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08.11.2013 Mannschaft / Bundesliga

Kieler Nachrichten: Wenn Jicha alt ist, will er sich an Palmarsson erfreuen

THW lässt Löwen-Manager Storm staunen, aber Sieg hat für Gislason keine Aussagekraft

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.11.2013:

Kiel. Der Blick auf die Tabelle der Handball-Bundesliga ist nach dem zwölften Spieltag zwar nur eine Momentaufnahme, aber doch eine, die der Konkurrenz des Rekordmeisters THW Kiel den Schweiß auf die Stirn treiben dürfte. Die Hoffnung der Liga war vor der Saison groß, den im Umbruch befindlichen Kieler Titelhamster nicht in den Lauf kommen zu lassen. Doch mit dem ersten Spieltag setzte sich der THW an die Spitze, und am Mittwoch stürzte er mit dem 31:28-Sieg die Rhein-Neckar Löwen als den ersten Verfolger auf Platz fünf.
Die Liga hechelt dem Meister und Pokalsieger einmal mehr hinterher. Symptomatisch für die Situation eine Szene aus der 54. Minute gegen die Löwen: Gudjon Valur Sigurdsson stürmte auf das Gäste-Tor zu, wuchtete den Ball zum 28:22 ins Netz, setzte zur Landung an und schoss auf dem Bauch liegend über das Parkett - die Arme von sich gestreckt, als wollte er gleich abheben. Pure Kieler Freude am Spiel, und Frust bei den Gegnern. "Die THW-Angriffseffektivität ist einfach unglaublich. Nach unserem guten Start in die zweite Halbzeit agierte die Kieler Abwehr deutlich aggressiver, wir sind nicht mehr in die Würfe gekommen. Und dann ist der THW drei, vier Gegenstöße gelaufen. Das darf nicht passieren", sagte Nationalspieler Patrick Groetzki.

Ein 16:19-Rückstand der Kieler verwandelte sich in eine klare Führung. Spätestens mit dem 29:22 durch Patrick Wiencek (55.) war die Partie entschieden. Der Konkurrenz blieb nur Staunen. Löwen-Manager Thorsten Storm lobte: "Hut ab davor, was hier abläuft. Dass der THW bereits jetzt wieder diese Leistungen bringt, ist nicht hoch genug zu bewerten. Ich hatte vorher das Gefühl, dass etwas gehen könnte. Aber die individuelle Stärke eines Filip Jicha oder eines Aron Palmarsson im Rückraum hatten wir nicht."

Auch THW-Trainer Alfred Gislason konnte sich ein befreites Lachen nicht verkneifen und staunte: "Dass Marko Vujin in den ersten 15 Minuten überragend in der Deckung steht, hätte wohl niemals jemand erwartet. Und unsere Kreisläufer Rene Toft Hansen und Patrick Wiencek bilden einen sehr starken Mittelblock. Hier zahlt sich die intensive Arbeit mit Marcus Ahlm aus der vergangenen Saison aus. Und dass Aron dann so aufspielt, damit konnte man nicht rechnen."

Palmarsson, nach seiner Knieoperation im Juni und zuletzt vierwöchiger Bundesliga-Pause, knallte den Löwen nach 28 Sekunden erstmals den Ball ins Tor und brachte das Publikum mit seinen Aktionen auf Touren. Er führte das Spiel (Gislason: "Aron kennt die Taktiken wie kein anderer") und erzielte mit seinem schnellen Armzug sieben Treffer. Kapitän Filip Jicha war sehr angetan davon, den Isländer wieder an seiner Seite zu haben: "Er hat die Fähigkeit, der weltbeste Handballer zu werden. Wenn er fokussiert bleibt, freue ich mich darauf, wenn ich alt bin, ihn Handball spielen zu sehen."

Abheben wollte beim THW trotzdem niemand. Palmarsson hoffte, auch in den kommenden Tagen ohne Schmerzen aufwachen zu dürfen, Jicha erwartet, dass der Spielmacher immer mal wieder Pausen benötigt, und Gislason glaubt: "Dieser Sieg hat noch keine Aussagekraft für die Meisterschaft. Wir haben jetzt viele schwere Spiele vor der Brust. Und anders als Hamburg haben wir nicht den Kader, um Verletzungen problemlos ausgleichen zu können."

(von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 08.11.2013)


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