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10.-12.10.2001 - Letzte Aktualisierung: 12.10.2001 Bundesliga

Katastrophale Chancenauswertung: THW-Pleite in Bad Schwartau

Bundesliga, 14. Spieltag: 10.10.2001, Mi., 20.00: SG VfL Bad Schwartau-Lübeck - THW Kiel: 24:22 (11:10)
Update #4

Hopp oder top in Schwartau - das kennen die Fans vom THW aus den letzten Jahren. Diesmal war's wieder hopp. Mit 22:24 (10:11) unterlagen die Zebras verdient einer kämpferischen SG VfL Bad Schwartau-Lübeck. Grund der Niederlage: Eine völlig unzureichende Chancenverwertung: Aus 60 Angriffen erzielten die Zebras nur 22 Tore.
In der letzten Saison bestritt der THW zwei Spiele in der Hansehalle. Einer derben 19:22 (12:7)-Pokalpleite im November folgte im April ein toller 28:18 (15:6)-Bundesliga-Sieg. Die Zebras erwischten einen klassischen Fehlstart, nach drei Minuten, einem Ballverlust und zwei von Stojanovic gehaltenen Würfen (Pettersson von Außen und Strafwurf Lozano) lagen die Gastgeber mit 3:0 in Führung.

Auf der Kieler Seite konnte Henning Fritz immerhin zwei Bälle abwehren und Pettersson verwandelte die von Wislander und Lövgren herausgeholten Siebenmeter zum 2:3-Anschluß (6.). In Unterzahl nach Zeitstrafe gegen Olsson mußte der THW dann aber das 5:2 (8.) hinnehmen. Mit dem 3:5 (ebenfalls 8.) markierte Wislander vom Kreis das erste Feldtor für den THW, doch Schwartau ließ sich nicht beirren, führte nach zehn Minuten mit 6:4.

Zog dem THW den Zahn: Goran Stojanovic.
Zog dem THW den Zahn: Goran Stojanovic.
Die THW-Offensive versuchte es jetzt gegen die starke 6:0-Deckung der Hausherren mit der Brechstange. Innerhalb von drei Minuten nahm sich Demetrio Lozano vier Würfe, scheiterte aber jedesmal an Goran Stojanovic, der vom THW nun geradezu warmgeschossen wurde. Nach 5:7-Rückstand (17.) und dem vierten Fehlversuch von Staffan Olsson kam für den Schweden Morten Bjerre in der 20. Minute ins Spiel. Doch nach zwischenzeitlichem Ausgleich zum 7:7 (zweimal Pettersson, 21.) und Timeout der SG nahm die schlechte Chancenverwertung des THW weiter ihren Lauf. Wislander und Bjerre scheiterten an Stojanovic und Bad Schwartau ging mit 10:7 nach zwei Toren von Akgren in Führung (25.).

Weil die Gastgeber aber eine ähnlich schlechte Angriffsquote wie der THW hatten, den Ball verloren, an Fritz scheiterten, vorbei warfen oder nur das Holz trafen, verkürzten die Zebras bis zur Pause immerhin auf 10:11.

Mit dem 11:11 nach tollem Heber von Christian Scheffler (31.) und dem 12:12 (Olsson zweite Welle, 33.) keimte ein wenig Hoffnung bei den mitgereisten THW-Fans auf, doch nach zwei vergebenen Strafwürfen (Spielstand da 13:12, 35.) scheiterten nacheinander zweimal Scheffler und Bjerre an Stojanovic. Obwohl auch Fritz auf der Gegenseite mehrmals parieren konnte, erzielte Kurtschew schließlich aus dem Rückraum das 14:12 (39.) für die SG.

Durch Treffer von Lövgren und Bjerre glich der THW noch einmal aus, doch fünf weitere Paraden von Goran (davon zwei Siebenmeter) ließen die SG auf 18:14 (38.) davonziehen. Letzte Hoffnung kam dann beim THW auf, als man trotz zweimaliger Unterzahl auf 18:19 (53.) und 19:20 (56., Strafwurf von Lozano - sein erster Treffer im Spiel) verkürzte.

Nach 19:22-Rückstand (57.) schlossen die Zebras bis 90 Sekunden vor Abpfiff noch einmal auf 21:22 auf. THW-Manager Uwe Schwenker hielt da schon das rote Leibchen parat, um in der Schlußphase für den Torhüter einen siebten Feldspieler zu bringen. Doch dazu kam es nicht mehr: Schwartau spielte lange, sehr lange aus und Akgren machte mit seinem Treffer 32 Sekunden vor Abpfiff sein siebtes Tor und alle THW-Träume zunichte. Das 22:23 20 Sekunden vor Schluß durch Lozano und das 24:22 durch Wagner waren nur noch Ergebniskorrektur, ein Punktgewinn des THW wäre auch nicht wirklich verdient gewesen.

Mann des Tages war für die Schwartauer sicherlich Goran Stojanovic der um die 20 Bälle parierte und zudem noch fünf Siebenmeter hielt. Bester Werfer bei Schwartau war Akgren. Für den THW war Lövgren mit fünf Toren am erfolgreichsten.

Nach dieser unerwarteten Niederlage hat der THW erst einmal seinen Spitzenplatz räumen müssen. Nun heißt es für die Truppe von Noka Serdarusic den Blick nach vorne zu richten, denn mit Spielen gegen Gracanica (12. und 14. Oktober), Solingen (17.10.), Wetzlar (19.10.) und Schwerin (24.10.) warten schon die nächsten Aufgaben.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Glückwunsch zum Sieg, der vollkommen verdient war. Wir haben den Start verschlafen, sind mit 0:3 in Rückstand geraten. Wir haben dann bis zur 18. Minute viel mehr vom Spiel gehabt, sind aber immer wieder an Stojanovic gescheitert, der das Ergebnis in der ersten Halbzeit auf der Schwartauer Seite gehalten hat.

Wir haben 27 Angriffe gebraucht, um die zehn Tore zu machen. Insgesamt haben wir über 60 Angriff benötigt, um die 22 Tore zu machen. Wenn man nur diese Statistik betrachtet, weiß man, daß man mit diesen Zahl ein Spiel nicht gewinnen kann. Wenn man gegen eine 6:0-Deckung spielt und nur zwei Tore aus dem Rückraum wirft, kann man schwer gewinnen.

Der beste Spieler in der Halle war Stojanovic, der uns das Leben schwer gemacht hat.

SG-Trainer Anders Fältnäs:
Wir hatten bisher eine schwere Zeit mit vielen Verletzungen, doch wir haben letzte Woche absolut spitze trainiert. Die Jungs wollten heute unbedingt punkten, um die Abstiegszone in der Tabelle zu verlassen.

Meine Abwehr hat insgesamt super gestanden, doch wir haben riesige Probleme mit Wislander gehabt, der eine Menge Siebenmeter geholt hat. Doch die hat unser Torwart fast alle rausgeholt.

Der Sieg war sehr wichtig für uns, daß wir uns ein wenig stabilisieren und in Ruhe weiter arbeiten konnten.

THW-Manager Uwe Schwenker:
Kompliment und Glückwunsch an die Schwartauer. Die SG hat mit Leidenschaft gekämpft und verdient gewonnen. Stojanovic hat uns heute den Zahn gezogen.
THW-Manager Uwe Schwenker im Sport1-Interview nach dem Spiel:
Sport1:
Wie konnte es zu so einer unerwarteten Niederlage kommen. Sind Sie enttäuscht?
Uwe Schwenker:
Natürlich bin ich nicht glücklich über diese Niederlage. Wir haben heute einfach nicht zu unserem Spiel gefunden. Bad Schwartau war uns kämpferisch überlegen - die haben leidenschaftlich bis zum Umfallen gekämpft. Hinzu kommt noch, dass sie mit Goran Stojanovic den überragenden Mann auf dem Parkett hatten. Er war heute einfach zu stark für uns.
Sport1:
Haben sie Bad Schwartau unterschätzt?
Uwe Schwenker:
Nein, auf keinen Fall. In dieser Bundesliga kann man es sich nicht leisten, irgendeine Mannschaft zu unterschätzen. Und haben es einige Spieler doch getan, wurden sie dafür bestraft. Aber ich kann wirklich nur nochmal die Leistung Stojanovic' herausheben. Schwartau hat den Sieg ihm zu verdanken.
Sport1:
Hat das Spiel gezeigt, daß im Rückraum noch ein Spieler fehlt, gerade nach dem "Ausfall" von Demetrio Lozano?
Uwe Schwenker:
Ja, man hat heute eindeutig gesehen, daß uns die Alternativen im Rückraum fehlen. Unsere Spieler müssen alle drei Tage zu wichtigen Spielen ran, irgendwann sind die halt auch mal platt.
Sport1:
Waren die Vorschußlorbeeren verfrüht?
Uwe Schwenker:
Die Vorschußlorbeeren waren unangebracht. Wir haben in dieser Saison bis jetzt keines unserer Spiele überragend absolviert. Die Siege wurden halt geholt, nur fehlte die klare spielerische Überlegenheit unsererseits. Von den Vorschußlorbeeren halte ich gar nichts. In der derzeitigen Situation hat so etwas nichts zu sagen.
THW-Torhüter Henning Fritz:
Wir haben unsere Chancen nicht genutzt, daran lag es wohl an erster Stelle.

Für mich ist es ganz ordentlich gelaufen, aber ich werfe mir vor, daß ich in den letzten zehn Minuten keinen wichtigen Ball gehalten habe. Das hätte der Mannschaft einen Push gegeben.

THW-Rückraumspieler Staffan Olsson:
Solche Tage kommen manchmal vor, hoffentlich bleibt das heute einer der wenigen schlechten in der Saison.
Zum Spiel in Schwartau meinte der THW-Coach in den Kieler Nachrichten: "Da war keiner überheblich und wollte Trallala spielen. Wir haben keine abgehobenen Überflieger. Die wollten alle", vermißte er keineswegs Einsatzbereitschaft oder Siegeswillen, sondern erstmals den knieverletzten Nikolaj Jacobsen. "Das hat nichts mit Scheffler zu tun. Der hat seine Sache ganz ordentlich gemacht. Aber Niko wäre vor allem bei Siebenmetern der richige gewesen. Ein Typ, der Goran Stojanovic ein paar krumme Eier ins Nest gelegt hätte. Den anderen hat Goran den Zahn gezogen." Serdarusics Fazit: "Wir haben jetzt zwei Miese auf dem Konto. Und die kriegen wir da auch so oder so nicht wieder weg."

14. Spieltag: 10.10.01, Mi., 20.00: SG VfL Bad Schwartau-Lübeck - THW Kiel: 24:22 (11:10)

Logo SG VfL Bad Schwartau-Lübeck:
Stojanovic (1.-60.), Engelhardt (n.e.), Landsberg (1), Kurtschew (2), Moldestad (4), Ernelind (1), Möller (2), Nordling (1), Akgren (7), Wagner (3), Lüdtke (3/3), Boeriths; Trainer: Fältnäs
Logo THW Kiel:
Fritz (1.-60.), Andersson (ein 7m); Wislander (4), Preiß (n.e.), Pettersson (4/3), Bjerre (1), Lozano (2/1), Petersen (1), Lövgren (5), Schmidt (n.e.), Scheffler (4), Olsson (1); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Böllhoff (Velbert) / Stammeier (Korschenbroich)
Zeitstrafen:
Bad Schwartau: 3 (Landsberg, Moldestad, Möller);
THW: 5 (zweimal Pettersson, Lövgren, Scheffler, Olsson)
Siebenmeter:
Bad Schwartau: 5/3 (Fritz hält gegen Ernelind, Wagner an den Pfosten);
THW: 9/4 (Stojanovic pariert gegen Pettersson (zweimal), Bjerre, Lozano und Lövgren)
Spielfilm:
1. Hz.: 3:0, 3:2, 5:2, 5:3, 6:3, 6:4, 7:4, 7:7, 10:7, 10:9, 11:9, 11:10;
2. Hz.: 11:11, 12:11, 12:12, 14:12, 14:14, 18:14, 18:16, 19:16, 19:18, 20:18, 20:19, 22:19, 22:21, 23:21, 23:22, 24:22
Zuschauer:
2200 (Hansehalle, Lübeck)
Spielgraphik:
Spielgraphik


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