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11./12./13.05.2005 - Letzte Aktualisierung: 13.05.2005 Bundesliga

40-Tore Marke geknackt: Zebras mit Spaßhandball zum Sieg gegen Wallau

Bundesliga, 31. Spieltag: 11.05.2005, Mi., 20.00: THW Kiel - SG Wallau-Massenheim: 40:32 (19:14)
Update #5 Aktualisierung vom 13.05., Spielbericht der KN, Stimmen und Spielbericht ergänzt...

Sebastian Preiß erzielte 9 Tore.
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Der THW Kiel bleibt weiter auf dem eingeschlagenen Meisterschaftskurs. Am Mittwoch Abend gewannen die Zebras gegen die SG Wallau-Massenheim mit 42:30 (19:14) und zelebrierten dabei vor allem in der zweiten Hälfte Spaßhandball mit sehenswerten Kombinationen, feinen Anspielen und tollen Toren. Die begeisterten Fans in der Ostseehalle dankten den Zebras für ihre klasse Moral mit minutenlangen stehenden Ovationen. Überragend einmal mehr: der vor dem Spiel zum "Welthandballer des Jahres" gekürte Henning Fritz hielt 21 Würfe. Sebastian Preiß, nach langer Verletzungspause ins Team zurück gekehrt, traf neunmal, sogar einmal mehr war Henrik Lundström erfolgreich (10/4).
Dabei schienen die Vorzeichen vor dem Spiel gar nicht so rosig: Wagner und Pettersson hatten mit Fieber zu kämpfen, Marcus Ahlm plagt eine Zerrung und Hagen ging ebenfalls angeschlagen in die Partie. Gut nur, dass sich mit Preiß wieder ein Spieler aus dem Krankenlager zurück meldete.

Die Zebras hatten sich trotz der Sorgen viel vorgenommen, was Zeitz gleich zu Beginn mit einem 107 Km/h-Kracher zum 1:0 unter Beweis stellte.
Henning Fritz mit dem Pokal des Welthandballer des Jahres
Klicken Sie zum Vergrößern! Henning Fritz mit dem Pokal des Welthandballer des Jahres
Im Gegenzug parierte Fritz nicht nur einen Siebenmeter, sondern auch noch zwei freie Würfe. Dennoch ging Wallau mit 2:1 in Führung, Dominik Klein war es zu verdanken, dass die Gäste bis zum 4:6 im Spiel blieben. Doch dann drehte der THW erstmals richtig auf, zog durch Boquist, zweimal Lundström und Lövgren auf 10:4 davon (15.), um Wallau in der Folge förmlich zu überrennen. Als Zeitz einen Tempogegenstoß per Dreher zum 14:5 am in der ersten Hälfte stark haltenden Djordjic vorbeibrachte (20.), schien nur noch die Höhe des Erfolges in Frage zu stehen.

Nun aber agierten die Zebras im Abschluss etwas überhastet, vergaben reihenweise klare Torgelegenheiten. Wallau ließ sich nicht lange bitten, machte schnelle Tore per Tempogegenstoß und war nur vier Minuten später beim 10:14 wieder in Reichweite der Zebras. Noka Serdarusic nahm nun eine Auszeit, machte seinen Spielern in dieser klar, dass so ein hohes Risiko beim Torwurf nicht nötig sei. Nur der Sieg zähle. Fortan wurde wieder disziplinierter agiert, so dass man mit einem Fünf-Tore-Vorsprung in die Kabinen gehen konnte.

Hochmotiviert kamen die Zebras wieder heraus und zogen den Gästen mit aggressiver Abwehr-Arbeit und konsequent abgeschlossenen Tempogegenstößen schnell den Zahn. Ein Doppelschlag von Zeitz, zwei Konter des nun wie entfesselt aufspielenden Lundström und ein Tempogegenstoß von Pettersson schraubten das Ergebnis auf 24:15 (35.). Fortan regierte in der Ostseehalle der Spaßhandball. Aufbauend auf die unbezwingbare "Wand" Fritz entzündeten die Kieler nun ein kleines Feuerwerk nach dem nächsten. Lövgren traf mit seinem 201. Saisontreffer zum 31:21 (42.), ehe die große Zeit des Sebastian Preiß
Henrik Lundström war 10 Mal erfolgreich.
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anbrach: Binnen neun Minuten traf der Kreisläufer gleich sechs Mal ins gegnerische Tor, ließ sich dabei auch nicht von bis zu drei an ihm klebenden Gegenspielern irritieren. Vor allem das 35:24 nach einem Traumpass von Zeitz riss die Fans von den Sitzen, die nun auf die "magische" 40-Tore-Marke schielen konnten (50.). Diese fiel erstmals in dieser Saison. Roman Pungartnik, inzwischen für den ausgelaugten Pettersson im Spiel, war es per Tempogegenstoß überlassen, den 40. Treffer zu erzielen. Auch Christoph Schindler verewigte sich mit zwei Toren in der THW-Statistik, ehe es Preiß überlassen war, den finalen Torerfolg zu bejubeln.

Zu diesem Zeitpunkt standen die 10250 Zuschauer in der Ostseehalle schon längst, waren auch schon zahlreiche La Olas durchs weite Rund gekreist. Und zu diesem Zeitpunkt hatte der neue Trikotsponsor mobilcom sich längst entschieden, 500 THW-Fans die Auswärtstour nach Hannover zu sponsern. Für insgesamt 5,- Euro werden nun Eintrittskarten und Bustickets verkauft. Wie diese an die Fans gebracht werden, wird am Freitag veröffentlicht. Der THW bittet deshalb inständig, von Anrufen auf der Geschäftsstelle abzusehen.

(Christian Robohm)

Aktualisierung vom 13.05.

Hier finden Sie die Fotos zum Spiel.


Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Wir haben heute konzentriert angefangen und uns relativ schnell einen komfortablen Vorsprung heraus gespielt. Als wir dann in einer Phase gleich drei hundertprozentige Chancen vergaben und schnelle Gegentore kassierten, habe ich eine für meine Verhältnisse frühe Auszeit genommen. In dieser habe ich den Spielern klar gemacht, dass es nicht mehr aufs Torverhältnis, sondern nur ums Gewinnen geht, sie deshalb mit weniger Risiko abschließen sollen.

Auch in der Halbzeitpause haben ich Ihnen gesagt, dass das Wichtigste eine konzentrierte und aggressive Abwehrarbeit ist, um auch Henning Fritz die Arbeit zu erleichtern. Dann haben wir den Vorsprung ausgebaut. Vielleicht habe ich es aber verschlafen, den angeschlagenen Pettersson früher heraus zu nehmen. Gefreut hat mich, dass Marcus Ahlm heute nicht spielen brauchte, ich hoffe, er kann sich auch in Schwerin weiter auskurieren.

Wir haben nun noch vier schwere Spiele, davon sind drei auswärts. Wenn jedoch keiner meiner Spieler mehr ausfallen sollte, bin ich sicher, dass wir den Titel nach Kiel holen können.

THW-Manager Uwe Schwenker:
Noka überrascht mich doch immer wieder, heute mit seiner Ankündigung, dass wir den Titel holen. Aber wir haben die Hände an der Schale, wollen sie zurück holen. Das Schwerin-Spiel sollte eigentlich ein Selbstgänger sein, ohne dass ich dabei aber überheblich klingen möchte. Aber dann folgen hohe Hürden und mit Minden ein Team, das nach dem Sieg gegen TUSEM Essen nun wieder aus eigener Kraft den Nichtabstieg schaffen kann und deshalb um jeden Zentimeter Boden in der TUI-Arena kämpfen wird.

gegenüber den KN::
Mit seiner Aussage, dass wir jetzt die deutsche Meisterschaft holen können, hat mich Noka Serdarusic wieder einmal überrascht. Wir müssen jetzt in Schwerin gewinnen, sonst haben wir den Titel nicht verdient. Aber auswärts gegen Minden wird es deutlich schwieriger, weil die Mannschaft nach ihrem Sieg über Essen nun wieder auf den Klassenerhalt hoffen kann.

SG-Trainer Martin Schwalb:
Ich gratuliere Kiel zu dem Sieg, der früh klar war. Wir hatten uns alles ein wenig anders vorgestellt: Gerade eine junge Truppe muss sich in der Anfangsphase Selbstvertrauen holen, das Gegenteil war heute der Fall. Auch die älteren Spieler haben heute nicht die Leistung erbracht, die nötig gewesen wäre, um den THW ein bißchen zu ärgern. In den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit hatten wir uns dann endlich ein wenig freigeschwommen, um in der zweiten Hälfte früh deutlich gemacht zu bekommen, wo heute der Hase lang läuft.

Ich wünsche dem THW viel Glück im Meisterschaftskampf.

Die SG wird in der nächsten Saison mit einem realistischen und fundierten Etat an den Start gehen. 70 bis 80 Prozent der Sponsoren haben zugesagt, uns auch weiterhin zu unterstützen. Nun muss ich eine junge, schlag- und kampfkräftige Mannschaft aufbauen.

Henning Fritz gegenüber den KN:
Wallau war ein unbequemer Gegner. Der Druck für uns war groß, aber wir konnten uns befreien. Jetzt kommen Teams auf uns zu, die wir von der Papierform her schlagen müssen. Das ist das Problem.
Roman Pungartnik gegenüber den KN:
Für uns war es wichtig, dass wir ohne weitere Verletzungen durchgekommen sind, denn wir brauchen jetzt jeden Mann. Zur Mannschaft gehören 14 Leute und wer von denen spielt, ist zweitrangig. Wichtig ist nur der Sieg.

31. Spieltag: 11.05.05, Mi., 20.00: THW Kiel - SG Wallau-Massenheim: 42:30 (19:14)

Logo THW Kiel:
Fritz (1.-54., 21. Paraden), Klockmann (54.-60., 2 Paraden); Preiß (9), Pettersson (5/1), Lundström (10/4), Pungartnik (2), Hagen (3), Petersen, Lövgren (4), Wagner (n.e.), Ahlm (n.e.), Schindler (2/1), Boquist (2), Zeitz (5); Trainer: Serdarusic
Logo SG Wallau-Massenheim:
Rominger (2 Siebenmeter, 1 Parade), Djordjic (14 Paraden); Klein (7/1), Makowka (2), Laufersweiler (2), Roßmeier, Allendorf (2/1) Tiedtke (5), Jönsson (2), Linder (5), Bohnert, Grimm, Lavrov (1), Behrends (4/1), Rastner; Trainer: Schwalb
Schiedsrichter:
Becker / Hack (Halberstadt)
Zeitstrafen:
THW: 2 (Boquist (19.), Lövgren (34.)) ;
Wallau: 3 (Behrends (13., Tiedtke (19.), Makowka (45.)
Siebenmeter:
THW: 9/6 (Djordjic hält Pettersson, der im Nachwurf verwandelt (6.), Rominger hält Pettersson, Hagen verwandelt im Nachwurf (37.), Lundström vorbei (45.));
Wallau: 7/5 (Fritz hält Linder (2.) und Klein (53.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:2 (4.), 4:2 (6.), 7:4 (10.), 10:4 (15.), 12:5 (17.), 14:5 (20.), 14:10 (24.), 17:13 (27.), 19:14
2. Hz.: 21:15 (32.), 24:15 (34.), 26:17 (38.), 29:20 (40.), 31:21 (42.), 35:24 (50.), 41:28 (58.), 42:30
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.05.2005:

Der Haken hinter Wallau

Hessen beim Kieler 42:30 überfordert - Lundström traf zehn-, Preiß neunmal
Kiel - Noch vier Siege bis zur Glückseligkeit: Der THW Kiel machte gestern Abend nach dem deutlichen 42:30 (19:14)-Triumph sein Häkchen hinter die SG Wallau-Massenheim, einen weiteren Schritt zur deutschen Handball-Meisterschaft und holte sich obendrein die Tabellenführung vom Nordrivalen und dem letzten verbliebenen Titelkonkurrenten, SG Flensburg-Handewitt, zurück.

In der zweiten Halbzeit einer durchwachsenen Partie kam die Ostseehalle mächtig in Wallung, wenige Minuten vor der Schlusssirene setzte die La Ola ein, und bei stehenden Ovationen der 10 250 eilten die Zebras ihrem 26. Sieg im 30. Spiel entgegen. Dabei hatte sich vor der Partie Nervosität breit gemacht. Marcus Ahlm, zuletzt die überragende Spielerpersönlichkeit in der Mannschaft, blieb mit einer Zerrung in der linken Kniekehle ganz draußen, Frode Hagen stand trotz einer Blockade im Kreuz-Darmgelenk im Startaufgebot, doch das machte nur eine schmerzstillende Spritze möglich. Weitere Sorgenkinder: Johan Petersson, Adrian Wagner (beide grippaler Infekt) sowie Christian Zeitz, dessen dauerhafte Schulterbeschwerden ebenfalls mit Schmerzmitteln bekämpft wurden.

Die von Trainer Noka Serdarusic prophezeite und befürchtete Zitterpartie blieb dem Team und den Fans dennoch erspart. Der Grund: Eine durch Verletzungen und von Finanznöten krisengeschüttelte SG bot über weite Strecken Indiskutables, hielt nur in den ersten 30 Minuten dagegen und brach in der zweiten Hälfte total ein. Der dritte Saisonsieg Marke "Ü40" wurde den Zebras praktisch widerstandslos in die Hände gelegt.

Das habe er sich völlig anders vorgestellt, schüttelte Wallaus Trainer Martin Schwalb traurig mit dem Kopf. "So eine junge Truppe wie unsere muss sich ihr Selbstvertrauen in der Anfangsphase holen. Aber das Gegenteil war der Fall." Er sei schwer enttäuscht, "weil auch die Alten ihre Leistung nie auf die Platte brachten." Andreas Rastner, der torlos blieb, dürfte er gemeint haben, oder Maik Makowka sowie Igor Lawrow. Einzig positive Erscheinungen waren Linksaußen Dominik Klein, der groß begann und die ersten vier SG-Treffer im Alleingang erzielte, außerdem hielt Schlussmann Zoran Djordjic den Rückstand immerhin anfangs in Grenzen. Der Rest war Schweigen.

Im Kieler Team nahm Stefan Lövgren, trotz einiger Abspielfehler, die Zügel fest in die Hand. Der THW-Kapitän ersetzte Ahlm als zweiten Mann neben Martin Boquist auch im Mittelblock der Abwehr. Henning Fritz, vor dem Anpfiff offiziell als Welthandballer geehrt, unterstrich seine Auszeichnung mit insgesamt 17 abgewehrten Bällen, darunter zwei Siebenmeter gegen Klein und Linder, und vorne waren es vor allem die zehn blitzsauberen Tore von Henrik Lundström und das Durchsetzungsvermögen von Sebastian Preiß am Kreis, die das THW-Torkonto andickten. Preiß ließ es neunmal krachen und feierte nach sechswöchiger Verletzungspause ein starkes Comeback.

Gut für Kiel, dass der Gegner so schwach und die Partie früh entschieden war. So durfte Serdarusic seine angeschlagenen Leistungsträger in der Schlussviertelstunde schonen. Der personelle Wechsel auf Roman Pungartnik, Christoph Schindler, Klaus-Dieter Petersen oder Dennis Klockmann brachte keinen Bruch, und als sich der junge Schindler mit gelungenen Anspielen, dem energisch heraus geworfenen Treffer zum 39:27 und einem eiskalt verwandelten Siebenmeter ins Rampenlicht stellte, gab es Sonderapplaus obendrauf.

Zweifel waren am Ende auch beim Trainer wie weggeblasen. Wenn die Mannschaft zusammenbliebe und sich nicht weitere Spieler verletzten, dann, so Noka Serdarusic, "gehe ich davon aus, dass wir es schaffen." Den Titel meinte er.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 12.05.2005)


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