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09./10.10.2013 - Letzte Aktualisierung: 10.10.2013 Bundesliga

Erste Saisonpleite: THW verliert in Magdeburg

Bundesliga, 9. Spieltag: 09.10.2013, Mi., 20.15: SC Magdeburg - THW Kiel: 34:31 (16:13)
Update #3 Fotos, KN-Bericht, weitere Stimmen und Spielbericht ergänzt ...

Am Ende jubelten die Magdeburger mit ihren Fans.
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Nach 17 Siegen in Folge hat es den THW Kiel in der DKB Handball-Bundesliga am 9. Spieltag wieder erwischt: Beim stark ersatzgeschwächten, aber unerbittlich kämpfenden SC Magdeburg unterlagen die "Zebras" am Mittwochabend verdient mit 31:34 (13:16). Auch 10/6 Treffer von Filip Jicha konnten die Niederlage im Hexenkessel GETEC-Arena letztlich nicht verhindern. Bei den Gastgebern ragte Nationalspieler Stefan Kneer mit neun Toren heraus.
Magdeburg ohne sechs
In der Magdeburger GETEC-Arena hatten in dieser Saison bereits die SG Flensburg-Handewitt (27:29) und die Rhein-Neckar Löwen (31:31) Punkte liegen lassen. Dennoch ging der neu formierte THW Kiel als Favorit in die Partie, denn beim SCM fielen mit den Spielmachern Michael Haaß und Marko Bezjak, Linkshänder Andreas Rojewski, Linksaußen Yves Grafenhorst und den abwehrstarken Kreisläufern Kjell Landsberg und Marco Oneto gleich sechs Stammspieler aus. Somit rückten einige Akteure der in der 3. Liga spielenden "YoungsterS" in den Fokus: Kreisläufer Tim Willi Ackermann stand ebenso auf dem Spielberichtsbogen wie die Rückraumspieler Maximilian Janke und Bert Hartfiel, die sogar in der Magdeburger Startformation standen.

THW-Coach Alfred Gislason konnte erstmals in der Saison richtig aus dem Vollen schöpfen, auch wenn einige seiner Spieler angeschlagen in die Partie gingen. Aron Palmarsson durfte von Beginn an Regie führen, neben ihm starteten Filip Jicha und Marko Vujin, Gudjon Valur Sigurdsson und Christian Sprenger auf den Außenbahnen, Rene Toft Hansen am Kreis und Andreas Palicka zwischen den Pfosten.

Ausgeglichene Anfangsphase
Dass es trotz der personellen Notlage bei den Gastgebern alles andere als eine leichte Partie für den THW Kiel werden würde, dafür sorgten alleine schon die 6.330 Zuschauer in der nahezu ausverkauften GETEC-Arena, die ihre Mannschaft schon weit vor dem Anpfiff lautstark unterstützten. Dennoch hatten die "Zebras" den besseren Start: Gleich im ersten Magdeburger Angriff schnappte sich Palmarsson den Ball und schickte Landsmann Sigurdsson zum 0:1 auf die Reise. Der Kieler Linksaußen erzielte nach feinem Vujin-Anspiel auch den zweiten Kieler Treffer vom Kreis. Jedoch zeigte Magdeburg schnell, dass man sich keineswegs zu verstecken brauchte: Nationalspieler Stefan Kneer glich jeweils postwendend per Sprungwurf aus, und nach Vujins Hüftgeschoss zum Kieler 3:2 sorgten Musche und ein Weber-Gegenstoß nach Jicha-Fehlpass beim 4:3 sogar für die erste Führung der Grünen. Die GETEC-Arena stand Kopf.
Duell der Angriffsreihen
Niclas Ekberg scheitert an Dario Quenstedt.
Klicken Sie zum Vergrößern! Niclas Ekberg scheitert an Dario Quenstedt.
Die "Zebras" behielten allerdings zunächst die Partie im Griff. Jicha antwortete per schneller Mitte zum 4:4, und nachdem Kneers Wurf an den Pfosten donnerte und Palicka gegen Hartfiel parierte, hatten Sprenger mit einem feinen Leger sowie Vujin aus zehn Metern das Ergebnis auf 6:4 (9.) für die Kieler gestellt. Es war eine rasante, von den Angriffsreihen bestimmte Anfangsphase, weder die beiden 6:0-Defensivreihen noch die Torhüter konnten Akzente setzen.

Dies änderte sich aber schlagartig nach Palmarssons Treffer zum 7:5: SCM-Trainer Frank Carstens brachte Dario Quenstedt für den glücklosen Eijlers zwischen die Pfosten, und mit dem Magdeburger Eigengewächs im Tor wuchs das Selbstvertrauen in der Abwehr der Gastgeber. Toft Hansen gelang zwar noch das 8:6 für die "Zebras", doch nach zwei Treffern des erst vor dem Wochenende reaktivierten Jugendkoordinators Bennet Wiegert konnten die Sachsen-Anhaltiner egalisieren. Alfred Gislason versuchte seinerseits, mit einem Torhüterwechsel sowie dem Umstellen auf eine 3:2:1-Deckung Impulse zu setzen. Doch gegen unermüdlich kämpfende Magdeburger mit einem famos aufspielenden Stefan Kneer und Bartosz Jurecki am Kreis war dies nicht genug. Durch zwei Paraden Quenstedts gegen Vujin und den unglücklich agierenden Palmarsson bekamen die Gastgeber langsam Oberwasser, durch einen Strafwurf und einen Gegenstoß nach einem technischen Fehler Jichas lag der SCM plötzlich mit 11:9 (18.) vorne.

Magdeburg erarbeitet sich Pausenführung
Gislason stellte weiter um, brachte zunächst kurzfristig Wael Jallouz für Jicha und wenig später Rasmus Lauge für Aron Palmarsson. Und nachdem Vujin in Unterzahl den 11:12-Anschluss markierte und Sjöstrand erstmals Sieger gegen Kneer blieb, hatten der Rekordmeister die Chance zum Ausgleich. Doch wieder machte der nun furios aufspielende Quenstedt den Kielern einen Strich durch die Rechnung: Der 24-Jährige parierte vor der Pausensirene nicht nur gegen Sigurdsson und Lauge, sondern entschärfte auch noch zwei Strafwürfe von Vujin und Ekberg samt Nachwurf. Die GETEC-Arena war spätestens nach dem frechen Treffer Webers, zum 14:11, der einen bereits verloren geglaubten Ball noch aus dem Kieler Kreis fischte und energisch abschloss, endgültig zu einem Tollhaus geworden, Fans und Mannschaft glaubten an den Heimsieg, zumal der Drei-Tore-Vorsprung auch bis zur Pausensirene Bestand hatte.
THW gelingt Ausgleich nach Wiederanpfiff
Laut sollte es zugegangen sein in der Kieler Kabine, bereits nach fünf Minuten kehrten die "Zebras" aufs Parkett zurück, um eine erneute erfolgreiche Aufholjagd zu starten. Die Vorzeichen standen nicht schlecht, zumal die Magdeburger die zweiten dreißig Minuten in Unterzahl beginnen mussten, nachdem die Schiedsrichter Baumgart/Wild kurz vor dem Seitenwechsel dann doch einmal dazu durchringen konnten, für die harte Gangart in der Magdeburger Deckung eine Zeitstrafe zu verteilen. Und tatsächlich: Vujin und Jicha per Strafwurf verkürzten auf 15:16, und nach einer weiteren Zeitstrafe gegen Wiegert war der SCM nach 36 Minuten durch den vierten Toft-Hansen-Treffer zum 18:18 wieder gestellt. In der Abwehr gelang dann Filip Jicha ein Steal, doch im Kampf um den freien Ball zog er gegen Weber den Kürzeren - Musche wackelte den einzigen nicht bereits aufgerückten Kieler Toft Hansen aus und traf zum 19:18 für die Magdeburger. Statt der ersten Kieler Führung gewannen die Gastgeber ihr kurzzeitig verloren geglaubtes Selbstvertrauen zurück.
Magdeburg legt wieder vor
Bartosz Jurecki setzte wichtige Treffer in der Schlussphase.
Klicken Sie zum Vergrößern! Bartosz Jurecki setzte wichtige Treffer in der Schlussphase.
Und so spielten sich die Magdeburger langsam in einen Rausch. Matthias Musche gelang es, Marko Vujin weitestgehend aus dem Spiel zu nehmen, Quenstedt sorgte in wichtigen Momenten immer mal wieder für eine wichtige Parade, und Stefan Kneer war vorne überhaupt nicht mehr zu stoppen. Rückte die Kieler Abwehr einmal energischer gegen den Nationalspieler heraus, fand Kneer in Bartosz Jurecki zudem einen dankbaren Abnehmer. Auch kam beim THW zunehmend Pech dazu: Als Vujin beispielsweise nach seinem krachigen Treffer zum 21:22 auf dem Parkett liegen blieb, ließen die Schiedsrichter weiterspielen - die Unordnung in der Kieler 5:0-Abwehr nutzte Musche zum postwendenden 23:21. Und nachdem Palmarsson einen Wurf über den Kasten zirkelte und einmal mehr Kneer auf 24:21 erhöhte, war der Magdeburger Drei-Tore-Vorsprung aus dem ersten Durchgang wieder hergestellt.
THW gleicht erneut aus
Immerhin klappte beim THW aber das Spiel über den Kreis: Rene Toft Hansen, der nun zusammen mit Patrick Wiencek im Mittelblock stand, traf entweder selbst oder holte einen Strafwurf heraus. Und vom Siebenmeterstrich blie Filip Jicha stets cool und hielt die Schwarz-Weißen in der Partie. Auch die Kieler Deckung stand nun ein bisschen gefestigter und zwang die Schiedsrichter dazu, desöfteren das passive Vorwarnzeichen zu geben. So scheiterte Kneer aus Bedrängnis, und nachdem Wiencek ein Jicha-Anspiel artistisch mit einer Hand annahm und vollstreckte und wenig später eine Zeitstrafe gegen Hartfiel sowie einen Siebenmeter herausholte, den Jicha zum 24:24-Ausgleich nutzte, schien das Momentum doch wieder auf die Seite der Kieler zu wandern.

Indes - Magdeburg ließ nicht locker: Fabian van Olphen tankte sich in Unterzahl durch die Kieler Deckung, traf zum 25:24 und provozierte obendrein eine Zeitstrafe gegen den mittlerweile gnadenlos ausgepfiffenen Vujin. Da Sigurdsson und Sprenger mit ihren Wurfversuchen an Quenstedt scheiterten, sorgten Jure Natek per Hüftwurf und Tim Hornke von außen sogar wieder für das 27:24 für die Sachsen-Anhaltiner.

Kneer und Janke setzen entscheidende Treffer
Alfred Gislason nahm seine Auszeit, stellte noch einmal auf eine 3:2:1-Deckung um, nachdem er zuvor bereits Andreas Palicka zurück ins Tor beordert hatte. Dieser blieb gegen Stefan Kneer Sieger, und nachdem Filip Jicha einen Hartfiel-Pass anfing und seinen Gegenstoß energisch zum 26:27-Anschlusstreffer abschloss, waren auch neun Minuten vor Schluss noch immer beide Punkte für den THW greifbar. Allerdings spielten die Gastgeber bei diesem Vorhaben nicht mit. Obwohl Andreas Palicka zweimal gegen Natek parierte, obwohl Christian Zeitz zwei wichtige Anschlusstreffer setzte - der SCM hatte immer eine passende Antwort parat. Bartosz Jurecki nutzte den sich durch die weiter aufrückende Kieler Abwehr bietenden Raum konsequent durch seine Tore zum 28:26 und 29:27, Kneer schraubte sich mit seinem mittlerweile achten Treffer zum 30:28 hoch. Und nachdem den Kielern in der Hektik bei der schnellen Mitte ein technischer Fehler unterlief, sorgte "Youngster" Janke dreieinhalb Minuten vor Schluss mit seinem frechen 31:28 für einen Jubelorkan. Magdeburg war dicht vor der Überraschung, die nach Kneers Treffer zum 32:29 bei angezeigtem Zeitspiel 120 Sekunden vor Schluss konkrete Formen annahm. Der THW deckte nun offensiv, kam durch Toft Hansen zum 30:32-Anschluss. Doch als sich dann erneut Maximilian Janke durchsetzte und 49 Sekunden vor Schluss für die Entscheidung sorgte, gab es für Spieler und Fans kein Halten mehr.
Am Samstag in Porto
Nach dem Bilderbuchstart mit 16:0 Punkten wurde die neu formierte "Zebra-Herde" in Magdeburg auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Es wartet noch immer viel Arbeit auf Alfred Gislason und seine Mannschaft, die sich trotz der Pleite aber weiterhin an der Tabellenspitze der DKB Handball-Bundesliga befindet. Viel Zeit zum Verarbeiten der Niederlage haben die Kieler indes nicht, denn bereits am Samstagabend sind sie in der "VELUX EHF Champions League" bereits wieder gefordert. In Portugal treffen die "Zebras" auf den dortigen Meister FC Porto Vitalis, Eurosport überträgt die Partie (Anwurf: 21.15 Uhr deutscher Zeit) live.

(Sascha Krokowski)

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason gegenüber den KN:
Ich bin sehr enttäuscht, dass wir die Null nicht gehalten haben. Aber der Sieg war verdient. Wir waren in der Abwehr nicht gut genug.
SCM-Trainer Frank Carstens gegenüber den KN:
Durchaus ein seltenes Ereignis, vom Trainer des THW Kiel beglückwünscht zu werden. Wir haben nur sechs technische Fehler gemacht, uns ist heute auf den Punkt alles gelungen.
THW-Kreisläufer Rene Toft Hansen gegenüber den KN:
Wir sind selbst schuld, unsere Abwehr stand heute viel zu schlecht. Wir waren einfach zu nett.
THW-Kapitän Filip Jicha gegenüber den KN:
Das Gerede von David gegen Goliath war Quatsch, das wussten wir vorher. Es war klar, dass es eine solche Partie werden würde. Wir haben in Magdeburg verloren, das kann passieren. Punkt.
SCM-Spielmacher Bennet Wiegert gegenüber den KN:
Wir waren von der Qualität her nicht besser, aber unsere Emotionen waren heute vorzeigemäßig. Da sieht man, welche Dämme man brechen kann.
THW-Kreisläufer Patrick Wiencek gegenüber Sport1:
Wir haben heute nicht das gespielt, was wir spielen wollten und verdient verloren. Das ist ja oft so im Handball: Die Mannschaft, die mehr fightet, gewinnt das Spiel - und das war heute Magdeburg. Wir haben am Wochenende ein schweres Spiel in Porto, da müssen wir anders auftreten. In der Bundesliga kann man sich nicht erlauben, lange dem Spiel hinterherzuschauen, wir müssen nach vorne gucken.
SCM-Torhüter Dario Quenstedt:
gegenüber Sport1:
Wir haben die Ausfälle gut kompensiert, Landsberg ist ausgefallen, die anderen sind in die Bresche gesprungen. Wir haben die Woche super trainiert, Frank [Carstens] hat uns gut auf Kiel vorbereitet.

gegenüber den KN:
Der Schlüssel zum Erfolg war die extrem aggressive und harte Abwehr. Ich weiß nicht, wie oft heute der Mannschaftsarzt vom THW Kiel auf dem Feld gewesen ist.

SCM-Linksaußen Matthias Musche gegenüber Sport1:
Wir hatten nichts zu verlieren, haben einfach Vollgas gegeben. Wenn es dann erstmal läuft, ist sowas wie heute möglich.

9. Spieltag: 09.10.13, Mi., 20.15: SC Magdeburg - THW Kiel: 34:31 (16:13)

Logo SC Magdeburg:
Eijlers (1.-11. und bei drei Siebenmetern, keine Parade), Quenstedt (11.-60., 12/2 Paraden); Wiegert (2), Kneer (9), Janke (2), Musche (4), Hartfiel (2), van Olphen (1), Hornke (2), Natek (2), Ackermann (n.e.), Weber (6/1), Jurecki (4); Trainer: Carstens
Logo THW Kiel:
Sjöstrand (12.-47., 8 Paraden), Palicka (1.-12., 47.-60., 4 Paraden); Toft Hansen (6), Sigurdsson (3), Sprenger (1), Wiencek (1), Ekberg (1/1), Lauge, Zeitz (2), Jallouz, Palmarsson (1), Klein (n.e.), Jicha (10/6), Vujin (6); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Fabian Baumgart / Sascha Wild
Zeitstrafen:
Magdeburg: 4 (Janke (30.), Wiegert (35.), Jurecki (43.), Hartfiel (46.));
THW: 2 (Toft Hansen (21.), Vujin (46.))
Siebenmeter:
Magdeburg: 1/1;
THW: 9/7 (Quenstedt hält Vujin (25.) und Ekberg (30.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2, 2:2, 2:3, 4:3 (6.), 4:6, 5:6, 5:7 (10.), 6:7, 6:8, 8:8, 8:9, 11:9 (18.), 11:10, 12:10, 12:11 (22.), 14:11, 14:12, 15:12 (28.), 15:13, 16:13;
2. Hz.: 16:15, 17:15, 17:16, 18:16, 18:18 (36.), 20:18, 20:19, 21:19, 21:20 (40.), 22:20, 22:21, 24:21, 24:24 (46.), 27:24, 27:26 (51.), 28:26, 28:27, 29:27 (55.), 29:28, 31:28, 31:29, 32:29, 32:30, 33:30, 33:31, 34:31.
Zuschauer:
6.330 (GETEC-Arena, Magdeburg)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 10.10.2013:

THW erlebt in Magdeburg blaues Wunder

SCM ohne sechs Stammspieler zum 34:31
Magdeburg. Es ist passiert: Nach acht Siegen verlor Handballmeister THW Kiel in einem leidenschaftlich geführten Spiel beim SC Magdeburg (31:34/13:16) sein erstes Saisonspiel. Die von zahlreichen Verletzungen geplagten Hausherren ließen sich von einem phantastischen Publikum zu einer Leistung antreiben, die ihnen keiner zugetraut hatte.

Die Halle war mit 6330 Zuschauern gut gefüllt, doch die Stimmung zunächst nur eine gedämpfte. In einer Umfrage des MDR hatten die meisten Fans, mit Bier in der Hand und rot-grünem Schal um den Hals den Wunsch geäußert, nur knapp zu verlieren. Die Ordner scherzten, dass sie alle ein Trikot unter ihren roten Jacken tragen würden. Für den Fall, dass Trainer Frank Carstens kurzfristig weiteren Personalbedarf haben sollte. Was nicht ausgeschlossen war, schließlich hatte sich mit Abwehrchef Kjell Landsberg kurzfristig ein sechster Stammspieler abgemeldet. Jure Natek, tags zuvor noch ans Bett gefesselt, spielte trotz eines grippalen Effekts mit, Bennet Wiegert, der seine Karriere vor Monaten beendete, kam auch vorbei. Der 31-Jährige arbeitete am Vormittag noch auf der Geschäftsstelle, am Abend trug er die "15", das Trikot seines verletzten Freundes Yves Grafenhorst. Wiegert, der bereits nach zehn Minuten eingewechselt wurde, gab den Mittelmann. "Benno kann das", wusste Alfred Gislason, der einst mit Wiegert die letzten großen Titel der Magdeburger gewonnen hatte - die Meisterschaft 2001, die Champions League 2002.

Während die Hausherren mit zwei Nachwuchsspielern starteten, präsentierten die Zebras ihre breiteste Brust. Erstmals in dieser Saison begann Kiel mit Aron Palmarsson. Der Isländer sollte dem Angriffsspiel Struktur geben, dafür sorgen, dass die Hoffnungen auf ein Wunder auch solche bleiben sollten - Hoffnungen. Aber: Gefüttert durch die Tore des überragenden Nationalspielers Stefan Kneer und Wiegert hielt der SCM mit, auch, weil Andreas Palicka nicht ins Spiel fand. 8:7 (14.) für den THW stand es, als Johan Sjöstrand für ihn eingewechselt wurde.

Weil den Kielern im Angriff nicht viel gelingen wollte, ihnen zunehmend leichte Fehler unterliefen, beendete der SCM einen Gegenstoß nach dem anderen erfolgreich. Als Gislason (18.) zur Auszeit bat, saß im weiten Rund keiner mehr - die Hausherren führten 11:9, das Wunder nahm Formen an. Auch, weil die Unparteiischen der SCM-Deckung sehr raue Umgangsformen gestatteten. Besonders Kreisläufer Rene Toft Hansen durfte von den Rot-Grünen als Sandsack und Klettergerüst genutzt werden. In den letzten Sekunden der ersten Halbzeit setzten Baumgart/Wild erstmals einen Magdeburger auf die Strafbank, den folgenden Siebenmeter von Niclas Ekberg parierte allerdings der starke Dario Quenstedt - Magdeburg führte zur Pause mit drei Toren, die Halle tobte, die Fans hofften. Quenstedt war auch der Held, als Magdeburg im Mai 2011 letztmals gegen Kiel gewann.

Doch die Zebras behielten die Nerven, robbten sich durch drei Jicha-Treffer (darunter zwei Siebenmeter) wieder ran, in der 37. Minute stand es 18:18. Die Fans standen längst wie eine Wand hinter ihrer Mannschaft, die Schiedsrichter, wahrlich keine Zebra-Freunde, waren nun nur noch "Schieber". Mit diesem Rückenwind zogen die Carstens-Schützlinge auf 24:21 (42.) davon, steckten einen Ausgleich (24:24) weg, um sich, getragen von der grandiosen Kulisse, erneut mit drei Toren abzusetzen (27:24/48.). Die Kräfte schwanden, auf der Mitte stand nun der 21-jährige Max Janke, doch ausgerechnet er, sonst in der "Zweiten" (3. Liga) zu Hause, traf zum 31:28 - die Vorentscheidung in einer Atmosphäre, die an alte Zeiten in Magdeburg erinnerte, an die höllischen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 10.10.2013)


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