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16./17.03.2014 - Letzte Aktualisierung: 17.03.2014 Bundesliga

27:27 - THW lässt einen Heimpunkt gegen Magdeburg liegen

Johan Sjöstrand mit Gehirnerschütterung

Bundesliga, 26. Spieltag: 16.03.2014, So., 17.15: THW Kiel - SC Magdeburg: 27:27 (11:15)
Update #3 PK-Video, Highlights-Video, KN-Bericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ...

Der SC Magdeburg feierte das Unentschieden in der  Sparkassen-Arena wie einen Sieg.
Klicken Sie zum Vergrößern! Der SC Magdeburg feierte das Unentschieden in der Sparkassen-Arena wie einen Sieg.
Der THW Kiel hat am 26. Spieltag seine weiße Heimweste in der DKB Handball-Bundesliga befleckt. Am Sonntagnachmittag trennten sich die "Zebras" in der ausverkauften Sparkassen-Arena vom SC Magdeburg 27:27 (11:15) unentschieden. Zwischenzeitlich lagen die Kieler gegen hart anpackende Gäste sogar mit sechs Treffern zurück, gingen aber in der dramatischen Schlussphase nach vier Toren in Folge mit 27:26 in Führung. Doch letztlich sorgte ein verwandelter Strafwurf Robert Webers für die gerechte Punkteteilung.
Erfolgreichster Torschütze bei den "Zebras" war Marko Vujin, der sieben seiner 8/1 Treffer im zweiten Durchgang erzielte. Bitter: Torhüter Johan Sjöstrand zog sich nach einem Kopftreffer Webers in der Anfangsphase eine Gehirnerschütterung zu und wurde noch während der Partie ins Krankenhaus gefahren.

Alfred Gislason musste im Spiel gegen seinen ehemaligen Verein zwar auf den langzeitverletzten Rasmus Lauge verzichten, dafür aber war Christian Sprenger wieder mit von der Partie. Der Rechtsaußen nahm nach überstandenem Innenbandanriss aber auf der Bank Platz und sollte nur im Notfall eingesetzt werden. Gästetrainer Uwe Jungandreas hatte hingegen nahezu seinen gesamten Kader am Start. Lediglich Marco Oneto fehlte in Kiel, der Chilene spielt derzeit bei den Panamerikanischen Meisterschaften in seinem Heimatland. Abwehrchef Kjell Landsberg reiste zwar mit an die Förde, konnte wegen einer Verhärtung im Oberschenkel letztlich aber nicht mitwirken.

Magdeburg mit harter Deckung im Vorteil
Filip Jicha wird unsanft von Fabian van Olphen gestoppt.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha wird unsanft von Fabian van Olphen gestoppt.
Von Beginn an zeigte sich aber, dass die Bördestädter trotz des Fehlens von Oneto und Landsberg eine starke Abwehr stellen konnten. Mit Michael Haaß und Fabian van Olphen im Mittelblock einer konsequent zupackenden 6:0-Deckung bereiteten sie dem Kieler Rückraum um Aron Palmarsson, Filip Jicha und Marko Vujin große Probleme. Das THW-Trio erzielte im ersten Durchgang gemeinsam gerade einmal ein Feldtor. Zumindest aber gelang es den "Zebras" in der ausgeglichenen Anfangsphase immer wieder, durch Einzelaktionen Siebenmeter herauszuholen. Drei davon verwandelte Filip Jicha und hielt sein Team damit im Spiel. Der SCM jedoch legte dennoch erst einmal vor und hatte in Marko Bezjak einen gut aufgelegten Spielgestalter, den die offensive Kieler 3:2:1-Deckung nur selten vor Probleme stellte. So gelang den Magdeburgern durch einen abgefälschten Rojewski-Wurf beim 5:3 die erste Zwei-Tore-Führung, die durch zwei Weber-Treffer bis zum 7:5 (14.) Bestand hatte.

Als es auf dem Parkett kurzzeitig übersichtlich wurde - Rene Toft Hansen, Bartosz Jurecki und Rojewski wurden von den im ersten Durchgang teils konfus entscheidenden Schiedsrichtern Fleisch/Rieber auf die Bank verfrachtet -, gelang den Gastgebern durch Zeitz und Klein der Ausgleich. Doch Magdeburg blieb davon ebenso unbeirrt wie von der Umstellung Gislasons auf eine 6:0-Deckung. Jure Natek brachte den SCM wieder in Front, und nach zwei schnellen Ballverlusten der Kieler im Angriff erhöhten Bezjak per Gegenstoß und Haaß per zweiter Welle mit einem gefühlvollen Heber sogar auf 10:7. Gislason nahm seine Auszeit, brachte Palicka für den seit der vierten Spielminute mit einer Gehirnerschütterung zwischen den Pfosten stehenden Sjöstrand.

Klare Pausenführung für den SCM
Johan Sjöstrand wurde mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht.
Klicken Sie zum Vergrößern! Johan Sjöstrand wurde mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht.
Doch obwohl Patrick Wiencek nach tollem Anspiel Ekbergs verkürzte und Palicka bei einem Bezjak-Konter und einem Kneer-Geschoss zur Stelle war, baute Magdeburg seinen Vorsprung weiter aus. Dies lag einerseits am starken Dario Quenstedt, der in dieser Phase nacheinander gegen Palmarsson, Vujin und Klein parierte; andererseits an Jure Natek, der im Angriff aufdrehte und bis zur Pause noch drei weitere Treffer erzielte. Nachdem Filip Jicha einen Siebenmeter an die Latte knallte und Natek bei angezeigtem Zeitspiel aus elf Metern Entfernung einnetzen konnte, war der SCM bis zur 26. Spielminute gar auf 15:9 einteilt. Immerhin gelang den "Zebras" bis zum Seitenwechsel noch eine kleine Aufholjagd, nachdem Palicka einen Siebenmeter Webers entschärfte, Zeitz sich energisch zum 10:15 durchsetzte und Ekberg per Gegenstoß den 11:15-Pausenstand markierte.
In sieben Minuten zum Ausgleich
Mit sehr viel Wut im Bauch kehrten die Kieler aus der Kabine zurück - und endlich zündete auch der Rückraum: Filip Jicha eröffnete mit einem krachenden Sprungwurf den Torreigen des zweiten Durchgangs, Palmarsson tankte sich couragiert zum 13:16 durch, und Marko Vujin verkürzte auf 14:16. Magdeburg wankte nun, tat sich schwer gegen die nun entschlossener wirkende Kieler Deckung. Zudem scheiterte Rojewski vom Siebenmeterpunkt. So dauerte es nach einem Doppelschlag Vujins keine sieben Minuten, ehe die "Zebras" beim 17:17 wieder alles auf Anfang gestellt hatten.
Vujin dreht auf, THW geht in Führung
Marko Vujin drehte nach dem Seitenwechsel auf.
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Jungandreas nahm sofort seine Auszeit, um den Kieler Angriffsexpress wieder zu stoppen. Mit Erfolg: Weber per Siebenmeter und Grafenhorst per Gegenstoß brachten die Gäste zunächst wieder in Front. Doch vor allem Marko Vujin hatte nun endlich Betriebstemperatur erreicht, antwortete mit zwei weiteren "Fackeln" aus dem Rückraum. Und nachdem die Magdeburger ein ungenaues Kreisanspiel fabrizierten, passte Palicka weit auf Sigurdsson, der den Ball gerade noch vor dem gegnerischen Torkreis auf Ekberg querlegen konnte - der THW lag beim 21:20 in der 44. Spielminute erstmals seit dem 3:2 in der Anfangsphase vorne.
Magdeburg kontert erneut
Wer aber nun dachte, dass der THW den Sieg in trockenen Tüchern hatte, sah sich schnell getäuscht. Der SC Magdeburg konterte postwendend durch Natek und ging nach einem Fehlwurf Palmarssons durch Jurecki wieder in Führung. Durch eine Zeitstrafe gegen Vujin und Eijlers' Glanztat bei Jichas Siebenmeter - dem Tschechen wollte auch im zweiten Durchgang im Angriff nicht viel gelingen - geriet der Rekordmeister erneut leicht ins Hintertreffen, und nachdem Palmarsson den Ball verlor und Weber per Gegenstoß auf 26:23 für die Bördestädter erhöhte, nahm die Überraschung acht Minuten vor Schluss erneut Formen an.
Vier Tore in Folge für den THW
Andreas Palicka parierte neun Würfe.
Klicken Sie zum Vergrößern! Andreas Palicka parierte neun Würfe.
Doch die Kieler bewiesen Moral: Filip Jicha kehrte nach kurzer Verschnaufpause aufs Parkett zurück und bildete nun wieder die Spitze einer 3:2:1-Deckung. Vujin verkürzte mit feiner Einzelleistung auf 24:26. Dann gelang mit vereinten Kräften ein Ballgewinn in der Abwehr, den Jicha energisch per Gegenstoß nicht nur zum 25:26 vergoldete, sondern auch noch eine Zeitstrafe gegen Grafenhorst herausholte. Und nachdem die Magdeburger trotz angezeigtem passiven Spiel nicht zum Abschluss kamen, war es erneut Jicha, der in der längst entfachten Hölle der Sparkassen-Arena zum 26:26 egalisierte. Als dann auch noch Toft Hansen den Ball bei einem Kreisanspiel an Jurecki erkämpfte und Gudjon Valur Sigurdsson seine Farben mit 27:26 in Führung warf, war der 13. Sieg im 13. Heimspiel für die "Zebras" wieder zum Greifen nah - zumal Palicka kurz darauf mit einer phänomenalen Fußabwehr gegen Weber zur Stelle war.
Weber und Gebala sorgen für Schlusspunkte
Robert Weber behält beim finalen Siebenmeter die Nerven.
Klicken Sie zum Vergrößern! Robert Weber behält beim finalen Siebenmeter die Nerven.
Jedoch gelang es dem THW nicht, den 28. Treffer zu erzielen: Christian Zeitz traf von außen nur den Pfosten, Marko Vujin scheiterte an Quenstedt. So bekam Magdeburg noch einmal die Chance zum Ausgleich. Jungandreas brachte einen siebten Feldspieler, ehe Bezjak Jurecki suchte und fand - und der polnische Kreisläufer wurde von Zeitz und Toft Hansen so in die Zange genommen, dass die Schiedsrichter sechs Sekunden vor dem Schlusspfiff folgerichtig auf Strafwurf entschieden. Weber behielt vom Punkt die Nerven und erzielte den letzten Treffer - auch, weil SCM-Talent Maciej Gebala die Kieler schnelle Mitte auf Kosten einer Disqualifikation verhinderte.
Donnerstag gegen Zaporozhye
So feierten am Ende die Magdeburger einen Punktgewinn in der Sparkassen-Arena. Der THW Kiel bleibt trotz des Unentschiedens Tabellenführer, der Vorsprung auf die Rhein-Neckar Löwen beträgt nun aber nur noch zwei Punkte. Die Konzentration gilt nun aber erst einmal der "VELUX EHF Champions League", wenn sich die "Zebras" am Donnerstagabend im ungarischen Györ gegen HC Motor Zaporozhye eine gute Ausgangsposition für das Achtelfinal-Rückspiel am 30. März in Kiel erarbeiten wollen.

Video: Höhepunkte des Spiels

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich bin natürlich nicht zufrieden mit dem Spielausgang. Aber so wie das Spiel gelaufen ist, hat der SC Magdeburg den Punkt verdient. In der ersten Halbzeit kamen wir nicht gut klar mit der sehr harten Abwehr der Magdeburger und haben selbst nicht gut verteidigt. In der zweiten Halbzeit waren wir hinten wie vorne deutlich besser. Aber immer dann, wenn wir eigentlich am Zug waren, haben wir immer wieder Fehler gemacht. Und dann kassieren wir eben den Ausgleich. Man konnte heute erneut nicht übersehen, dass aufgrund des extrem kleinen Kaders einigen Spielern die Spritzigkeit fehlte. Jetzt müssen wir versuchen, wieder in die Spur zu finden.
Magdeburgs Trainer Uwe Jungandreas:
Es war ein packendes Spiel, und ich bin sehr, sehr zufrieden mit dem Punktgewinn - auch wenn wir das Spiel lange Zeit dominiert und deswegen auch geführt haben. In den ersten 30 Minuten haben wir richtig gut gespielt mit einer aggressiven Abwehr. Dann haben wir für meinen Geschmack den Vorsprung zu schnell hergegeben. In der zweiten Hälfte wäre das Spiel deswegen fast gekippt, aber meine Spieler haben den Kopf oben behalten und sind so zum Ausgleich gekommen. Ein Wort zu Johan Sjöstrand: Es tut mir leid, dass er ins Krankenhaus musste, und ich wünsche ihm alles Gute.
THW-Kapitän Filip Jicha:
Die Magdeburger haben einen cleveren Handball gespielt. Wir haben wie von ihnen gewünscht den Kampf angenommen, hätten vielleicht aber cleverer spielen müssen. Punktgewinn oder Punktverlust? Das kann ich so kurz nach dem Spiel nicht beurteilen. Wir müssen versuchen, wieder stabiler zu spielen.

gegenüber den KN:
Der SCM hat sich sehr schlau angestellt. Genau an der Grenze, die von den Schiedsrichtern erlaubt wurde, haben sie uns verprügelt.

THW-Spielmacher Aron Palmarsson gegenüber den KN:
Unsere erste Halbzeit war peinlich, da haben wir im Angriff unglaublich schlecht gespielt. Wer am Ende so spielt, der verliert eben einen Punkt, dafür ist diese Liga einfach zu stark.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
In der Pause haben wir uns geschworen, dass wir das Spiel so nicht zu Ende gehen lassen wollen, und wir haben unglaublich gekämpft. Aber am Ende hat eben ein Tor gefehlt.
THW-Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson gegenüber den KN:
Wir haben schlecht gespielt, die Müdigkeit darf aber keine Ausrede sein. Wir müssen den Kopf frei bekommen und wieder mit Spaß spielen.
Magdeburgs Rückraumspieler Michael Haaß gegenüber den KN:
Wir haben schnell gemerkt, dass heute etwas möglich ist. Wenn wir uns cleverer anstellen, gewinnen wir sogar. Aber wir freuen uns auch so sehr, schließlich hatten wir in dieser Saison noch nicht so viel zu feiern.
Magdeburgs Rechtsaußen Robert Weber gegenüber den KN:
Meine Gefühle sind zweigeteilt. Vor einem Monat hätte uns niemand einen Punkt zugetraut. Aber wir haben eben über weite Strecken das Spiel dominiert.
Video: Die Pressekonferenz

26. Spieltag: 16.03.14, So., 17.15: THW Kiel - SC Magdeburg: 27:27 (11:15)

Logo THW Kiel:
Sjöstrand (1.-18., 3 Paraden), Palicka (18.-60., 8/1 Paraden); Toft Hansen, Sigurdsson (2), Sprenger (n.e.), Wiencek (1), Ekberg (3), Zeitz (2), Jallouz, Palmarsson (3), Klein (2), Jicha (6/3), Vujin (8/1); Trainer: Gislason
Logo SC Magdeburg:
Eijlers (bei zwei Siebenmetern, 1/1 Parade), Quenstedt (1.-60., 14/1 Paraden); Kneer (3), Rojewski (3), Musche, van Olphen (1), Hornke (n.e.), Natek (5), Grafenhorst (1), Haaß (1), Bezjak (2), Weber (7/4), M. Gebala, Jurecki (4); Trainer: Jungandreas
Schiedsrichter:
Holger Fleisch / Jürgen Rieber
Zeitstrafen:
THW: 2 (Toft Hansen (14.), Vujin (45.));
Magdeburg: 7 (Jurecki (14.), Rojewski (15.), van Olphen (25.), Bezjak (29.), Kneer (40.), Haaß (51.), Grafenhorst (56.))
Rote Karte:
Magdeburg: M. Gebala (60.) nach Unterbinden der schnellen Mitte
Siebenmeter:
THW: 7/4 (Quenstedt hält Vujin (7.), Jicha gegen Eijlers an die Latte (25.), Eijlers hält Jicha (46.));
Magdeburg: 6/4 (Palicka hält Weber (28.), Rojewski gegen Palicka an den Pfosten (34.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2, 3:2 (5.), 3:5 (9.), 4:5, 4:6, 5:6, 5:7, 7:7 (16.), 7:10, 8:10, 8:13 (22.), 9:13, 9:15 (26.), 11:15;
2. Hz.: 12:15, 12:16, 15:16 (36.), 15:17, 17:17, 17:19 (39.), 19:19, 19:20, 21:20 (44.), 21:23, 22:23, 22:25, 23:25, 23:26 (52.), 27:26 (58.), 27:27.
Zuschauer:
10.285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 17.03.2014:

Magdeburg stoppt den THW

Handballmeister kam über ein 27:27 (11:15) nicht hinaus - Johan Sjöstrand erlitt eine Gehirnerschütterung
Kiel. Am Ende kam der Abpfiff zehn Sekunden zu spät, um gestern Abend ein zerfahrenes Heimspiel gegen den SC Magdeburg doch noch zu gewinnen. Nach einem Zweikampf zwischen Rene Toft Hansen und Bartosz Jurecki entschieden die Unparteiischen Holger Fleisch und Jürgen Rieber zum Entsetzen der 10285 Zuschauer auf Strafwurf. Robert Weber verwandelte eiskalt zum 27:27 (11:15) und feierte mit seinen Kollegen ausgelassen einen Punkt, den sie sich redlich verdient hatten.

Die Zahlen sprachen eine klare Sprache. Von 26 Heimspielen hatte der THW 25 gegen den SCM gewonnen, die einzige Niederlage (April 2003/29:32) trägt eine dicke Staubschicht. Besonders dunkel war es für den Traditionsverein aus Sachsen-Anhalt am 20. Dezember 2005 geworden, als er mit 34:54 verlor. Manager Steffen Stiebler, damals als Spieler dabei, hatte vor der "Kieler Welle" gewarnt, darum gebeten, von Beginn an wach zu sein. Die Gäste hatten sich nicht viel ausgerechnet, da mit Kjell Landsberg kurzfristig auch noch ihr Abwehrchef ausfiel. Auch Marco Oneto, der bullige Kreisläufer aus Chile fehlte wegen der Südamerika-Meisterschaft. Allerdings: Im Hinspiel, das der Tabellen-Siebte mit 34:31 gewann, hatten sechs Stammkräfte gefehlt.

Die Gäste sollten die Stiebler-Bitte perfekt umsetzen. Sie standen sehr stabil, im Angriff bewiesen sie eindrucksvoll, wie dehnbar die Regelauslegung beim Zeitspiel ist. Gefühlt kreiselte der Ball stets minutenlang, das erklärte Ziel war nie, den kürzesten Weg zum Tor zu finden. Die Kieler ermüdeten in der erzwungenen Passivität. Zeigten Fleisch/Rieber doch einmal Zeitspiel an, waren sie nicht selten bereits sanft entschlummert.

Symptomatisch war die Szene in der 25. Minute, als Uwe Jungandreas eine weitere Endlosschleife seiner Mannschaft mit einer Auszeit unterbrach. Der Gast war in Unterzahl, doch auf dem Feld erschien er in kompletter Besetzung. Stefan Kneer bemerkte es rechtzeitig, sprintete über das Feld, um vor dem Anpfiff auf die Bank zu hechten. Dann nahm sich Jure Natek den Ball, der werfen musste, weil ihm einmal mehr die Sanduhr im Nacken saß. Was machte er? Er warf den Ball gegen sechs passive Kieler direkt ins Tor.

Der SCM wechselte mit einer Vier-Tore-Führung (15:11) und der Erkenntnis die Seiten, dass der THW nach 22 Liga-Heimsiegen in Folge an diesem Abend verwundbar war.

In die zweite Halbzeit starteten die Hausherren mit mehr Elan, die Zuschauer auch. Sie hatten das Geschehen lange eher tatenlos verfolgt, wahrscheinlich das gängige Phänomen bei einer Schockstarre. Aron Palmarsson (2), Filip Jicha (1) und Marko Vujin (3) wendeten innerhalb von sechs Minuten das Blatt (17:17/36.) - sechs Tore aus dem Rückraum. In den ersten 30 Minuten waren es drei gewesen, keines davon hatte dieses Trio erzielt.

Also wieder eine Welle? Zu diesem Zeitpunkt war nur klar, dass Johan Sjöstrand nicht mehr auf ihr surfen würde. Der Schwede hatte früh einen Wurf von Robert Weber an den Kopf bekommen. Er bemühte sich noch ein paar Minuten, aber dann war klar, dass er keine Hilfe mehr sein würde. Sjöstrand ließ seine Gehirnerschütterung von Jan Bock, dem Osteopathen des THW, 45 Minuten lang in der Kabine behandeln, sein Einsatz im Achtelfinale der Champions League am Donnerstag gegen Saporoschje ist sehr fraglich.

Die Gäste bewiesen nach dem schnellen Ausgleich, dass sie aus dem Material geschnitzt sind, aus dem sich ordentliche Wellenbrecher erstellen lassen. Gestützt auf den starken Torhüter Dario Quenstedt blieb die Deckung im Umgang mit Zebras kompromisslos, der THW war auf Gegenstöße angewiesen. So wie in der 43. Minute, als "Goggi" Sigurdsson durch den Torkreis flog, um auf Höhe der Außenlinie zu Niclas Ekberg zu passen - der Schwede traf zum 21:20, es war die erste THW-Führung seit dem 3:2 (4.).

Als Jicha mit einem Siebenmeter an Gerrie Eijlers scheiterte, nutzte der SCM die Gelegenheit, um sich wieder abzusetzen (25:22/48.). Zwei späte Tore von Jicha, der die Wende mit reiner Willenskraft erzwingen wollte, ein Sigurdsson-Tor - und schon hatte der THW wieder die Nase vorn. Dann gab es Siebenmeter für Weber. "Er hat diesen Zweikampf gewonnen", sagte Andreas Palicka, der mit einigen Paraden dafür gesorgt hatte, dass seine Mannschaft noch zurückgekehrt war. "Es fehlten uns heute leider fünf Prozent, auch im Tor."

(von Wolf Paarmann und Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 17.03.2014)


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