Nachdem die Handballer des THW Kiel an den vergangenen
drei Wochenenden jeweils auswärts antreten mussten, kehrt der
deutsche Rekordmeister am Sonntag endlich wieder ins
eigene Wohnzimmer zurück. Das Bundesligaduell mit dem
SC Magdeburg ist der Auftakt eines Fünferpacks binnen
zwei Wochen, in dem die "Zebras" sowohl national in der
Liga als auch in der Königsklasse auf Titelkurs bleiben
wollen. Das Traditionsduell gegen die Sachsen-Anhaltiner
wird um 17.15 Uhr in der Sparkassen-Arena angepfiffen,
Sport1 überträgt live.
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Rechtsaußen Robert Weber ist mit bislang 173/77 Treffern
drittbester Torschütze der Liga.
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SCM |
Eine konkrete Platzierung wollte der SC Magdeburg vor der
Spielzeit nicht ausgeben. Mehr als die im vergangenen Jahr
erreichten 36 Zähler sollen am Ende der Saison auf der
Habenseite der Sachsen-Anhaltiner stehen. Die Vorsicht
scheint begründet: Auch in diesem Jahr geht es beim
Aushängeschild des ostdeutschen Handballs auf und ab -
allerdings ausschließlich im sportlichen Bereich.
Wirtschaftlich sind die Bördestädter nach der Beinahe-Insolvenz
2010 voll auf Kurs.
Magdeburg will zurück in die Top5
Den Traditionsclub drückte damals ein Schuldenberg von 1,4
Millionen Euro - das Aus stand unmittelbar bevor. Jetzt,
vier Jahre später, hat man dieses Finanzloch weitestgehend
geschlossen. "Wir haben solide gewirtschaftet, Kosten
reduziert und neue Sponsorengelder generiert", sagt
Geschäftsführer Marc-Hendrik Schmedt. "Wir sind mit den
Altschulden nahezu durch. Dadurch sind wir schon jetzt in
unserem Handlungsspielraum nicht mehr eingeschränkt." Nach
und nach wolle man den Etat leicht erhöhen und die Mannschaft
weiter verstärken, gibt Schmedt die Richtung für die nähere
Zukunft vor: "In den nächsten drei Jahren wollen wir in der
Bundesliga in die Top5. Perspektivisch wollen wir auch wieder
in Europa spielen. Das muss bei unserer Historie einfach der
Anspruch sein."
Trennung von Trainer Frank Carstens
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Michael Haaß kam aus Göppingen nach Magdeburg.
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SCM |
Denn die Ansprüche der eigenen Fans sind hoch beim zehnmaligen
DDR-Meister und gesamtdeutschen Meister 2001. "Wir haben das
emotionalste Publikum der Liga", sagt Schmedt. Und spielt damit
nicht nur auf die fantastische Stimmung, die die Mannschaft zu
Höchstleistungen wie dem
34:31-Hinspielerfolg gegen den THW Kiel
treiben kann, an. Denn diese Stimmung kann bei ausbleibendem
Erfolg auch ins Gegenteil umschlagen. So forderten die Magdeburger
Zuschauer zeitlich nur kurz nach dem Triumph gegen Kiel die
Entlassung von Trainer Frank Carstens. "Zwischen totaler Euphorie
nach dem Sieg gegen den THW Kiel und der Depression nach der
19:29-Niederlage gegen Melsungen lagen gerade mal fünf Wochen",
blickt Schmedt zurück auf die letzten Wochen 2013, die dem
Champions-League-Sieger von 2002 einen turbulenten Jahresausklang
bescherten: Tatsächlich musste Carstens nach dem 31:34 gegen
Göppingen, der fünften Heimniederlage der Saison, seinen Stuhl
räumen. "Die Trennung von Frank Carstens fällt uns ausgesprochen
schwer. Er hat den SCM bei seinem Amtsantritt 2010 in einem
sportlich schlechten Zustand übernommen und bereits in den
beiden ersten Jahren seiner Tätigkeit in den EHF-Cup geführt",
sagte Schmedt damals: "Diese Leistung rechnen wir ihm hoch an."
Und dennoch sei der Schritt unumgänglich gewesen, so der
Geschäftsführer weiter: "Wir laufen unseren Erwartungen hinterher."
Hochkarätige Neuzugänge
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Marko Bezjak spielte in der vergangenen Saison mit
Gorenje Velenje in der Königsklasse.
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SCM |
Tatsächlich hatten sich die Sachsen-Anhaltiner nach dem insgesamt
enttäuschenden achten Platz der Vorsaison offensichtlich ein wenig
mehr ausgerechnet - auch wenn Schmedt das Saisonziel vorsichtig
forumliert hatte: "Wir hoffen auf mehr als die 36 Punkte, die wir
in der vergangenen Saison erreicht haben. 36 plus x lautet das
Ziel. Zu was das dann reicht, wird man sehen." Für dieses Vorhaben
wurden gleich zwei neue Spielmacher nach Magdeburg gelotst: Die
Verträge mit dem 27-jährigen Slowenen Marko Bezjak (Gorenje
Velenje) und dem 30-jährigen Nationalspieler Michael Haaß (Frisch
Auf Göppingen) wurden bereits sehr frühzeitig geschlossen, Bezjaks
Verpflichtung hatte man gar schon im April 2012 bekannt gegeben.
Die Hoffnung hinter der doppelten Neubesetzung des
Spielmacherpostens: Mit den beiden unterschiedlichen Spielertypen
auf der Rückraummitte könne man variabler und damit schwerer
ausrechenbar agieren. "Die Gegner werden sich schwer auf uns
einstellen können", erklärte Haaß vor der Saison (siehe auch
Gegnerkader Magdeburg).
Wiegert und Knorr reaktiviert
Mit Dario Quenstedt kehrte zudem ein in Lübbecke gereiftes
Eigengewächs nach Magdeburg zurück. Der 24-Jährige ist im
Blickfeld von Bundestrainer Martin Heuberger und bildet mit
dem starken Niederländer Gerrie Eijlers wie schon in der
Spielzeit 2010/11 ein Gespann. Quenstedts damaliger Nachfolger
Björgvin Gustavsson schloss sich hingegen dem Bergischen HC an,
zudem verließen die Routiniers Stian Tönnesen (IFK Malmö,
Schweden) und Bennet Wiegert (Jugendkoordinator SCM) die
Mannschaft - im Fall von Wiegert wurde der Wechsel angesichts
der großen Verletzungssorgen bei den Bördestädtern allerdings
kurzfristig wieder rückgängig gemacht. Er feierte in der
Hinserie ein Comeback. Genauso wie der ehemalige Kieler
Thomas Knorr - dessen Rückkehr
auf die große Bundesliga-Bühne ein großes Medienecho
hervorrief. Denn der 42-Jährige, bis zuletzt für den
Oberligisten Preetzer TSV aktiv, rückte mit den Einsätzen
für die Bördestädter in den erlesenen Kreis der "500er" auf
- denjenigen Spielern, die mehr als 500 Bundesliga-Spiele in
ihrer Karriere bestritten.
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Dario Quenstedt kehrte nach zwei Jahren in Lübbecke nach
Magdeburg zurück.
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SCM |
Schon in der Vorbereitung auf die Spielzeit hatte man mit
großen Verletzungssorgen zu kämpfen: Kreisläufer Kjell Landsberg
plagte sich schon im Endspurt der vergangenen Spielzeit mit
einer Fersenverletzung herum, durch die der Abwehrchef die
gesamte Vorbereitung und auch den Saisonstart verpasste. Mit
dem Chilenen Marco Oneto, einst beim FC Barcelona und zuletzt
bei MKB Veszprem in Ungarn unter Vertrag, fand man aber
namhaften Ersatz.
Ständiges Auf und Ab
Die neuformierte Mannschaft fand schneller als erhofft
zusammen: Mit dem 29:27 gegen den Meisterschaftsfavoriten SG
Flensburg-Handewitt setzte man am dritten Spieltag ein erstes
Ausrufezeichen, dem nach einigen Rückschlägen der Erfolg gegen
den THW folgte: Mit einer knüppelharten Abwehr und ganz viel
Leidenschaft hatten die Magdeburger, bei denen sechs Stammspieler
fehlten, die Kieler im Hinspiel auf dem falschen Fuß erwischt.
Der
34:31-Sieg des SCM im Duell der
Champions-League-Sieger war die erste THW-Niederlage der Saison.
"Das war nicht weniger als ein Handballwunder", sagt Schmedt
heute. "Wir hatten rein gar nichts zu verlieren, der THW hat
uns vielleicht ein wenig unterschätzt, die jungen Spieler
wachsen über sich hinaus und dann nehmen solche Spiele ihren
Lauf. Wir müssen uns aber im Klaren sein, dass sich ein
solches Spiel mit diesen Rahmenbedingungen wohl nicht mehr
wiederholen wird."
Tatsächlich verloren die Magdeburger kurz darauf drei Spiele
in Folge, und nach der Niederlage gegen Göppingen im Dezember
musste Carstens gehen. Sein Nachfolger war schnell gefunden:
Uwe Jungandreas, im Mai 2013 vom Zweitligisten SC DHfK Leipzig
beurlaubter Trainer, übernahm das Ruder beim SCM. "Ich habe
einen Riesenrespekt vor 40 Jahren Handball beim SCM - es ist
das Größte für einen Trainer im Osten, diesen Verein zu
trainieren. Hier waren ganz große Namen auf der Trainerbank
und dem Parkett", sagte Jungandreas beim Amtsantritt. Doch
das sportliche Auf und Ab konnte auch Jungandreas nicht
vollständig stoppen: Dem 26:26 zum Auftakt in Balingen folgte
noch vor dem Jahreswechsel eine Zehn-Tore-Schlappe in
Flensburg, der Neustart nach der EM-Pause
gelang mit einem Erfolg gegen Hannover-Burgdorf, dann folgte
eine 24:27-Niederlage im Prestigeduell mit den Füchsen Berlin
sowie das 26:32 bei den Rhein-Neckar Löwen. In dieser Partie
waren die Magdeburger durch einen 1:18-Negativlauf auf die
Verliererstraße geraten. "Einige Fehler bringen uns in Berlin
wie jetzt auch in Mannheim total von der Linie ab und reißen
alle nach unten", analysierte Jungandreas diese beiden Spiele.
Mit einem 29:26-Sieg in Lemgo sowie zwei deutlichen Heimerfolgen
über die Aufsteiger TV Emsdetten und Bergischer HC arbeiteten
sich die Magdeburger daraufhin in der Tabelle wieder nach oben
und stehen mit derzeit 28:24 Zählern auf dem siebten Platz
(siehe auch Tabelle und
Kurve Magdeburg).
Planungen für die nächste Saison laufen
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Nationalspieler Stefan Kneer erzielte bislang 123 Feldtore
in der Liga - häufiger trafen nur Marko Vujin (140)
und Filip Jicha (124).
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SCM |
"Der Weg zurück zur Spitze ist lang und beschwerlich, aber
trotzdem gangbar", sagt Marc-Hendrik Schmedt. "Das sind die
Realitäten, die wir anerkennen müssen." Im kommenden Jahr
wird der 49 Jahre alte Isländer Geir Sveinsson den Posten
an der Magdeburger Seitenlinie übernehmen. Der isländische
Rekordnationalspieler und langjährige Kapitän der
Nationalmannschaft ist aktuell noch Trainer des
österreichischen Rekordmeisters A1 Bregenz Handball und
wird "Feuerwehrmann" Jungandreas nachfolgen. Und auch die
ersten Personalentscheidungen im Kader sind gefallen: Mit
dem dänischen Nationalspieler Jacob Bagersted von Meister
Aalborg Handbold und Torhüter Jannick Green vom BSV
Bjerringbro-Silkeborg kommen zwei Vize-Europameister an
die Elbe. Aus Dünkirchen stößt der wurfgewaltige Norweger
Espen Lie Hansen zum SCM, im Gegenzug verlässt Stefan Kneer
den Club in Richtung Rhein-Neckar Löwen.
Fast makellose Heimbilanz gegen Magdeburg
Ist die Bilanz zwischen den beiden Traditionsvereinen
bei Pflichtspielduellen in Magdeburg nahezu ausgeglichen,
verfügen die "Zebras" ihrerseits im eigenen Wohnzimmer über
eine fast makellose Bilanz gegen den SCM. Von bislang 26
Spielen an der Kieler Förde gewann der THW 25, lediglich vor
fast elf Jahren unterlag der Rekordmeister am 5. April 2003
mit
29:32. Seitdem aber folgten zwölf
Kieler Heimsiege in Folge gegen Magdeburg in Liga und Pokal,
darunter auch das unvergessene Rekordspiel am 20. April 2005,
das die "Zebras" einst mit
54:34 für
sich entschieden (siehe auch
Gegnerdaten Magdeburg).
Die Schiedsrichter der Partie in der Sparkassen-Arena sind
Holger Fleisch und Jürgen Rieber.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 14.03.2014:
Auferstehung aus Ruinen: SCM will wieder nach oben
Magdeburg will am Sonntag als Gast bei Handballmeister THW an Hinspiel-Sieg anknüpfen
Magdeburg. Der Jubel war groß beim SC Magdeburg am Mittwoch.
Mit stehenden Ovationen verabschiedeten die 4629 Zuschauer ihre
Bundesliga-Handballer in die Kabine, das 31:20 gegen den Bergischen
HC sorgte für rundherum gute Laune. Und für eine große Portion
Optimismus, denn schnell war klar: Das Gastspiel am Sonntag beim
THW Kiel (17.15 Uhr, live in Sport1) scheint den Magdeburgern
gerade recht zu kommen.
"Wir haben drei Spiele in Folge gewonnen und werden in Kiel nichts
herschenken", kündigte Nationalspieler Stefan Kneer an. Und sein
Auswahlkollege Michael Haaß verwies auf das Hinspiel im Oktober,
das der THW 31:34 verloren hatte. "Kiel
wird sich an die Hinrunde erinnern", sagte Haaß, "wir halten dagegen."
Doch seit dem Sieg gegen den THW ist im Bördeland viel passiert, der
SCM hat eine bewegte Saison hinter sich. Da gab es eine nie da
gewesene Verletztenmisere, viel Unruhe und als negativen Höhepunkt
die Entlassung von Trainer Frank Carstens kurz vor Weihnachten. Das
alles mündete darin, dass der SCM mal wieder mitten im Umbruch steckt.
Als Siebter hinkt der Klub acht Minuspunkte seinem Saisonziel Rang
fünf hinterher.
Kaum lässt sich momentan noch nachvollziehen, wie groß im Sommer die
Euphorie gewesen war. Die Schulden der vergangenen Jahre, ein Erbe
des wegen Steuerhinterziehung verurteilten Managers Bernd-Uwe Hildebrandt,
waren nahezu komplett abgebaut worden. Man investierte kräftig in den
Kader und verstärkte sich mit den Spielgestaltern Michael Haaß (aus
Göppingen) und Marko Bezjak (Velenje). Kühne Optimisten redeten schon
das Anknüpfen an frühere Champions-League-Zeiten herbei. Doch die
Hoffnungen zerschlugen sich schnell.
Von Saisonbeginn an waren mehrere Schlüsselspieler verletzt, zeitweise
fielen sechs, sieben Leistungsträger gleichzeitig aus. In der einstigen
Festung Bördelandhalle gab es eine Reihe von peinlichen Niederlagen. Da
half es nichts, dass der SCM daheim den THW und die SG Flensburg
bezwingen konnte. Die Pfiffe des Publikums wurden lauter, die "Carstens
raus"-Rufe dröhnender. Man warf dem Trainer vor, das Team nicht mehr
weiterentwickeln zu können. Kurz vor Weihnachten wurde Carstens beurlaubt.
Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt und der neue Sportliche Leiter
Steffen Stiebler hatten sich schon länger über die strategische
Ausrichtung des Klubs Gedanken gemacht. "In den vergangenen anderthalb
Jahren haben wir nicht mehr die Entwicklung der Mannschaft gesehen, die
wir uns erhofft hatten", sagt Stiebler. Vor allem die Konzentration der
sportlichen Entscheidungsmacht allein auf Frank Carstens sorgte zunehmend
für Missfallen. Deshalb wurde der frühere Geschäftsstellenleiter Stiebler
nun zum Sportlichen Leiter ernannt.
Das Traineramt bis zum Saisonende hat Uwe Jungandreas übernommen. Der
Ex-Bundesligacoach von Concordia Delitzsch verwaltete den SCM nach der
EM-Pause zu vier Siegen und zwei Niederlagen. Im
Sommer soll der neue Heilsbringer kommen. So wird Geir Sveinsson (50)
längst gesehen.
Man erzählt sich allerdings, dass Sveinsson nur die Option drei oder
vier beim SCM gewesen sein soll. Wunschkandidat Patrekur Johannesson
(Nationaltrainer Österreich) habe sein Amt als Auswahlcoach nicht
aufgeben wollen. Der Ex-SCM-Torhüter Christian Gaudin (St. Raphael)
wiederum sollte Ablöse kosten. Außerdem wurden der russische
Nationaltrainer Oleg Kuleschow sowie Tomas Svensson von den Rhein-Neckar
Löwen gehandelt. "Wir haben mit fünf, sechs Kandidaten ohne Ranking
parallel gesprochen", sagt Steffen Stiebler. "Bei Geir stimmt das
Gesamtpaket."
Neben Sveinsson kommen zur neuen Saison die dänischen Nationalspieler
Jannick Green (Tor) und Jacob Bagersted (Kreis) sowie der Rückraumlinke
Espen Lie Hansen aus Norwegen. Tim Hornke, Kjell Landsberg, Marco Oneto
und Stefan Kneer werden den Verein verlassen. Mit Torhüter Gerrie
Eijlers wird wohl nicht mehr geplant. Der SCM will sich Stück für Stück
verändern und auf Dauer wieder zu den Topklubs zählen. "In den nächsten
drei Jahren streben wir wieder das internationale Geschäft an", sagt
Schmedt.
(von Tino Scholz, aus den Kieler Nachrichten vom 14.03.2014)
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.03.2014:
Magdeburg kommt zum Bundesliga-Hit
Meister THW Kiel verlor das Hinspiel - Gislason als Handball-Sammer?
Kiel. Fünf Spiele innerhalb von zwei Wochen: Die wilde Jagd
durch den Terminkalender beginnt für Handballmeister THW Kiel morgen
(17.15 Uhr/Sport1) mit dem Punktspiel gegen den Liga-Siebten SC
Magdeburg. Das Hinspiel verloren die Zebras mit
31:34 gegen einen Gastgeber, dem damals sechs
Stammkräfte fehlten. Im Not-Kader standen drei Spieler aus der "U23"
und ein reaktivierter Jugendkoordinator - eine Art von Niederlage,
die der THW Kiel nur ganz selten kassiert.
Zum Rückspiel reisen die Magdeburger in Bestbesetzung und der
Empfehlung an, zuletzt beim starken TBV Lemgo (29:26) gewonnen zu
haben. In Kiel war der zehnmalige DDR-Meister aber zumeist
chancenlos, der jüngste Sieg trägt das Datum 5. April 2003,
Trainer der Gewinner (32:29) war seinerzeit
Alfred Gislason. Entlassen wurde er im
Januar 2006, unmittelbar nach dem furiosen
54:34-Heimsieg der Zebras gegen seine Magdeburger.
Als er vor mehr als fünfeinhalb Jahren in Kiel die Nachfolge von
Noka Serdarusic antrat, spielte auch für
seinen Start der SC Magdeburg eine Schlüsselrolle. Im ersten Pflichtspiel
war Gislason zu Hause gegen den
Abstiegskandidaten TSV Dormagen nicht über ein 28:28
hinausgekommen. Eines jener Spiele, das er bis heute nicht vergessen hat.
Er hatte die erfolgreiche Serdarusic-Mannschaft
in Gänze übernommen, die Schuld für den Misserfolg, das war
Gislason klar, würde also bei ihm gesucht
werden. "Ich weiß noch, dass auch die Spieler vor dem Dormagen-Spiel
unheimlich nervös waren", sagt Gislason. "Auch
für sie, die so viele Jahre mit Serdarusic
gearbeitet hatten, war diese Situation sehr ungewohnt." Nach dem
Auftakt-Remis war der Meister nur Neunter, der nächste Heimspielgegner
hieß SC Magdeburg. "Verlieren wir, kann ich gleich im Mannschaftsbus
mitfahren", sagte Gislason, der diesen Spruch
damals nicht nur als Scherz verstanden haben wollte. Der Isländer führte
den Traditionsverein aus Sachsen-Anhalt 2001 zur Meisterschaft, ein Jahr
später zum Sieg in der Champions League. In der Nähe von Magdeburg baute
er ein altes Kutschenhaus eigenhändig so um, dass es ihm noch heute als
Rückzugsort dient.
Wie das Spiel gegen Magdeburg damals endete? Gislason zuckt mit den
Schultern. Er kann sich nicht mehr daran erinnern, dass der THW unter
seiner Regie nach dem Dormagen-Spiel eine Serie von 54:0 Punkten startete
und die Meisterschaft mit 13 Punkten Vorsprung auf den HSV beendete - so
deutlich wie noch nie zuvor in der Bundesligageschichte.
Zwischen Kiel und dem HSV geht es diesmal deutlich knapper zu, womit
Gislason nach dem großen Umbruch auch gerechnet
hatte. Umso überraschter war er nun über die Folgen eines Interviews, das
er der "Sportbild" am Mittwoch gegeben hatte. Inhaltlich wird er dabei in
eine Schublade mit "Motzki" Matthias Sammer geworfen, der den
Fußball-Meister FC Bayern München jüngst als Sinnbild für Fleiß und
Akribie erhöhte. Sicher, so Gislason, er habe
der Zeitschrift gesagt, dass sie vielleicht fleißiger seien als andere.
Dieser Satz sei aber aus einem Zusammenhang gerissen worden, in dem es
ihm darum gegangen sei, seine Mannschaft für ihre außergewöhnliche
Einsatzbereitschaft zu loben. "Das sollte nicht als Angriff auf die
Konkurrenz verstanden werden", sagte Gislason,
der auch verärgert darüber war, dass die "Mopo" in ihrer
Donnerstagausgabe dieses "Vielleicht"-Zitat nutzte, um daraus einen
Vorwurf an HSV-Trainer Martin Schwalb zu formulieren.
"Gislason giftet gegen den HSV" titelte der
Boulevard, dabei hatte er Schwalb in der "Sportbild" gar nicht namentlich
erwähnt.
Zum morgigen Spiel: Rechtsaußen Christian Sprenger
sitzt nach seinem Innenbandanriss im rechten Knöchel wieder auf der Bank,
soll aber, so Gislason, geschont werden.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.03.2014)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - SC Magdeburg:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tipps:
-
TV: Sport1:
So., ab 17.00 Uhr: THW Kiel - SC Magdeburg
live aus der Sparkassen-Arena, Kiel
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
So., ab 17.15 Uhr: Liveeinblendungen THW Kiel - SC Magdeburg
(geplante Einblendungen um 17.30 Uhr,
17.45 Uhr, 18.00 Uhr, 18.30 Uhr und in der Schlussphase gegen
18.45 Uhr; nach dem Spiel Berichte und Stimmen der Beteiligten
am Montagmorgen; Reporter ist Thomas Koos)
Tipp: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
- Internet:
Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.