THW-Logo
24.01.2009 WM 2009

Kieler Nachrichten: Dann kommt plötzlich von irgendwo ein Lichtlein her...

Dauer-Ersatzmann darf bei einer WM endlich zeigen, dass er ein Klasse-Keeper ist

Aus den Kieler Nachrichten:

Varazdin - Carsten Lichtlein musste sich diese Frage nach seiner grandiosen Leistung gegen Polen gefallen lassen. Was aus ihm werde, wenn Henning Fritz wieder in der Nationalmannschaft spielen und noch einmal angreifen wolle, fragte ein Journalist, obwohl Lichtlein gerade zum "Man of the Match" gewählt worden war. Doch der Keeper der deutschen Handball-Nationalmannschaft blieb locker und empfand den Einlass nicht als Affront: "Wir werden abwarten. Sicherlich wird die Leistung entscheiden."
Dann muss sich Lichtlein keine Sorgen machen. Der Torwart, der seit seinem ersten großen Turnier, der WM 2003 in Portugal, meistens der Ersatz des Ersatztorwartes war also der dritte, der Schattenmann - und mit Ausnahme der WM 2005 in Tunesien nie spielen durfte, ist plötzlich mittendrin im weltmeisterlichen Geschehen. "Er hat sich toll eingearbeitet", lobte Daniel Stephan, der ihn im Bundesliga-Alltag beim TBV Lemgo unter seinen Fittichen hat. Tatsächlich ist der Anteil des 28-Jährigen dieses Mal greifbar. Bundestrainer Heiner Brand sprach von einem "wichtigen Beitrag", den sein Schützling zwischen den Pfosten leiste. Zuvor war Lichtlein zumeist noch nicht einmal nominiert und tingelte wie ein WM-Tourist durch die Hallen.

Dabei wird er in den Siegerlisten als Welt- und Europameister geführt. Egal, was das Turnier noch bringt, Lichtlein ist angekommen im Team, im Tor und bei den Medien. Die reißen sich um das neue Gesicht. Gegen Tunesien vertrat er die nominelle Nummer eins, Johannes Bitter, als der nach seinem starken Auftakt gegen Russland im zweiten Turnierspiel nicht die Spannung und Konzentration fand. Mit einer schier unglaublichen Quote von 67 Prozent gehaltener Bälle sicherte Lichtlein die zwei Zähler gegen die Nordafrikaner. Ähnlich gegen Polen, als er über die gesamte Spielzeit auf stattliche 45 Prozent kam.

Abseits der Statistik fiel Lichtlein dadurch auf, dass er viele unmögliche Bälle hielt. Das ist für ein Team immens wichtig, weil es Selbstvertrauen und Sicherheit gibt. Anders als im Fußball begreifen Bitter und Lichtlein ihr Job-Sharing als Teil eines Ganzen. "Wenn der eine nicht kann, muss es der andere machen", bestätigt Lichtlein: "Bei Strafwürfen wechseln wir uns gegenseitig ein oder aus, um den gegnerischen Werfer vor neue Aufgaben zu stellen."

Mit Bitter und Lichtlein hat die DHB-Auswahl ein Weltklasse-Gespann. Abwehrchef Oliver Roggisch hält es gar "für das beste des Turniers", die "Welt" verpasste den beiden Riesen (Bitter: 2,04m/ Lichtlein: 2,02) den Titel "Das kongeniale Duo". Bitters Stärken liegen im Spiel Mann gegen Mann, Lichtlein besticht durch sein gutes Auge und seine Coolness. Einer seiner Lieblingssprüche lautet: "Wenn du denkst, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her."

(Von Matthias Foede, aus den Kieler Nachrichten vom 24.01.2009)


(24.01.2009) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite