheit

33:23 über Mazedonien- Heute gegen Polen um den Gruppensieg
Varazdin - Die Tickets für den ungeliebten Presidents-Cup nach Pula dürfen die deutschen Handballer in den Papierkorb befördern. Zadar an der Adria heißt das Ziel. Mit dem 33:23 (13:14)-Sieg über Mazedonien hat der Weltmeister gestern Abend die WM-Hauptrunde erreicht.

Nach schwieriger erster Halbzeit schaltete das Team von Bundestrainer Heiner Brand im zweiten Abschnitt endlich den Turbo ein. Knackpunkt der vorletzten Vorrunden-Partie aber war die Rote Karte gegen Mazedonien-Star Kiril Lazarov. Neun Tore hatte der Linkshänder bereits erzielt, als er in der 46. Minute beim Stand von 20:22 gegen den Kieler Dominik Klein die Nerven verlor und dem Linksaußen seinen Ellenbogen ins Gesicht rammte. Das tschechische Schiedsrichterpaar Opava/Valek zögerte keine Sekunde und stellte den bisherigen WM-Rekordtorschützen sofort vom Feld. Er habe ihn am Wurf gehindert, das sei für ihn wohl derart frustrierend gewesen, "dass er mir den Ellenbogen voll in die Fresse geschlagen hat", schilderte Klein später die Situation, die dem Spiel die entscheidende Wende gab. Lazarov beschönigte nichts: "Ich habe im Affekt gehandelt", sagte er, "das war sehr dumm von mir."

Die Hauptrunde ist erreicht, aber ohne ein Punktepolster im Gepäck müssten die Deutschen die Plätze eins oder zwei, die erst die Tür zum Halbfinale öffnen würden, von vornherein abschreiben. Sollte Russland ein Begleiter nach Zadar werden, ist ein Punkt nach dem Vorrunden-Unentschieden sicher. Heute (17.30 Uhr, RTL) könnten mit einem Triumph über Polen zwei weitere hinzukommen. "Gegen die Polen ist es genau so wichtig wie gegen Mazedonien, wir werden uns voll reinhauen und das Gruppenendspiel gewinnen", versprach Kreisläufer Sebastian Preiß. Der ehemalige Kieler vom TBV Lemgo hatte sich Mitte der ersten Halbzeit einen Finger ausgekugelt selbst wieder eingerenkt und bis zum Schluss auf die Zähne gebissen: "Wir wollten doch gewinnen."

Bundestrainer Heiner Brand, sichtlich von einer Grippe gezeichnet, schob den Polen für heute die Favoritenrolle zu. "Auch wenn sie gegen Mazedonien verloren haben, sind sie doch das bessere Team und individuell sehr stark besetzt." Es werde sehr schwer, den Endspielgegner von 2007 in die Knie zu zwingen, sagte Brand, "aber wir werden natürlich alles tun, um zu gewinnen."

Den absoluten Siegeswillen ließen die Deutschen in der ersten Halbzeit vermissen. Es mag an der Kulisse gelegen haben. Rund 700 Mazedonier standen wie eine Wand hinter ihrem Team, peitschten es lautstark nach vorn und sorgten mit einer Riesenfahne in den Landesfarben, die den gesamten Fanblock zudeckte, für ein kleines optisches Feuerwerk.

Kiril Lazarow verursachte Chaos in der deutschen Abwehr. Nach 18 Minuten standen sechs Tore, zur Halbzeit acht auf seinem Konto. Die Defensive, bisher das Glanzstück in Heiner Brands Ensemble, stand nur Spalier, Torhüter Johannes Bitter brachte kaum eine Hand den Ball. Gut für Deutschland, dass außer von Lazarov so gut wie keine Gefahr drohte, der Abstand blieb so Grenzen, auch weil Christian Schöne, der für den grippekranken Stefan Schröder nachnominiert und eingeflogen worden war, zur echten Bereicherung avancierte. Dreimal traf der Göppinger der ersten Halbzeit, später, er immer sicherer wurde, kamen fünf sehenswerte Tore hinzu. Dass er nach dem Schlusspfiff freudestrahlend wie ein Handtuch einfach durchs Team gereicht wurde, war der verdiente Lohn für einen ganz starken Auftritt.

Zum "Spieler des Tages" wurde indes Holger Glandorf nominiert. Neun seiner Würfe krachten ins Netz, der Nordhorner hat seine Krise offensichtlich überwunden und die deutsche Mannschaft damit einen Matchwinner mehr.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 22.01.2009)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.01.2009:

KN-WM-Splitter

  • Grippe - Im Mannschaftshotel "Turist", das alle sechs Vorrunden-Teams beherbergt, ist das Grippe-Virus ausgebrochen. "Ersatzspieler" Sven-Sören Christophersen erwischte es als Ersten. Der Wetzlarer, gebürtiger Lübecker, war zwei Tage mit Magen-Darm-Beschwerden ans Bett gefesselt, wurde wegen der Ansteckungsgefahr von seinem Zimmerkollegen Holger Glandorf getrennt und zog bei Mannschaftsarzt Dr. Berthold Hallmeier ein, der sich eine kleine Kammer suchte. Aktuell hat es auch Bundestrainer Heiner Brand erwischt, der aber tapfer im Dienst bleibt. Rechtsaußen Stefan Schröder liegt indes mit einer echten Grippe flach, deswegen wurde Christian Schöne aus Göppingen nachnominiert. Gestern nun meldete auch der Kieler Dominik Klein erste grippale Anzeichen...

  • Schusswaffen - Die "Halle des Sports" wurde pünktlich zum WM-Beginn fertig. Ein praktischer Neubau für 5000 Zuschauer. Die Arena fand ihren Platz in einem Waldstück mitten in der Barockstadt Varazdin. Die WM-Begeisterung hält sich indes in Grenzen. Ein paar Fähnchen, wenige Plakate, die Bars sind während der Vorrunde 24 Stunden lang geöffnet, bilden damit die so genannte winterliche Fan-Meile. Mit Ausnahme des Eröffnungstages strömen selten mehr als 2000 Menschen in die Arena. Mazedonien-Fans sind deutlich in der Überzahl. Für Verwirrung sorgen bei deutschen Anhängern die Hinweise vor den Eingangspforten. Mit rotem Balken sind folgende Symbole durchstrichen: Zigaretten, Hunde, Eis und - Schusswaffen!

  • Fluggast - Auf ein thronartiges Gebilde, das Welthandball-Präsident Hassan Mustafa bei zurückliegenden Titelkämpfen gern als Sitzgelegenheit eingefordert und hingestellt bekommen hatte, muss der ägyptische Beau in den kroatischen Tagen verzichten. Stattdessen lässt sich Mustafa zu Kurzbesuchen in die Vorrundenorte einfliegen - mit einem Helikopter. "Kaiser" Franz Beckenbauer hatte es bei der Fußball-WM in Deutschland 2006 vorgemacht. Er habe das damals registriert, und es habe ihm sehr gefallen, sagte der Ägypter, der diese Reiseart für seine Person ebenfalls als "sehr angemessen" bezeichnet.

  • Lebensstandard - Nach dem Balkan-Krieg ist die Wirtschaft Kroatiens phasenweise zusammengebrochen, hat sich aber halbwegs wieder erholt. Das Durchschnittseinkommen des 4,5-Millionen-Volkes liegt bei 450 Euro. Währung ist der Kuna, sieben zu eins der Umrechnungskurs für einen Euro. Das Preisniveau liegt auf dem Land deutlich unter dem der westeuropäischen Staaten, in der Stadt und in den Tourismus-Zentren an der Adria sind die Preise inzwischen angepasst. Das ist gewollt, weil man das Image "Billig- Reiseland" abstreifen will. Bars und Kneipen bleiben trotzdem prall gefüllte Treffpunkte von Jung und Alt. Kaffee oder Bier (halber Liter) liegen bei 1,30 Euro, Mineralwasser und Säfte gibt es unter einem Euro. Sliwowitz, berühmter Pflaumenschnaps mit Kopfschmerzgarantie, ist unter einem Euro zu haben.

    (Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 22.01.2009)


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