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16./17.02.2011 - Letzte Aktualisierung: 17.02.2011 Bundesliga

THW erkämpft beide Punkte in Balingen

Bundesliga, 22. Spieltag: 16.02.2011, Mi., 20.15: HBW Balingen-Weilstetten - THW Kiel: 22:28 (13:11)
Update #2 KN-Bericht, Fotos, weitere Stimmen und Spielbericht ergänzt ...

Aron Palmarsson überzeugte erneut als Spielgestalter.
Klicken Sie zum Vergrößern! Aron Palmarsson überzeugte erneut als Spielgestalter.
Der THW Kiel hat seine weiße Rückrundenweste am Mittwoch bei der HBW Balingen-Weilstetten verteidigt. Drei Tage nach dem glanzvollen Sieg gegen die Füchse Berlin taten sich die "Zebras" beim 28:22-Erfolg über das Kellerkind allerdings lange Zeit schwer und lagen zur Halbzeit noch mit 11:13 zurück. Erst eine Umstellung in der Abwehr zog den Tübingern letztlich den Zahn. Bester Werfer bei den Kielern war Filip Jicha mit 8/3 Treffern.
Exakt 60 Wochen nach der großen Blamage der Vorsaison kehrten die "Zebras" also in die SparkassenArena von Balingen zurück - gewillt, keinen zweiten Albalbtraum erleben zu müssen. Die Favoritenrolle war nach den Ergebnissen der vergangenen Woche klar verteilt, daran änderte auch das überraschende Comeback von Linkshänder Felix Lobedank nach seiner Leistenoperation nichts.

Filip Jicha stoppt Johan Boisedu.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha stoppt Johan Boisedu.
Die Kieler starteten beinahe mit der selben Aufstellung wie am Sonntag gegen Berlin - mit Aron Palmarsson auf der Spielmacherposition und Filip Jicha im linken Rückraum. Lediglich auf Linksaußen erhielt Dominik Klein den Vorzug gegenüber Henrik Lundström. Doch zunächst tat sich der Rekordmeister schwer gegen die unkonventionelle, offensive Deckung der Balinger mit dem schnellen Bürkle an der Spitze. Nachdem Zeitz mit seinem ersten Wurf und Ilic per Siebenmeter am glänzend aufgelegten Schlussmann Ziemer scheiterten, gelang Aron Palmarsson endlich der erste Kieler Treffer. Es war der Anschluss zum 1:2, denn Balingens Spielmacher Herth und Kreisläufer Jens Bürkle hatten auf der Gegenseite bereits Thierry Omeyer überwunden.

In der Folgezeit bekamen die "Zebras" das Spiel aber langsam in den Griff: Ahlm gelang der Ausgleich und Filip Jicha brachte den THW mit zwei verwandelten Strafwürfen mit 3:2 und 4:3 in Front. Als dann auch noch Christian Zeitz nach seinem zweiten Fehlwurf endlich Fahrt aufnahm und zudem Thierry Omeyer einen Siebenmeter von Herth parieren konnte, zogen die Kieler bis Mitte der ersten Halbzeit auf 7:4 davon. Die SparkassenArena, die anfangs einem Hexenkessel glich, kühlte sich in dieser Phase ein wenig ab. Früh schien die Mannschaft von Alfred Gislason die Partie verwalten zu können, durch eine per Heber von Klein wunderschön abgeschlossene Ballstafette und zwei Rückraumgeschosse von Jicha legte der THW nach. Balingen-Weilstetten hatte Mühe, den Anschluss zu halten, hielt den Rückstand aber dank eines fulminanten Stemmwurfs von Herth und einem Treffer Wilkes bis zum 7:10 (20.) konstant.

Die Kieler Deckung stand meistens gut, doch erst die Umstellung auf eine 3:2:1-Variante brachte den THW auf die Siegerstraße.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die Kieler Deckung stand meistens gut, doch erst die Umstellung auf eine 3:2:1-Variante brachte den THW auf die Siegerstraße.
Doch dann erlaubte sich der THW eine fast zehnminütige Auszeit - und das, obwohl Alfred Gislason seine grüne Karte noch gar nicht auf den Zeitnehmertisch legte. Nach dem 8:10-Anschluss durch Lobedank scheiterte zunächst Zeitz an Ziemer, dann wuchtete Filip Jicha einen Gegenstoß aus kürzester Distanz an den Pfosten. Balingen agierte nun mit zwei Kreisläufern, die Treffer gegen den THW aber fielen aus dem Rückraum: Ein Sprungwurf von Herth und ein Stemmwurf von Boisedu bedeuteten den Ausgleich zum 10:10, die Balinger SparkassenArena war zurück auf "Hexenkessel"-Temperatur. Alfred Gislason brachte nun mit Palicka und Fernandez frische Gesichter aufs Parkett, doch während der Franzose zweimal Verantwortung übernahm, aber an Ziemer scheiterte, schafften Ettwein und Strobel mit einer Einzelaktion aus spitzem Winkel gar die 12:10-Führung für die Gastgeber. Nach weiteren Fehlwürfen von Jicha und Zeitz brach dann Marcus Ahlm nach genialem Palmarsson-Pass den neunminütigen Torfluch. Dennoch ging die HBW nach einem weiteren Treffer Strobels zum 13:11 mit einer umjubelten Führung in die Kabinen - und hätte sogar 14:11 führen können, wenn Benjamin Herth in den letzten Sekunden seinen Gegenstoß nicht über das Kieler Gehäuse wuchtete.

Momir Ilic hatte in Balingen kein Wurfglück.
Klicken Sie zum Vergrößern! Momir Ilic hatte in Balingen kein Wurfglück.
Deutlich verbessert kehrten die "Zebras" zum zweiten Abschnitt aufs Parkett zurück. Christian Zeitz, der sich viele Duelle mit Frank Ettwein lieferte, übernahm im Angriff nun das Kommando, spielte zunächst Sprenger, dann Ahlm frei, ehe er den dritten Kieler Treffer nach dem Seitenwechsel selbst erzielte. In der Abwehr spielten die Kieler nun - wie schon beim Heimspiel gegen die HSG Ahlen-Hamm - eine 3:2:1-Deckung mit Filip Jicha auf der vorgezogenen Position. Die Gastgeber taten sich nun schwerer, ihre Treffer zu erzielen, lagen aber nach einem eher harmlosen Wurf Boisedus, den sich Omeyer selbst ins Tor manövrierte, bis zur 35. Minute noch mit 15:14 vorne.

Dem immer besser in Szene gesetzten Marcus Ahlm gelang nach gutem Anspiel Palmarssons der Ausgleich zum 15:15, und nachdem Omeyer zunächst gegen Boisedu und anschließend einen Gegenstoß von Ex-"Zebra" Daniel Wessig parierte, legte Filip Jicha mit seinem fünften Treffer wieder vor für die Kieler. Benjamin Herth konterte mit einem erneuten Stemmwurf noch einmal, und Daniel Wessig hatte nur wenige Sekunden später sogar die Chance zur Balinger Führung, doch der sonst nur in der Abwehr eingesetzte Neuzugang scheiterte erneut mutterseelenallein am heute selten überzeugenden Thierry Omeyer. Die gute Abwehrarbeit beim THW Kiel setzte auch im eigenen Angriffsspiel wieder mehr Selbstvertrauen frei, und so brachte der im ersten Durchgang noch sträflichst übersehene Christian Sprenger seine Farben mit einem Doppelpack zum 18:16 langsam auf die Siegerstraße zurück. Die Fehler im Aufbauspiel der Gastgeber häuften sich, und die "Zebras" nutzten dies eiskalt aus: Ahlm, Jicha und Palmarsson erhöhten auf 21:16, während bei der HBW nicht nur bei den Pfosten-Billard-Würfen von Sauer und Wilke auch eine Menge Pech im Spiel war.

Wolfgang Strobel im Anflug.
Klicken Sie zum Vergrößern! Wolfgang Strobel im Anflug.
Als Daniel Sauer in der 50. Spielminute nach zwölf torlosen Minuten endlich per zweiter Welle den 17. Balinger Treffer markierte, war die Partie schon so gut wie entschieden - zumal Dominik Klein vom Kreis gleich im Gegenzug auf 22:17 erhöhte. HBW-Trainer Dr. Rolf Brack zog seine letzte Trumpfkarte, die er eigentlich nach zuletzt zwei vom THW bezogenen Lehrstunden dieses Mal nicht nutzen wollte: Er nahm seinen Keeper Nikola Marinovic bei den Angriffen aus dem Kasten und brachte mit Bürkle einen siebten Feldspieler. Und wieder bestraften es die Kieler auf dem Fuße: Der junge Mittelmann Felix König verlor den Ball an Jicha, der den Ball mühelos aus über 30 Metern zum 23:17 ins verwaiste Gehäuse warf.

Doch Brack ließ sich dadurch nicht verunsichern und ließ sein Team auch die letzten Minuten eines längst verlorenen Spiels im Angriff in Überzahl agieren. Seine Mannschaft nutzte diese auch mehrfach aus, um unter anderem zwei Strafwürfe herauszuholen. Jedoch gaben sie auch Thierry Omeyer zweimal die Chance, seiner heimlichen Lieblingsbeschäftigung nachzugehen: Landete sein erster Wurf auf das gegnerische Tor noch auf der Latte, so konnte sich der französische Weltmeister letztlich beim Treffer zum 27:20 zum dritten Mal in Folge gegen HBW Balingen-Weilstetten in die Torschützenliste eintragen. Letztlich siegten die Kieler mit 28:22 und konnten ihren zweiten Platz in der TOYOTA Handball-Bundesliga verteidigen.

Für die "Zebras" also ein gelungener Auftakt einer mehrtägigen Auswärtstour: Am Donnerstag geht es weiter in die Schweiz nach Schaffhausen zu einem Kurztrainingslager, ehe die Mannschaft die restlichen 400 Kilometer bis an den Fuß der Savoyer Alpen per Bus zurücklegt. Denn in Chambery steht am frühen Samstagabend der achte Spieltag in der Champions League beim aktuellen französischen Tabellenführer an. Der Anwurf erfolgt um 18.00 Uhr, Eurosport überträgt live.

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

HBW-Trainer Dr. Rolf Brack:
Wir haben in der ersten Halbzeit nahezu an unserem Limit gespielt. Unser Abschlussverhalten aus der ersten Halbzeit muss noch besser werden. Elf gehaltene Bälle von unserem Torwart waren jedoch sehr gut.

In der zweiten Halbzeit hat Alfred unsere Deckung gespielt und uns ist nichts eingefallen. Wir konnten den Angriff-/Abwehrwechsel in der zweiten Halbzeit nicht mehr machen und unsere Konterquote war 1:7. In der zweiten Halbzeit waren wir deutlich schlechter und man konnte den individuellen Klassenunterschied erkennen.

[gegenüber den KN:]
In der ersten Halbzeit haben wir wirklich am Limit gespielt, wir hätten auch noch ein, zwei Tore höher führen können. Nach der Pause haben die Kieler unsere Deckung gespielt, es war schockierend, dass uns dagegen nichts eingefallen ist.

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich bin glücklich, dass es besser lief als letztes Jahr. Zur Halbzeit dachte ich allerdings, dass es eine Wiederholung gibt. Wir haben gut angefangen, doch dann kam Balingen besser ins Spiel. Wir hatten Probleme mit der aggressiven Abwehr. Außerdem haben wir den Kreisläufer in der ersten Halbzeit nicht in den Griff bekommen und die Torwarte haben nichts gehalten.

In der zweiten Halbzeit haben wir abgeklärter gespielt. Unsere 3:2:1-Deckung hat funktioniert. Letztendlich haben wir besser gespielt und verdient gewonnen.

[auf die Frage nach der Meisterschaft:]
Fünf Punkte sind sehr viel. Hamburg präsentiert sich gut, aber wir machen es wie in den letzten Jahren und konzentrieren uns nur auf uns selbst. Es ist mit den Verletzten eine schwierige Saison, aber wir werden kämpfen.

[gegenüber den KN:]
In Balingen altere ich immer um zwei Jahre. Aber, es war wieder einmal klasse hier. Ich hatte zwischendurch das Gefühl, die Geschichte könnte sich für uns wiederholen. Deshalb bin ich sehr glücklich, dass es nicht passiert ist.

THW-Rückraumspieler Filip Jicha gegenüber Sport1:
In Balingen war es noch nie ein Zuckerschlecken, auch nicht in der heutigen zweiten Halbzeit. Wir wussten schon vorher ganz genau, was uns hier erwartet.

In der Halbzeit haben wir Klartext gesprochen, klar die Dinge angesprochen, die wichtig waren und die wir umsetzen mussten. Es war nicht laut, aber wir haben darüber gesprochen, dass alle mehr Biss zeigen müssen. Wir wollten dann in die zweite Halbzeit mit klarem und erhobenem Kopf gehen und unser Spiel spielen. Das ist uns dann auch gelungen. Ich bin sehr froh über die zwei Punkte, denn es war ein harter Fight.

[Frage: Haben Sie vorher über die Niederlage in der vergangenen Saison gesprochen?]
Nein, wir haben das nicht angesprochen, aber jeder wusste noch, wie schmerzhaft das war. Heute sind wir auch deswegen sehr glücklich über diese zwei Punkte. Wir haben großen Respekt vor dem HBW. Das ist eine Mannschaft, die Harmonie in sich hat, in einer engen Halle spielt, einem Hexenkessel. Da ist es sehr schwer gegen eine solch kämpferisch eingestellte Mannschaft. Da muss man erst einmal die Zweikämpfe gewinnen, das ist gar nicht so einfach.

THW-Torhüter Thierry Omeyer gegenüber den KN:
So eine Stimmung mag ich. Außerdem habe ich meine Quote verbessert. Als ich mein erstes Bundesliga-Tor geworfen habe, brauchte ich drei Versuche, diesmal nur zwei. Nach der Pause stand unsere Abwehr sehr gut, das war der Schlüssel.
THW-Spielmacher Aron Palmarsson gegenüber den KN:
Das war sehr hart heute, aber das war uns vorher klar. Zu Hause spielt Balingen eben so. Mit ihrer Aggressivität haben sie uns vor der Pause das Spiel aus der Hand genommen. Wir mussten 55 Minuten kämpfen, um diese beiden Punkte zu gewinnen.
HBW-Spielmacher Benjamin Herth gegenüber den KN:
Als die Kieler schließlich führten, haben sie das Spiel souverän beendet. In der zweiten Halbzeit waren einige Pfiffe der Schiedsrichter gegen uns. Aber vielleicht täuscht das auch, ich werde mir das Video ansehen.

22. Spieltag: 16.02.11, Mi., 20.15: HBW Balingen-Weilstetten - THW Kiel: 22:28 (13:11)

Logo HBW Balingen-Weilstetten:
Marinovic (40.-60., 2 Paraden), Ziemer (1.-40., 10/1 Paraden); König, Lobedank (2), Herth (7/3), Sauer (1), Wilke (3/1), Ettwein (1), Strobel (2), Mitkov, Bürkle (2), Boisedu (4), Ilitsch, Wessig; Trainer: Brack
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-25., 31.-60., 10/1 Paraden, 1 Tor), Palicka (25.-30. und zwei Siebenmeter, 1 Parade); Lundström (n.e.), Dragicevic (n.e.), Sprenger (3), Ahlm (6), Kubes, Reichmann (n.e.), Zeitz (3), Palmarsson (3), Ilic, Klein (4), Jicha (8/3), Fernandez; Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Colin Hartmann / Stefan Schneider
Zeitstrafen:
HBW: 3 (Lobedank (17.), Ettwein (26.), Ilitsch (36.));
THW: 4 (Palmarsson (22.), Zeitz (45.), Sprenger (52.), Klein (60.))
Siebenmeter:
HBW: 5/4 (Omeyer hält Herth (15.));
THW: 4/3 (Ziemer hält Ilic (4.))
Spielfilm:
1. Hz.: 2:0 (5.), 2:2, 3:2, 3:5 (12.), 4:5, 4:7 (15.), 6:7, 6:9, 7:9, 7:10 (20.), 12:10 (27.), 12:11, 13:11;
2. Hz.: 13:12, 14:12, 14:14 (34.), 15:14, 15:16, 16:16 (38.), 16:21 (47.), 17:21, 17:23, 18:23, 18:24 (53.), 19:24, 19:25, 20:25, 20:27, 21:27, 21:28, 22:28.
Zuschauer:
2239 (ausverkauft) (SparkassenArena, Balingen)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 17.02.2011:

Tempo und Taktik gegen Ringer

THW Kiel bog Halbzeit-Rückstand bei HBW Balingen noch in ein standesgemäßes 28:22 um
Balingen. Der THW Kiel bleibt dem HSV Hamburg auf den Fersen. In einem sehr harten Spiel setzte sich der Tabellenzweite gestern Abend bei HBW Balingen-Weilstetten mit 28:22 (11:13) durch.

Den ersten Sieg hatten die Kieler schon vor dem Anpfiff gefeiert. Den über den Winter. Auf der Schwäbischen Alb, 800 Kilometer von der Küste entfernt, ist in diesen Tagen die Sonne zu Hause. 14 Grad, keine Spur von Schnee. Der zweite Sieg, der über Balingen, fiel deutlich schwerer.

Das Team von Alfred Gislason begann mit der Berlin-Aufstellung. Aron Palmarsson als Regisseur, Filip Jicha daneben, Daniel Kubes, der sich mit Christian Zeitz abwechselte, als Abwehrchef. Bis zur 20. Minute sah es so aus, als würde die Schwaben das Schicksal mit den Berliner teilen, die am Sonntag sang- und klanglos in Kiel untergegangen (26:35) waren. Doch mit zunehmender Spieldauer verloren die "Zebras" den Faden, mühten sich neun endlose Minuten ab, um den starken Martin Ziemer im HBW-Tor zu bezwingen. Der 27-Jährige war in der Winterpause vom klammen Aufsteiger Ahlen-Hamm gekommen und erwischte eine starke halbe Stunde.

Die Kieler zerfaserten sich in der sehr aggressiven Deckung der Gastgeber, ärgerten sich über die schwachen Unparteiischen Colin Hartmann und Stefan Schneider. Dabei vergaßen sie das Wesentliche, das Spiel. Zudem fand Thierry Omeyer zunächst nicht zur gewohnten Form. Die Mannschaft von Rolf Brack witterte die Chance, wühlte sich mit großer Leidenschaft durch eine ratlose Kieler Deckung. Beeindruckend, wie die bulligen Wolfgang Strobel und Frank Ettwein, die zu Zeiten der Römer auch brauchbare Gladiatoren abgegeben hätten, mit purer Willenskraft die letzten drei HBW-Tore vor der Pause warfen. Vielleicht hatten Daniel Wessig & Co auch einfach nur Angst, Fehler zu machen, wurden sie doch mit einer Ansprache ihres Trainers abgestraft, die aus nur wenigen Zentimetern Entfernung unmissverständlich übermittelt wurde.

Sie nennen sich die "Gallier von der Alb", jene Comicfiguren, die sich vor jedem Besuch der Römer von Miraculix einen Zaubertrank mixen lassen. Gestern hatte der Druide eine Extraportion Adrenalin beigemischt. Zudem sprang der Funke auf das Publikum über, das vor dem Anpfiff einen sehr braven Eindruck gemacht hatte. Die 2400 Zuschauer in der ausverkauften Sparkassen-Arena wirkten nett, begrüßten die Kieler freundlich. Eine kleine Halle, viel Beton, ein Dach aus Wellblech, keine VIP-Logen - hier wurde am Morgen noch unbemerkt Schulsport betrieben. Doch mit dem ersten Tor ihrer Mannschaft steigerten sie sich in einen Rausch. Im Dezember 2009 hatte Balingen die Kieler mit 39:37 besiegt, zur Halbzeit schien es möglich, dass sich Wunder wiederholen.

Im zweiten Durchgang stellte der Rekordmeister die Deckung auf die 3:2:1-Variante um und entschied sich dafür, den Ringern wieder mit Tempo und Taktik zu begegnen. Außerdem hatten die Magdeburger Schiedsrichter wohl in der Pause das schlechte Gewissen gepackt. Sie sollten zum Entsetzen der Balinger Fans nun ihr Herz für "Zebras" entdecken.

Ausgerechnet der Ex-Kieler Wessig sollte nun zur tragischen Figur werden, als er gleich zweimal frei auf Omeyer zulief und am französischen Weltmeister scheiterte, der sich allmählich in eine Wand verwandelte. Der THW nutzte zwölf torlose Balinger Minuten, um mit 21:16 (48.) in Führung zu gehen und in der "Hölle Süd" seine Nerven zu beruhigen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 17.02.2011)


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