20.04.2013 | Champions League / Mannschaft |
Thierry Omeyer. |
Beim Sieg im Pokalfinale gegen die SG Flensburg-Handewitt (33:30) am vergangenen Sonntag zeigte Omeyer einmal mehr, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Nach schwacher Leistung wurde er vor der Pause ausgewechselt, was ihm, wie immer, gar nicht gefiel. "Ich will unbedingt die Verantwortung für die Mannschaft übernehmen", sagt der zweimalige Olympiasieger. "Und das kann ich nur auf dem Platz."
In der Kabine brannte er darauf, seine zweite Chance zu bekommen. Er bekam sie und nagelte den Kasten zu. "Ich bin mit dem Gefühl zurückgekommen, dass bei uns jetzt alles klappen wird." Da stand es noch 16:12 für die SG, doch neun der nächsten zehn Tore sollte dann der THW werfen.
Omeyer wäre nicht Omeyer, wenn der Trainings-Kick am Tag danach für ihn das wäre, was er für die Kollegen ist - Entspannung. "Wir haben verloren", sagt er, und es lässt sich schwer entschlüsseln, welche Gefühle bei ihm in diesem Moment überwiegen. Die positiven über den Pokalsieg, oder der Frust über das verlorene Trainingsspiel. "Wenn wir Fußball spielen, haben wir immer drei Mannschaften", sagt Filip Jicha. "Die Älteren, die Jüngeren und Omeyer."
Privat ist der Vater von zwei Kindern ein entspannter Typ, bringt er Tochter Manon zum Schwimmen, dann bleibt er dort zwei Stunden. Aber sobald er um etwas spielt, ändert sich der Puls. "Ich kann nicht verlieren", sagt er, der sich noch heute an ein Testspiel im August 2011 in Bad Bramstedt erinnert, in dem er gegen den Fünftligisten bis zur Pause (23:0) ohne Gegentor blieb. "Als ich zehn Minuten vor dem Halbzeitpfiff merkte, es könnte klappen, wollte ich es unbedingt." Die Null. Er feuerte seine Vorderleute an, als wäre der Lohn olympisches Gold. Er klatschte mit Aron Palmarsson ab, weil der mit einem Block das 20:1 verhinderte.
Mit dem Anpfiff geschieht die Verwandlung. Er, der gerade noch in sanfter Tonlage geplaudert hat, brüllt nun Gegner an, blickt ihnen so tief in die Augen, dass sie in der Nacht danach mit Alpträumen aufwachen. Er liebt diese Duelle. "Lässt einer die Schulter hängen, weiß ich, dass das Schwierigste schon überstanden ist." Diese Duelle helfen ihm, wach zu bleiben, sich zu sammeln, Phasen zu überstehen, in denen er minutenlang keinen Ball hält. "Es geht darum, den Schützen zu zeigen, dass ich nie resigniere." Dass er den nächsten Ball hält. Was dann in der Regel geschieht.
Das Buch über Thierry Omeyer ist seit dem 30. März erhältlich. |
Die Champions League ist ihm die liebste Spielwiese, Duelle wie die gegen Veszprem reines Adrenalin. Seit elf Jahren spielt er in der Königsklasse. In der Hoffnung, dass das so bleiben würde, unterschrieb er einen Drei-Jahres-Vertrag in Montpellier: "Der Plan war, mit einem französischen Team diesen Titel zu gewinnen." Es sah gut aus, Stars wie Nikola Karabatic, Vid Kavticnik, Michael Guigou und William Accambray verlängerten. Dann kam der Wettskandal, Karabatic musste den Verein verlassen, der hinter Paris (38) nur Zweiter ist (29). Punktgleich mit Dunkerque. Nur die ersten beiden qualifizieren sich für die Königsklasse, am kommenden Sonnabend muss Montpellier in Dunkerque antreten, und Omeyer sagt: "Mir ist es sehr wichtig, Champions League zu spielen."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.04.2013)
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