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18.03.2014 Mannschaft / Bundesliga

Kieler Nachrichten: THW Kiel fehlt die zweite Reihe

Handball-Meister mit gedrosseltem Tempo

Aus den Kieler Nachrichten vom 18.03.2014:

Kiel. Seit dem 27:27 (11:15) gegen den SC Magdeburg steht fest, dass es neben dem THW Kiel (45:7) nun ein weiteres Team gibt, das aus eigener Kraft deutscher Handballmeister werden kann - die Rhein-Neckar Löwen. Die Badener (43:9) erwarten den Meister am 16. April, das Torverhältnis ist das bessere (+156/+150).
Was ist los mit den Kielern, die in Überzahl bei der MT Melsungen (28:27/58.) führten und verloren? Die am Sonntag das Spiel gegen Magdeburg drehten, um dann, mit Ball und 27:26-Führung nach 22 Heimsiegen in der Liga einen Punkt abzugeben. Hat der THW seine berühmten fünf Minuten verloren, in denen er hohe Rückstände aufholen konnte? Warum? "Uns fehlt eine zweite Reihe", sagt Trainer Alfred Gislason, der in den Vorjahren Weltstars wie Daniel Narcisse (Paris) und Momir Ilic (Veszprem) einwechseln konnte. "Der Kader ist dünn, aber das wussten wir vor der Saison."

Weil die Rotation nicht länger auf hohem Niveau möglich ist, fehlt das Tempo. Die Gegner halten länger mit. Am Ende sind sie schlicht nicht so müde, wie sie es sonst nach 55 THW-Minuten waren. Gislason hält einen Schnell-Transfer für keine geeignete Lösung. "Ein neuer Mittelmann hätte die Spielzüge erst nach der Sommerpause verstanden."

Weil der Aufsichtsrat entschied, keine Ablösen zu zahlen, scheiterte ein Wechsel von Domagoj Duvnjak (HSV), der in der Winterpause für angeblich 400000 Euro ein Kieler hätte werden können. Zu einem Zeitpunkt, als Rasmus Lauge sich noch nicht das Kreuzband gerissen hatte.

Das Spiel gegen den SC Magdeburg zeigte aber auch, dass Zweifel angebracht sind, ob Wael Jallouz den Sprung aus Tunesien in ein Weltklasse-Team zeitnah schaffen kann. Ohne Lauge und Jallouz verbleiben im Rückraum nur vier Spieler. Einer, Aron Palmarsson, sucht nach seiner Knie-OP noch Fitness und Form.

Auch der 23-Jährige weiß nicht, warum der THW zuletzt zweimal die Zügel aus der Hand gegeben hat. "Eigentlich ist der THW bekannt dafür, am Ende Gas geben zu können", sagt der Isländer. Auch auf seine Zukunft angesprochen (Vertrag bis Juni 2015) kann er nichts Erhellendes beitragen. Es täte ihm leid, sagt er, aber er würde in den nächsten Wochen keine Interviews geben. Ein klares Bekenntnis zum THW hört sich anders an. Womöglich sind die Spekulationen, MKB Veszprem und Paris St. Germain hätten ihm eine verlockende Zukunft geboten, doch nicht aus der Luft gegriffen. "Goggi" Sigurdsson dagegen hat seine Zukunft geregelt. "Es ist alles klar, aber ich darf noch nicht darüber reden", sagt der 34-Jährige.

Aus Melsungen und Magdeburg ließe sich, so Sigurdsson, kein Trend ableiten. Auch Filip Jicha hält diesen Ansatz für völlig falsch. Sie wären in diese Situationen gekommen, weil sie vorher viele Fehler gemacht hätten. Das Problem, so der Kapitän mit einem Augenzwinkern, sei das Schiedsrichtergespann. In beiden Fällen hätte das aus Holger Fleisch und Jürgen Rieber bestanden. "Ich schätze sie sehr", sagt er. "Sie lassen viel Härte zu, das mag ich." Aber in rauen Spielen müsse mehr der Kopf eingeschaltet werden, daran würde es derzeit mangeln.

Die nächste Hürde für Kiel steht in Györ (Ungarn). Dort wird das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Motor Saporoschje gespielt (Donnerstag, 19.15 Uhr). Voraussichtlich mit Johan Sjöstrand, der gegen Magdeburg bei einem Kopftreffer eine Gehirnerschütterung erlitt. "Ich bin zuversichtlich, dass er dann wieder fit ist", sagte Osteopath Jan Bock.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.03.2014)


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