Ohne größere Probleme hat der THW Kiel das 
Viertelfinale im DHB-Pokal
erreicht. Am Mittwochabend siegten die "Zebras" im Nordderby
beim VfL Bad Schwartau mit 35:26 (19:10). Beste Kieler in 
der mit rund 2.400 Zuschauern ausverkauften Lübecker Hansehalle 
waren der achtfache Torschütze 
Momir Ilic
und Torhüter 
Andreas Palicka, der insgesamt
21 Würfe entschärfen konnte.
 
In der restlos ausverkauften Hansehalle musste THW-Trainer 
Alfred Gislason auf 
Filip Jicha
verzichten, der aufgrund einer Verletzung aus dem 
Melsungen-Spiel 
pausieren musste und auf der Bank als Statistiker Platz nahm. 
Dafür standen mit 
Aron Palmarsson und 
Patrick Wiencek
aber zwei Spieler im Kader, die zuletzt wegen Adduktorenproblemen passen mussten.
THW von Beginn an hellwach
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|  Ausverkauft: Die Lübecker Hansehalle bot einen stimmungsvollen Rahmen für die
Achtelfinal-Partie. ©
THW | 
Die ersten Minuten in der Hansehalle gehörten dem linken 
Kieler Rückraumspieler 
Momir Ilic und Mittelmann 
Daniel Narcisse: Aus einer gut gestaffelten
Abwehr heraus machten die Kieler vor allem mit diesen beiden 
Akteuren von Beginn an klar, dass sie es gar nicht erst zu 
spannend werden lassen wollten. Nachdem Jan Schult 
zum 2:2 ausgeglichen hatte, zog der THW das Tempo an: 
Narcisse traf nach Schneller Mitte, der starke 
Ilic vollendete einen Siebenmeter, ehe 
Palicka gegen Schult parierte und 
Narcisse auf die Reise zum 5:2 schickte (5.). 
Weil der beim Wurf ungeahndet gefoult wurde, kassierte 
Thierry Omeyer auf der Bank die Gelbe Karte wegen 
Meckerns - doch das war der Aufregung beinahe schon genug, denn der
THW drückte der Partie weiter seinen Stempel auf.
Auszeit stoppt THW-Lauf nicht
Als 
Narcisse sich dann in der Abwehr den Ball schnappte 
und mit seinem dritten Treffer zum 6:2 traf, durften auch die
Gastgeber wieder ein Erfolgserlebnis feiern: Tretow netzte
von Außen ein, insgesamt war den Schwartauern aber der 
große Respekt gegen den Rekord-Pokalsieger anzumerken. 
Wohl auch deshalb zog VfL-Trainer Torge Greve nach einem 
weiteren 
Narcisse-Gegenstoß zum 8:3 den grünen 
Karton und brachte den erfahrenen Ex-Kieler 
Adrian Wagner
im Rückraum. Der führte sich gut ein und traf gleich zwei Mal. 
Doch den Lauf des THW konnte auch er nicht stoppen.
Palicka mit starker Leistung
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|  Aron Palmarsson spielte erstmals seit seiner
Adduktoren-Zerrung wieder für die "Zebras". ©
THW | 
Vor allem, weil 
Andreas Palicka
eine ganz starke Leistung zeigte. 13 Paraden verbuchte
der Schwede im ersten Durchgang, insgesamt hielt 
Palicka
21 Bälle fest. Nach 19 Minuten, inzwischen hatte 
Aron Palmarsson
sein Comeback im Angriff gegeben, schickte 
Palicka 
Dominik Klein zum Gegenstoß, und der Linksaußen
vollendete zum 12:5. Als 
Christian Sprenger
in der 20. Spielminute seinen zweiten Treffer erzielte, war
das Nordderby beim Stand von 13:5 für den THW schon fast
entschieden. Die Gastgeber verkürzten zwar noch einmal auf einen Sechs-Tore-Rückstand,
doch bis zum Wechsel sorgte der THW für die Vorentscheidung: 
Ilic, 
Klein nach einem 
Zeitz'-Steal, 
Zeitz
nach feiner Eins-gegen-Einsa-Aktion und der für 
Ahlm
gekommene 
Rene Toft Hansen
nach artistischer Fang-Aktion schraubten den Vorsprung auf 18:9, dem 
Ilic
nach dem 10:18 durch den einzigen Treffer von Marcel Schliedermann per
Rückraum-Kempa den 19:10-Halbzeitstand folgen ließ.
Kieler verschlafen Neustart
Zu Beginn der zweiten Hälfte wechselte 
Gislason
durch, ersetzte unter anderem die beiden Außen und 
Christian Zeitz
durch 
Marco Vujin. Doch den Start in diese zweiten 30 Minuten 
verschliefen die "Zebras" völlig: Stockfehler im Angriff und eine nicht zupackende 
Abwehr brachten die Halle zum Kochen, weil die Gastgeber die Kieler 
Fehler gnadenlos ausnutzten. Mit 4:1 gewannen sie die ersten 
fünf Minuten der zweiten Halbzeit, nach dem 14:20 durch den sechsfachen 
Torschützen Matthias Hinrichsen, der alle Tore nach dem Wechsel 
erzielte, zog 
Gislason die Notbremse: Die Grüne Karte
ließ den Lärmpegel auf den Rängen noch einmal ansteigen, und der 
Kieler Trainer tat seinen Mannen unmissverständlich seinen Unmut kund. 
Schnell wieder gefangen
Doch zunächst verfehlte die Auszeit ihre Wirkung: 
Gujon Valur Sigurdsson
verlor den Ball, und Hansen markierte im Gegenstoß das 15:20. 
Die "VfL"-Rufe schienen die "Zebras" aber aufzuwecken: 
Immerhin minimierten sie ihre Fehlerquote und ließen die Gastgeber
nicht in Schlagdistanz kommen. Als 
Gislason dann 
Ahlm und 
Zeitz
wieder einwechselte und 
Palicka zu seiner Form der 
ersten Hälfte zurückfand, war die Partie entgültig entschieden: 
Zeitz drosch VfL-Keeper Mahncke zum 27:19 mit ins 
Tor (44.), 
Niclas Ekberg
fing einen Pass auf Außen ab, und der Ball gelangte über 
Ilic zu 
Ahlm, der zum 28:19 vollstreckte (47.) - die 
Wiederherstellung des Pausenabstands beruhigte. Der THW brachte 
den Vorsprung nun locker über die Zeit. 
Stehende Ovationen für beide Teams
Die Gastgeber und der THW wurden von ihren Fans indes mit stehenden Ovationen
verabschiedet - und Tretow gelang in der Schlusssekunde per
Kempa-Trick noch das schönste Tor des Spiels. 
Zu diesem Zeitpunkt konzentrierten sich die Kieler bereits 
auf ihre nächste Aufgabe: Am kommenden Sonntag gehen s
ie beim Tabellendritten HSG Wetzlar auf Punktejagd:
Das Spitzenspiel der DKB Handball-Bundesliga wird für Handball-Fans 
allerdings nicht im Fernsehen, sondern ausschließlich unter 
www.kiel-liveticker.de
zu verfolgen sein.
Auslosung am kommenden Dienstag
Das Viertelfinale des DHB-Pokals wird hauptsächlich am 6. Februar 2013 gespielt.
Die Auslosung findet am kommenden Dienstag, dem 18. Dezember, um 19.50 Uhr vor
dem DKB Handball-Bundesliga-Spiel zwischen dem TuS N-Lübbecke und der SG Flensburg-Handewitt statt.
Sport1 überträgt die Auslosung ab 19.45 Uhr live und kostenlos im Fernsehen.
Für die letzte Runde vor dem "Lufthansa Final4" in der Hamburger o2-World 
haben sich weitere Spitzenclubs qualifiziert. Die Rhein-Neckar Löwen 
retteten sich nach zwischenzeitlichem Sechs-Tore-Rückstand gegen den SC 
Magdeburg noch in die Verlängerung und setzten sich schließlich mit
34:33 durch. Auch der HSV Hamburg musste bis in die Schlussminute 
zittern, ehe man mit einem blauen Auge und einem 30:29-Erfolg beim
Zweitligisten TV Emsdetten davon kam. Weniger Probleme hatten die
SG Flensburg-Handewitt (35:19 bei der HSG Nordhorn-Lingen) und die
TSV Hannover-Burgdorf (34:17 bei der SB BBM Bietigheim). 
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Lesen Sie auch den ausführlichen KN-Spielbericht.
 
Ich bin natürlich froh, dass wir die nächste Runde erreicht haben. 
Wir haben momentan Probleme mit einer Reihe von angeschlagenen Spielern, 
und wir wussten nicht zuletzt nach dem Wetzlar-Sieg, was Schwartau 
leisten kann. Deswegen waren wir gewarnt und haben unsere Sache 
einigermaßen gut gemacht. Einen Wunschgegner für das Viertelfinale
haben wir nicht - aber Melsungen wäre ganz schön (er lacht).
Schwartaus Trainer Torge Greve:
Es war natürlich ein verdienter Sieg für den THW Kiel. Wir haben 
in der ersten Halbzeit zuviel Respekt gezeigt. Schade war zudem,
dass wir einige hundertprozentige Chancen nicht nutzen konnten.
Nach dem Wechsel haben meine Jungs dann ihr Herz in beide 
Hände genommen und auch in der Abwehr richtig zugepackt.
Unser Ziel war es, uns hier und heute gut zu verkaufen. 
Das haben wir geschafft.
 
 VfL Bad Schwartau: VfL Bad Schwartau:
- 
  Mahncke (13.-52., 3 Paraden),
  Panzer (1.-13., 52.-60., 3 Paraden);
  Hansen (1),
  Podpolinski (3),
  Wagner (3/1),
  Hinrichsen (6/1),
  Waschul (1),
  Schult (5),
  Tretow (2),
  Kretschmer,
  Dombrowski (1),
  Schliedermann (1),
  Quade (3);
  Trainer: Greve
 THW Kiel: THW Kiel:
- 
   Omeyer (n.e.),
   Palicka (1.-60., 21 Paraden);
   Toft Hansen (2),
   Sigurdsson (2),
   Sprenger (2),
   Ahlm (2),
   Wiencek (2),
   Ekberg (3),
   Zeitz (4),
   Palmarsson (1),
   Narcisse (6),
   Ilic (8/3),
   Klein (2),
   Vujin (1);
 Trainer: Gislason
 
- Schiedsrichter:
- 
Matthias Brauer / Kay Holm
  
- Zeitstrafen:
- 
 Schwartau: 2 (Dombrowski (7.), Quade (16.));
 THW: 0
- Siebenmeter:
- 
 Schwartau: 3/2 (Hinrichsen an die Latte (39.));
 THW: 3/3
- Spielfilm:
- 
  1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2, 2:2 (3.), 2:6 (9.), 3:6, 3:9 (13.),
  4:9, 4:10, 5:10, 5:13 (20.), 7:13, 7:14, 8:14, 8:16, 9:16,
  9:18 (27.), 10:18, 10:19;
 2. Hz.: 13:19, 13:20, 15:20 (35.), 15:21, 16:21, 
  16:22, 17:22, 17:24 (40.), 18:24, 18:25, 19:25,
  19:28 (47.), 20:28, 20:29, 21:29, 21:30, 22:30,
  22:33 (54.), 23:33, 23:34, 24:34, 24:35, 26:35.
- Zuschauer:
- 
 2.384 (ausverkauft) (Hansehalle, Lübeck)
- Spielgrafik:
- 
    
 
 
Aus den Kieler Nachrichten vom 13.12.2012:
Spaziergang durch die "Hanse-Hölle"
Souveräner THW-Pokalsieg in Schwartau
Lübeck. Drei Tage nach der 25:29-Heimniederlage
gegen die MT Melsungen klebten sich die "Zebras"
Pflaster auf ihre Wunden. Im Pokal-Achtelfinale setzte
sich Handballmeister THW Kiel gestern Abend
gelassen mit 36:25 (19:10) beim Zweitligisten VfL Bad
Schwartau durch und wartet nun auf den nächsten
Gegner, der am 18. Dezember (19.50 Uhr/Sport1) ausgelost
wird.
Das einseitige Treiben in der mit 2500 Zuschauern ausverkauften
Hansehalle in Lübeck war nach zehn Minuten entschieden.
Die Kieler führten zu diesem Zeitpunkt bereits
mit 8:3 gegen einen Gastgeber, dem es lange am Mut fehlte,
sich den Idolen in den Weg zu stellen. Mit einer offensiven
Deckung wollte VfL-Trainer Torge Greve dem Titelverteidiger
begegnen, ein Experiment, das er schnell wieder
einstellte. Die Lücken waren zu groß, vor allem für Momir Ilic
und Daniel Narcisse wurden
mit Hingabe rote Teppiche ausgerollt. Die beiden
Rechtshänder warfen die ersten sechs Tore und sorgten schnell für Ruhe auf den Rängen
der niedlichen Arena, die im Volksmund "Hanse-Hölle"
heißt. "Wir wollten besser spielen als zuletzt", sagte
Linksaußen Dominik Klein. "Das ist uns gelungen, wir
waren sehr konzentriert." Ähnlich sah es sein Kollege
"Goggi" Sigurdsson ("wir
hatten von Beginn an alles im Griff").
Wer in der Hansehalle in der ersten Reihe saß, konnte mit
Klein und Sigurdsson abklatschen.
Die Ruhe hatte aber auch hausgemachte Gründe:
Normalerweise wird den Schwartauern von sechs Trommlern eingeheizt, die mit
ihren geräumigen Instrumenten sechs weitere Plätze belegen.
Zwölf Tickets, die Geschäftsführer Christian Fitzek
lieber an die Fans verkaufte. So waren über weite Strecken
nur die einigen hundert Kieler Fans zu hören, die in
der 20. Minute auch Aron Palmarsson
begrüßen durften. Der Isländer gab nach seiner Adduktorenzerrung sein
Comeback. Patrick Wiencek,
der sich eine ähnliche Verletzung zugezogen hatte, folgte ihm in
der 50. Minute.
Auf der Bank saß dagegen Filip Jicha, der die 
Melsungen-Niederlage mit einer
schmerzhaften Schulterverletzung bezahlt hatte. Doch
die Kraft reichte, um den Stift zu halten und die Statistik zu
pflegen.
Vor allem hinter dem Namen von Andreas Palicka
musste Jicha zahlreiche Striche
machen. Der Schwede parierte bereits vor der Pause zwölf Bälle und legte
das Fundament für die schnelle Entscheidung. Dem VfL passte auch die offensive Deckung
der Kieler gar nicht, zudem hatten einige ihre Nerven
nicht im Griff und leisteten sich Fehler am Fließband.
Eine rühmliche Ausnahme bildete der mittlerweile 34-jährige 
Adrian Wagner. Der
gelernte Linksaußen, einst auch in Diensten des THW, half im Rückraum aus und
warf drei Tore. "Wenn Kiel aufs Gaspedal tritt, bleibt uns
nur die Verfolgerrolle", sagte Wagner. "Aber es war ein
schönes Gefühl, mal wieder in einer ausverkauften Halle zu
spielen."
Erst nach der Pause wachte der VfL auf, legte einen 5:1-Lauf hin, der THW-Trainer
Alfred Gislason dazu zwang,
eine schnelle Auszeit zu nehmen, um einen Dammbruch zu verhindern. "Das war eine
Bestätigung für meine Mannschaft", freute sich Greve.
"Nach der Pause haben wir in der Abwehr aber auch endlich
Kontakt zum Gegner bekommen." Es war offensichtlich, dass die Hausherren das Zittern
in der Kabine gelassen hatten, entsprechend besser
stand die offensive Deckung, die ihre Wirkung nicht verfehlte.
So kamen bis zum Abpfiff auch die VfL-Fans noch auf ihre Kosten. Ohne
Trommler. Aber auch ohne Aussicht auf eine Sensation.
"Am Sieger hatte schon vor dem Anpfiff kein Zweifel bestanden",
sagte Greve, der sich über das letzte und schönste Tor freuen durfte:
Per Kempa von Dennis Tretow. Und auch Gislason hatte
wieder gute Laune: "Viertelfinale? Melsungen wäre ganz
schön." Der Wunsch könnte in Erfüllung gehen. Melsungen
ist durch den 27:23-Sieg über Balingen im Lostopf.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 13.12.2012)