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12.-14.05.2001 - Letzte Aktualisierung: 14.05.2001 Bundesliga

THW erkämpft in Magdeburg 24:24-Unentschieden

Meisterschaft bleibt spannend, denn Flensburg patzt auch

Bundesliga, 36. Spieltag: 12.05.2001, Sa., 19.30: SC Magdeburg - THW Kiel: 24:24 (11:14)
Update #2

Der THW Kiel hat heute abend beim SC Magdeburg ein 24:24 (14:11)-Unentschieden erreicht. Die Zebras haben damit weiterhin alle Chancen auf eine Europapokalteilnahme im nächsten Jahr. Der SCM bleibt dagegen weiter auf Kurs Meisterschaft, denn Verfolger Flensburg verlor in Gummersbach ebenfalls einen Punkt.
Beide Teams traten mit Verletzungssorgen an. Der THW mußte auf Martin Schmidt verzichten (Oberschenkelverletzung), bei Magdeburg saß zunächst Spielmacher Oleg Kuleschow nur auf der Tribüne.

Der "Noch-Meister" begann sehr konzentriert. Jacobsen traf zwei Mal zur 3:2-Führung. Dann sorgte Stefansson mit einem Doppelschlag für die erste Führung der Gastgeber: 4:3 (6.).

Nenad Perunicic wurde in der Bördelandhalle ausgepfiffen.
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Von Medien und Fans interessiert beobachtet wurde der Einsatz von Nenad Perunicic, der laut Magdeburger Volksstimme nächste Saison beim SCM spielen will. Doch der Montenegriner hatte es nicht leicht mit seinem möglicherweise zukünftigen Publikum: Nachdem Göthel den Ball zu lange hielt und Perunicic reklamierte, sah der Magdeburger eine Zeitstrafe. Prompt hatten die SCM-Fans ihren Buhmann gefunden, pfiffen Nenad immer wieder aus.

Magdeburg erhöhte auf 6:4 nach neun Minuten. Doch der SCM fand vor allem im Angriff nicht zu seinem Spiel. Die 6:0-Abwehr des THW steigerte sich von Minute zu Minute. Zudem wechselte Trainer Noka Serdarusic den Keeper: Axel Geerken löste Steinar Ege ab und gab seiner Deckung Sicherheit, das Zebra-Bollwerk stand. Der THW zog das Tempo an, Perunicic traf mit einem Doppelschlag zum 11:7 (18.). Inzwischen hatte Gislason alles auf eine Karte gesetzt, seinen angeschlagenen Spielmacher Kuleschow nachgetragen, der Russe sollte das Spiel ordnen. Doch die Zebras hatten noch nicht genug. Vier Minuten später hieß es 13:7 für den THW durch Olsson. Kiel schien auf der Siegerstraße, doch SCM-Coach Gislason stellte auf eine 5:1-Deckung um, spielte abwechselnd vorn mit Abati, Kretzschmar und Liesegang. Gegen diese Maßnahme fand der THW zunächst kein Gegenmittel.

Nachdem Axel Geerken kurz vor dem Kabinengang beim Stande von 14:10 einen Siebenmeter vom Stefansson abwehren konnte, gelang Magdeburg durch Kervadec der 11:14-Anschluß zur Pause.

Tor für Tor schrumpfte die Führung nach dem Wechsel. Nach 34 Minuten stand es 14:14. Nun kochte die Halle, die Schiris hielten dem Druck der Zuschauer nicht Stand und kippten um. Nur allmählich fand der THW gegen die umgestellte Magdeburger Abwehr wieder ins Spiel. Lövgren machte das 18:18.

Mitten im Handgemenge: SCM-Torhüter Henning Fritz. Doch die Gemüter kühlten sich schnell wieder ab.
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Es wurde dramatisch. Magdeburg blieb vorn, hatte beim 19:18 (43.) durch den frei zum Wurf kommenden Liesegang die Chance auf eine Zwei-Tore-Führung, doch der vergab. Stattdessen ließ sich der THW nicht abschütteln, glich immer wieder aus. Und das, obwohl er in der zweiten Halbzeit ein Zeitstrafen-Mißverhältnis von 6:1 gegen sich hinnehmen mußte. Auch andere mehr als umstrittene Entscheidungen des Gespannes Prang / Reichl waren nicht zugunsten des THW, die Kieler Nachrichten sprachen von einer "unterirdischen" Leistung der Männer in schwarz, die "Aufbauhilfe Ost" leisteten. Nach 48 Minuten stand es dennoch nur 21:20 für die Gastgeber, die Zebras gaben nicht auf. 24:24 hieß es nach 59 Minuten. Kiel hatte zwar Ballbesitz, doch Lövgren, zuvor mit einer überragenden Leistung, verlor das Leder. Magdeburg setzte zum Konter an, Lövgren foulte Stefansson an der Mittellinie, Stefansson flog in den Zeitnehmertisch, Lövgren sah (gerechtfertigterweise) Rot. Tumulte an der Bank, die Trainer Serdarusic und Gislason standen sich wütend gegenüber. Mittendrin der aufgebrachte SCM-Torhüter Fritz, der im nächsten Jahr beim THW spielen wird.

Sah in der 60. Minute rot: Stefan Lövgren. Er war mit acht Toren bester Werfer.
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Nachdem die Gemüter wieder ein paar Grad unter Siedetemperatur waren, konnte es weitergehen. Magdeburg hatte sieben Sekunden vor Schluss den Ball und die Chance zum Sieg. h Kudinow kam von Linksaußen frei zum Wurf, warf aber aber rechten Pfosten vorbei. Es blieb beim 24:24, die Magdeburger Fans waren aufgebracht. Erleichterung machte sich breit, als das Ergebnis aus Gummersbach durchsickerte: Auch Flensburg hatte einen Punkt verloren, nur 23:23 beim VfL gespielt. SCM-Kapitän Steffen Stiebler zeigte sich nach dem Spiel diplomatisch: "Nach dem Schlusspfiff war aber wieder alles vergessen. Da kann man auch ein Bier zusammen trinken."

Bester Spieler beim THW war Stefan Lövgren mit acht Toren. Bei Magdeburg war Stefansson mit 8/4 Treffern am erfolgreichsten.

Eigentlich sollte der THW von den Flensburgern nur ein Faß Bier bekommen, falls Flensburg Meister wird und der THW in Magdeburg gewinnt. Gewonnen hat der THW zwar nicht, aber den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung müssen sich die Zebras sicher auch nicht gefallen lassen. So meint dann auch SG Flensburg-Handewitt-Manager Dierk Schmäschke: "Vielen Dank THW. Das Bier bekommt der THW trotzdem. Jetzt fahre ich das 50-Liter-Faß aber mit dem Auto dahin. Schließlich haben wir auch so noch alles in der Hand."

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Hoffentlich glaubt keiner, dass wir den Magdeburgern die Meisterschaft vermasseln wollten, denn wir brauchen jeden Punkt, um unser Ziel Platz 4 noch zu erreichen.

In der 1. Halbzeit stand die Abwehr sehr gut, Angriffe wurden ausgespielt und die Pausenführung war verdient. Magdeburg kam in der 2. Halbzeit aggressiver und bissiger aus der Kabine. Wir haben keine Ruhe mehr ins Spiel bringen können und zu schnelle Angriffe gespielt.

Insgesamt war der THW die bessere Mannschaft, Magdeburg ist durch die Unterstützung der Zuschauer wieder herangekommen.

Als der SCM auf 5:1 umstellte, abwechselnd vorn mit Abati, Kretzschmar und Liesegang spielte, fanden wir zunächst kein Mittel dagegen, haben viele Bälle weggeworfen, Magdeburg über 9:13 und 13:14 wieder aufgebaut. Insgesamt waren wir aber besser.

SCM-Trainer Alfred Gislason:
Wir haben in der 1. Halbzeit nie zu unserem Spiel gefunden, waren viel zu hektisch und haben frühzeitig abgeschlossen. Gegen die starke Deckung der Kieler haben wir keine Linie gefunden, zudem hatten wir große Problem im Rückraum.

In der Phase Mitte der ersten Halbzeit wurde offensichtlich, dass wir ohne starke Abwehr nichts reißen können. Daher die Umstellung auf 5:1-Deckung.

In der 2. Halbzeit waren wir aggressiver, haben aber viele Bälle verschossen und konnten somit auch keine klare Führung herausspielen. Am Ende hätten wir auch verlieren können, aber ein Sieg wäre unverdient gewesen.

In Wallau müssen wir mindestens einen Punkt holen, da Lemgo die restlichen Spiele gewinnen wird.

THW-Manager Uwe Schwenker:
Das war auf jeden Fall ein verdienter Punkt. Wir waren die bessere Mannschaft. Aber in der zweiten Hälfte sind wir benachteiligt worden.

Wir haben heute gezeigt, dass wir das Potenzial haben, jeden zu schlagen.

Wir waren über 60 Minuten die bessere Mannschaft. Aber wir wurden zumindest in der zweiten Halbzeit eindeutig benachteiligt.

SCM-Manager Bernd-Uwe Hildebrand:
Man muß nicht unbedingt auf den letzten Wurf hoffen, wenn man vorher so klar wie wir zurückgelegen hat.
Nenad Perunicic, der Henning Fritz im Tumult der letzten Minute beruhigte:
"Ich habe ihm gesagt: Henning, bleib cool. Du musst mit ihm noch ein paar Jahre auskommen."

[Zum Spiel:]
Magdeburg hat zu viel mit Herz, zu wenig mit Kopf gespielt.

[Zu Oleg Kuleschow, der angeschlagen ins Spiel kam:]
Oleg sieht es nicht gut aus. Aber ohne ihn wird's eng für den SCM.

[War das Spiel wegen der Wechselproblematik etwas besonderes?]
Für mich als Profi war das eine völlig normale Situation.

SCM-Kapitän Stiebler:
Keiner hat Kudinow einen Vorwurf gemacht. Er hat sein Bestes versucht. Es wäre zu billig, ihn als Sündenbock hinzustellen. Wir hatten ja zuvor mehrfach die Chance, den Sieg zu sichern.

[Zu den Tumulten in der 60. Minute:]
Nach dem Schlusspfiff war aber wieder alles vergessen. Da kann man auch ein Bier zusammen trinken.

SCM-Linksaußen Stefan Kretzschmar:
In so einer beschissenen Situation wie "Kudi" jetzt ist, war ich selbst schon. Da bist du nur fertig, untröstlich. Aber nicht der letzte Wurf war spielentscheidend. Wir hätten vorher alles klar machen können, Mist. Dann wäre uns der Titel sicher gewesen. Aber noch haben wir alles selbst in der Hand.
SCM-Trainer Alfred Gislason:
Es wäre fatal, jetzt "Kudi" den Punktverlust anzuhängen. Nach dem 17:16 in der 37. Minute bestand mehrfach die Möglichkeit, auf zwei Tore wegzuziehen. Darin liegt die Ursache, warum wir nicht gewonnen haben.
SCM-Co-Trainer Ghita Licu:
Beim 18:17 in der 40. Minute spielen wir in doppelter Überzahl ungeschickt, verwerfen danach Konter, nutzen Siebenmeter nicht. Dafür haben wir die Quittung bekommen.
Sven Liesegang, der beim 19:18 (43.) frei scheiterte:
Mache ich den rein, wäre Kiel vielleicht verunsichert worden, hätte gespürt, dass wir einen Lauf bekommen.
THW-Kreisläufer Klaus-Dieter Petersen:
Schönen Gruß an die Schiedsrichter. Die haben mir heute ein Faß Bier geklaut, daß wir für einen Sieg von Flensburg bekommen sollten.
THW-Linksaußen Nikolaj Jacobsen:
Den einen Punkt muß man als Sieg betrachten. Das war schon ziemlich lustig, was die Schiedsrichter so gepfiffen haben.
THW-Rückraumspieler Staffan Olsson:
Um es mal sehr zurückhaltend auszudrücken, es war hier heute sehr schwierig zu gewinnen, mit den Schiris vielleicht sogar unmöglich.
SCM-Torhüter Henning Fritz:
[Zu seiner Leistung:]
Wenn die Schützen völlig frei werfen, gibt's für Torhüter meistens nichts zu halten.

[Punktgewinn oder Punktverlust?]
Das wird sich noch rausstellen. Über 60 Minuten muß man zufrieden sein mit dem Punkt. Der THW war sehr stark. Die Schiedsrichter haben uns wieder ran gebracht. Aber die Chance, uns abzusetzen, haben wir verpaßt.

[Zur Szene in der letzten Minute, sind Ihnen da die Nerven durchgebrannt?]
Nein. Aber es geht jetzt um alles. Das sah sehr gefährlich aus, als Ole da in die Bank und den Zeitnehmertisch flog. Ich hatte Angst um seine Gesundheit.


36. Spieltag: 12.05.01, Sa., 19.30: SC Magdeburg - THW Kiel: 24:24 (11:14)

Logo SC Magdeburg:
Fritz, Gaudin (n.e.); Machulla, Kervadec (4), Kudinow (3), Göthel (6), Liesegang (2), Stiebler, Stefansson (8/4) Abati (1/1), Kuleschow, Jahns, Kretzschmar; Trainer: Gislason
Logo THW Kiel:
Ege (1.-8., 51.-60.), Geerken (9.-50.); Wislander (3), Ernelind (2), Jacobsen (5/3), Schwenke, Bjerre, Perunicic (4), Petersen, Lövgren (8), Olsson (2); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Prang (Bergheim) / Reichl (Köln)
Zeitstrafen:
Magdeburg: 3 (Göthel, Stiebler, Kretzschmar);
THW: 6 (zweimal Wislander, zweimal Petersen, zweimal Olsson)
Rote Karte:
THW: Lövgren nach Foul an Stefansson (60.)
Siebenmeter:
Magdeburg: 8/5 (Geerken hält 2mal gegen Stefansson, Stefansson an die Latte);
THW: 3/3
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:2, 2:2, 2:3, 4:3, 4:4, 6:4, 6:5, 6:7, 7:7, 7:13, 9:13, 9:14, 11:14;
2. Hz.: 14:14, 14:15, 15:15, 15:16, 17:16, 17:17, 18:17, 18:18, 19:18, 19:19, 20:19, 20:20, 21:20, 21:21, 22:21, 22:22, 23:22, 23:23, 24:23, 24:24
Zuschauer:
6876 (ausverkauft) (Bördelandhalle, Magdeburg)


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