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19.01.2012 EM 2012

Kieler Nachrichten: Zuversicht auf wackligen Beinen

Entspannte Lage vor Spiel gegen Schweden

Aus den Kieler Nachrichten vom 19.01.2012:

Vom 15. bis 29. Januar 2012 findet die EM 2012 in Serbien statt.
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Nis. Entspannte Lage im Quartier der deutschen Handball-Nationalmannschaft: Vom Vier-Sterne-Hotel "Tami Residence", auf einem Berg gelegen, genoss sie einen gigantischen Blick auf Nis. Jener Stadt, in der sie am Dienstagabend Mazedonien mit 24:23 besiegt und auf Umwegen die Eingangstür ins EM-Turnier gefunden hatte.
Die Sonne schien, der in der Nacht gefallende Schnee verwandelte die benachbarte Villensiedlung in eine Postkartenlandschaft, und am späten Vormittag lösten sich auch die kleinen Sorgen auf, die der mazedonische Protest ausgelöst hatte. Die so knapp Besiegten waren der Auffassung gewesen, dass der finale Wurf ihres Stars Kiril Lazarov die Torlinie überschritten hätte. Das Schiedsgericht der Europäischen Handball-Föderation (EHF) lehnte ab, was die Mazedonier nicht überraschte. Lazarov hatte nach dem Abpfiff bereits den Verdacht geäußert, dass sein "kleines Land" bei der EHF sowieso keine Lobby hätte.

So mussten die deutschen Spieler gestern nur das Handicap verkraften, auf Coca Cola verzichten zu müssen. Für Journalisten gedacht, die alle zwei Tage zu einem Medientreff auf den Berg pilgern, waren die Flaschen zur heißen Ware für Hens & Co. geworden. Gestern ließ Charly Hühnergarth, der Pressesprecher des Deutschen Handball-Bundes, die "verbotene" Cola ersetzen. "Das neue Getränk rühren sie nicht an, das schmeckt wie Hustensaft."

Nach der Auftaktpleite gegen die Tschechen (24:27) und dem drohenden Turnier-Aus waren gestern wieder sehr positive Töne zu hören. Belgrad, der Ort der Hauptrunde, machte im Kreise einiger Spieler die Runde. Und von mehreren Spielen, die noch zu bestreiten seien, war zu hören. Keine Frage, die Zuversicht ist ins deutsche Team zurückgekehrt. Eine aber, die auf wackligen Beinen steht. Verlieren die Deutschen heute (18.15 Uhr/ARD und beim Public Viewing im Kieler Bahnhof) gegen Schweden und siegen die Mazedonier gegen die Tschechen, muss das Team von Trainer Martin Heuberger bereits die Koffer packen.

Mathematik, mit der sich Heuberger aber nicht aufhalten will. "Wir gewinnen, und dann ist das zweite Spiel für uns unbedeutend." Der Bundestrainer fand lobende Worte für die Schweden. Für ihre stabile 6:0-Deckung, für den aggressiven Mittelblock, die schnellen Gegenstöße und in erster Linie für den Kieler Kim Andersson. "Er macht geniale Dinge." Neben dem Respekt vor dem WM-Vierten schwang aber auch eine neue Zuversicht mit. Und die Gewissheit, gegen Mazedonien als Trainer einiges richtig gemacht zu haben. Er lobte Silvio Heinevetter und Patrick Wiencek, die nach ihrer Einwechslung zu Schlüsselfiguren geworden waren. "Alle sind wichtig, so stelle ich mir eine Mannschaft vor."

Gegen die Schweden wird womöglich wieder Carsten Lichtlein im Tor beginnen, der sich in der Schlussphase des Mazedonien-Spiels eine leichte Schulterprellung zugezogen hatte. Es spricht auch viel dafür, dass Lars Kaufmann wieder in der ersten Sieben stehen wird. Der Flensburger, wegen seiner hölzernen Spielweise oft hart kritisiert, lieferte gegen Mazedonien ein gutes Spiel ab. "Wenn er die Bälle so ins Netz schraubt, dann ist er eine riesige Verstärkung für uns", sagte Oliver Roggisch. Während der Abwehrchef den sechsfachen Torschützen lobte, fand dieser wohlwollende Worte für Pascal Hens, den er aus dem Team verdrängt hatte. "Er hat mir ein paar Tipps gegeben und mich gepusht." So hören sich Spieler an, die ein Team werden wollen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 19.01.2012)


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