THW-Logo
26.03.2010 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Demonstration der Stärke

THW nach Sieg in Göppingen weiter auf Titelkurs

Aus den Kieler Nachrichten vom 26.03.2010:

Göppingen - Im Rennen um die deutsche Handballmeisterschaft hat das Spitzen-Duo HSV Hamburg/ THW Kiel seine Verfolger abgeschüttelt. Am Dienstag gewann Tabellenführer HSV mit 29:24 beim Vierten SG Flensburg-Handewitt. Einen Tag später zogen die "Zebras" beim Dritten, FA Göppingen, mit dem 32:22-Triumph nach.
Zehn Tage hatte der THW nach der 30:32-Niederlage in Lemgo Zeit, wieder in die Erfolgsspur zurückzufinden und sich auf Göppingen vorzubereiten. Trainer Alfred Gislason und sein Team nutzten diesen seltenen Luxus in der Terminenge der Handball-Bundesliga auf nahezu perfekte Weise. So bleiben die "Zebras" dem HSV auf den Fersen, können weiter mit einem Sieg in Hamburg aus eigener Kraft Meister werden und richten langsam den Fokus auf den 22. Mai, dem möglichen "Tag der Entscheidung".

In der zum Bersten gespannten Atmosphäre der bis unter die Hallendecke ausverkauften Göppinger EWS-Arena traten Kapitän Marcus Ahlm und Co. hoch konzentriert, vor allem aber sehr selbstbewusst auf. "Dass es gegen Kiel schwer werden würde, war uns vorher klar", sagte Göppingens Nationalspieler Michael Haaß nach der Niederlage gegen den in allen Belangen besseren Rekordmeister. "Wir hatten aber nicht damit gerechnet, dass die Kieler so dominant auftreten würden, wie sie es hier getan haben." Nach wenigen Minuten, so Haaß weiter, hätten den meisten im FAG-Team bereits die Hände gezittert. "Wir hatten einfach zu viel Respekt. Unnötig. Ich schließe mich selbst nicht aus."

Zur Verunsicherung trug auch die unerwartete taktische Gislason-Finte mit einer offensiven Abwehrformation bei. Kiels Trainer hatte sein Team mit der 3:2:1-Variante alter jugoslawischer Schule ins Rennen geschickt. Dominik Klein war aggressiver Abfangjäger in der ersten Linie, dahinter fuhren Jicha, Ilic, Narcisse oder Andersson den unsicheren FAG-Angreifern in die Aktionen, klauten Bälle und ließen nur selten geordnete Spielzüge zu. Weil zudem Thierry Omeyer wieder einmal zu "unglaublicher" Form (Gislason) auflief und am Ende insgesamt 25 Bälle abwehrte, war die Frage nach dem späteren Sieger sehr schnell geklärt. Nach 15 Minuten, so Göppingens Coach Velimir Petkovic, habe die Niederlage festgestanden. Am Schluss ihrer Demonstration der Stärke packten die "Zebras" gar noch ihre Trickkiste aus, zauberten in der Heimhalle des gleichnamigen "Kempa-Erfinders" Bernhard auch dessen "fliegende" Wurfvariante aufs Parkett. Durch Christian Sprenger und Dominik Klein in übrigens fast provokanter, nichtsdestotrotz sehenswerter und überragender Weise.

"Wir hatten zehn Tage Ruhe, und das hat sich ausgezahlt", freute sich Filip Jicha, der nach dem Schlusspfiff lange und geduldig Autogrammwünsche erfüllte. Die Konkurrenz im Meisterrennen findet nur wenig Beachtung. Das HSV-Spiel in Flensburg habe er einen Tag vorher ziemlich am Rande verfolgt, erzählte Kiels Führungsspieler. "Zunächst haben wir selbst Video geschaut, danach bin ich aufs Zimmer gegangen, habe den Fernseher zwar angeschaltet, aber den Ton aus." Ein wenig gelesen habe er, ergänzte Jicha, und zwischendurch aufs Ergebnis geschaut. "Mich interessiert nicht, was die Hamburger machen. Wir schauen nur auf uns, wollen unsere Spiele gewinnen, und dann werden wir auch Meister."

In der Bundesliga treffen die "Zebras" am kommenden Mittwoch (20.15 Uhr) vor eigenem Publikum auf den SC Magdeburg. Schon am Sonntag (15.50 Uhr, Eurosport) wechseln die Sieger von Göppingen ihren Bundesliga-Trainingsanzug gegen den feinen Ausgehzwirn für Auftritte in der Königsklasse, der Champions League. Im Achtelfinale beim FC Kopenhagen wollen Ahlm und Co. den ersten Schritt in die Runde der letzten Acht machen.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.03.2010)


(26.03.2010) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite