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Die Idraetshalle in Odense war nicht ganz ausverkauft.
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Es war mehr als knapp, doch der THW hat beim dänischen Meister GOG Gudme
die erhofften zwei Punkte mit nach Kiel nehmen können.
In einer erwartet engen, hektischen aber doch fairen Partie schlugen die
Zebras den schnell und engagiert aufspielenden Gastgeber mit
23:22 (9:9).
Vor 2500 Zuschauern - davon 200 Kieler Fans - begann die Partie
ausgeglichen, nach neun Minuten stand es 3:3. Ausgeglichen war
auch die Chancenverwertung, beide Teams vergaben in der ersten
Halbzeit reihenweise Großmöglichkeiten, während sich die Torhüter
Agerschou auf Gudmer Seite und
Steinar Ege
beim THW Kiel mit jeweils 12 gehaltenen Bällen profilieren konnten.
Bis zur 13. Minute - Spielstand 5:5 - hatte sich keine Mannschaft
abgesetzt, dann leistete sich der THW eine elf Minuten andauernde Torflaute,
während der Gudme auf 8:5 (15.) davonzog. Inzwischen hatte
der THW zudem den Verlust von Torjäger Nenad Perunicic
hinnehmen müssen. Der Montenegriner war beim Landen mit dem Fuß
auf einem Gegner aufgekommen, umgeknickt und konnte fortan nicht mehr
eingesetzt werden. Erste Diagnose zur Halbzeit: Bänderdehnung.
In der THW-Offensive bedeutete dies eine größere Umstellung:
Wislander rückte vom Kreis (jetzt durch
Bezdicek besetzt) in die Spielmacher-Position,
Lövgren auf Halblinks.
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Verletzte sich in der 15. Minute an den
Bändern: Nenad Perunicic.
Wie lange fällt er aus?
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Er brachte den THW gerade in Halbzeit 1 zur Verzweiflung:
GOG-Torhüter Sune Agerschou.
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Doch auch Gudme hatte personelle Probleme: GOG-Rechtsaußen-Star
Sören Stryger (wird mit Flensburg in Verbindung gebracht)
schied nach wenigen Minuten mit Muskelproblemen
aus, auch Spielmacher Rene Boeriths mußte verletzungsbedingt
seine Position aufgeben. Für ihn übernahmen nun Kasper Nielsen und
GOG-Urgestein Keld Vilhelmsen die Regisseursrolle.
Aber auch gegen ein geschwächtes GOG-Team bekam der THW zunächst
kein Bein an Deck. Gut, daß Steinar Ege
in der 16. Minute einen Strafwurf gegen Morten Jensen parieren konnte,
hier hätte Gudme auf 9:5 erhöhen können. Bis zur 23. Minute mußte
der lautstarke THW-Anhang auf einen Torerfolg warten, dann endlich traf
der kurz zuvor eingewechselte Morten Bjerre
mit ein wenig Glück zum eminent wichtigen 6:8-Anschlußtreffer.
Wenige Sekunden vor der Pause stand es durch zwei Treffer von
Kapitän
Wislander 8:9,
als dem THW nach einem Foul an
Jacobsen
ein Strafwurf zugesprochen wurde. Doch der Däne, der bei seinem
Heimatverein keinen guten Tag erwischte hatte, verzichtete auf
den Siebenmeterwurf, stattdessen verwandelte
Jonas
Ernelind gegen Ageschou sicher zum 9:9-Pausenstand.
Sicher war der THW ansonsten nicht:
17 Fehlversuche hatte der THW nach der ersten Halbzeit zu verzeichnen,
davon alleine fünf Holztreffer.
Mit Wiederanpfiff stand zunächst ein ganz anderer deutscher Meister auf der Platte.
Konzentriert ging man nun zu Werke und führte innerhalb von
sechs Minuten plötzlich mit 14:9. Doch Gudme gab sich nicht auf und
kämpfte sich bis zur 40. Minute auf 13:14 heran. Fast hätten die
Gastgeber sogar die Chance zum Ausgleich gehabt, doch
Martin Schmidt erkämpfte nach Kieler
Ballverlust das Leder zurück und
Stefan Lövgren
machte das 15:13 (41.).
Kurzzeitig versuchte
Noka Serdarusic
es nun mit einer Doppelkreis-Lösung
Wislander/
Bezdicek,
doch dann entschied er sich für die restliche Spielzeit für
Wolfgang Schwenke als Spielmacher, der mit
Lövgren auf Rückraum links und Rückraum
Mitte rochierte und die ihm gestellte Aufgabe gut löste.
Schön das Anspiel von
"Wolle" auf den an den Kreis
eingelaufenen
Schmidt, der zum 17:14 (44.)
traf.
Doch Gudme blieb gefährlich, insbesondere der Ex-Großwallstädter
Claus Jacob Jensen hielt mit seinen Rückraumtreffern den
dänischen Titelverteidigern im Spiel. Er machte alle seine sechs Tore
in der zweiten Halbzeit, u.a. das 18:20 (52.).
Als Keld Vilhelmsen vom Kreis mit viel Glück zum 19:20 traf, tobte die
Halle, das Spiel drohte zu kippen, doch Stefan Lövgren
traf mit viel Übersicht aus dem Rückraum zum 21:19 (55.) und
Wislander erhöhte nach klugem Anspiel von
Schwenke vom Kreis auf 22:19 (57.).
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Er hielt GOG mit sieben Treffern in der 2. Halbzeit im Spiel:
Claus Jacob Jensen.
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Aber noch war die Partie nicht entschieden, denn Claus Jacob Jensen
traf innerhalb von 60 Sekunden zum 20:22 (von der Unterkante der
Latte ins Tor) und zum 21:22. Noch waren 120 Sekunden zu spielen,
das Spiel stand auf des Messers Schneide, doch wieder traf
Stefan Lövgren zum
23:21 (58:45), doch im Gegenzug makierte Jensen per Pfostenabpraller das
22:23 (59:05). 30 Sekunden vor der Schlußsirene
brachte
Mike Bezdicek
einen Aufsetzer vom Kreis nur über
das Gehäuse der Dänen. Der geforderte Siebenmeterpfiff
(
Bezdicek: "Eindeutiger kann man ja
gar nicht gefoult werden") blieb aus, im Gegenzug hatten die Gastgeber nun
Chance doch noch einen Punkt zu retten - aber die
litauischen Unparteiischen Liachavicius und Paskevicius pfiffen
fünf Sekunden vor dem Ende Schrittfehler gegen Gudme - ausgerechnet
gegen Jensen, die Partie war entschieden.
Von Magenkrämpfen gepeinigt lag Kapitän
Magnus Wislander auf dem Boden, leer,
ausgepumpt, völlig fertig. Aber die beiden Punkte gingn nach Kiel.
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Faire Gesten nach dem knappen Spiel.
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Bester Schütze beim THW war nach anfänglichen
Schwierigkeiten
Stefan
Lövgren mit sieben Toren (sechs Treffer in der zweiten
Halbzeit) vor
Wislander
und
Olsson mit je fünf Treffern.
Steinar Ege zeigte mit 14 gehaltenen Bällen
und einem parierten Siebenmeter ebenfalls eine gute Leistung.
Bei Gudme waren Claus Jacob Jensen (7) und
Morten Jensen (5/2) am erfolgreichsten, GOG-Torhüter Sune Agerschou
zeigte mit 16 Paraden eine starke Leistung und brachte besonders
im ersten Durchgang den Kieler Angriff zur Verzweiflung.
Wie schlimm die Bänderverletzung von
Nenad Perunicic ist, wird sich erst
nach einer eingehenden Untersuchung in Kiel ergeben.
Anekdote am Rande: Der THW verursachte bei der Anreise auf der A7 einen vier Kilometer
langen Stau, nachdem es am Grenzübergang Froslev einen zehn-minütiges
Problem mit Nenad Perunicics Visum gab.
Im zweiten Gruppenspiel gewann Braga am Samstag in Triest mit 28:27.
Dazu THW-Manager Uwe Schwenker:
"Schade, nicht so gut für uns. Aber jetzt müssen wir in Braga eben punkten!"
TV-Tip:
- N3, So., 22.00: "Sport3": Möglicherweise Berichterstattung
Stimmen zum Spiel:
Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis, das aber noch höher hätte ausfallen
können.
Erst nach dem 5:8 haben wir begonnen, richtig Handball zu spielen.
Heute mußte jeder was tun, alle waren gefordert. Vor allem nach
Nenads Ausscheiden.
Eine glänzende Ausgangsposition für uns, nach wie vor ist Platz eins
der Gruppe unser Ziel.
- GOG Gudme (DEN ):
-
Agerschou (1.-60.), Alhage (n.e.);
Laen (1), Stryger (2), Marxen (n.e.), Nielsen (5), M. Jensen (5/2),
Vilhelmsen (1), Lindhardt (1), Pedersen, Boeriths, C.J. Jensen (7);
Trainer: Nyegaard / Albrektsen
- THW Kiel:
-
Ege (1.-60.),
Geerken (n.e.);
Wislander (5),
Bezdicek,
Ernelind (1/1),
Jacobsen (2),
Schwenke,
Bjerre (1),
Perunicic (1),
Lövgren (7),
Schmidt (1),
Olsson (5);
Trainer: Serdarusic
- Schiedsrichter:
-
Liachovicius / Paskevicius (LIT)
- Zeitstrafen:
-
Gudme: 2 (Nielsen, Lindhardt);
THW: 1 (Perunicic)
- Siebenmeter:
-
Gudme: 3/2 (M. Jensen scheitert an Ege);
THW: 1/1
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:3, 4:3, 4:4, 5:4, 5:5, 8:5, 8:6, 9:6, 9:9;
2. Hz.: 9:14, 13:14, 13:15, 14:15, 14:17, 15:17, 15:19, 17:19,
17:20, 19:20, 19:22, 21:22, 21:23, 22:23
- Zuschauer:
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2500 (Idraetshalle, Gudme)
- Spielgraphik:
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