Aus den Kieler Nachrichten vom 12.09.2012:
Hamburg. Eigentlich, sagt Siegfried Haverkamp, "wollte
ich ja Urlaub machen!" Dafür war der Beiratsvorsitzende
des Handball-Bundesligisten TBV Lemgo mit seinem riesigen
Wohnmobil nach Cuxhaven gereist. Doch als der Spiegel nun
über ein "Luftschloss in Lemgo" berichtete, war es vorbei
mit der Aussicht auf vorbeidampfende Tanker. Seitdem sitzt
Haverkamp überwiegend am Telefon. Und versucht, in der
Krise irgendwie die Ruhe zu bewahren. Er klingt ein
bisschen verzweifelt.
Kein Wunder angesichts dieser bizarren Geschichte, in
der die Kopie eines Schecks der englischen Großbank
HSBC über 200 Millionen Euro im Zentrum steht. Diese
präsentierten Anfang Dezember 2011 der TBV-Geschäftsführer
Fynn Holpert mit zwei
Geschäftspartnern und einer Person, die sich als Mitglied
der amerikanischen Notenbank ausgab, in der Sparkasse
Lemgo. Ein Vorgang, um den sich nun die Staatsanwaltschaft
Lemgo kümmert. Sie ermittelt gegen das Trio wegen des
versuchten Betruges. Denn der Sparkassenchef informierte
Holpert einige Tage später,
dass sie den Scheck nicht einlösen würden.
Holpert & Co. wollten
mit dem Geld ein riesiges Immobilienprojekt an der
heimischen Lipperlandhalle anschieben. Geplant war eine
Investitionssumme von rund 100 Millionen Euro.
Shopping-Boulevard, Plaza, moderne Leichtathletikhalle,
Hotel, solche Dinge. Doch dann platzte der Scheck. Die
Firma, die
Holpert als
Geschäftsführer lenkte, plante noch größere Projekte, in
Hessen, im Rheinland, auch auf Rügen. Von dem ominösen
Scheck für den "Sportpark Lemgo" wusste Haverkamp seit
März. Es gibt ein Protokoll von ihm darüber.
Darin kommt auch Volker Zerbe vor, der damals noch mit
Fynn Holpert eine Doppelspitze
beim TBV bildete. Ende August trennte man sich von Zerbe.
Von einem "Burnout-Syndrom" war die Rede. Zerbe ist derzeit
nicht zu erreichen. Diese Trennung rief Entsetzen hervor.
Warum Zerbe gehen musste, bleibt offen. Haverkamp will zu
Zerbe und zu dem Scheck nichts sagen. Auch nicht darüber,
ob Holpert weiter Geschäftsführer
bleiben darf. Nur so viel: Morgen werden sie im Beirat über
die Krise beraten.
(von Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 12.09.2012)