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18./19.09.2013 - Letzte Aktualisierung: 19.09.2013 Bundesliga

Erneuter Handballkrimi mit Happy-End: THW besiegt Wetzlar

Bundesliga, 6. Spieltag: 18.09.2013, Mi., 20.15: THW Kiel - HSG Wetzlar: 26:25 (11:14)
Update #3 PK-Video, Highlights-Video, KN-Bericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ...

Filip Jicha ballt nach seinem Siegtreffer die Fäuste.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha ballt nach seinem Siegtreffer die Fäuste.
Die Heimspiele des THW Kiel sind derzeit nichts für schwache Nerven! Eine Woche nach der dramatischen Aufholjagd gegen den VfL Gummersbach ließen die "Zebras" am Mittwochabend gegen die HSG Wetzlar einen weiteren Handballkrimi folgen. Vor 10.285 Zuschauern in der Sparkassen-Arena lagen die Kieler in der 28. Spielminute mit 9:14 zurück. Dann stabilisierte sich die Deckung des Rekordmeisters, hinter der sich Torhüter Johan Sjöstrand zur Galaform aufschwang und damit den Weg zur zwischenzeitlichen 19:15-Führung für den THW ebnete. Doch es wurde zum Ende hin wieder dramatisch: Tobias Hahn erzielte 23 Sekunden vor dem Schlusspfiff den Ausgleich, Filip Jicha aber behielt die Nerven und sorgte mit seinem achten Treffer für das 26:25 (11:14) und ein schwarz-weißes Happy-End.
Ivano Balic führte von Beginn an Regie bei der HSG Wetzlar.
Klicken Sie zum Vergrößern! Ivano Balic führte von Beginn an Regie bei der HSG Wetzlar.
Viermal bislang war Superstar Ivano Balic in Kiel zu Gast: 1998 verlor der Kroate als 18-jähriges Talent mit RK Split mit 26:29 gegen den THW, und auch mit Portland San Antonio (2007) und RK Zagreb (2009 und 2012) zog der zweimalige Welthandballer in der Sparkassen-Arena jeweils den Kürzeren. Dass es nun ausgerechnet mit der HSG Wetzlar beinahe gereicht hätte, das hätte sich Balic wohl selbst nicht träumen lassen. Denn die Mittelhessen durchleben derzeit eine unvergleichliche Verletzungsmisere, und auch gegen den THW Kiel fehlte mit Magnus Dahl, Daniel Valo, Florian Laudt, Adnan Harmandic sowie der Flügelzange Tobias Reichmann und Kevin Schmidt fast eine gesamte Formation.
Ausgeglichene Anpfangsphase
Doch der THW Kiel ist derzeit eine Wundertüte, was sich bereits beim 31:30-Zittersieg gegen Gummersbach in der Vorwoche angekündigt hatte und aufgrund des radikalen Umbruchs beim Rekordmeister auch nicht verwundert. Alfred Gislason konnte gegen Wetzlar zumindest wieder mit Rasmus Lauge planen, der nach seiner Schulterverletzung von Beginn an mit dabei war. Die Anfangsphase gehörte dennoch den Gästen: Nationalspieler Steffen Fäth erzielte per Sprungwurf den ersten Treffer, Dominik Klein scheiterte an Torhüter Wolff, und Routinier Klesniks erhöhte auf 2:0 für die Grün-Weißen. Es dauerte fast fünf Minuten, ehe die Kieler Fans endlich jubeln durften, als Marko Vujin den Ball in den Torwinkel drosch. Und nachdem Rasmus Lauge in einen Pass von Ivano Balic sprintete und per Gegenstoß den Ausgleich markierte, waren die Kieler drin in der Partie.
Wetzlar legt weiter vor
Marko Vujin erzielte fünf seiner sieben Treffer im ersten Durchgang.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marko Vujin erzielte fünf seiner sieben Treffer im ersten Durchgang.
Indes: Die HSG Wetzlar legte zunächst weiter vor. Dies lag einerseits daran, dass Torhüter Andreas Wolff eine sensationelle erste Halbzeit spielte und die Hälfte der Kieler Würfe parieren konnte. Andererseits auch daran, dass Ivano Balic zwar kaum Torgefahr ausstrahlte, dafür aber überlegen Regie führte und seine Nebenmänner in Szene setzte. So legten Linksaußen Rompf zum 4:3 und Rechtsaußen Tobias Hahn mit einem Doppelschlag vom Kreis das 6:4 vor. Immerhin konnten sich die "Zebras" aber auf Marko Vujin verlassen: Kiels serbischer Linkshänder hielt seine Farben fast im Alleingang im Spiel, auch wenn Andreas Wolff einige seiner "Fackeln" entschärfen konnte. Bis zum 8:6 - erneut durch den gut aufgelegten Reichmann-Ersatz Hahn - legte Wetzlar weiter vor, und da Dominik Klein eine Zeitstrafe abbrummen musste, drohte dem Gastgeber weiteres Ungemach. Doch in Unterzahl glänzten die "Zebras" nun: Andreas Palicka parierte einen Klesniks-Wurf, der in der ersten Halbzeit ansonsten glücklose Filip Jicha tankte sich zum Anschlusstreffer durch, und nachdem Zeitz in der nun im 3:2:1-Verbund agierenden Deckung den Ball eroberte und Wael Jallouz per Gegenstoß den 8:8-Ausgleich markierte, wurde es richtig laut in der Sparkassen-Arena.
Mit überragendem Wolff legt Wetzlar vor
Andreas Wolff im Wetzlarer Tor spielte eine grandiose erste Halbzeit.
Klicken Sie zum Vergrößern! Andreas Wolff im Wetzlarer Tor spielte eine grandiose erste Halbzeit.
Doch Wetzlar ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. Trainer Kai Wandschneider schickte mit dem jungen Norweger Tönnesen eine neue Trumpfkarte aufs Parkett, und der Linkshänder brillierte sofort mit seinem Treffer zum 9:8 und einem feinen Anspiel auf den am Kreis lauernden Balic, der das 10:8 für Wetzlar erzielte. Als der in dieser Phase unüberwindbare Andreas Wolff nacheinander Jallouz, Jicha und Vujin zum Verzweifeln brachte und Tönnesen auf 11:8 für die Mittelhessen erhöhte, hatte Alfred Gislason genug gesehen. Der Isländer trommelte seine Mannschaft zusammen, stellte wieder auf die 6:0-Deckung zurück und brachte Sjöstrand für den glücklosen Palicka. Doch es änderte sich zunächst wenig am Spielverlauf: Während Wolff im Wetzlarer Tor weitere Glanztaten gegen Vujin, Klein und Jicha zeigte, erhöhte die HSG durch Tönnesen, Fäth und Weber gar auf 14:9 - und das, obwohl Sjöstrand bei einem Rompf-Gegenstoß sensationell zur Stelle war.
Ergebniskosmektik bis zum Seitenwechsel
Alfred Gislason stellte erneut um und brachte mit Patrick Wiencek für die letzten zweieinhalb Minuten des ersten Durchgangs einen zweiten Kreisläufer. Und dies zahlte sich aus: Marko Vujin traf fast von linksaußen zum erlösenden 10:14, wenig später bediente Jicha Toft Hansen, der auf 11:14 verkürzte. Und nachdem Tobias Hahn einen Dreher am Kieler Tor vorbei setzte und Jicha kurz vor der Pausensirene noch einen Siebenmeter erkämpfte, hatte Vujin per Strafwurf sogar noch die Chance zum 12:14. Jedoch scheiterte der Serbe an Andreas Wolff, dem überragenden Mann der ersten Halbzeit.
Aufholjagd mit Anlaufschwierigkeiten
Die Kieler 3:2:1-Deckung rührte nach Wiederanpfiff Beton an.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die Kieler 3:2:1-Deckung rührte nach Wiederanpfiff Beton an.
Mit sehr viel Entschlossenheit kehrten die Kieler nach der Halbzeitpause aufs Parkett zurück. Die 3:2:1-Deckung mit Filip Jicha auf der Spitze stand nun felsenfest, und vorne führte nun ein Mann Regie, der eigentlich geschont werden sollte: Aron Palmarsson musste also wie schon gegen Gummersbach das Ruder rumreißen, in der Abwehr wurde er durch Patrick Wiencek vertreten. Die Kieler Aufholjagd begann allerdings stockend: Zwar parierte der bärenstarke Sjöstrand nicht nur einen Siebenmeter Fäths, sondern auch die folgenden Rückraumwürfe Tönnesens und Fäths, doch im Angriff taten sich die "Zebras" immer noch schwer - so war Andreas Wolff einmal mehr gegen Vujin sowie bei einem Sigurdsson-Siebenmeter zur Stelle. Wieder dauerte es fast fünf Minuten, ehe den Kielern der erste Treffer gelingen wollte, und wieder war es Marko Vujin, der mit seinem bereits sechsten Treffer das 12:14 markierte.
Starker THW nun wie im Rausch
Das Tor wirkte wie ein Befreiungsschlag für die gesamte Mannschaft und auch für das Publikum in der Sparkassen-Arena. Denn nun legte Filip Jicha per Gegenstoß nach, und auch auf den Schlagwurf Tönnesens zum 15:13 hatten die Gastgeber eine postwendende Antwort durch Christian Sprenger parat. Als Sjöstrand dann gegen Fäth erneut zur Stelle war und Jicha nur wenige Sekunden später zum 15:15 hochstieg, bebte die Sparkassen-Arena. Und dies tat sie wenig später gleich noch einmal, als Kiels nun aufdrehender Tscheche in der Abwehr den Ball eroberte und Marko Vujin zur ersten THW-Führung der Partie auf die Reise schickte.

Rene Toft Hansen wird von der  Wetzlarer Abwehr mit Jens Tiedtke und Steffen Fäth in die  Mangel genommen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Rene Toft Hansen wird von der Wetzlarer Abwehr mit Jens Tiedtke und Steffen Fäth in die Mangel genommen.
Kai Wandschneider reagierte sofort und legte die grüne Auszeitkarte auf den Zeitnehmertisch. Der THW-Express allerdings konnte dadurch nicht aufgehalten werden. Die 3:2:1-Deckung stand weiterhin glänzend und ermöglichte Sjöstrand weitere Paraden gegen Fäth, Rompf und Tiedtke. Nach zwei Treffern Jichas und einem sehenswerten Heber Sigurdssons gegen den mittlerweile in die Partie gekommenen Jose Hombrados waren die "Zebras" gar auf 19:15 (44.) enteilt. Mit einem fantastischen 10:1-Lauf binnen 16 Spielminuten hatte der THW scheinbar für klare Verhältnisse gesorgt.

Wetzlar gibt sich nicht geschlagen
Dies allerdings war ein Trugschluss. Mit einem weiteren wahnsinnigen Sprungwurf brach Kent Robin Tönnesen den achtminütigen Torbann für die HSG Wetzlar, die weiterhin an ihre Chance glaubte und sich auch durch die Entlastungstreffer von Jicha zum 20:16 und Palmarsson zum 21:18 davon abbringen ließ. In dieser Phase sahen die 10.285 Zuschauern eine muntere Partie mit schönen Ballstafetten auf beiden Seiten, wie beispielsweise beim artistisch mit dem Rücken zum Tor abgeschlossenen 22:19 durch Toft Hansen oder dem von Sprenger abgeschlossenen Spielzug zum 23:20. Und als Krause fünf Minuten vor Spielende ein technischer Fehler unterlief und Wiencek sofort Jicha per Konter zum 24:21 auf die Reise schickte, waren die Kieler Fans bereits in Feierlaune - hier schien nichts mehr anzubrennen.
Dramatische Schlussphase
Kent Robin Tönnesen hielt Wetzlar mit seinen Treffern in der Partie.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kent Robin Tönnesen hielt Wetzlar mit seinen Treffern in der Partie.
Doch weit gefehlt: Wandschneider trommelte noch einmal seine Mannschaft zusammen und verordnete eine offensive 3:3-Deckung. Diese schien zunächst nicht zu fruchten, da Toft Hansen nach einer Parade Hombrados' gegen Palmarsson zur Stelle war und das 25:22 erzielte. Der THW bekam sogar die Chance, wieder auf vier Treffer davonzuziehen, doch Zeitz scheiterte per Hüftwurf an Hombrados, auf der Gegenseite war Tönnesen zum achten Mal zur Stelle. Dann sorgte das Schiedsrichtergespann Behrens/Fasthoff gleich zweimal für Unverständnis auf den Rängen. Bei den Kieler Abschlüssen von Jicha und Palmarsson warteten nicht nur die Zuschauer auf einen Freiwurf- oder gar Siebenmeterpfiff zugunsten der Gastgeber. Die Unparteiischen aber ließen jeweils weiterlaufen, und Wetzlar bekam tatsächlich noch einmal die Chance zum Ausgleich. Wandschneider brachte einen siebten Feldspieler aufs Parkett, und Tobias Hahn behielt die Nerven und sorgte 23 Sekunden vor dem Spielende für den 25:25-Ausgleich. Der THW wollte per schneller Mitte auf das noch verwaiste Tor der Gäste werfen, doch Ivano Balic verhinderte diesen Schachzug regelwidrig und sah daher folgerichtig die rote Karte. So mussten es die Kieler aus dem gebundenen Spiel richten. Fünf Sekunden vor der Schlusssirene nahm sich Filip Jicha ein Herz und wuchtete den Ball zum umjubelten 26:25 in die Maschen, während der letzte Verzweiflungswurf Wetzlars von der Mittellinie ein gefundenes Fressen für den aufmerksam gebliebenen Sjöstrand wurde.
Am Sonntag Champions-League-Auftakt in Plock
Erneut kam der THW Kiel mit einem blauen Auge davon und behält mit nunmehr 12:0 Punkten die weiße Weste und die Tabellenführung in der DKB Handball-Bundesliga. Bevor es national am nächsten Mittwoch mit einem Heimspiel gegen die MT Melsungen weitergeht, sind die "Zebras" am Sonntag erstmals in dieser Spielzeit auch in der "VELUX EHF Champions League" gefordert: Beim polnischen Vizemeister Orlen Wisla Plock benötigen die Kieler eine Leistungssteigerung, um die ersten Punkte der Gruppenphase einzufahren.

(Sascha Krokowski)

Video: Höhepunkte des Spiels

Lesen Sie bitte auch


Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Das war erneut ein schwer erkämpfter Sieg. In der ersten Halbzeit haben wir wie gegen Gummersbach sehr behäbig gespielt und sehr viele Fehler gemacht. In der zweiten Halbzeit lief es dann zunächst viel besser, und wir hatten die Möglichkeit, auf fünf Tore wegzuziehen. Doch dann haben wir es noch einmal spannend gemacht. Wetzlar wollte heute das Spiel verschleppen, wie es eigentlich alle unsere Gegner versuchen. Das wurde ihnen wieder gestattet. Trotz allem muss ich meiner Mannschaft ein Kompliment machen, wenn man unsere Probleme im Rückraum bedenkt. Filip hat es mit dem Magen, der eine kann nicht laufen, der andere kann nicht werfen.
HSG-Trainer Kai Wandschneider:
Ich bin natürlich enttäuscht, dass wir den letzten Ball nicht halten können und uns belohnt haben für ein couragiertes Spiel. Wir wollten das Tempo rausnehmen, sonst wäre meine Mannschaft nach 15 Minuten tot gewesen. Wir wussten, dass der THW Kiel stark aus der Pause kommen würde. Trotzdem haben wir den Auftakt 1:6 verloren. Es war aber großartig, wie sich meine Mannschaft heran gekämpft hat, sodass die Schlussphase noch ein echter Krimi werden konnte. Mit jetzt 2:10 Punkten befinden wir uns in dieser frühen Phase der Saison mitten im Abstiegskampf. Der riesige Umbruch wird aber noch Zeit benötigen. Ein Wermutstropfen war natürlich auch die Rote Karte für Ivano Balic, der mit Sicherheit gesperrt werden wird.
HSG-Teammanager Arno Jung:
Jose Hombrados unterstützt uns im Training und spricht viel mit den Kollegen. Natürlich ist es für Ivano Balic als Feldspieler schwieriger, in unser Spiel zu finden. Das ist auch abhängig von der Anzahl der Trainingseinheiten. Aber: Wir hatten das vierte Spiel in zehn Tagen, das hat Substanz gekostet. Trotzdem machen wir Fortschritte, und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis uns Hombrados und Balic zu Punkten verhelfen werden.
THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt:
Wir hatten heute wieder das Glück auf unserer Seite. Unsere Rechtshänder konnten heute nicht so aufspielen, wie sie es wollten. Aber Aron und Rasmus stellen sich trotz ihrer Verletzungen in den Dienst der Mannschaft. Man muss aber auch sagen, dass Wetzlar uns heute einen tollen Fight geliefert hat.

Mit Blick auf unser erstes Champions-League-Spiel kann man nur sagen, dass uns eine schwere Partie ins Haus steht. Plock hat Montpellier aus dem Wettbewerb geworfen, das sagt schon viel. Und wer Kopenhagen gegen uns in der Vorbereitung gesehen hat, weiß, dass wir in unserem Heimspiel am 29. September unsere Fans brauchen werden!

THW-Kapitän Filip Jicha gegenüber den KN:
Wir arbeiten jeden Tag am Spielsystem, dann müssen wir es aber auch ordentlich spielen. Manchmal fehlt uns die Explosivität, vielleicht sind wir psychisch auch etwas müde. Darüber wird zu sprechen sein. Wir werden das analysieren, unsere Schlüsse ziehen und dann das Spiel abhaken.
THW-Torhüter Johan Sjöstrand gegenüber den KN:
Es war das Gleiche wie gegen Gummersbach. Wir kommen in der ersten Halbzeit nicht ins Spiel, bewegen uns nicht gut. In der zweiten Halbzeit war dann alles viel besser. Meine Leistung war sicherlich okay, aber keinesfalls überragend.
HSG-Rückraumspieler Steffen Fäth gegenüber den KN:
Das fühlt sich richtig scheiße an. Schon das letzte Spiel haben wir in der letzten Minute verloren und jetzt wieder. Aber wir haben ein gutes Spiel gegen Kiel geliefert. Darauf können wir aufbauen.
HSG-Rückraumspieler Kent Robin Tönnesen gegenüber den KN:
In der ersten Halbzeit standen wir gut in der Abwehr und hatten einen starken Torhüter. In der zweiten Hälfte haben wir nicht mehr diesen Zugriff bekommen. Der THW ist eben eine gute Mannschaft. Aber wir waren dicht dran an einem Punkt.
Video: Die Pressekonferenz

6. Spieltag: 18.09.13, Mi., 20.15: THW Kiel - HSG Wetzlar: 26:25 (11:14)

Logo THW Kiel:
Sjöstrand (23.-60., 11/1 Paraden), Palicka (1.-23., 4 Paraden); Toft Hansen (3), Sigurdsson (1), Sprenger (2), Wiencek, Ekberg, Lauge (2), Zeitz, Jallouz (1), Palmarsson (1), Klein (1), Jicha (8), Vujin (7); Trainer: Gislason
Logo HSG Wetzlar:
Hombrados (41.-60., 4 Paraden), Wolff (1.-41., 13/2 Paraden); Tiedtke, Rompf (2), Krause (2), Weber (2), Tönnesen (8/1), Fäth (2), Kraft (n.e.) Hahn (6), Bliznac (n.e.), Balic (1), Klesniks (2); Trainer: Wandschneider
Schiedsrichter:
Peter Behrens / Marc Fasthoff
Zeitstrafen:
THW: 2 (Klein (17.), Jicha (48.));
Wetzlar: 1 (Fäth (15.))
Rote Karte:
Wetzlar: Balic (60.)
Siebenmeter:
THW: 2/0 (Wolff hält Vujin (30.) und Sigurdsson (33.));
Wetzlar: 2/1 (Sjöstrand hält Fäth (32.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2, 2:2 (6.), 2:3, 3:3, 3:4, 4:4, 4:6 (12.), 5:6, 5:7, 6:7, 6:8, 8:8 (19.), 8:12 (24.), 9:12, 9:14, 11:14;
2. Hz.: 13:14 (36.), 13:15, 19:15 (44.), 19:16, 20:16, 20:18 (47.), 21:18, 21:19, 22:19, 22:20, 23:20 (52.), 23:21, 24:21, 24:22, 25:22 (56.), 25:25 (60.), 26:25.
Zuschauer:
10.285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 19.09.2013:

26:25 - Jicha erlöste die Zebras

Kapitän des Handballmeisters traf acht Sekunden vor dem Abpfiff zum Sieg gegen Wetzlar - Rot für Ivano Balic
Kiel. Sie wollten ein Drama wie gegen den VfL Gummersbach vermeiden, ein Heimspiel, das der THW Kiel am vorvergangenen Mittwoch nur mit 31:30 gewonnen hatte. Ein Vorhaben, das gründlich misslang. Gegen die HSG Wetzlar erlöste ein Tor von Filip Jicha acht Sekunden vor dem Schluss den Handballmeister, der 26:25 (11:14) gewann und die Punkte elf und zwölf verbuchte.

In der ersten Halbzeit erreichten im Angriff nur zwei Kieler Normalform: Marko Vujin, der fünf der elf Treffer erzielte. Und Hein Daddel. Das tapsig wirkende Maskottchen hielt mit seinen riesigen Latschen einen Fußball geschickt hoch, umspielte HSG-Linkshänder Evars Klesniks und schoss das Leder in die Maschen. Schade für die Gastgeber, dass der Treffer nicht zählte. Klar, Hein Daddel gehört nicht zum Kader von Alfred Gislason. Außerdem traf er in einer Auszeit, in einer Zeit also, in der keine Tore erzielt werden dürfen.

Manch ein Zebras hätte sich gewünscht, in diesem Moment im Kostüm ein Späßchen machen zu dürfen, zu ungehalten wirkte ihr Trainer in dieser 23. Minute. Die Gäste, die auf sechs Stammspieler verzichten mussten, führten verdient mit 11:8. Warum? Weil sie mit Baldrian-Handball die Kieler eingeschläfert hatten. Zu passiv, ohne Aggressivität - die Kieler standen Spalier für eine HSG, die anfangs nahezu fehlerlos agierte, geduldig auf den richtigen Moment wartete und den dann gekonnt nutzte.

In dieser 23. Minute hatte Gislason bereits Andreas Palicka, dem nichts gelingen wollte, gegen Johan Sjöstrand getauscht. "Willi" Jallouz war gekommen, lange bleiben sollte er nicht. Der Tunesier könnte mit seiner Sprungkraft auch ohne Stab einen Raphael Holzdeppe besiegen, doch in luftiger Höhe angekommen, verlor er stets seinen Auftrag aus den Augen - den Torwurf. Erschwerend kam hinzu, dass Andreas Wolff im Tor der Gäste einen Sahnetag erwischte.

"Ich hoffe, wir werden nicht abgeschlachtet", sagte Tobias Reichmann vor dem Anpfiff. Der Rechtsaußen, einst ein Kieler, hatte sich das Kreuzband überdehnt, saß als Zuschauer auf der Bank. Er sah eine HSG, die verdient mit 14:11 in die Halbzeit ging. Nicht ohne ein Ausrufezeichen ihres Besten: Wolff hielt noch einen Siebenmeter von Vujin. Spätestens in der Pause war in der mit 10.285 Zuschauern ausverkauften Arena auch der Gummersbach-Geist präsent.

Gislason krempelte sein Team um, nahm die blass gebliebenen Außen Niclas Ekberg und Dominik Klein raus, schickte den in der Abwehrarbeit stärkeren Doppelpack "Goggi" Sigurdsson/Christian Sprenger aufs Feld. Den Taktstock gab er Aron Palmarsson, den er schonen wollte. Doch die Not war groß. Anderes Personal, eine neue Einstellung - bereits nach acht Minuten hatten die Kieler zum 15:15 ausgeglichen. Mit Palmarsson gab es endlich eine schwarz-weiße Reihe, die harmonierte. Und es gab Platz für Filip Jicha, der im linken Rückraum nun Tor um Tor erzielte. Sein sechstes erzielte er gegen "Oldie" Jose Hombrados. Der Spanier war passend zu seinem Alter eingewechselt worden - in der 41. Minute. Wolff, der hessische Fels, war porös geworden.

Dagegen knüpfte Sjöstrand nahtlos an die Form an, die er am Sonnabend an den Tag gelegt hatte, als der Meister in Eisenach 29:23 siegte. Diesmal hielt der Schwede zwölf Bälle, ein Fundament, das seine Kollegen nutzten, um sich ein kleines Polster zu schaffen. Jallouz kam nicht wieder, Gislason war die Lust auf das Neue vergangen, die Bewährten sollten den 22. Sieg in Folge gegen Wetzlar perfekt machen. Mit Jicha als Spitze verschwand auch die Lethargie, die Kieler waren immun geworden gegen den Schlafwagen-Handball der HSG, die sich aber bis zum Ende teuer verkaufte.

Als Rene Toft Hansen einen Abpraller gedankenschnell zum 25:22 (57.) versenkte, schienen die Punkte verteilt. Dann trafen Kent Robin Tönnesen, Christian Rompf und der bärenstarke Tobias Hahn für die eigentlich Besiegten. 25:25, noch 19 Sekunden zu spielen, Ivano Balic hatte Rot gesehen, weil er einen schnellen Anwurf verhinderte - Zeit genug aber, um Jicha in Position zu bringen, und der Kapitän hämmerte den Ball mit 110 Stundenkilometern ins Netz, acht Sekunden vor dem Abpfiff. Den Verzweiflungswurf von Rompf jenseits der Mittellinie parierte Sjöstrand - der Rest war schwarz-weißer Jubel. Auch der erinnerte an Gummersbach.

(von Wolf Paarmann, Ralf Abratis und Moritz Rönnau, aus den Kieler Nachrichten vom 19.09.2013)


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