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30.04.-02.05.2014 - Letzte Aktualisierung: 02.05.2014 Bundesliga

Kantersieg gegen dezimierte Hannoveraner

Bundesliga, 30. Spieltag: 30.04.2014, Mi., 20.15: THW Kiel - TSV Hannover-Burgdorf: 37:20 (16:12)
Update #3 KN-Bericht, PK-Video, Highlights-Video, Fotos, Stimmen und Spielbericht ergänzt ...

Patrick Wiencek erzielte sechs Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Patrick Wiencek erzielte sechs Treffer.
Mit einem deutlichen Sieg gegen die personell gebeutelte TSV Hannover-Burgdorf ist der THW Kiel am Mittwochabend auf die Zielgerade im Meisterschaftskampf eingebogen. Durch das 37:20 (16:12) gegen die Niedersachsen konnten die "Zebras" den Rückstand auf die punktgleichen Rhein-Neckar Löwen um neun auf 14 Tore verkürzen. Erfolgreichste Torschützen in der ausverkauften Sparkassen-Arena waren Kapitän Filip Jicha und Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson mit jeweils acht Treffern.
Hannover ohne Linkshänder im Rückraum
Mit großen Verletzungssorgen war der letztjährige Ligasechste nach Schleswig-Holstein gereist: Neben den beiden Abwehrsäulen Gustav Rydergard und Csaba Szücs fehlten Trainer Christopher Nordmeyer beim Rekordmeister mit Runar Karason und Jan-Fiete Buschmann gleich beide etatmäßigen Linkshänder im Rückraum. Mit den drei Nachwuchskräften Julius Hinz, Timo Kastening und Hendrik Pollex kam die TSV Hannover-Burgdorf zwar immerhin auf ein 13-köpfiges Aufgebot, der Rückraum aber stellte sich mit Mait Patrail, Alvaro Ferrer und Vasko Sevaljevic von ganz alleine auf.
THW legt vor, setzt sich aber nicht ab
Marko Vujin erzielte alle seine sechs Tore im ersten Durchgang.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marko Vujin erzielte alle seine sechs Tore im ersten Durchgang.
Dennoch taten sich die "Zebras" mit den Niedersachsen, die ihr erstes Pflichtspiel seit 14 Tagen absolvierten, in der ersten Halbzeit schwer: Zwar klappte es bei den Gastgebern im Angriff ganz gut, wo sie sich auf Topshooter Marko Vujin, Kreisläufer Patrick Wiencek und Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson verlassen konnten. Doch die TSV Hannover-Burgdorf hielt gut mit, spielte ihre Angriffe wohl überlegt aus und wartete auf gute Torchancen. Diese gewährten ihnen die Kieler zunächst, Lars Lehnhoff erzielte die ersten drei Treffer der "Recken" und egalisierte jeweils die THW-Führung. Und auch als Vujin und Sigurdsson nach einem Ballgewinn Jichas in der Abwehr den ersten Doppelschlag zum 5:3 setzten, blieb die TSV ruhig. Besonders der auf Halbrechts eingesetzte Sevaljevic wusste zu überzeugen und erzielte im Alleingang die Treffer fünf bis acht für die Gäste, so dass es nach 18 Spielminuten nur 9:8 für den THW stand.
Vier-Tore-Führung zur Halbzeit
Gudjon Valur Sigurdsson  war achtmal erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Gudjon Valur Sigurdsson war achtmal erfolgreich.
Alfred Gislason hatte mittlerweile einige Änderungen in der Deckung vorgenommen, hatte von der 6:0- auf die offensive 3:2:1-Variante umgestellt, zudem Johan Sjöstrand für den glücklosen Andreas Palicka zwischen die Pfosten gestellt. Und als er Patrick Wiencek für Aron Palmarsson auf die linke Halbposition beorderte, war zumindest Sevaljevic in der Folgezeit abgemeldet. Die TSV Hannover-Burgdorf jedoch ließ sich auch von Vujins drittem Treffer und Jichas Gegenstoß zum 11:8 nicht aus dem Konzept bringen, das nun daraus bestand, mit zwei Kreisläufern die THW-Deckung zu knacken. Dies klappte dank der Anspiele Mait Patrails auch so gut, dass sich der schwarz-weiße Vorspung trotz zweier Treffer Toft Hansens beim 16:12 noch im Rahmen hielt.
10:1-Lauf der "Zebras"
Doch nach dem Seitenwechsel drehten die "Zebras" so richtig auf. Zurückgestellt auf eine 6:0-Deckung, die zunehmend forscher zu Werke ging, zeigte besonders
Johan Sjöstrand avancierte zum starken Rückhalt.
Klicken Sie zum Vergrößern! Johan Sjöstrand avancierte zum starken Rückhalt.
Johan Sjöstrand in der Folgezeit seine Klasse - der Schwede parierte in der zweiten Halbzeit 58 Prozent aller Würfe. Und auch Christian Zeitz, dessen Einsatz aufgrund einer Magen-Darm-Grippe fraglich schien, stellte sich nun in den Dienst der Mannschaft. Bis zum 18:14 - nach dem einzigen Doppelschlag der Hannoveraner an diesem Abend durch Sevaljevic und Hykkerud - hielt die immer müder werdende TSV dem Druck noch stand. Doch nun setzte der THW zu einem Lauf an, nutzte jede Unachtsamkeit der "Recken" im Aufbauspiel gnadenlos aus und setzte sich binnen elf Spielminuten mit einem 10:1-Lauf auf 28:15 ab. Knackpunkt hierfür war ausgerechnet eine Kieler Unterzahlsituation, nachdem Patrick Wiencek gegen Hykkerud eine Zeitstrafe kassierte. Doch kurzzeitig dezimiert ließen die "Zebras" mit schnellen Beinen in der Abwehr keinen Gegentreffer zu und sorgten durch Treffer von Sigurdsson und Ekberg auch für neuen Schub auf den Rängen. Als der im zweiten Durchgang nicht mehr zu bremsende Jicha mit einem Doppelschlag auf 28:15 erhöhte, drohte den Gästen endgültig ein Debakel - zumal Christopher Nordmeyer auch keine Auszeit mehr nehmen konnte.

Auch Kapitän Filip Jicha drehte nach dem Seitenwechsel auf.
Klicken Sie zum Vergrößern! Auch Kapitän Filip Jicha drehte nach dem Seitenwechsel auf.
Allerdings verpassten es die Kieler in der Folgezeit ein wenig, aus den nächsten Paraden Sjöstrands genügend Kapital zu schlagen. Beste Chancen ließ der deutsche Rekordmeister vorne liegen, so scheiterte Toft Hansen gleich zweimal am eingewechselten Weber, Sigurdsson traf bei einem Gegenstoß ebenfalls nur den Pfosten wie Vujin beim Siebenmeter. So betrug der Vorsprung weiterhin "nur" 13 Tore, als der erst 18-jährige Timo Kastening drei Minuten vor Spielende zum 20:33 traf.

Am Sonntag beim TBV Lemgo
Die Schlussphase gehörte dann aber noch einmal nur den Kielern: Zweimal bediente Palmarsson den starken Wiencek, der mit seinen Treffern fünf und sechs auf 35:20 erhöhte. Und als sich das Publikum in der Sparkassen-Arena bereits von ihren Sitzen erhoben hatte, setzten Jicha und Sigurdsson, die mit weiten Sjöstrand-Pässen zum Gegenstoß auf die Reise geschickt wurden, die Schlusspunkte: 37:20! Damit machten die "Zebras" letztlich neun Tore auf die Rhein-Neckar Löwen wett - der Tabellenführer siegte gleichzeitig nach Startschwierigkeiten mit 34:26 (14:14) beim Bergischen HC. Vier Spieltage stehen noch an, der Rückstand des THW auf die punktgleichen Mannheimer beträgt nun noch 14 Treffer. Am kommenden Sonntag kommt es zum nächsten Fernduell: Während die Löwen am Abend den HSV Hamburg in der SAP-Arena erwarten, sind die "Zebras" bereits am Nachmittag gefordert: Im Gerry-Weber-Stadion in Halle/Westfalen sind die Kieler bei der jungen Truppe des TBV Lemgo zu Gast.

Video: Höhepunkte des Spiels

 

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Es war ein schwieriges Spiel. Wir wollten es natürlich nutzen, dass Hannover-Burgdorf mit einem kleinen Kader angereist ist. Anfangs haben wir uns aber zu sehr unter Druck gesetzt, wollten zu viel zu schnell. Dadurch haben wir Fehler gemacht, und mit vier Toren Vorsprung zur Pause war ich nicht zufrieden. Es war dann aber eine Riesenleistung von meinen Jungs in der zweiten Halbzeit. Sie haben nicht auf die Anzeigetafel geschaut, sondern einfach immer weiter Gas gegeben. Hinzu kam eine starke Leistung von Abwehr und Torwart. Aber: Wir haben nur ein Spiel wettgemacht und schauen immer nur auf den nächsten Gegner. Auf diesen müssen wir uns konzentrieren. Am Sonntag müssen wir zum TBV Lemgo, und ich wäre froh, wenn wir dort überhaupt gewinnen würden.
Hannovers Trainer Christopher Nordmeyer:
Glückwunsch an den THW zum verdienten Sieg. Wir hatten uns für heute vorgenommen, besser zu spielen, als wir es letztlich getan haben. Wir sind durch unsere Ausfälle mit einem bedingt wettbewerbsfähigen Team auf einen hungrigen Gegner getroffen. Mit der ersten Hälfte war ich zufrieden, in der zweiten Halbzeit haben uns die Kräfte verlassen, weil ich im Rückraum nicht wechseln konnte. Aus THW-Sicht war dieser hohe Sieg sicherlich angemessen, aus unserer Sicht natürlich nicht. Ich wünsche dem THW Kiel aber alles Gute. Wir haben gegen die Rhein-Neckar Löwen mit der gleichen Differenz verloren, insofern haben wir uns nichts vorzuwerfen (er lächelt).
THW-Linksaußen Dominik Klein:
In der zweiten Halbzeit haben wir richtig Dampf gemacht. Dann haben uns auch die Fans unterstützt. Wir brauchen diese Unterstützung, denn ab sofort müssen wir jedes Spiel wie ein Champions-League-Finale bestreiten. Auf dem Platz und auf den Rängen!
Video: Die Pressekonferenz

30. Spieltag: 30.04.14, Mi., 20.15: THW Kiel - TSV Hannover-Burgdorf: 37:20 (16:12)

Logo THW Kiel:
Sjöstrand (15.-60., 12/2 Paraden), Palicka (1.-14., 2 Paraden); Toft Hansen (2), Sigurdsson (8), Sprenger, Wiencek (6), Ekberg (3), Zeitz (1), Jallouz (n.e.), Palmarsson (3), Klein (n.e.), Jicha (8), Vujin (6/1); Trainer: Gislason
Logo TSV Hannover-Burgdorf:
Ziemer (1.-47., 6 Paraden), Weber (47.-60., 4 Paraden); Johannsen (3/1), Andreu, Patrail (3), Hykkerud (2), Lehnhoff (5/2), Szücs (n.e.), Sevaljevic (6), Ferrer, Hinz, Pollex, Kastening (1); Trainer: Nordmeyer
Schiedsrichter:
Colin Hartmann / Stefan Schneider
Zeitstrafen:
THW: 1 (Wiencek (39.));
Hannover: 3 (Andreu (16.), Hykkerud (44.), Ferrer (49.))
Siebenmeter:
THW: 2/1 (Vujin an den Pfosten (56.));
Hannover: 5/3 (Sjöstrand hält Lehnhoff (23., Nachwurf verwandelt) und Johannsen (56.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 3:2, 3:3 (6.), 5:3, 5:4, 6:4, 6:5, 7:5 (11.), 7:6, 8:6, 8:7, 9:7, 9:8 (18.), 11:8, 11:9, 12:9, 12:10, 13:10 (24.), 13:11, 15:11, 15:12, 16:12;
2. Hz.: 18:12, 18:14 (36.), 23:14 (41.), 23:15, 28:15 (47.), 28:16, 29:16, 29:17, 30:17, 30:18, 31:18, 31:19 (53.), 33:19, 33:20, 37:20.
Zuschauer:
10.285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 02.05.2014:

Da waren es nur noch 14...

Handballmeister THW Kiel verkürzt nach seinem Kantersieg den Rückstand auf die Löwen
Kiel. Das Spitzenduo der Handball-Bundesliga gab sich am 30. Spieltag keine Blöße: Am Mittwochabend gewann der THW Kiel sein Heimspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf souverän mit 37:20 (16:12). Zeitgleich setzten sich die Rhein-Neckar Löwen nach anfänglichen Schwierigkeiten beim Bergischen HC mit 34:26 (14:14) durch. Die Löwen führen vor den punktgleichen Kielern (51:9) nun aber nur noch mit 14 Toren.

An diesem 30. April ging es eigentlich nur um die Frage, ob es den Kielern gelingen würde, die Tordifferenz auf die Löwen einzudampfen. 23 waren es vor dem Anpfiff gewesen. Die Chancen für die Zebras standen gut, diesen Rückstand zu verkürzen. Die Niedersachsen hatten bis dato alle neun Liga-Spiele gegen den THW verloren. Diesmal hatte das Team von Christopher Nordmeyer das zusätzliche Handicap, auf vier verletzte Stammspieler verzichten zu müssen. Nummer fünf, Abwehrchef Csaba Szücs, war mitgereist, schaute aber nur zu. Im Rückraum musste die TSV gänzlich ohne Linkshänder auskommen.

Die Gäste verkauften sich in der ersten Halbzeit wacker, verschleppten das Tempo, was keine Schande ist. Diese Taktik wählten in Kiel auch schon deutlich besser besetzte Mannschaften. Die Hausherren, die zunächst in Nationaltorhüter Martin Ziemer wiederholt ihren Meister fanden, führten nach einer Viertelstunde mit 9:7. Und die Löwen? Die auch. Aber nicht die großen, sondern die kleineren des BHC. Sollte es an diesem Abend doch nicht nur um ein zeitgleich ausgetragenes Wettwerfen gehen? Ging es am Ende gar um Punkte?

Die Zebras wussten nichts von dem starken Start des Bergischen HC. Ihr Thema war, einen Gegner zu besiegen, dessen einziges Ziel es war, sich nicht zu blamieren. Offenbar rührte der reduzierte Kader auch das Herz der Schiedsrichter Colin Hartmann und Stefan Schneider, die mit ihren kleinlichen Entscheidungen anfangs das Tempo aus dem Spiel nahmen und lange die Nerven der Kieler strapazierten. Zur Halbzeit führte der THW dennoch mit vier Toren (16:12). Und in Wuppertal? 14:14.

In der 38. Minute hämmerte Christian Zeitz, für den der THW ein eigenes Fan-Trikot auf den Markt gebracht hat, das 20:14 ins Netz. Zeitz, der nach Veszprem wechseln wird, ließ sich trotz Magen-Darm-Virus aufstellen. In Wuppertal begegneten sich die ungleichen Löwen in diesem Moment immer noch auf Augenhöhe (17:17). Mittlerweile hatten auch die 10285 Zuschauer in der Arena erfahren, dass das Team um den Ex-Kieler Viktor Szilagyi in der Lage zu sein schien, Schützenhilfe zu leisten.

Die Zebras blieben dran, in Unterzahl erzielte "Goggi" Sigurdsson sein fünftes Tor (22:14/40.) gegen einen Gegner, der sich zunehmend aufgab. Symptomatisch dafür war ein verpatztes Anspiel an den Kreis, das sich Niclas Ekberg schnappte und zum 23:14 ummünzte. Minute 41, neun Tore Vorsprung. Und in Wuppertal? Da bekam der Favorit das Spiel allmählich in den Griff und führte mit 23:19. Standesgemäß für einen Spitzenreiter.

Und in Kiel? Der THW bot weiter in Angriff und Abwehr eine konzentrierte Leistung, der in der 15. Minute eingewechselte Johan Sjöstrand hielt stark. Die zweite Halbzeit geriet nun doch zu einer Demütigung für die Gäste, die ihren Widerstand einstellten und sich in endlosen Passfolgen lediglich über die Zeit retten wollten. Auch eine harsche Ansprache ihres genervten Trainers weckte sie nicht auf. In der 48. Minute lagen sie mit 13 Toren zurück, es stand 29:16 für die Kieler, die sich längst in einen Rausch geworfen hatten. Zeitgleich in Wuppertal: 26:20 für die großen Löwen, die trotzdem sieben Tore auf den THW eingebüßt hatten. Am Ende kamen noch zwei dazu - Kiel hatte die Gunst der Stunde genutzt und neun Treffer aufgeholt. "Wenn wir alle Gegner so schlagen, werden wir Meister", sagte Kreisläufer Patrick Wiencek, der aber bezweifelte, dass die Löwen sich unter Druck gesetzt fühlen. "Das ist eine sehr routinierte Mannschaft."

(von Freya Baier und Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 02.05.2014)


(30.04.-02.05.2014) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite