Nach bereits acht Pflichtspielen des THW Kiel in dieser
Saison mit dem Super Cup in München, den fünf Partien in Doha
beim "IHF Super Globe" sowie den beiden Bundesliga-Erfolgen
in Gummersbach und Hannover steigt am kommenden Mittwoch
endlich der lang ersehnte Heimauftakt für den THW Kiel.
Der deutsche Rekordmeister bekommt es ab 20.15 Uhr in
der Sparkassen-Arena mit Aufsteiger GWD Minden zu tun.
Im Vorverkauf sind noch einige Karten zu Preisen zwischen
14,50 Euro und 27,50 Euro erhältlich.
Der Jubel kannte am Abend des 27. April keine Grenzen:
Die Spieler von GWD Minden feierten mit Sekt- und
Bierduschen auf der Platte der Kampa-Halle, die grün-weißen
Fans zündeten vor der Arena ein Feuerwerk. Zwei lange Jahre
hatte der Traditionsclub nach dem Abstieg in der Saison
2009/2010 auf die Rückkehr ins Handball-Oberhaus gewartet.
Ein Jahr, nachdem die hoch favorisierten Mindener in der
Relegation am TV Hüttenberg gescheitert waren, machte GWD
mit einem 36:28 (16:17)-Heimsieg gegen HC Empor Rostock
alles klar: Fünf Spieltage vor dem Saisonende feierten die
Ostwestfalen den Wiederaufstieg in die DKB Handball-Bundesliga.
Wiederaufstieg im zweiten Anlauf
|
Der schwedische Spielmacher Dalibor Doder konnte aufgrund
einer Oberschenkelverletzung sein Erstligadebüt noch nicht
feiern.
©
GWD |
"Dieser Erfolg ist wichtig für alle Sportfreunde in der Stadt
und in der Region. Minden gehört mit seiner großen Tradition
einfach in die erste Liga", meinte GWD-Coach Ulf Schefvert.
Der Schwede, der zuvor unter anderem die dänische und die
griechische Nationalmannschaft und die schwedische
Frauen-Auswahl trainiert hatte, machte mit seiner Mannschaft
eine ganze Region glücklich. "Ich bin einfach nur heilfroh,
dass der Druck nun weg ist", jubelte GWD-Manager und -Macher
Horst Bredemeier. Die Mindener hatten das "Projekt Wiederaufstieg"
schon ein Jahr zuvor hochprofessionell in Angriff genommen,
mit Dalibor Doder verpflichteten die Grün-Weißen sogar einen
schwedischen Nationalspieler. Doch erst im zweiten Anlauf
sollten sich die Träume des Traditionsvereins, der unter dem
Ursprungsnamen TSV Grün-Weiß Dankersen 1977 zu den
Gründungsmitgliedern der einteiligen Handball-Bundesliga und
in den 70er Jahren zur deutschen Spitze gehörte, erfüllen. Nach
der Enttäuschung in der Relegation hatten die Mindener weiter
aufgerüstet: In Spanien fand man weitere Verstärkung für den
Kader, der montenegrinische Rechtsaußen Aleksandar Svitlica
(aus Granollers) und der slowenische Rückraumspieler Nenad
Biblija (aus Valladolid) stießen zum Kader. Mit Erfolg: Sie
entlasteten Dalibor Doder, der mit 247 Toren den größten Anteil
am Aufstieg hatte. "Er ist der Bauch der Mannschaft", lacht
Horst Bredemeier. Der Silbermedaillengewinner von London mit
der schwedischen Nationalmannschaft ist ein Instinkt-Handballer.
"Er lässt sich in kein taktisches Korsett pressen und macht
Dinge, von denen er selbst oft überrascht ist."
|
Eines der großen GWD-Talente: Rückraumspieler Sören Südmeier
vertrat Dalibor Doder bislang glänzend.
©
GWD |
Etat von 3,2 Millionen
Trainer Ulf Schefvert hat um Doder, der noch bis 2016 vertraglich
an Minden gebunden ist und vor dieser Saison noch kein Bundesligaspiel
bestritten hatte, eine schlagkräftige Truppe aufgebaut. "Dalibor
Doder ist unser Führungsspieler - zum Glück jetzt in der ersten
Liga." In der wollen die Grün-Weißen unter allen Umständen den
Abstieg verhindern. "Es ist unser Anspruch, sportlich erstklassig
zu sein", sagt Bredemeier, der für die erste Liga laut "Handballwoche"
einen Etat von 3,2 Millionen Euro auf die Beine gestellt hat -
damit haben die Mindener rund 1,5 beziehungsweise 2,3 Millionen
mehr zur Verfügung als die beiden Mitaufsteiger aus Essen und
Neuhausen und lassen in der Budget-Rangliste selbst etablierte
Erstliga-Mannschaften wie Wetzlar, Balingen-Weilstetten und
Hannover-Burgdorf hinter sich.
Trotzdem: Aus den negativen finanziellen Erfahrungen der Vergangenheit,
Ende der 90er standen die Ostwestfalen vor dem wirtschaftlichen Kollaps,
hat man beim Aufsteiger gelernt. Und so wird in Minden konservativ
gewirtschaftet, beim deutschen Meister von 1971 und 1977 setzt man
|
Zurück in der HBL: Anders Oechsler wechselte aus Kolding nach Minden.
©
GWD |
auf das "Zwei Säulen"-Prinzip: Jede Position wird mit einem gestandenen
Profi und einem Nachwuchsspieler aus den eigenen Reihen besetzt. "Wir
brauchen die jungen Spieler genauso wie die erfahrenen, wir können ja
nicht mit sechs, sieben Akteuren 34 Spieltage durchspielen", erklärt
der GWD-Trainer das Modell. "Ich hoffe, dass sich beispielsweise Sören
Südmeier und Christoph Steinert auch in der ersten Liga entwickeln."
Oechsler und Svavarsson neu im Team
Vor dieser Saison wurden deshalb nur zwei erfahrene Bundesliga-Spieler
verpflichtet: Rückraumspieler Anders Oechsler, ehemals TV Großwallstadt,
wechselte von KIF Kolding aus Dänemark nach Ostwestfalen, von der TSV
Hannover-Burgdorf kam der isländische Kreisläufer Vignir Svarvarsson zu
GWD. Zu den erfahrenen Akteuren gehören auch Linksaußen Aljoscha Schmidt,
in der Aufstiegssaison 216-facher Torschütze, der lettische Nationalspieler
Evars Klesniks und der schwedische Torhüter Anders Persson. Reichlich
Bundesliga-Luft schnupperten vor dem Wiederaufstieg auch schon Torhüter
Jens Vortmann (ehemals Füchse Berlin) und Kreisläufer Oliver Tesch (Lübbecke)
(siehe auch
Gegnerkader Minden).
|
Mit 20 Treffern aus drei Partien ist Nenad Bilbija bislang
bester Mindener Schütze.
©
GWD |
Die Chancen von GWD Minden beschreibt Schefvert realistisch und trotzdem
mit einer gehörigen Portion Optimismus: "In der vergangenen Saison sind
alle drei Aufsteiger gleich wieder abgestiegen, das zeigt, wie schwer es
für uns wird." Wichtig sei, dass sich kein Leistungsträger langfristig
verletze. Und: Man sei in nahezu allen Spielen der "Underdog", so der
Schwede, "Das ist auch mal ganz angenehm. Wir wollen einige Überraschungen
landen." Dies gelang GWD bislang noch nicht. Zum Auftakt bei den Füchsen
Berlin waren die Ostwestfalen zwar chancenlos, hielten den Rückstand
beim 25:29 aber stets in Grenzen. Und im ersten Heimspiel unterlag man
in einer lange Zeit engen Partie durch einen 0:5-Negativlauf in den
letzten sieben Minuten dem VfL Gummersbach mit 27:31. Aber immerhin gelang
am vergangenen Mittwoch der Befreiungsschlag: Nach 11:13-Halbzeitrückstand
gewann Minden das Aufsteigerduell gegen TV 1893 Neuhausen auch dank neun
Bilbija-Treffern mit 28:23 (siehe auch
Gegnerkurve Minden).
Verzichten musste Ulf Schefvert bislang auf
Dalibor Doder, der sich im olympischen Halbfinale gegen Ungarn eine
Oberschenkelverletzung zuzog und aller Voraussicht nach auch an der
Kieler Förde nicht wird mitwirken können. Dort konnte GWD Minden bei
26 Bundesliga-Duellen erst viermal gewinnen, das letzte Erfolgserlebnis
allerdings liegt schon eine Weile zurück. Als Grün-Weiß Dankersen
letztmals in der Ostseehalle gewann, spielte der heutige THW-Geschäftsführer
Klaus Elwardt noch im rechten Rückraum bei
den "Zebras", konnte die 12:14-Niederlage am 17. Dezember 1983 aber auch
nicht verhindern (siehe auch Gegnerdaten Minden).
Die Schiedsrichter am Mittwoch sind
Christian Moles und Lutz Pittner.
(Christian Robohm / Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 12.09.2012:
Ulf Schefvert: Ohne Angst, mit viel Mut
Minden beim THW krasser Außenseiter
Kiel. Los ging es mit dem Supercup, es folgte der Bundesliga-Auftakt
in Gummersbach, danach die Strapazen beim Super Globe in der Wüste
von Katar: Der Saisonauftakt von Handballmeister THW Kiel glich
eher einem Hindernislauf. Jetzt hatte Trainer Alfred Gislason
eine Woche Zeit, um sein mit fünf Neuzugängen gespicktes Team in
ruhigeres Fahrwasser zu lenken. "Das hat gut getan", erklärte Kiels
Trainer vor der Bundesliga-Heimpremiere heute (20.15 Uhr) gegen
Aufsteiger GWD Minden.
Gislason hat alle Spieler an Bord.
Aron Palmarsson hat seinen Hexenschuss
endgültig verscheucht und Kapitän Marcus Ahlm
das Bett nach überstandener Grippe längst wieder verlassen. So steht
der THW-Coach vor der Qual der Wahl. Weil nur 14 Akteure dabei sein
dürfen, muss ein THW-Ass auf der Tribüne Platz nehmen. Die Entscheidung
wird heute fallen.
Eine erfreuliche Nachricht erreichte Triple-Sieger Gislason
gestern. Bei der Wahl zum Trainer des Jahres, initiiert
vom Welthandballverband IHF, landete er hinter den Nationaltrainern
Ulrik Wilbek (Europameister Dänemark) und Claude Onesta (Olympiasieger
Frankreich) auf Rang drei, teilen muss er sich diesen Platz mit Valero
Rivera (Spanien) und Eduardo Gallardo (Argentinien). Dass ein
Vereinscoach bei dieser Ehrung in die Phalanx von Nationaltrainern
einbricht, ist ungewöhnlich und die große Ausnahme.
Gar eine Sensation wäre ein Mindener Sieg in Kiel. Selbst Ulf
Schefvert, schwedischer Trainer der Ostwestfalen, mag daran nicht
wirklich glauben. Kiel sei unglaublich stark, sagt er mit Hochachtung
in der Stimme. "Bei 20 Versuchen, den THW zu schlagen, hätten wir
vielleicht einmal Glück." Trotzdem freut sich der 55-Jährige auf den
Trip in den Norden. "Meine Gefühle sind positiv, dort ist der Handball
zu Hause, die Arena stets ausverkauft und die Atmosphäre einfach
großartig."
Was sich Schefvert, der neben einigen Clubmannschaften auch die
Nationalteams von Dänemark und Griechenland trainiert hat, von
seiner jungen Mannschaft (Durschnittsalter 25,5) erhofft?
"Ich wünsche mir, dass wir ohne Angst und mit viel Mut dabei
sind. Wir können schließlich nur gewinnen, haben nichts zu
verlieren." Das sollten seine Spieler beherzigen. "Es ist doch
schön, mal ohne Druck aufspielen zu können." Verzichten muss er
auf Dalibor Doder, seinen absoluten Führungsspieler. Der Schwede
brachte eine Muskelzerrung von den Olympischen Spielen mit nach
Hause. Jetzt hat es den torgefährlichen Mittelmann noch schwerer
erwischt. Frühestens Ende September rechnet Schefvert wieder
mit seinem Landsmann.
Der Klassenerhalt sei, so der GWD-Coach, das alles bestimmende
Ziel. Zuletzt seien die Aufsteiger gleich wieder abgestiegen. "Aber
wir haben das Zeug, die Bundesliga zu halten." Ein Sieg in Kiel stünde
allerdings nicht auf seiner Agenda. "Aber", so Schefvert, "wir werden
alles probieren."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 12.09.2012)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - GWD Minden:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
Radio- und Internet-Tips:
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
Mi., ab 20.15 Uhr: Liveeinblendungen THW Kiel - GWD Minden
(geplante Einblendungen - in Konferenzschaltung mit dem
Derby Hamburg vs. Flensburg - um 20.30 Uhr, 21.00 Uhr, 21.30 Uhr und in der
Schlussphase gegen 21.40 Uhr; nach dem Spiel Berichte in den Nachrichten für
Schleswig-Holstein um 22 Uhr und am nächsten Morgen; Reporter vor Ort ist Rudi
Dautwiz)
Tipp: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
-
Internet:
Die Kieler Nachrichten bieten einen Live-Ticker an unter
www.kn-online.de/thw.
- Internet:
Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.