Ab sofort ein Zebra: Mike Bezdicek!

Nur mit dem Nötigsten ausgestattet traf der 32-jährige Bezdicek gestern in Kiel ein. Schon am späten Nachmittag trainierte er dann zusammen mit den anderen THW-Spielern in der Bundeswehr-Sporthalle in Holtenau und wird schon morgen gegen Flensburg eingesetzt.

Einen ersten lockeren Gedankenaustausch hatte es schon am 18. Oktober nach der Partie gegen Minden zwischen THW-Manager Uwe Schwenker und seinem GWD-Pendant Horst Bredemeier gegeben. Am vergangenen Mittwoch wurde dann ersthaft verhandelt, Donnerstag nachmittah erfuhr der 2,06-Mann von den Plänen, gestern wurde dann alles in trockene Tücher gelegt. Als Uwe Schwenker dann um 19.04 Uhr per Handy die Bestätigung der Spielberechtigung für "Bezze" von DHB-Männerspieltwart Uwe Stemberg erhielt, war klar: Der Nationalspieler kann in Flensburg auflaufen.

Sieben volle Stunden verbrachten die THW-Gesellschafter Dr. Georg Wegner und Willi Holdorf sowie THW-Manager Uwe Schwenker mit dem Umschiffen aller arbeits- und spielrechtlicher Klippen. Das Resultat: Mike Bezdicek kündigte seinen bis 2004 laufenden Vertrag mit sofortiger Wirkung und unterschrieb beim THW bis zum 30. Juni 2001. Zudem wurden die rechtlichen Bedingungen geschaffen, daß Bezdicek ab dem 1. Juli bei GWD Minden zu alten Konditionen wieder einsteigt.

Der THW stand unter erheblichem personellen Druck. "Nachdem feststand, daß Klaus-Dieter Petersen bis März 2001 ausfällt [siehe Bericht] und wir mit Magnus Wislander nur eine Alternative auf der Kreisläuferposition hatten, mußten wir handeln. Das waren wir unserem Anhang und dem eigenen Anspruch schuldig", erklärt Uwe Schwenker. Drei Kandidaten hätten ganz oben auf der Wunschliste gestanden, Bezdicek ganz oben. "Weil er Deutsch spricht und schnell integrierbar ist", so der THW-Manager.

Möglich machten den Deal allerdings erst die finanziellen Probleme in Minden. Doch "bei dem Handel hat es keine Ablösesumme" gegeben, versichert Uwe Schwenker, Minden sei vor allem damit geholfen, daß Mike jetzt auf der THW-Gehaltsliste stehe.

Trainer Noka Serdarusic "fiel ein dicker Stein vom Herzen." Bezdicek sei genau der richtige Mann, um die Lücke des verletzten Petersen zu schließen. "Außerdem besitzt er hervorragende Qualitäten in der Abwehr und auch seine Qualitäten im Angriff." Integrationsprobleme fürchtet der Mann, der u.a. schon in Lemgo und Bad Schwartau sein Geld verdiente, nicht: "Ich kenne die THW-Spieler aus den vielen Bundesliga-Begegnungen", außerdem zähle die Erfahrung aus 76 Länderspieleinsatzen.

Bezdicek selbst freut sich über die "riesige Herausforderung". Er habe das Angebot mit ihm vertrauten Personen abgesprochen und sich dann spontan für Kiel entschieden. "Ich weiß, daß ich ein Wagnis eingehe - eine fremde Stadt, ein fremdes Umfeld und eine neue Mannschaft. Aber ich hoffe, daß ich dazu beitragen kann, mit dem THW etwas zu gewinnen." In die heutige Partie gegen Flensburg (siehe Vorbericht) geht er selbstbewußt: "Ich kenne die Flensburger am besten von allen Kielern", scherzt er. Schließlich habe er mit Minden bereits am Mittwoch 25:23 gegen Flensburg gewonnen...

Gegenüber sport1.de erklärt GWD-Manager Horst Bredemeier, warum sein Verein diesen Schritt ging: "Es war wirtschaftliche Vernunft. Wir liegen in den Zuschauerzahlen im Schnitt 300 oder 400 hinter den Erwartungen zurück. Und das, obwohl wir gegen die Topgegner Lemgo, Kiel und Flensburg schon gespielt haben." Minden müsse sparen. "Wir müssen vorausschauen", sagt Bredemeier. "Was hilft es uns, wenn wir die Mannschaft zusammenhalten und dadurch wirtschaftliche Probleme bekommen. Deswegen werden wir unsere Saisonziele aber nicht revidieren. Wir haben auch ohne Mike eine gute Mannschaft."

Die Entscheidung sei ein "normaler Vorgang." Auch Aaron Ziercke hätte ein Angebot aus Wuppertal vorliegen gehabt, man hätte sich dann aber für die Offerte des THW entschieden. Zur nächsten Saison kehrt "Bezze" dann nach Minden zurück, das stellt Bredemeier klar. Er sagt aber auch: "Man weiß nie, was bis dahin ist."

Weitere Infos über Mike Bezdicek folgen!