Der Titelverteidiger THW Kiel ist am Sonnabendabend mit einem
34:24 (16:10)-Erfolg gegen den Aufsteiger Bergischer HC
erfolgreich in die Saison gestartet. Aufgrund des Zehn-Tore-Sieges
sprang die neuformierte "Zebraherde" gleich an die Spitze der
DKB Handball-Bundesliga. Beste Torschützen gegen die Löwen waren
Christian Zeitz (7), der eine
bärenstarke Partie zeigte, und Marko Vujin
(7/4). Ein gutes Debüt gab das neue Torwart-Duo:
Johan Sjöstrand und
Andreas Palicka parierten insgesamt
17 Bälle, darunter jeweils ein Siebenmeter.
In der Startaufstellung des Meisters standen mit
Rasmus Lauge und
Johan Sjöstrand gleich zwei
der drei Neulinge. Und Sjöstrand
führte sich gleich gut ein, hielt zweimal gegen freistehende
"Löwen" und riss beide Arme gen Hallendecke. Seine
Vorderleute nahmen diese Vorlagen auf: Filip Jicha
erzielte nach 1:32 Minuten das erste Tor der Saison,
Christian Sprenger bediente
aus dem Rückraum den am Kreis wartenden Toft Hansen
zum 2:0, und Lauge führte sich
mit einem wuchtigen Wurf zum 3:0 ebenfalls gut ein. Die
Gäste benötigten fast fünf Minuten, ehe Ex-Zebra
Viktor Szilagyi den ersten
Treffer erzielen konnte.
Die Kieler indes zogen nach einem tollen Gegenstoß -
eingeleitet von Sjöstrand und
Filip Jicha, vollendet von
Toft Hansen - auf 5:1 davon.
Dann jedoch steigerte sich Gustavsson im Tor der Gäste,
was diese zum 4:5-Anschluss nutzten. Wieder zog der THW,
nun auch im Angriff angeführt von Zeitz,
auf drei Tore weg. Doch als der BHC nach 19 Minuten das
7:9 erzielte, nahm auch Gislason
eine Auszeit. Mit Erfolg: Erst drosch Wael Jallouz
sein erstes Pflichtspieltor im Dress der "Zebras" mit 110 km/h
in die Maschen, dann bediente Jicha
Kreisläufer Toft Hansen zum 11:7 (22.).
Als sich kurz darauf Zeitz
durchtankte und wenig später zwei eigene Steals im Gegenstoß
verwandelte, war der THW auf 14:9 enteilt. Mit zwei verwandelten
Siebenmetern schraubte Vujin das
Halbzeitresultat noch auf 16:10.
Aus der Pause kamen die Kieler mit Tempo:
Gudjon Valur Sigurdsson erzielte
zwölf Sekunden nach Wiederanpfiff das 17:10, dem
Vujin wenig später mit einem
103-km/h-Siebenmeter das 18:10 folgen ließ. Weil sich dann
aber Mario Huhnstock im Tor der Gäste steigerte und dem THW
Kiel einige Fehler im Angriff unterliefen, kamen die
Bergischen wieder heran: Drei Treffer in drei Minuten -
beim 13:18 lief es für den BHC wie geplant. Doch das Auf
und Ab ging weiter: Mit einem Dreierpack durch
Jicha und zweimal
Sigurdsson setzten sich
die Kieler auf 22:14 ab (39.).
Doch weil die "Zebras" die kommenden acht Minuten weitestgehend
in Unterzahl agierten, wurde es stimmungsvoll in der Arena: Der
BHC nutzte die zum Teil doppelte Überzahl zu vier Treffern in
Folge und reduzierte den Rückstand auf vier Tore. 13 Minuten
vor dem Ende konnten die Gäste so weiter von einem Achtungserfolg
träumen. Doch diese Träume wurden jäh beendet: Die Kieler Deckung
machte Druck, Zeitz traf in Unterzahl
und bediente kurz darauf Toft Hansen
am Kreis, der sich wenige Sekunden später auch über einen
maßgeschneiderten Pass von Jicha freute:
Beim 26:19 war der THW zehn Minuten vor dem Ende wieder in der
Spur, die Fans auf den Rängen unterstützten ihre Mannschaft aber
weiterhin lautstark.
Kantersieg in den letzten Minuten
Den ins Laufen gekommenden THW-Express stoppte nun auch eine
Auszeit des BHC nicht mehr. Der inzwischen im Tor stehende
Palicka parierte einen Wurf von
außen, dieser fiel direkt in die Arme von Sigurdsson,
der quer über den Platz Vujin zum
28:20 bediente (53.). Auch Patrick Wiencek
durfte seine Schnelligkeit unter Beweis stellen und traf zum 32:22
(58.). Vujin bediente mit einem
fantastischen Pass Sigurdsson zum
33:23, dann hielt Palicka einen
Siebenmeter, und mit dem Schlusspfiff bediente
Sigurdsson von der Ecke aus den am
Kreis wartenden Wiencek zum Endstand:
In der Schlussphase des 34:24-Erfolges zauberten die Kieler ein
wenig - was die Fans mit stehenden Ovationen feierten. Der
Meister ist Tabellenführer - jetzt geht es am kommenden
Sonnabend in die "Emshölle" zum TV Emsdetten. Auch beim zweiten
Aufsteiger wollen die Kieler nach ihrem weitestgehend
überzeugenden Start natürlich doppelt punkten.
Vor dem Spiel haben wir nicht richtig gewusst, wo wir stehen.
Deshalb bin ich mit dem Erfolg ziemlich zufrieden. Natürlich
wissen wir aber auch, dass wir uns noch steigern müssen, denn
unser Spiel war noch nicht so flüssig, wie ich mir das wünsche.
Viele Sachen haben aber schon ganz ordentlich funktioniert. Die
Abwehr stand gut. Besonders freue ich mich über die Leistung
der beiden Torhüter und über Christian Zeitz,
der ein sehr gutes Spiel gemacht hat. Wir haben insgesamt heute
besser geworfen als zuletzt, das war extrem wichtig. Denn in
dieser Phase der Saison ist es egal, ob man gegen den
Champions-League-Sieger oder den Zweitliga-Meister spielt.
BHC-Trainer Sebastian Hinze:
Der Sieg war auch in dieser Höhe verdient. Wir haben leider
nicht so diszipliniert gespielt, wie wir uns das vorgenommen
hatten. Deshalb bin ich sehr enttäuscht. Dazu machen wir 13
technische Fehler, das wird in Kiel gnadenlos bestraft. Mit
meinen beiden Torhütern bin ich aber zufrieden.
Es ist immer schwierig, gegen eine Mannschaft zu spielen,
die sich viel Zeit im Angriff nimmt und ruhig agiert. Aber
wir haben es gepackt, daher Glückwunsch an meine Mannschaft.
Vor der Partie waren wir alle ein wenig nervös. Das Publikum
heute war toll, es hat unserem Team geholfen. Diese
Unterstützung brauchen wir in jedem Spiel. Und unser
Hallensprecher hat seine Feuertaufe bestanden. Ich glaube,
insgesamt sind wir auf einem guten Weg.
BHC-Geschäftsführer Jörg Föste gegenüber den KN:
Wir wollten den Abstand zu den arrivierten Teams verringern.
Ich hatte den Eindruck, dass uns das in Ansätzen gelungen ist.
Das war natürlich ein tolles Gefühl, hier so gut anzufangen.
Die Tempogegenstöße abzufangen, bringt einen gut rein und
sorgt für Sicherheit. Die Stimmung im Team ist einfach gut.
Wir müssen noch viel arbeiten, aber das war schon viel besser
heute. Es gab einige gute Momente. In jedem Training läuft es
runder, und die neuen Spieler fügen sich gut ein.
BHC-Torhüter Mario Huhnstock gegenüber den KN:
Wir hatten gehofft, besser mithalten zu können Aber in der
ersten Halbzeit haben wir zu viele Freie verworfen. Zum Ende
nahm das Spiel den erwarteten Verlauf.
Der THW hat das Spiel klar dominiert. Aber der Unterschied hätte
nicht so hoch sein müssen. Wir hatten ein paar Undiszipliniertheiten,
sonst wären wir vielleicht nur vier, fünf Tore weg gewesen.
Phasenweise waren wir auf Augenhöhe, aber von einem Punktgewinn waren
wir weit entfernt.
THW-Trainer Alfred Gislason sah auch starke Torhüter beim 34:24 gegen Bergischen HC
Kiel. Der THW Kiel hat am Sonnabend die neue Saison
in der Handball-Bundesliga so begonnen, wie er
die vergangene beendet hat: an der Tabellenspitze. Mit
einem zunächst lockeren Aufgalopp, phasenweise
aber auch einem hektischen Kampfspiel meisterte das
umgestaltete Team seine erste Aufgabe und bezwang
die Aufsteiger vom Bergischen HC mit 34:24 (16:10).
Der Zweitligameister zeigte zwar gute Momente, produzierte
aber auch zu viele Fehler, um dem THW gefährlich werden zu
können, der in Torwart Johan Sjöstrand
und dem siebenmaligen Torschützen Christian Zeitz
seine herausragenden Akteure hatte. Zunächst präsentierten sich
die Bergischen als perfekter Aufbaugegner für die Mannschaft
von Trainer Alfred Gislason, die
mit einer sattelfesten Abwehr und einem bestens aufgelegten
Torwart Sjöstrand startete. In den
ersten Minuten fand der BHC überhaupt nicht in die Partie, lief
sich in der 6:0-Defensive des THW fest und benötigte fünf
Minuten bis zum ersten Tor durch den Ex-Kieler
Viktor Szilagyi.
Zu diesem Zeitpunkt hatten die Zebras selbst schon drei
Treffer vorgelegt. Für den Auftakt durfte dabei fast
standesgemäß der neue THW-Kapitän Filip Jicha
zum 1:0 (2. Minute) sorgen. Im weiteren Verlauf kamen die Gäste zwar
besser ins Spiel, verkürzten in der 11. Minute sogar auf 4:5,
doch der THW war immer Herr im Haus. Johan Sjöstrand
fing gleich drei Tempo-Gegenstöße ab und parierte bis zur Mitte der zweiten
Halbzeit 13 Bälle, bevor ihn Andreas Palicka
ablöste und auch noch vier Paraden zeigte. "Die gute Torhüter-Leistung
hat mich besonders gefreut. Beide waren zuletzt doch etwas müde", sagte
Gislason.
In der Analyse sah der THW-Trainer zwar noch einige Lücken in der
Abwehr, die vor allem Szilagyi "schlau"
genutzt habe. Und auch der Angriff sei nicht durchgängig rund
gelaufen. Doch Wurfausbeute und Abstimmung waren im Vergleich zur
Vorbereitungsphase deutlich verbessert. Fünfmal nutzte etwa
Rene Toft Hansen vom Kreis seine Chance,
zweimal durfte sich von dieser Position in der Endphase auch noch
Patrick Wiencek auszeichnen.
Mit einem Hammer führte sich zudem Kiels Mann aus Hammamet in der
Bundesliga ein. Wael Jallouz wurde in
der 21. Minute von Nationalspieler Michael Hegemann aus der Luft
gepflückt und auf den Boden geknallt. Der tunesische Rückraumspieler
antwortete auf seine Weise, stieg im nächsten Angriff hoch und
wuchtete den Ball mit 110 km/h ins Tor. Jallouz
scheint im harten Bundesliga-Geschäft angekommen zu sein, arbeitete
auch in den offensiven Deckungsvarianten als vorgezogene Speerspitze.
Die stärkste THW-Leistung lieferte aber Christian Zeitz.
Immer wenn es eng zu werden drohte, suchte und fand der 32-Jährige
die Lücken in der BHC-Abwehr, sprintete in die Bälle der Bergischen
und führte den THW sicher über die Siegesstraße. Er bewies damit,
dass er sich trotz Abwanderungswünschen in Richtung Veszprem bis zum
Ende seines Kieler Weges voll für den THW einsetzt.
"Christian hat ein überragendes
Spiel gemacht", attestierte ihm Gislason.
So stand am Ende ein klarer Erfolg, auch wenn in der zweiten Hälfte
BHC-Torhüter Mario Huhnstock für die Kieler Außen ein kaum überwindbares
Hindernis darstellte und sich der THW Mitte der zweiten Halbzeit zu
ungestüm und ungeschickt präsentierte und zwischen der 40. und 46.
Minute gleich vier Zeitstrafen kassierte. Für Gästetrainer Sebastian
Hinze entsprach das klare Ergebnis schließlich den Kräfteverhältnissen:
"Das war ein verdienter Sieg, auch in dieser Höhe."