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12.12.2012 Bundesliga

Kieler Nachrichten: "Siege über den THW waren immer etwas Besonderes"

Ex-"Zebra" Adrian Wagner besiegte den Rekordmeister mit Bad Schwartau schon dreimal

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.12.2012:

Lübeck. "Schwartau, Schwartau!" Der Protestchor der 2800, das Pfeifkonzert - Olaf Knüppel (45) hört es noch heute. Er sieht sich mit dem Mikro in der Hand in der Hansehalle stehen. Er will Worte des Abschieds sagen. Doch er kommt nicht dazu. Die Fans sehen in ihm, dem Geschäftsführer, den Schuldigen für den Verlust der Handball-Bundesliga in Lübeck. Es ist der 25. Mai 2002, der Tag, an dem sich die SG Schwartau-Lübeck, die Spielgemeinschaft aus VfL und HSV, mit einem 30:22 gegen Schwerin gen Hamburg verabschiedet.
"Der HSV geht, doch der VfL bleibt." Auch Heinz-Georg Meyer (65), seit 1987 die "Stimme der Hansehalle", hört seine Worte noch. Das Manuskript hat er aufbewahrt, den Tag vergisst er nie: "Ich war am Boden zerstört, konnte kaum meine Ansage machen." Das ist jetzt mehr als zehn Jahre her.

Knüppel, der beim Zweitligisten Henstedt-Ulzburg die Geschicke leitet, wird immer noch auf die Pfiffe angesprochen. Damals hätten sie ihm weh getan, "jetzt kann ich die Wut verstehen. Ich hätte es nicht anders gemacht." Und: Er hat die Prozessakte aus dem Verfahren gegen den damaligen Hauptsponsor, die Galaxis-Gruppe, gelesen. "Es gab für den Umzug gar keine Alternative, die SG war pleite, es lag eine massive Insolvenzverschleppung vor." Für den VfL war die Hamburg- Flucht derweil eine Chance. Mit der zweiten Mannschaft konnte in der Regionalliga ein Neustart begonnen werden, denn das Gros des Schuldenbergs von mehr als zwei Millionen Euro wanderte mit. "Eigentlich", so Knüppel, "war bei der Ankunft in Hamburg der Ofen aus." In welchem Sumpf sich der HSV befand, war ihm damals nicht klar.

Zehn Jahre - Adrian Wagner kann es kaum glauben. Der Hamburger Jung', für den Ortswechsel nach vorn geschoben, erinnert sich an das "Chaos pur", die geplatzten Gehaltsschecks, aber auch an schöne Momente - und dazu zählt neben dem Pokalsieg 2001 "auch jeder Derby-Sieg über den THW, so viele waren es nicht". Drei hat er erlebt. 1998, als der VfL als Schlusslicht mit 0:10 Punkten die "Zebras" an die Leine nahm. 2000, als Schwartau mit 22:19 im Pokal gewann, Goran Stojanovic im VfL-Tor seine Ex-Kollegen entnervte und Schwartau später Pokalsieger wurde. Und am 10. Oktober 2001, dem letzten Pflichtduell in der Hansehalle. Der VfL triumphierte - dank Stojanovic (20 Paraden/fünf Siebenmeter) - 24:22. "Siege über den THW waren immer etwas Besonderes, denn beim VfL hat man immer zum großen Nachbarn aufgeschaut", sagt Wagner.

"Wolle" Schwenke, Ur-Schwartauer und Kieler, der Mitte der Neunziger zurück zum VfL kam, erinnert sich an die Zeit, "als die Rivalität gar geschürt wurde. Die Funktionäre in Schwartau haben sich damals ein, zwei Leute gekauft und dachten, sie spielen um die Meisterschaft. Sie haben sich ihre Welt rosarot gemalt. Doch sie waren nie auf Augenhöhe." Er erinnert sich an seinen Mercedes Benz (Kiel)-VW Käfer (Schwartau)-Vergleich, "für den ich ordentlich Prügel bekommen habe". Geschichte.

Jetzt, nach elf Jahren, begegnen sich die Vereine wieder - im Pokal. Der VfL hat sich nach dem HSV-Aderlass zurückgemeldet, ist seit 2008 zweitklassig. Mit kleinem Etat (750 000 Etat), einem Stamm von 1800 Fans und einem Kieler als Trainer (Torge Greve) hat er sich in der einklassigen 2. Liga etabliert, ab und an im Pokal einen Großen geärgert (Lemgo, zuletzt Wetzlar). "Spiele gegen Kiel sind jetzt mehr denn je einzigartig", sagt Wagner, der heute Vormittag als Schulsportreferent in Hamburg noch eine Doppelstunde Sport gibt. In der Region ist die Vorfreude groß. Die Halle ist mit 2134 Sitz- und 250 Stehplätzen sowie den fünf neuen Logen bis auf die letzte Ritze ausverkauft.

(Von Jens Kürbis, aus den Kieler Nachrichten vom 12.12.2012)


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