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27.09.2013 Mannschaft / Bundesliga / Champions League

Kieler Nachrichten: Ein Sieg mit Fragezeichen

Nach Melsunger Defensivtaktik gerät THW-Trainer Gislason immer mehr ins Grübeln

Aus den Kieler Nachrichten vom 27.09.2013:

Kiel. Der THW Kiel hat in der Handball-Bundesliga mit dem siebten Sieg im siebten Spiel seine angestammte Position an der Tabellenspitze verteidigt, und doch muss das Team von Alfred Gislason in dieser Saison ganz neue Seiten am Handball lernen. Trotz der bisher makellosen Bilanz tut sich der Rekordmeister schwer, quält sich vor allem in den Heimspielen zu knappen Siegen.
Die Zitterspiele sind nicht nur der Eingewöhnungsphase der Neuen im Team vor der großen Kulisse geschuldet, sondern auch Resultat der Auftritte der Gegner, die unter dem Schutz der Schiedsrichter viel Raum für Spielereien bekommen. Die Nerven von Gislason wurden auch beim 32:29 (13:12)-Sieg gegen die MT Melsungen arg strapaziert. Allerdings musste er diesmal durch die Gegner-Gangart nicht um die Gesundheit seiner Spieler fürchten, denn die MT-Abwehr agierte nicht überhart. So konnte Rene Toft Hansen seinen zuletzt ramponierten Kopf lange schonen und wurde erst spät auf das Feld beordert. Auch Aron Palmarsson musste seinen Trainingsanzug gar nicht abstreifen.

Insgesamt war der THW-Trainer mit dem Auftritt der eigenen Mannschaft, besonders der Abwehr, daher zufrieden. Was Gislason aber zunehmend bitter aufstößt, ist die Art und Weise, wie die Gastmannschaften in der Kieler Arena das schnelle Spiel des THW zu unterbinden versuchen. Gummersbach und Wetzlar haben es vorgemacht, Melsungen zog nach. Ewig lang quälten sich die Mannschaften im Angriff, bevor sie sich um den Abschluss bemühten. Der Arm der Schiedsrichter blieb indes unten. Ihre Maßgabe ist es, das Spiel laufen zu lassen. "Das ist ein Grund, warum wir uns derzeit zu Hause schwerer tun als in der Fremde. Vor eigenem Publikum können sich die Mannschaften diese Spielweise nicht erlauben", sagt Gislason.

Oft genug gelang es den Melsungern zudem, die Kieler Abwehr und damit einen Siebenmeter zu provozieren. Allein drei der ersten vier MT-Tore fielen vom Punkt. "Gerade unsere offensive 3:2:1-Deckung hat gegen Melsungen sehr gut gearbeitet. Aber immer wenn wir die Passwege zugestellt haben, gingen die Gegner in den Mann rein, fielen um und wurden auch noch belohnt. Das zieht sich jetzt schon durch die gesamte Saison", ärgert sich der THW-Trainer. Die jungen Nachwuchs-Schiedsrichter könnten die lockere Spielführung nicht handhaben, so Gislason. Aber auch das erfahrene Gespann aus dem Melsungen-Spiel erwischte nicht seinen besten Tag.

Die Schauspielerei, um Frei- und Strafwürfe zu schinden, passt zwar nicht zum Kieler Spiel, aber irgendwann müsse man darauf reagieren. "Unser Training ist darauf ausgerichtet, gegenzuhalten und auf den Füßen zu landen. Wenn das Hinfallen aber weiterhin wie bisher in der Saison belohnt wird, dann kommt der Punkt, an dem wir das mitmachen müssen. Unsere Art wäre das aber nicht", sagt Gislason.

Im Champions League Spiel am Sonntag (15 Uhr) gegen KIF Kolding-Kopenhagen hat der 54-Jährige nun die Hoffnung, dass sich das ändern wird. Vor dem ersten Heimspiel in der Königsklasse (noch sind Karten erhältlich) gilt die Sorge daher erst einmal dem eigenen Personal. Neben Palmarsson (Knie-OP), Rasmus Lauge (Schulterprellung), Toft Hansen (Kopfverletzung) und Christian Zeitz (Grippe) sind nun auch Filip Jicha und Christian Sprenger angeschlagen. Jicha verletzte sich in einer Abwehraktion gegen Melsungen den Daumen, und Sprenger stürzte im Spiel unglücklich auf Lauge, so dass er nun Adduktorenprobleme hat.

(von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 27.09.2013)


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