Hopp oder top in Schwartau - das kennen die Fans vom THW aus den letzten Jahren.
Diesmal war's wieder hopp. Mit 22:24 (10:11) unterlagen die Zebras verdient einer kämpferischen
SG VfL Bad Schwartau-Lübeck. Grund der Niederlage: Eine völlig unzureichende Chancenverwertung:
Aus 60 Angriffen erzielten die Zebras nur 22 Tore.
In der letzten Saison bestritt der THW zwei Spiele in der Hansehalle.
Einer derben
19:22 (12:7)-Pokalpleite im November folgte im April
ein toller
28:18 (15:6)-Bundesliga-Sieg.
Die Zebras erwischten einen klassischen Fehlstart, nach drei Minuten, einem
Ballverlust und zwei von
Stojanovic
gehaltenen Würfen (
Pettersson von Außen und
Strafwurf
Lozano) lagen die Gastgeber mit 3:0 in
Führung.
Auf der Kieler Seite konnte Henning Fritz
immerhin zwei Bälle abwehren und
Pettersson verwandelte die von
Wislander und Lövgren
herausgeholten
Siebenmeter zum 2:3-Anschluß (6.). In Unterzahl nach Zeitstrafe gegen
Olsson mußte der THW dann aber das 5:2 (8.)
hinnehmen.
Mit dem 3:5 (ebenfalls 8.) markierte Wislander
vom Kreis
das erste Feldtor für den THW, doch Schwartau ließ sich nicht beirren,
führte
nach zehn Minuten mit 6:4.
Die THW-Offensive versuchte es jetzt gegen die starke 6:0-Deckung der
Hausherren
mit der Brechstange. Innerhalb von drei Minuten nahm sich
Demetrio Lozano vier Würfe, scheiterte aber
jedesmal
an
Goran Stojanovic, der vom THW nun geradezu
warmgeschossen
wurde. Nach 5:7-Rückstand (17.) und dem vierten Fehlversuch von
Staffan Olsson kam für den Schweden
Morten Bjerre
in der 20. Minute ins Spiel.
Doch nach zwischenzeitlichem Ausgleich zum 7:7 (zweimal
Pettersson,
21.) und Timeout der SG nahm die schlechte Chancenverwertung des THW weiter
ihren Lauf.
Wislander und
Bjerre scheiterten an
Stojanovic
und Bad Schwartau ging mit 10:7 nach zwei Toren von Akgren in Führung (25.).
Weil die Gastgeber aber eine ähnlich schlechte Angriffsquote wie der THW
hatten,
den Ball verloren, an Fritz scheiterten, vorbei
warfen
oder nur das Holz trafen, verkürzten die Zebras bis zur Pause immerhin auf
10:11.
Mit dem 11:11 nach tollem Heber von Christian
Scheffler (31.)
und dem 12:12 (Olsson zweite Welle, 33.) keimte
ein wenig
Hoffnung bei den mitgereisten THW-Fans auf, doch nach zwei vergebenen
Strafwürfen (Spielstand da 13:12, 35.) scheiterten
nacheinander zweimal Scheffler und
Bjerre an Stojanovic.
Obwohl auch Fritz auf der Gegenseite mehrmals
parieren konnte,
erzielte Kurtschew schließlich aus dem Rückraum das 14:12 (39.) für die SG.
Durch Treffer von Lövgren und
Bjerre glich der THW noch einmal aus,
doch fünf weitere Paraden von Goran (davon
zwei Siebenmeter) ließen die SG auf 18:14 (38.) davonziehen.
Letzte Hoffnung kam dann beim THW auf,
als man trotz zweimaliger Unterzahl auf 18:19 (53.) und 19:20 (56.,
Strafwurf von Lozano - sein erster Treffer im
Spiel)
verkürzte.
Nach 19:22-Rückstand (57.) schlossen die Zebras bis 90 Sekunden vor Abpfiff
noch
einmal auf 21:22 auf. THW-Manager Uwe Schwenker
hielt
da schon das rote Leibchen parat, um in der Schlußphase für den Torhüter
einen siebten Feldspieler zu bringen. Doch dazu kam es nicht mehr:
Schwartau spielte lange, sehr lange aus und Akgren machte mit seinem
Treffer 32 Sekunden vor Abpfiff sein siebtes Tor und alle THW-Träume
zunichte.
Das 22:23 20 Sekunden vor Schluß durch Lozano und
das 24:22 durch Wagner waren nur noch Ergebniskorrektur, ein Punktgewinn des
THW
wäre auch nicht wirklich verdient gewesen.
Mann des Tages war für die Schwartauer sicherlich Goran Stojanovic
der um die 20 Bälle parierte und zudem noch fünf Siebenmeter hielt.
Bester Werfer bei Schwartau war Akgren.
Für den THW war Lövgren mit fünf Toren am
erfolgreichsten.
Nach dieser unerwarteten Niederlage hat der THW erst einmal seinen
Spitzenplatz räumen müssen.
Nun heißt es für die Truppe von Noka Serdarusic
den Blick nach vorne zu
richten, denn mit Spielen gegen Gracanica (12. und 14. Oktober), Solingen
(17.10.),
Wetzlar (19.10.) und Schwerin (24.10.) warten schon die nächsten Aufgaben.
Stimmen zum Spiel:
Glückwunsch zum Sieg, der vollkommen verdient war.
Wir haben den Start verschlafen, sind mit 0:3 in Rückstand geraten.
Wir haben dann bis zur 18. Minute viel mehr vom Spiel gehabt, sind aber
immer
wieder an Stojanovic gescheitert, der das
Ergebnis in
der ersten Halbzeit auf der Schwartauer Seite gehalten hat.
Wir haben 27 Angriffe gebraucht, um die zehn Tore zu machen. Insgesamt haben
wir
über 60 Angriff benötigt, um die 22 Tore zu machen. Wenn man nur diese
Statistik betrachtet,
weiß man, daß man mit diesen Zahl ein Spiel nicht gewinnen kann. Wenn man
gegen eine 6:0-Deckung spielt und nur zwei Tore aus dem
Rückraum wirft, kann man schwer gewinnen.
Der beste Spieler in der Halle war Stojanovic,
der uns
das Leben schwer gemacht hat.
SG-Trainer Anders Fältnäs:
Wir hatten bisher eine schwere Zeit mit vielen Verletzungen, doch wir haben
letzte Woche absolut spitze trainiert. Die Jungs wollten heute unbedingt
punkten,
um die Abstiegszone in der Tabelle zu verlassen.
Meine Abwehr hat insgesamt super gestanden, doch wir haben riesige Probleme
mit
Wislander gehabt, der eine Menge Siebenmeter
geholt hat.
Doch die hat unser Torwart fast alle rausgeholt.
Der Sieg war sehr wichtig für uns, daß wir uns ein wenig stabilisieren und
in
Ruhe weiter arbeiten konnten.
Kompliment und Glückwunsch an die Schwartauer. Die SG hat mit Leidenschaft
gekämpft und verdient
gewonnen. Stojanovic hat uns heute den Zahn
gezogen.
THW-Manager Uwe Schwenker im
Sport1-Interview nach dem Spiel:
- Sport1:
-
Wie konnte es zu so einer unerwarteten Niederlage kommen. Sind Sie
enttäuscht?
- Uwe Schwenker:
-
Natürlich bin ich nicht glücklich über diese Niederlage.
Wir haben heute einfach nicht zu unserem Spiel gefunden.
Bad Schwartau war uns kämpferisch überlegen - die haben leidenschaftlich bis
zum Umfallen gekämpft. Hinzu kommt noch, dass sie mit
Goran Stojanovic den überragenden Mann auf dem
Parkett hatten.
Er war heute einfach zu stark für uns.
- Sport1:
-
Haben sie Bad Schwartau unterschätzt?
- Uwe Schwenker:
-
Nein, auf keinen Fall. In dieser Bundesliga kann man es sich nicht leisten,
irgendeine Mannschaft zu unterschätzen. Und haben es einige Spieler doch
getan,
wurden sie dafür bestraft. Aber ich kann wirklich nur nochmal die Leistung
Stojanovic' herausheben.
Schwartau hat den Sieg ihm zu verdanken.
- Sport1:
-
Hat das Spiel gezeigt, daß im Rückraum noch ein Spieler fehlt, gerade nach
dem "Ausfall" von
Demetrio Lozano?
- Uwe Schwenker:
-
Ja, man hat heute eindeutig gesehen, daß uns die Alternativen im Rückraum
fehlen.
Unsere Spieler müssen alle drei Tage zu wichtigen Spielen ran,
irgendwann sind die halt auch mal platt.
- Sport1:
-
Waren die Vorschußlorbeeren verfrüht?
- Uwe Schwenker:
-
Die Vorschußlorbeeren waren unangebracht. Wir haben in dieser Saison
bis jetzt keines unserer Spiele überragend absolviert.
Die Siege wurden halt geholt, nur fehlte die klare spielerische
Überlegenheit unsererseits. Von den Vorschußlorbeeren halte ich gar nichts.
In der derzeitigen Situation hat so etwas nichts zu sagen.
Wir haben unsere Chancen nicht genutzt, daran lag es wohl an erster
Stelle.
Für mich ist es ganz ordentlich gelaufen, aber ich werfe mir vor, daß ich in
den letzten zehn Minuten keinen wichtigen Ball gehalten habe.
Das hätte der Mannschaft einen Push gegeben.
Solche Tage kommen manchmal vor, hoffentlich bleibt das heute einer der
wenigen
schlechten in der Saison.
Zum
Spiel in Schwartau meinte der THW-Coach
in den Kieler Nachrichten:
"Da war keiner überheblich und wollte Trallala spielen. Wir haben keine abgehobenen
Überflieger. Die wollten alle", vermißte er keineswegs Einsatzbereitschaft oder
Siegeswillen, sondern erstmals den knieverletzten
Nikolaj Jacobsen.
"Das hat nichts mit
Scheffler zu tun. Der hat seine
Sache ganz ordentlich gemacht. Aber
Niko
wäre vor allem bei Siebenmetern der richige gewesen. Ein Typ,
der
Goran Stojanovic ein paar krumme Eier
ins Nest gelegt hätte. Den anderen hat
Goran
den Zahn gezogen."
Serdarusics Fazit:
"Wir haben jetzt zwei Miese auf dem Konto. Und die kriegen wir da auch so oder
so nicht wieder weg."
- SG VfL Bad Schwartau-Lübeck:
-
Stojanovic (1.-60.),
Engelhardt (n.e.),
Landsberg (1),
Kurtschew (2),
Moldestad (4),
Ernelind (1),
Möller (2),
Nordling (1),
Akgren (7),
Wagner (3),
Lüdtke (3/3),
Boeriths;
Trainer: Fältnäs
- THW Kiel:
-
Fritz (1.-60.),
Andersson (ein 7m);
Wislander (4),
Preiß (n.e.),
Pettersson (4/3),
Bjerre (1),
Lozano (2/1),
Petersen (1),
Lövgren (5),
Schmidt (n.e.),
Scheffler (4),
Olsson (1);
Trainer: Serdarusic
- Schiedsrichter:
-
Böllhoff (Velbert) / Stammeier (Korschenbroich)
- Zeitstrafen:
-
Bad Schwartau: 3 (Landsberg, Moldestad, Möller);
THW: 5 (zweimal Pettersson,
Lövgren,
Scheffler,
Olsson)
- Siebenmeter:
-
Bad Schwartau: 5/3 (Fritz hält gegen
Ernelind,
Wagner an den Pfosten);
THW: 9/4 (Stojanovic
pariert gegen Pettersson (zweimal),
Bjerre,
Lozano und
Lövgren)
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 3:0, 3:2, 5:2, 5:3, 6:3, 6:4, 7:4, 7:7, 10:7, 10:9,
11:9, 11:10;
2. Hz.: 11:11, 12:11, 12:12, 14:12, 14:14,
18:14, 18:16, 19:16, 19:18, 20:18, 20:19,
22:19, 22:21, 23:21, 23:22, 24:22
- Zuschauer:
-
2200 (Hansehalle, Lübeck)
- Spielgraphik:
-