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13./14.02.2011 - Letzte Aktualisierung: 14.02.2011 Bundesliga

THW rückt nach grandiosem Sieg über Füchse auf Platz zwei vor

Bundesliga, 21. Spieltag: 13.02.2011, So., 17.30: THW Kiel - Füchse Berlin: 35:26 (16:13)
Update #2 KN-Spielbericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ...

Leidenschaft und Wille: Thierry Omeyer und der THW Kiel haben zum Angriff geblasen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Leidenschaft und Wille: Thierry Omeyer und der THW Kiel haben zum Angriff geblasen.
Der THW Kiel ist zurück - und wie: Im Spitzenspiel der TOYOTA Handball-Bundesliga deklassierte der deutsche Rekordmeister am frühen Sonntagabend die Füchse Berlin mit 35:26 (16:13). Damit überholten die Zebras die Füchse in der Tabelle und rückten auf Rang zwei vor. Den 10.250 Zuschauern in der wie immer ausverkauften Sparkassen-Arena boten die Zebras 60 Minuten Einsatzwillen und Leidenschaft. In der zweiten Hälfte spielten sich die Kieler phasenweise in einen Rausch, das Publikum dankte mit La Ola und minutenlangen stehenden Ovationen auch noch nach dem Schlusspfiff. Mann des Spiels war Christian Zeitz, der die ersten fünf Kieler Tore erzielte und insgesamt acht Mal einnetzte.
Spitzenspiel-Atmosphäre in der Sparkassen-Arena: Schon vor dem Anpfiff des Duells der beiden HSV-Verfolger war dieses gewisse Prickeln unter den Fans zu spüren. Und auch die Kieler Akteure zeigten von Beginn an, dass sie mit viel Willen und Kampf dieses wichtige Spiel bestreiten wollten: Nach dem Anpfiff des starken Schiedsrichtergespanns Methe/Methe war richtig Dampf unter dem Hallendach. Was im ZEBRA-Magazin allerdings als Zweikampf der Zebras mit den Füchsen angekündigt war, entwickelte sich in den ersten Minuten zu einem Duell Zeitz gegen den Rest der Welt.

Bärenstark: Christian Zeitz war der Mann des Spiels.
Klicken Sie zum Vergrößern! Bärenstark: Christian Zeitz war der Mann des Spiels.
Defensiv hatten die Kieler stark begonnen, im Angriff aber hakte es ein wenig. Zeitz war es, der die Initiative ergriff, und Silvio Heinevetter im Füchse-Tor ordentlich einen einschenkte: Aus dem rechten Rückraum zum 1:0, nach einem Alleingang aus dem linken Rückraum zum 2:1, mit einem Dreher zum 3:1, mit 95 km/h zum 4:2, nach Kubisztals Ausgleich mit einem 106-km/h-Geschoss aus der Hüfte zum 5:4. Zwischendurch hatte der gute Omeyer dem bisher erfolgreichsten Tor-Fuchs Ivan Nincevic einen Siebenmeter abgekauft. Zwölf Minuten und drei Sekunden dauerte es, bis sich mit Aron Palmarsson der erste Kieler nach Zeitz in die Torschützenliste eintragen konnte - das allerdings mit Wucht: Mit 110 Kilometern in der Stunde schlug der Ball hinter Heinevetter ein, der seine Farben aber ansonsten mit einigen starken Paraden im Spiel hielt. Nachdem Laen einen Tempogegenstoß zum 7:7 verwandelt hatte, war auch dem letzen Zuschauer in der Halle klar, dass dies kein einfaches Spiel für die Zebras werden würde.

Aron Palmarsson markierte vier wuchtige Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Aron Palmarsson markierte vier wuchtige Treffer.
Doch der THW machte konzentriert weiter, Sprenger schnappte sich eine Heinvetter-Parade und markierte die erneute Kieler Führung (17.), die Palmarsson mit einem Wurf "durch die Hosenträger" ausbaute und Filip Jicha in Unterzahl aus zehn Metern Entfernung auf drei Tore schraubte. Dann unterlief den Hauptstädtern in Überzahl ein technischer Fehler, Omeyer schickte mit einem aberwitzig-weiten Pass Henrik Lundström gen Füchse-Tor, der eiskalt zum 11:7 (21.) vollstreckte. Die Halle kochte, und Füchse-Coach Dagur Sigurdsson nahm die Auszeit. Er brachte Sven-Sören Christophersen für Alexander Petersson - eine Maßnahme, die sich rechnen sollte. Zwar musste auch Sigurdsson mitansehen, wie Lundström und Jicha den überlegenen THW mit fünf Toren in Führung brachten, dann schnappte aber Christophersen zu: Drei Tore erzielte er bis zur Pause, zwei Minuten vor dem Seitenwechsel brachte der Nationalspieler sein Team wieder auf zwei Tore heran. Doch der sichere Siebenmeterschütze Ilic konnte noch das 16:13 erzielen, und beinahe hätte Zeitz noch die Vier-Tore-Führung erzielt: Nach seinem Steal zielte er allerdings zu hoch. Es blieb beim 16:13.

Marcus Ahlm hatte einen schweren Stand.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm hatte einen schweren Stand.
Die zweite Hälfte begann wie die erste: Zeitz düpierte Heinevetter mit einem Hüftgeschoss. In der Abwehr setzte Gislason fortan auf die offensivere Variante, Daniel Kubes blieb draußen, während Dominik Klein die Wege des rechten Berliner Rückraums einengen sollte. Dafür traf Christophersen weiter, er machte bei angezeigtem Zeitspiel das 15:18, dem wenig später das 16:18 durch einen Tempogegenstoß von Nincevic folgte. Doch der THW ließ sich in der nun gewaltig an Geschwindigkeit aufnehmenden Partie nicht aus der Ruhe bringen: Sprenger drehte den Ball zur erneuten Drei-Tore-Führung ins Netz, die bis zur 41. Minute bestand hatte. Dann versenkte Palmarsson einen Schnelle Mitte mit 102 km/h, dann bediente Zeitz den ansonsten gut bewachten Marcus Ahlm zum 23:18. Und hätte Sprenger in dieser Phase einen 100-Prozenter im Tor untergebracht, das Spitzenspiel wäre für die Füchse gelaufen gewesen. So dauerte es noch ein paar Minuten, bis der THW endgültig auf die Siegerstraße einbiegen konnte - und wie!

Ausgelassener Jubel: Dominik Klein erzielte vier Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Ausgelassener Jubel: Dominik Klein erzielte vier Tore.
Nach Richwiens 21:25-Anschluss (46.) folgte ein Tempo-Gewitter, von dem sich die Füchse nicht wieder erholen sollten: Erst versenkte Zeitz einen Ball zum 26:21, dann hechtete Zeitz in die Schnelle Mitte der Berliner und schickte Klein zum 27:21, der nach einer Omeyer-Parade kurz darauf wieder in Richtung Berliner Tor geschickt wurde - und traf. Drei Tore in weniger als einer Minute - der Wahnsinn riss die Fans von den Sitzen. Sigurdsson warf die Grüne Karte, doch für die Füchse war es zu spät. Der THW spielte nun wie im Rausch, Fernandez stahl sich den Ball, schickte Klein, der per Heber zum 29:21 traf. Jicha wuchtete den Ball aus dem Stand ins Tor, und versenkte kurz darauf einen Tempogegenstoß sicher - 31:21 (49.). Sechs Tore in vier Minuten verwandelten die Sparkassen-Arena endgültig in ein Tollhaus.

Fieberte mit seinen Jungs: Trainer Alfred Gislason.
Klicken Sie zum Vergrößern! Fieberte mit seinen Jungs: Trainer Alfred Gislason.
Gislason nutzte die hohe Führung, um zu rotieren. Palicka ging ins Tor, am Kreis tauschte Milutin Dragicevic den Platz mit Ahlm - La Ola kreiste trotz der drei Berliner Treffer in Folge. Doch zur richtigen Ergebniskosmetik sollte es nicht mehr reichen: Dragicevic, der an den Kreis eingelaufene Fernandez und noch einmal Dragicevic nach einem Traum-Pass von Jicha sorgten für das 34:26, für den Schlusspunkt hatten die Zebras sich aber noch eine besondere Einlage aufgehoben: Klein und Tobias Reichmann beendeten die tolle Partie mit dem "Flying-Gegenstoß-Kempa" zum 35:26.

Minutenlang feierten die Kieler Fans ihre Spieler nach dem Schlusspfiff noch mit stehenden Ovationen. Ihnen und den Zebras hatte diese Partie sichtlich Spaß gemacht, und das Zeichen an die Konkurrenz war deutlich: Der THW Kiel ist bereit! Am kommenden Mittwoch müssen die Kieler den Schwung aus dem Füchse-Spiel in Balingen-Weilstetten nutzen - ab sofort geht es für die Zebras im Drei-Tage-Takt um Punkte.

(Christian Robohm)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie bitte auch den ausführlichen KN-Spielbericht.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich denke, dass unsere Abwehr in der zweiten Halbzeit deutlich besser wurde. Wir haben zwar auch in der ersten Halbzeit phasenweise gut gedeckt, nur hatten wir dort auch mehrere Aussetzer, die für meinen Geschmack zu zu leichten Toren führten. Wir hatten uns vorgenommen, beim Gegenstoß mit viel Druck nach vorne zu arbeiten. Das ist uns gelungen. Im Angriff lief der Ball sehr flüssig. Es ist schon lange her, dass wir so gut gespielt haben im Angriff.

Wir haben nur deshalb gewonnen, weil wir heute eines unserer besseren Spiele gezeigt haben. Es war eine sehr gute Mannschaftsleistung, was auch nötig ist, weil Berlin eine sehr starke Mannschaft geworden ist über die Jahre. Besonders in dieser Saison spielen sie einen sehr guten Handball und waren verdient bis jetzt Tabellenzweiter. Und wenn wir nicht aufpassen, können sie sehr schnell wieder Zweiter werden. Von daher bin ich sehr glücklich, dass wir - auch in dieser Höhe - gewonnen haben und im Großen und Ganzen zufrieden mit unserer Mannschaft. Ein Riesenkompliment an die Mannschaft, auch wie sie gekämpft und sich bewegt hat. Es war ein schönes Spiel.

[auf die Frage, ob das Spiel ein Signal Richtung Hamburg war:]
Wir müssen unserer Linie treu bleiben und uns einfach sehr gut auf das nächste Spiel konzentrieren. Wir schauen nur auf uns, was wir falsch machen und wie wir es besser machen können. Wir schauen nicht mit einem Auge nach Hamburg, das kostet zu viel Kraft und lenkt ab. Sollte Hamburg einige Spiele verlieren, wären wir sicherlich nicht traurig. Aber wir müssen unsere Aufgaben machen und schauen dann Anfang Juni, wo wir stehen.

gegenüber den KN:
Wir wollten in der Deckung viel Druck machen, um in den Gegenstoß gehen zu können, das hat gut geklappt. Aber auch im Angriff lief es prima, so, wie schon lange nicht mehr.

Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson:
Glückwunsch an Kiel, sie haben verdient gewonnen. Es war bis Mitte der zweiten Halbzeit ein spannendes Spiel. Wir hatten die Chance, bei einem Gegenstoß einen "Big Point" zu machen und auf zwei Tore zu verkürzen. Das haben wir verpasst, und gleich im Gegenzug waren es dann vier Tore. Es folgten viele einfache Fehler, wodurch Kiel wegzog. Spielerisch waren wir heute nicht so schlecht drauf, aber trotzdem gehen wir hier mit minus neun raus. Die Ergebnisse lügen nicht, in dem Fall bin ich nicht so zufrieden. Aber mit dem Einsatz und unserem Spiel bin ich nicht unzufrieden. Wir hätten mehr über die rechte Seite bringen müssen, die linke Seite war sehr gut. Baba Jaszka musste früh raus, da hatten wir dann ein bisschen die Linie verloren. Aber insgesamt war das okay, und jetzt müssen wir uns auf unseren nächsten Gegner konzentrieren.

[zur eigenen Chance auf die Champions-League-Qualifikation:]
Wir wählen eine ähnliche Linie wie Kiel und schauen auch von Spiel zu Spiel. Es wird eine schwierige Rückrunde für uns, nachdem durch die gute Hinrunde die Erwartungen erhöht wurden. Aber wenn wir unserer Linie treu bleiben, werden wir zu Hause schwer zu schlagen sein und auswärts auch einige Punkte holen. Wo wir dann im Juni stehen, weiß ich auch nicht. Es kann viel passieren, denn wir spielen viel mit den gleichen Spielern. Wenn wir Glück haben, kommen wir durch, aber es kann sich auch schnell ändern.

THW-Geschäftsführer Uli Derad:
Es war ein echtes Spitzenspiel, und man konnte sehen, warum Berlin bis jetzt auf dem zweiten Platz stand. Unsere Jungs haben das heute mit sehr viel Emotion sensationell gut gelöst. Das macht uns allen natürlich viel Spaß.
THW-Rückraumspieler Christian Zeitz:
Wir waren vor dem Spiel etwas nervös und verunsichert und wollten das Hinspiel vergessen machen. Daher haben wir voll Gas gegeben, auch im Hinblick auf das kommende Pokalspiel gegen die Füchse, und alles gegeben.

[Zur WM-Pause]
Wir haben uns gut vorbereitet in der WM-Pause und gut trainiert. Es macht wieder Spaß, Handball zu spielen. Von daher bin ich froh, nicht bei der WM dabeigewesen zu sein.

gegenüber den KN:
Wenn wir noch oben in der Tabelle angreifen wollen, war dieser Sieg heute sehr wichtig. Wir werden den HSV weiter jagen, man darf nie aufgeben.

Füchse-Manager Bob Hanning:
Wenn der THW mit solch einer Dominanz auftritt, dann macht mir selbst das Zuschauen Spaß. Sie waren heute frisch und haben viele Situationen geschaffen mit einem in der ersten Halbzeit überragenden Christian Zeitz. Das war der THW Kiel, wie man ihn auch zu absolut guten Zeiten gesehen hat. Unsere rechte Seite war heute von der Qualität auch nicht so gut.

Ohne dass wir jammern wollen: Jaszka und Petersson merkt man die WM einfach an, und die müssen bei uns eben auch immer 60 Minuten ran. Das ist dann natürlich ein Kräfteverschleiß, den wir auf diesem Niveau nicht hinbekommen.

Das Ergebnis ist in der Höhe in Ordnung, und es hat mir Spaß gemacht zu sehen, wie sich die Kieler gefreut haben, wenn sie Tore gegen uns erzielten. Das war mal anders, da war es selbstverständlich, dass man gegen die Füchse Berlin leicht gewinnt. Ich entsinne mich noch an ein Spiel in der O2-World, bei dem ich zu Alfred rüber geguckt und gesagt hatte: "Jetzt beende dieses Thema bitte! Es wird immer peinlicher." Zwei oder drei Jahre später freuen sie sich, wenn sie gegen uns Tore werfen. Von daher sind wir auf einem guten Weg.

Füchse-Rückraumspieler Sven-Sören Christophersen Petersson gegenüber den KN:
Leider haben wir ab der 40. Minute unser Konzept aus den Augen verloren, haben uns zu Fehlern provozieren lassen und sind im Kieler Angriffswirbel untergegangen. Man weiß das vorher, dass es passieren kann, will es unbedingt verhindern, aber dann brechen einem zehn schlechte Minuten das Genick.
THW-Torhüter Thierry Omeyer gegenüber den KN:
Wir haben uns so stark ins das Spiel reingehängt, weil dieser Sieg so wichtig war. Die Berliner sind wirklich gut geworden, sie haben lange Zeit mitgehalten, dann haben wir sie aber mit unseren Gegenstößen erwischt.

21. Spieltag: 13.02.11, So., 17.30: THW Kiel - Füchse Berlin: 35:26 (16:13)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-51., 11 Paraden), Palicka (51.-60., 3 Paraden); Lundström (2), Dragicevic (2), Sprenger (3), Ahlm (1), Kubes, Reichmann (1), Zeitz (8), Palmarsson (4), Ilic (4/3), Klein (4), Jicha (4), Fernandez (2); Trainer: Gislason
Logo Füchse Berlin:
Heinevetter (1.-48., 12 Paraden), Stochl (48.-60., 2 Paraden); Löffler (1), Laen (3), Spoljaric (1), Kubisztal (5/1), Richwien (3), Wilczynski (1), Bult (1/1), Sellin, Jaszka (1), Nincevic (1), Petersson (3), Christophersen (6); Trainer: Sigurdsson
Schiedsrichter:
Bernd Methe / Reiner Methe (Vellmar)
Zeitstrafen:
THW: 1 (Kubes (19.));
Füchse: 1 (Christophersen (42.))
Siebenmeter:
THW: 3/3;
Füchse: 3/2 (Omeyer hält Nincevic (8.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 3:1 (5.), 4:2, 4:4 (10.), 6:4 (12.), 7:5, 7:7 (16.), 11:7 (21.), 12:8, 13:9 (24.), 15:10 (25.), 15:13 (28.), 16:13;
2. Hz.: 17:13, 18:14 (32.), 18:16 (36.), 19:17 (38.), 21:17 (40.), 22:18, 23:19, 24:20 (45.), 25:21 (46.), 31:21 (50.), 31:24 (54.), 33:24, 33:26 (58.), 35:26.
Zuschauer:
10.250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 14.02.2011:

Ahlm: "Heute hat es richtig Spaß gemacht"

THW-Kapitän lobte nach 35:26-Sieg gegen Berlin die Schiedsrichter-Brüder Methe/Methe - Zeitz als Füchse-Schreck
Kiel. Handballmeister THW Kiel ist wieder Zweiter in der Bundesliga, gewann gestern Abend eine mitreißende Partie gegen seinen direkten Konkurrenten Füchse Berlin mit 35:26 (16:13) Toren. Dabei erlebten die 10 250 Zuschauer in der ausverkauften Sparkassen- Arena ein Topspiel, das diesen Namen verdient hatte. Beide Mannschaften kratzten an ihren Leistungsgrenzen, Berlin hielt das Duell bis zur 45. Minute fast auf Augenhöhe, musste sich dann aber den am Ende wie entfesselt aufspielenden "Zebras" verdient geschlagen geben.

Die enorm aggressive, dabei fair zu Werke gehende Kieler Abwehr, die aus den Ballgewinnen resolut verwandelten Gegenstöße und das zumeist konzentrierte THW-Positionsspiel entschieden das Spitzenspiel, in dem von Beginn an Feuer unter dem Dach war. Dabei war Berlin keine neun Tore schlechter, machte in der entscheidenden Phase unter Druck aber jene Fehler, die den THW-Express unter Dampf setzten. "Das hat richtig Spaß gemacht, wir wollten nicht nur die Niederlage aus dem Hinspiel wettmachen, sondern uns vor allem für die schlechte Leistung in Berlin rehabilitieren. Das ist vollauf gelungen", sagte Kiels Welthandballer Filip Jicha, der erkältet ins Spiel gegangen war und noch Minuten nach der Partie nach Luft rang.

Bereits Minuten vor dem Abpfiff bedankte sich die Arena mit stehenden Ovationen für diesen erlebnisreichen Handballabend. "Toll, diese Unterstützung", zog Kapitän Marcus Ahlm den Hut, "das Zusammenspiel zwischen Mannschaft und Publikum stimmte von der ersten Minute an, das hat uns sehr geholfen." In den Freudentaumel beim Sieg über den Tabellennachbarn stimmte auch THW-Trainer Alfred Gislason verzückt ein. Einige seiner Leute hätten überragend gespielt, betonte Kiels isländischer Coach, "viele andere auch sehr gut. Das hat dann insgesamt zu einer sehr ordentlichen Mannschaftsleistung geführt." Gegen diese starken Berliner, so Gislason, sei das allerdings auch notwendig gewesen.

Überragende Leistungen lieferten Christian Zeitz, Dominik Klein und auch Youngster Aron Palmarsson ab. Linkshänder Zeitz erwischte einen großartigen Start, erzielte die ersten fünf Kieler Tore im Alleingang und trug mit dazu bei, dass der Funken vom Spielfeld sofort aufs Publikum übersprang. Der 20-jährige Aron Palmarsson stand in der Startaufstellung, belohnte das Vertrauen seines Trainers mit vorzüglicher Regieführung und garnierte seinen Auftritt mit vier großartigen Toren, teils mit Wucht, teils mit Schlitzohrigkeit.

Der THW lag von Beginn an vorn, doch selbst von Fünf-Tore-Führungen ließen sich die Hauptstädter nicht aus dem Rhythmus bringen, kämpften sich mit ebenfalls fest zupackender Deckung und dank der Tore von Sven-Sören Christophersen (6) sowie Michal Kubisztal stets heran. Seit dem sechsten Spieltag behaupten die Füchse Rang zwei in der Tabelle, sind aus dem grauen Mittelfeld der Liga zu einer anerkannten Größe gewachsen. Das Selbstvertrauen, das die Mannschaft um ihren starken dänischen Kapitän Torsten Laen auf dem Weg zur Spitze angesammelt hat, ist spürbar, half ihr auch gestern aus schwierigen Situationen heraus. Allerdings nur bis zur 50. Minute. Zum Bruch im Füchse-Spiel kam es, weil die ständig nach vorn attackierende THW-Abwehr nicht locker ließ, die Rückraumreihe um Jaszka, Petersson, Kubisztal und Christophersen zu Fehlern zwang. Kiels Schlüsselfiguren in dieser Phase waren Zeitz und Klein. Überragend, der "Ballklau" von Zeitz in Höhe der Mittellinie, nachdem er selbst zuvor das 26:21 erzielt hatte. Er bediente Klein, und der National-Linksaußen blieb in dieser Szene genauso eiskalt wie bei zwei folgenden Tempogegenstößen. Innerhalb von vier Minuten zog der THW vom 25:21 auf 31:21 davon - die Vorentscheidung war gefallen, Kiels Handball-Arena in ausgelassener Feierstimmung.

Lob gab` s gestern sogar für zwei Beteiligte, die in Kiel traditionell mit Pfiffen empfangen werden: Die Schiedsrichter-Zwillinge Bernd und Reiner Methe. "Eine prima Leistung", bescheinigte Ahlm dem Paar aus Vellmar, "sie haben das Spiel laufen und uns kämpfen lassen. Heute hat das hat richtig Spaß gemacht."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 14.02.2011)


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